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. zu gegebener Zeii." Englands Antwort auf die amerikanische Aufforderung zur Schuldenzahlung. Die britische Regierung antwortete auf die Aufforderung Washingtons, die seit dem Juni 1933 fälligen Schuldenraten und Zinsen in Höhe von über fünfhundert Millionen Dollar für die während des Krieges aufgenommenen Kredite zu zahlen, mit der Er klärung, daß sich die Lage, die ihr die Zahlung unmöglich mache, nicht geändert habe. Die englische Regierung teile jedoch mit der amerikanischen Regierung die Hoffnung, zu gegebener Zeit eine befriedigende Lösung der Schuldcnfragc zu erzielen. Amerikanische Kommunisten beschimpfen das Sternenbanner. Große Empörung in der nationalen Presse der Ver einigten Staaten. Die zunehmende Frechheit, mit der a m e r i k a n i s ch e Kommunisten ihre Ziele verfolgen, wird, wie aus New Dort gemeldet wird, durch einen Vorfall gekenn zeichnet, der in der nationalen Presse Amerikas einen Ent rüstungssturm hervorgerufen hat. Auf einer Massen- Versammlung im Madison Square Garden in New Jork wagten die Kommunisten 2 5 rote Flag gen zu zeigen, unter Ausschluß des Sternenbanners. Man muß wissen, daß in den meisten Staaten der Union ein Gesetz besteht, das teilweise unter Androhung hoher Strafen das Zeigen irgendeiner anderen Flagge ohne gleichzeitiges Hissen d-? Sternenbanners verbietet. Dieser neue Vorfall hat bewiesen, daß New-Yorker Kommunisten nicht einmal vor der Flagge ihreseigenenLandes haltmachen. Der gesetzgeben den Körperschaft des Staates New York ist daraufhin von mehreren Senatoren eine Gesetzesvorlage zugegangen, die solche Flaggenbeschimpfungen zukünftig unmöglich'machen soll. Kleine Nachrichten. ^OOOVV-Mark-Gewinn auf die Nr. 317LS4. In der Staatslotterie wurde auf das Los Nr. 317 254 der 1 00 OOO-M a rk-G ew i n n gezogen. Das Los wird in der ersten Abteilung in Achtellosen in Ostpreußen, in der zweiten Abteilung in Achtellosen in Baden gespielt. Christbaum in der Provinz Bozen wieder zugelassen. Der Verbandssckretär der Faschistischen Partei hat Verfügt, daß in der Provinz Bozen der Christ- bäum im Gegensatz zu den kürzlich veröffentlichten Be stimmungen gestattet bleibt. Zum Schutz der Wald kulturen wird aber ein möglichst eingeschränkter Gebrauch der Erlaubnis empfohlen. Berlin. Der Führer und Reichskanzler Hai an den Reichs- und preußischen Minister für die kirchlichen An gelegenheiten, Hanns Kerrl, anläßlich dessen 48. Ge burtstag ein herzliches Glückwunschtelegramm gesandt. Berlin. Der R e i ch s k r i e g s m i n i st e r hat für die Zeit vom 1. Januar an die Vergütung für Quartierverpflegung auf 1,30 Mark festgesetzt. Davon entfallen auf die Morgenkost 25 Pf., auf die Mittagskost 62 Pf. und auf die Abcndkost 43 Pf. In diesen Beträgen sind jeweils 7 Pf. für Brot enthalten. Bern. Zum schweizerischenBundespräsi- denten ist der Bundesrat Meyer, zum Vizepräsi denten Bundesrat Motta gewählt worden. Beide gehören schon seit Jahren dem Bundesrat an. London. Auf Einladung des Instituts für Auslands fragen sprach Konrad Henlein, der Führer der Sudetendeutschen, in Chatham House in englischer Sprache über das Thema „Die Deutschen in der Tschecho slowakei". Diese Einladung beweist wohl das große Interesse, das die englische Politik der Entwicklung der mitteleuropäischen Verhältnisse entgegenbringt. Neuss aus aller Wett. 20 000 Fahrräder gestohlen. Die ungarischen Rad fahrer haben große Sorgen. Gewerbsmäßige Diebe haben in Budapest in einem Jahre nicht weniger als 20 000 Fahrräder von der Straße gestohlen. Die Polizei hat mehrere Werkstätten entdeckt, die nicht anderes zu tun hatten, als die gestohlenen Fahrräder umzuarbeiten und unkenntlich zu machen. 15 Schnellzugwagen reisen von Nürnberg nach Süd amerika. Die chilenische Staatseisenbahn hat bei der MAR. (Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg) 15 Schnell zugwagen erster Klasse in Auftrag gegeben, deren erster in diesen Tagen die Reise von den Nürnberger Werk stätten nach Valparaiso antreten wird. Die nach dem Pullman-Typ erbauten und elegant ausgestatteten Wagen sind 22,5 Meter lang und besitzen an Stelle der in deutschen Schnellzugwagen üblichen Abteile einen un geteilten Aufenthaltsraum mit 80 Sitzplätzen. Gesunkener Bagger versperrt Hafenausfahrt. Der am Eingang des Hafens von Scheveningen bei Baggerarbeiten beschäftigte Sandsauger „Blanka" wurde plötzlich leck und sank. Das Schiff ragt zur Hälfte aus dem Wasser. Da cs die Fahrrinne versperrt, kann der Hafen von Scheveningen weder angelaufen werden, noch können Schiffe den Hafen verlassen. Einbruch in die Kathedrale von Orleans. In der berühmten Kathedrale von Orleans wurde ein Ein bruchsdiebstahl verübt. Am Bahnhof wurde ein wert voller Kelch gefunden, der, wie später festgestellt wurde, zum Schatz der Kathedrale gehörte. Nachforschungen er gaben, daß aus der Sakristei Schlüssel verschwunden waren. Die Schatzräume und Reliquienschränke waren verschlossen. Es wird nun eine Bestandsaufnahme vor- genommen werden, um die möglicherweise gestohlenen Gegenstände zu ermitteln. Deutschland in Antosagasta. von Kurt Forstmann. Das war zu der Zeit, als wir nach Antosagasta kamen... Antosagasta, Kinder, kennt Ihr das öde Loch? Aber stellt Euch eine Crew vor, was auf deutsch eine Schiffmannschaft bedeutet, die ausgehungert ist und krank nach Land und einem bißchen Glitzern von Senoritas und frischem Gemüse und Schnaps. Da ist selbst ein Felsenloch ein Paradies. Das war also damals, als wir nach Antosagasta kamen. Der Steuermann hatte schon ein paar Tage vorher gesagt: „Jungens" — und wenn er das sagt, ist immer etwas Be sonderes los. Er strich seinen schönen braunen Bart, den er chie zu schneiden vergaß, er war aus Osnabrück, der Bart und .der ganze Mann, — als wir Hamburg verließen, war der Bart so lang wie ein kleiner Finger, und nun hing er fast bis Mm Gürtel. Das war also unser Steuermann. Und er sagte zu uns: „Jungens", sagte er, „in ein paar Tagen sind wir an Land." - Nun kann sich Wohl keiner, der an Land groß geworden ist und das Wasser nur vom Waschen her kennt und nicht vom Seefahren, — so einer kann sich vermutlich gar nicht vor stellen, was das damals für uns bedeutete: In ein paar Tagen sind wir an Land. Wir waren genau vierundfünfzig Tage auf See gewesen. Vierundfünfzig Tage sind beinahe zwei Monate ach, du liebe Zeit, frische Lebensmittel hatten wir schon lange nicht mehr, nur Hartbrot, Konserven und Stockfisch. Und dann waren da immer noch zwei Pfund Butter, die der Kapitän für sich persönlich in seinen Eisschrank geschlossen hatte. Eines Tages klauten wir sie ihm, als er schlief. Er erwachte, sah wie immer sofort in den Eisschrank nach der Butter, an der sein Herz hing. Dann rief er uns an Deck. Er blickte mir tief in die Augen und sagte: „K. H.", sagte er, „Wenn alle lügen, Du wirst mich nicht belügen. Wer hat die Butter geklaut?" — Ich sah ihn an. „Ich weiß es nicht, Kappen", sagte ich, „mir haben sie nichts abgegeben", und Khlte, wie allmählich die Butter in meiner Hosentasche warm wurde und mir an den Beinen herunterlief. Und von da ab gab es eben nur noch Hartbrot und Stock fisch ... Uebermorgen kommen wir nun nach Antosagasta. Wir sind von Deutschland durch den Englischen Kanal und den Atlantischen Ozean gefahren, haben ein paar Tage vor Kap Horn gelegen und nun endlich die andere Seite Amerikas er reicht. Wir alle gingen umher wie Narren, dann wurden wir Plötzlich geschäftig, fingen an, unsere Sachen auszuwäschen, Und in den Wind zu hängen. , Dann kam Antosagasta, so wie eben alles einmal kommt: ein kleiner Streifen am Horizont. Der Mann am Ausguck wird wahnsinnig, fängt an zu schreien, schwenkt die Mutze. ^,Land, Land!" ruft er, als ob er Columbus wäre, aber wenn ich ehrlich sein soll, so ist uns allen zu Mute wie ihm; da drüben ist wirklich Land. Die Küste ist felsig und die Brandung nicht unbeträchtlich. Wir alle kriegten sofort Sorgen wegen des Landurlaubs. Aber diesmal war cs der Donkeymann, der unsere Sorgen verstand; er kam und hatte sich Bescheid geholt. „Wir kriegen alle Land- Urlaub. alle kriegen wir Landurlaub!" Es wurde Nachmittag, wir liefen nah ans Land. Die Polizei flitzte an Bord und der Zoll, dann knallten unten in der Kajüte ein paar Bierflaschen, somit waren die Zollfragen erledigt. Wir aber Verschwanden unter Deck, immer einer nach dem andern ins Logis. Und ganz verlegen, so als wenn es nichts Besonderes wäre, tauchten wir wieder auf in unserem schmucken Dreß, in unseren guten Anzügen und Mützen. Der Käppcn, der noch immer mit den Bierflaschen und den Zollbeamten knallte, tat, als sähe er überhaupt nichts, aber der Erste Offizier tauchte auf einmal auf, rasiert und parfümiert wie ein Fräulein aus dem Hut geschäft und sagte: „Nun mal los, macht die Boote klar!" Während das also geschah, sah ich plötzlich drüben auf dem Kai zwei Gestalten, das waren keine Seeleute und auch keine Copps, sondern das waren richtige kleine Senoritas, und sie schwenkten ihre Mantillas, daß Haare und Kämme in der Sonne glitzerten. Wir alle sahen hinüber, aber keiner sagte etwas. Selbstverständlich sagte keiner etwas. Wir hinein in die Boote, stießen ab und fuhren los. Wir Pullten gleichmäßig durch das Wasser, aber zwischendurch hörten wir ganz deutlich immerzu die Stöckelschuhe der Seno ritas klappern, obgleich wir mit dem Rücken zu ihnen saßen und nichts von ihnen sahen. Wir hatten es gut getroffen. In Antosagasta, das sonst ein ödes Felsloch ist, war gerade Markttag und zugleich kirch licher Feiertag. Die Leute aus der ganzen Provinz — bis aus Bolivien — strömten herbei; so sah das kleine Städtchen aus wie eine Stadt, und die Luft zitterte nur so von Parfüm und Gekicher und Stöckelschuhen. „Jungens", sagte der Erste, der immer das Richtige weiß, „bevor wir losziehen und uns den Ort ein bißchen angucken, trinken wir einen. Was sagt Ihr?" Nun, wir waren gewohnt, Ja zu sagen, wenn der Erste etwas meinte; außerdem war sein Vorschlag sehr vernünftig. So schoben wir alle sechzehn hinein in die nächste kleine Bar. Die Kellner flitzten herbei, und das machte uns Spaß. Vierund fünfzig Tage waren w i r geflitzt. Im Augenblick, als wir eintraten, fingen der Klavier spieler und sein Kollege mit der Geige an zu spielen. Sie boten irgend ein sentimentales Lied, wie man es in Spanien oft hört. Es kommt darin vor „O Madonna" und „Annabella" und „Sonnenschein". An der Bar selber saßen zwei Farmer. Es schienen große Leute zu sein, denn der Mixer bediente sie mit einer geradezu zärtlichen Ehrsurcht. Da saßen wir nun am Tisch, vor jedem von uns stand ein Aquavit, und Plötzlich war da eine Pause. Der Klavierspieler und der Geiger häm merten noch immer ihr süßes Lied; ich mochte es schon gar nicht mehr hören. „Prost Jungens!" sagte unser Erster. — „Prost!" ant worteten wir, aber wir hörten immer nur nach der Kapelle. Einer der Farmer warf ihr einige Geldstücke zu, sobald sie mit einem Lied fertig war, und sofort begann ein neues. Dann stützte der Herr an der Bar seinen Kopf auf und starrte vor sich hin. Vielleicht war ihm jemand gestorben. Oder er hatte Heimweh. Heimweh! Teufel! — Wer hatte das eben gesagt? Teufel, Teufel! Wir sahen einander am und etwas steckte uns in der liiUiiIr siil SV tick Am 4. 4. 1035 hat unser Landesbauernführer an alle säch sischen Bauern und Landwirte über die Mitarbeit im zivilen Luftschchutz erlaßen, den wir in der Nr. 15 unseres Wochen blattes vom 14. 4. 35 veröffentlicht haben. In diesem Aufruf wies der Landesbauernführer daraus hin, daß Sachsens Bauern und Landwirte in der Lustschutzar beit genau so wenig untätig sein dürfen wie die städtische Be völkerung, und daß er von jedem Bauern und Landwirt erwarte, daß er die Bestrebungen des Reichsluftschutzbundes fördert. Eist in neuester Zeit hat auch der Reichsbauernführer mit dem Präsidium des Reichslustschutzbundes Vereinbarungen ge troffen, die vor allem darauf abzielen, nach der Ernte, in den ruhigeren Wintermonaten, die Aufklärung über die Luftschutz- arbeit auf das flache Land zu tragen. Wir müßen uns klar darüber sein, daß bei zukünftigen außenpolitischen Verwicklungen,. die wir alle nicht wollen, in unserem kolonielosen deutschen Vaterlande die Bedeutung der Landwirtschaft noch weit größer als je zuvor sein wird. Wir haben auch erkannt, daß durch die Ausgestaltung der Luftwaffe ein totaler Krieg das flache Land genau so zu Vcr- tei-digungs- und Abwehrmaßnahmen zwingen wird wie die Städte. Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß die Kampfstaffeln und -geschwader lediglich die dichtbesiedelten Wohnzentren an greifen werden, sie werden vielmehr auch bewußt die Lrnäh- rungsgrundlage vernichten wollen, und vor allem auch den Wehr- und Widerstandswillen unseres gesamten Heimatgebie tes, das immer die stärkste Rückendeckung der Front war, durch häufig wiederkehrende Angriffe zu lähmen und schließlich zu brechen versuchen. Der Luftschutz ist deshalb nicht nur eine Frage der inneren Landesverteidigung, sondern zugleich auch eine Lebensfrage unserer gesamten Schicksalsgemeinschaft. Neben dem Schutz der ländlichen Bevölkerung werden wir es vor allem auch mit dem Schutz der Tiere, der ländlichen Erzeugnisse, des Inventars und der Gebäude zu tun haben. Da zu bedarf es vor allem einer gründlichen Schulung durch die Orts- und Gemeindegruppen des Reichsluftschutzbundes, der sich jeder unterziehen muß. Der Reichsnährstand wird sich hier bei von keinem anderen übertreffen laßen. Er wird sich restlos und geschloßen nach der nunmehr einsetzenden Aufklärungsar beit — auch im Rahmen unserer Zeitschrift — dem Reichslust schutzbunde zur Verfügung stellen und ihn in jeder Beziehung im eigenen Intereße fördern und unterstützen. Wir werden uns einreihen in die große Abwehrfront zur Verteidigung unserer heimatlichen Scholle und in der Durchfüh rung des Selbstschutzes im zivilen Luftschutz vorbildliche Arbeit leisten. Auch in dieser Frage stehen Stadt und Land in einer großen nationalsozialistischen Gemeinschaft, zum Einsatz bereit, wenn der Führer rufen sollte. Das Wort unseres Reichspropagandaministers Goebbels: „daß der Friede nie beim Feigen, sondern immer nur beim Starken war", wird uns auch bei der jetzt einsetzenden Luftschutz arbeit auf dem Lande Richtschnur für unsere Tat sein! Kehle, das uns den Atem kurz machte. Der Aqua schmeckte uns nicht mehr, und der Erste sah nach unten und wischte sich die Nase mit dem Handrücken; er hatte graue Falten um die Augen und trommelte nervös auf die Tischplatte. Ich möchte irgend jemandem an die Gurgel, und das beim dritten Glas? — Aber das kam nicht daher, meinen Moralischen kriege ich immer erst beim zehnten. Plötzlich roch es in der Bar, ;a, es roch ganz komisch — nach deutschem Wald! Und da stand ich auf und atmete einmal ganz tief und noch einmal, und dann... sagte ich: „O Kinners", und nicht mehr. — Was hatten wir für'n Heimweh! Nach Deutschland. „Hört aus!" schrie der Erste zur Musik, er schlug auf den Tisch, die Musiker hörten sofort erschrocken auf und starrten uns an. Der Zimmermann mir gegenüber lächelte. Mir fiel auf, daß ich ihn noch nie hatte läche!n sehen. Er haute lachend auf den Tisch, daß die Bar zitterte, er rief: „Das Deutschland lied!" Der Bootsmann, der den Zimmermann sonst nicht leiden konnte, ließ sein Glas los und legte bedeutungsvoll seine beiden Hände daneben ans den Tisch. Aber die Kapells spielte jetzt „O Paloma". Der Mann an der Bar stützte seinen Kops auf und sah nach irgend etwas in die Ferne. Er hatte ein trauriges Gesicht. Da stand der Erste auf. „Das Dei^chlandlied", sagte er ganz leise. Er wühlte in seinen Taschen und holte Geld hervor. Er warf es zur Kapelle hinüber. „Das Deutschlandlied!" wiederholte er, und auch wir wühlten in unseren Taschen und holten die Löhnung hervor. Die Kapelle zögerte, sie setzte ab, und schon schien es, als ob die Musiker unserem Wunsch nachkommen würden. Aber der Mann an der Bar sah geringschätzig auf den Haufen Geld, den wir hingeworfen hatten, er faßte in die Rocktasche, legte einen einzigen Schein daneben, und die Musiker spielten weiter „O Paloma". Da packte mich die Raserei, und uns alle, die wir vier undfünfzig Tage von der Heimat entfernt waren und vier undfünfzig Nächte. Unsere Heimat ist an der Elbe, und wenn anch der Steuermann aus Osnabrück stammt, so liegt das doch in der Provinz Hannover, wozn auch Harburg gehört, das an derselben Elbe liegt wie Hamburg. Wir sahen unsere Frauen, unsere Bräute und unsere kleinen Kinder, wir sahen die Kirchtürme der Dörfer, wir sahen den Strom, hörten das Heulen der Dampfer und überhaupt alles. Wir wühlten in unseren Taschen, und immer mehr Geld kam zum Vorschein., Ob der Kerl an der Bar auch seine Scheine daneben legte, schließlich lag unsere ganze Heuer aufgcstapelt vor der Kapelle.! Der Fremde sagte etwas zu seinem Nachbarn, und stützte de»! Kopf wieder ans. Da spielte die Kapelle das Deutschlandlied. Da standen wir nun auf und waren wie Kinder am Weihnachtsabend. Sechzehn Mann und zwei Jungens. Wir steckten die Hände in die Taschen und machten die Augen zu. Die Kapelle mußte das Lied spielen mit allen seinen Versen und einen fünften gab sie zu, dann war sie still. Gute Nacht, sailor, erst hast du Fernweh, und nun hast du Heimweh. Gute Nacht, sailor, schlaf und träume von der Elbe... Die Kapelle blieb still. Von draußen hörte man Lärm« und Glocken. Da verließen wir die Bar, einer nach dem an dern. Wir gingen geradewegs auf unser Schiff zurück, denn wir hatten keinen Centavo mehr, und ohne Geld kriegt man auch dort drüben nichts. Aber Jungens, ob Ihr jemals so glücklich gewesen seih,! wie wir cs damals waren, wir sechzehn, das weiß ich nicht. Wir gingen an Bord zurück, es knallte ordentlich, wie wir durch den Abend pullten, und die ganze Nacht hindurch s-mgen wir deutsche Lieder. Das war vor Antosagasta. Jungens.