Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblalt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Aoi „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Bezugspr. monatl. 2RM. frei Haus, bei Postbestellung IM RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rps. Alle Postanstaltcn, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle dehmcn zu jeder Zett Be- . stellungen entgegen. Im 8-lle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wllsdruss u. Umgegend sonstiger B-triebsstoru». Ken besteht kein Anspruch "——— auf Lieferung der Zei- «u»g oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto bcilicg«. W alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks A n zeigen Preis- laut aufliegender Preisliste Nr. 5. — Ziffer. Gebühr: A> Rpsg. — D-rgeschri-. bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. —Anzeigen-Annahme bis vormittags lv Uhr . erür die Richtiakeit der durch Fernruf «bermtt. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 letten Anzeigen überneh' men wir keine Gowahr. - Bet Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 287 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 10. Dezember 1935 Nie Aussichten der Flottenkonferenz. Zum Beginn der Verhandlungen in London. Nach langem Hin und Her ist nun also die neue Flottenkonferenz in London zusammengetreten. Der Ein ladung Englands haben die übrigen vier beteiligten See mächte Folge geleistet; die Verhandlungen können also beginnen. Allerdings muß man sich darüber klar sein, daß diese Konferenz nicht so bald Ergebnisse zeitigen wird. Erst müssen einmal die Marinesachverständigen die Praktischen Grundlagen schaffen, auf denen ein neues Flottenabkommen als Ersatz für die Ende 1936 ablaufen den Verträge von Washington und London zustande kommen könnte. Versuche hierzu sind bereits in Gestalt von Vorverhandlungen seit dem Juni des vorigen Jahres im Gange gewesen. Sie scheiterten aber im De zember an dem strikten Verlangen Japans nach Flotten gleichheit mit den Vereinigten Staaten. Wie liegen die Dinge heute? Geben sie. mehr Aus sicht auf einen Erfolg der Konferenz? Zu nächst wohl kaum, wenn man nicht die Tatsache weiter- üeführter Verhandlungen an sich schon als einen Fort schritt ansehcn will. Bisher hat noch keine der Mächte etwas Wesentliches von ihren Forderungen abgestrichen, so daß die Gegensätze nach wie vor sehr groß sind. Japan besteht auch weiterhin auf der Gleichstellung mit den Vereinigten Staaten; im übrigen ist die japa nische Admiralität gegen jede qualitative Begrenzung von Schiffsraum und Geschützkaliber, ehe nicht eine Einigung über die allgemeine Herabsetzung der Seerüstungen zu stande gekommen ist. Für die Londoner Verhandlungen selbst hat Japan die Beschränkung ans Behandlung rein technischer und Ausschaltung aller politischen Fragen ge fordert. Dieser unnachgiebigen japanischen Einstellung gegenüber sind die Vereinigten Staaten ebenso unnachgiebig mit ihrem Standpunkt, keinesfalls vom bis herigen Stärkevcrhältnis mit Japan abzugehen. Mit einer Begrenzung des Flöttenbans sind die Amerikaner natürlich schon aus finanziellen Gründen einverstanden; sie würden sich jedoch gegebenenfalls auch zu Änderungen innerhalb der einzelnen Schiffsklassen bereitfinden. Frankreichs Haltung kann man nach den bis herigen Verlautbarungen dahin zusammenfassen, daß es gegen zahlenmäßige, aber für qualitative Begrenzung ist, daß es die von England gewünschte Bekanntgabe fünf jähriger Baupläne ablehnt und vor allem niemals seine U-Boot-Flotte aufgeben wird. Diese Einstellung wird er härtet durch die erhebliche Erhöhung der Haushaltsmittel für die im Bau befindlichen Schiffe (also Beschleunigung der Neubauten!) und durch zahlreiche Äußerungen des Marineministers Piötri aus der letzten Zeit, die alle mehr oder weniger in dem Satz gipfelten, daß er „die Rechte und Interessen Frankreichs auf der Konferenz ver teidigen" werde. Der Standpunkt Italiens wird bedingt durch die Notwendigkeit des Schutzes einer lang gestreckten Küste und eines regen Seeverkehrs nach seinen Kolonien sowie durch das Streben nach einer starken Machtstellung im Mittelmeer. Interessant ist jedoch dabei die Tatsache, daß man es sowohl in Nom als auch in Paris im gegenwärtigen Augenblick ängstlich vermeidet, die Frage der französisch-italienischen Flottengleichheit in Verbindung mit der neuen Konferenz anzuschneiden. Schließlich der Standpunkt Englands, des Einberufers der Konferenz. Es hat mit Sorge nicht nur die italienisch-französischen Rüstungen verfolgt, sondern ebenso auch Amerikas gewaltige Anstrengungen, den durch die bisherigen Verträge erlaubten Höchststand baldigst zu erreichen. In den Vereinigten Staaten befinden sich gegenwärtig 92 Kriegsschiffe mit zusammen rund 300 000 Tonnen im Bau! Daher mehren sich in Eng land von Tag zu Tag die Stimmen, die eine beschleu nigte Verstärkung der in Rückstand gekommenen eng lischen Flotte fordern. Der vor kurzem verstorbene Ad miral Jellicoe hat noch vor wenigen Wochen auf dem traditionellen „Trafalgar-Day" diese Forderungen ebenfalls unterstützt. Und die englische Regierung setzt nunmehr auch alle Hebel in Bewegung, um das Ver säumte nachzuholen. Trotzdem hofft sie nach wie vor, ihre Absichten auf eine allgemeine Herabsetzung der See rüstungen auf der Konferenz mit Erfolg vertreten zu können. Als Hauptziel der Konferenz sieht England zunächst den Austausch der Flottenbaupläne auf eine be stimmte Zahl von Jahren, um auf diese Weise ein Wett rüsten auszuschalten. Die Herabsetzung der Höchstgrenzen für Schlachtschiffe und Kreuzer sowie die Abschcksfung der U-Boote stehen als weitere Forderungen daneben. Der Erste Lord der Admiralität, Sir Bolton Eyres Monsell, bezeichnete vor dem Unterhaus als Zweck der Konferenz, ein Abkommen über möglichst viele Fragen der Flotten begrenzung zu sichern und damit den Abschluß eines internationalen Vertrages zu ermöglichen. Stehe ein solches Abkommen erst einmal in greifbarer Nähe, dann könne man auch den Rahmen der Konferenz erweitern VnL andere Mächte hin'M'eben. Deutschland ist stets bereit gewesen, sich an internationalen Abmachungen über Rüstunasbeschränkun- Lord Monsell. Wagcnborg-Archiv. Unser Ziel mutz sein, in den bevorstehenden schwie rigen Jahren das lebenswichtige Gleichgewicht zwischen unseren Flotten, das sich als wertvolle Friedensgarantie erwiesen hat, ausrechtzuerhalten, und zwar lieber durch eine gegenseitige Vereinbarung als durch ein teures und gefährliches Wettbauen, das allen nur schaden kann. Im Namen der Vereinigten Staaten erkläre ich mit Nachdruck, daß Amerika nicht ein Flottcn- wettrüsten beginnen wird. Wir wollen keine Flottenver- stärkung, wir wollen Begrenzung und Herabsetzung. sichten der neuen Flottenkonserenz sind also immer noch ganz offen, und man wird dem bekannten englischen Marineschriftsteller Hector Bywater zustimmen können, der gesagt hat, daß zur Zeit nur eine geringe oder eigent lich gar keine gemeinsame Grundlage für die Verhand lungen vorhanden sei, daß jedoch die englische These — mit Ausnahme der U-Boot-Frage — elastisch genug sei, - um die Hoffnung ans einen Ausgleich zu rechtfertigen. werden. In der ersten Sitzung wurde auf Vorschlag des Amerikaners Norman Davis der enMchc Außenminister Hoare zum Prä sidenten der Konferenz, der Erste Lord der Admiralität, Viscount Monsell, zum Vizepräsidenten gewählt. In Abwesenheit. Hoares, der von Baldwin wegen seines Erholungsurlaubs in der Schweiz entschuldigt wurde, übernahm hierauf Lord Monsell den Vorsitz. Die amerikanische Abordnung wird geführt von Norman Davis und Admiral William Stanley. Die japanische Abordnung steht unter Führung des früheren Botschafters in Berlin, Nagai, und ist mit 29 Mitgliedern die stärkste der in London vertretenen Delegationen. In seiner Begrüßungsansprache gab Ministerpräsi dent Baldwin seiner Genugtuung darüber Ausdruck, däß diese hochbedeutsame Konferenz auf englischem Boden zusammengetreten sei. Englands Haltung in der Frage der Begrenzung der Seerüstungen sei die des Jahres 1932 geblieben. Die englische Regierung sei auch heute bereit, die Londoner und Washingtoner Abkommen im Prinzip zu verlängern mit den notwendigen Änderun gen, wie sie die inzwischen geänderte internationale Lage und die individuellen Belange der einzelnen Seemächte vielleicht erforderlich gemacht haben. Die englische Regierung lege auf die quantitative wie qualitative Abrüstung den größten Wert. So wäre eine Herabsetzung der Ausmaße der großen Schiffe und ihrer Geschütze zu begrüßen, und ebenso die Abschaffung der U-Boote. Ein neues Wettrüsten zur See, nach dem Erlöschen der gegenwärtigen Verträge, läge nicht im Sinn der Völker. Es sei gefährlich und kostspielig. Sollte die Abschaffung der U-Boote nicht möglich werden, so sollte aber ein Abkommen gegenden Mißbrauch -er U-Boot-Waffe zustande gebracht werden. Unmittelbar nach Beendigung seiner Rede ver abschiedete sich Ministerpräsident Baldwin unter Hin weis auf wichtige Staatsgeschäfte. In alphabetischer Reihenfolge sprachen dann die Vertreter der einzelnen Staaten und die Mitglieder des britischen Reiches. Der amerikanische Vertreter Davis erklärte: Im Locarnosaal deS j Foreign Office in Lon don, des englischen Auswärtigen Amtes, ist am Montag die Flottenkon- fercnz von dem englischen Minister präsidenten Bald-, Win eröffnet worden. Außer den fünf Groß mächten USA., Eng land, Frankreich, Ita lien und Japan sind die britischen Domi nions durch eigene Abordnungen vertre ten. Die Verhandln»-! gen werden mehrere Wochen dauern und durch eine Weihnachts pause unterbrochen gen zu oetetligen, sofern sie für alle Beteiligten Gültigkeit, haben. Das im Sommer zustande gekommene deutsch englische Flottenabkommen stellt den ersten Beitrag für eine wirkungsvolle Begrenzung der Seerüstnngen dar. Es haben in den letzten Wochen bereits Vorverhand lungen in London mit französischen und italienischen Sachverständigen stattgcfunden. Zu irgendwelchen Teil- einigungen dürften sie kaum geführt haben. Die Aus- Der französische Abordnungsvertreter Botschaf ter Corbin erklärte, bedeutend schwieriger als die Frage der wertmäßigen Begrenzung sei die Frage der mengenmäßigen Begrenzung der Flottenrüstungen. Es sei notwendig, neue Faktoren in Rechnung zu ziehen, die die gegenwärtigen Umstände sehr verschieden von den jenigen zur Zeit der früheren Flottenkonferenz gestalteten und die Frankreich daran hinderten, sich für eine längere Zeit zu binden. Die französische Abordnung werde alle Vorschläge unterstützen, die darauf hinausliefen, die Seekriegs führung menschlicher zu gestalten. Er bestätigte hierauf die Mitteilung Baldwins, daß Frankreich sich einem Protokoll anschließen werde, in das die in Teil IV des Londoner Flottenvertrages enthalte nen Bestimmungen für Benutzung von U-Booten in Kriegszeiten ausgenommen werden sollen. Frankreich wünsche ernstlich, daß aus der Konferenz eine Einigung über die Notwendigkeit erzielt werde, ohne Zögern ein solches Protokoll allen Flottenmächten zur Annahme vor zulegen. Im Auftrage der it a l i e n is ch en Regierung sprach Botschafter Grandi, der sich zunächst für die englische Gastfreundschaft bedankte. Seine Regierung sei stets von der Notwendigkeit überzeugt gewesen, daß eine Rückkehr zum unbeschränkten Rüstungswcttbewerb vermieden wer den müsse. Italien habe die Rüstungsmöglichkeiten, di« ihjn der Washingtoner Vertrag gegeben habe, nicht voll aüsgenutzt. Da sei ein beredter Beweis für den Wunsch Italiens, diese Rüstungen nach Möglichkeit in den engsten Grenzen zu halten. Sein Land sei sich aber bewußt, daß es angesichts der schnellen Entwicklung des Flottenbaues nicht leicht sein würde, eine fest umschriebene Lösung aus längere Zeit im voraus festzulegen. Italiens Hauptziel sei die Vermeidung eines Rüstungswettrcnnens, ein Ziel, das Italien unter gar keinen Umständen aufgeben könne. Der japanische Vertreter, Admiral Nagano, erklärte, ein neuer Vertrag müsse auf der Grundlage auf gebaut werden, daß zwischen den großen Flottenmächten der Welt eine gemeinsame Grenze für die Seerüstungen festgelegt werde, die so niedrig wie möglich festzusetzen sei und nicht überschritten werden dürfte. Gleichzeitig damit müßten die Angriffskräste erheblich vermindert und Verteidigungskräfte in reichem Matze vorgesehen werden. Die japanische Regierung halte dies für den besten Weg, um zum dauernden Frieden beizutragen. Sie fei bereit, in einen freien Meinungsaustausch einzutreten, der auf diesen Grundsätzen beruhe, und zwar im Geiste freund schaftlicher Zusammenarbeit, um ein neues, umfassendes Abkommen zu erreichen. Nachdem auch noch der neuseeländische, der südafrika nische und der australische Vertreter gesprochen hatten, schlug der Vorsitzende, Lord Monsell, die Einsetzung eines aus allen Flottenabordnungen bestehenden Aus schusses vor, der als Erster Ausschuß bezeichnet werden soll. Zur Beschleunigung der Arbeiten soll seine Mitgliederzahl möglichst stark eingeschränkt werden. Nach der Annahme der Entschließung wurde die Konferenz vertagt. Wie der Marinesachverständige des „Daily Tele graph" ausführt, werden die USA. eine Verringerung aller Flotte« um ein Drittel fordern, während England seine Forderung auf Größenbegren zung der Schlachtschiffe und Abschaffung des U-Boot-Krie ges wiederholen werde. DieIapaner andererseits wer den Flottengleichheit mit England und Amerika verlangen, während Italien und Frankreich schließlich nach Ansicht der Londoner Zeitungen ihren alten Streit um die Stärke ihrer Flotten im Mittelmeer fortsetzen würden. So gibt man im allgemeinen der Konferenz keinen sehr günstigen Verlauf. Vie Äünlehe cker 6cohmäckte sul cker ?IottenkonIerenL Segrüpungrrmfpracde aes MinMerprS «aenten Saiawin — JeOer Vertreter kam ru Worte