Volltext Seite (XML)
Wilsdruffer LageAatt 2. Blatt Nr. 276 — Mittwcch, den 27. Ncvember 1935 Tagesspruch. Zu eines neuen Werks Beginne Räum' auf bei dir und sei geschmückt! Festlich Gewand macht heitre Sinne, Und heitrer Sinn macht, daß dir's glückt. so Wanderbüchemen sär die Arbeiter -er Leichsautobahnen. Übergabe durch Dr. Goebbels. — Der Nationalsozialismus sorgt für die Arbeiterschaft. Reichsminister Dr. Goebbels empfing am Diens tag in Berlin dreißig Arbeiter an der Reichsäutobahn aus alle» Teilen Deutschlands, um ihnen dreißig Wanderbüchereien zu übergeben, die auf seine Veranlassung von der Rcichsschrifttumsstellc zusammeu- gestellt wurden und nun in dreißig besonders abgelegenen Lagern der Reichsautobahnen umlaufen sollen. In einer Ansprache wies der Minister darauf hin, die Arbeiter der Reichsautobahnen hätten dadurch, daß sie Familie, Wohnung und städtisches Leben im Dienste ihres Werkes verlassen mußten, große Opfer gebracht. Der nationalsozialistische Staat habe sich daher verpflichtet gefühlt, nachdem ihm gewisse Mängel zu Ohren gekommen seien, für die Erstellung würdiger Arbeitslager und für auskömmliche und gute Verpflegung zu sorgen und darüber hinaus durch Aufstellung "von Rundfunkgeräten, Vermittlung von Varietös, Theatern und Filmen auch den kulturellen Be dürfnissen zu genügen. Aber auch als Einzelmcnschen hatten die Arbeiter das Recht auf geistige Ansprüche, und dazu sollten die Büchereien dienen, die er ihnen hiermit übergebe. Wenn die Arbeiter nunmehr in ihre Lager zurück- kehrten, sollten sie Sendboten der kulturellen Sendung des Nationalsozialismus sein und ihren Kameraden er zählen, daß die nationalsozialistische Regierung sich stets um ihr Wohl kümmere. Reichsminister Dr. Goebbels während seiner Ansprache an die Reichsautobahnarbeiter. Im Hintergrund sieht man die für die Lager bestimmten Büchereien. (Weltbild — M.) Franz Xaver Schwarz Ehrenbürger von München. München ehrt den Reichsschahmeister der Partei zum 60. Geburtstag. Reichsleiter Franz Xaver Schwarz, der Reichsschatzmeister der Partei, begeht seinen 60. Geburts tag. Schwarz, einer der treuesten Kämpfer für Adolf Hitler, einer seiner engsten Mitarbeiter, kann an seinem Geburtstag ans den schönen Erfolg seiner Arbeit schauen. In den Zeiten des Kampfes hat Schwarz mit nie versagendem Mut und Selbstaufopferung die Verwäl- tungsorganisation der Partei geschaffen, die sich heute zu einem gewaltigen Apparat ausgebaut hat. In aller Stille und Zurückhaltung, wie es seinem ganzen Wesen ent spricht, hat er gearbeitet, aber überall in der Partei war und ist seine Hand spürbar. Seit 1 922 steht Schwarz in den Reihen der nationalsozialistischen Kämpfer. Bei der Reugründung der Partei im Jahre 1925 übertrug ihm der Führer das Amt des Reichs schatzmeisters der NSDAP. Seit 1931 ist er Ge- neralb.evollmächtigter des Führers in allen vermögensrechtlichen Angelegenheiten der Partei. Schwarz ist kein Freund von Lobpreisungen und Ehrungen, aber an seinem 60. Geburtstag wird er ihnen nicht ganz aus dem Wege gehen können. So hat Mün chen, die Stadt der Bewegung, dem Reichsschatzmeister in Würdigung seiner langjährigen erfolgreichen Tätigkeit in der Stadtverwaltung und seine hervorragenden Ver dienste um die nationalsozialistische Bewegung im all gemeinen und die Hauptstadt der Bewegung im beson deren, der er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat mit Rat und Tat zur Seite steht, das Ehren- bürgerrecht verliehen. Die Bekanntgabe dieser Entscheidung wurde von den Ratsherrn mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Wie der Oberbürgermeister mit teilte, hat der Führer als Beauftragter der Partei für die Hauptstadt der Bewegung seine Zustim mung zu der Ehrung erteilt. Oberbürgermeister Fiehler-München brachte die Glückwünsche der Stadtverwaltung in einem Schreiben und durch Überreichung eines Ehrengeschen kes zum Ausdruck. Auch Ministerpräsident Siebert hat dem Reichsschatzmeister zugleich im Namen der bayerischen Staatsregierung die aufrichtigsten Glück wünsche zum 60. Geburtstag ausgesprochen. Beamienkinder und Hüter-Jugend. Ein Erlaß des Reichsinnenministers an die Beamtenschaft. Der R e i ch s i n n e n m i n i st e r hat in einem Runderlaß die Erwartung ausgesprochen, daß alle Beamten des nationalsozialistischen Staates ihren Kin dern den Eintritt in die Jugendorgan isa- tionenderNSDAP. freigeben. Er nimmt dabei Bezug auf einen Erlaß des Stellvertreters des Führers vom August dieses Jahres, in welchem dieser darauf hin gewiesen hat, daß der Führer der Partei die Aufgabe ge stellt hat, alle deutschen Menschen zu nationalsozialistischem Denken und Handeln im Dienst am deutschen Volk zu er ziehen. Im Rahmen dieser Aufgabe ist die Hitler- Jugend allein berufen, die deutschen Jungen und Mädchen in ihrer Haltung und Lebensauffassung national sozialistisch zu führen und sie auf ihre einstige Aufgabe als Träger des Reiches körperlich und geistig vorzu bereiten. Es ist deshalb selbstverständlich, daß alle, die es mit ihrem Bekenntnis zum Führer und seiner Be wegung ehrlich meinen, aus Verantwortungsbewußtsein gegenüber der deutschen Zukunft ihren Kindern den Weg zur Hitler-Jugend freigeben und so das Werk des Führers unterstützen. Hi!« Für alles IM Haushalt ist vorgesorgt, Lia «LL U »WLi-VL. um der Kälte zu begegnen. Die Kohlen warten schon im Keller, die Doppelfenster sind längst eingesetzt, denn frieren wollen wir natürlich nicht. Nur eins wird allzu oft vergessen: daß auch die Haut an lalten Tagen Schutz und Pflege braucht, wenn sie nicht Schaden nehmen soll. Deshalb vor jedem Gang ins Freie ein wenig Leokrem für Hände und Gesicht — dann kann die Haut nicht rauh und rissig werden! Leokrem mit Sonnen - Vitamin ist schon von 22 Pfa. ab erhältlich. Der Geuerälinfpeksior für das deutsche Straßenwesen, Dr. Todt, dankte Dr. Goebbels namens der Arbeiter für alle Hilfe und gab dem Wunsche der Arbeiter Aus druck, daß der Minister sie gelegentlich einer Aufführung der von ihm ins Leben gerufenen Wandertheater für die Arbeitslager besuchen würde. Dr. Goebbels sagte einen solchen Besuch noch für diesen Winter zu. Siplomalenbesuch beim MnierhWwerk. Hauptamtsleiter Hilgenfeldt führte die Gäste. Führende Persönlichkeiten des Diplomatischen Korps bekundeten ihr Interesse für das deutsche Winterhilfswerk durch einen Besuch im Hauptamt für Volkswohlfahrt. Der Reichsbeauftragte des WHW. und Leiter der NS.-Volks- wohlfahrt, Hauptamtsleiter Pg. H i l g e tt fe l d t, begrüßte die Gäste und führte sie durch die einzelnen Abteilungen des Hauses. Besondere Beachtung fanden bei den Be suchern die mit der Durchführung des Winterhilfswerks betrauten Dienststellen. An der Führung beteiligten sich u. a. der tschecho slowakische Gesandte Mastny, der argentinische Gesandte Labougle, der stellvertretende Chef des Protokolls vonLevetzow, Direktor Weigelt, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank und Leiter ihrer Ausländsabteilungen, Chefreiterführer SS.-Sturmbannführer Skowronsky, Konsul Skowronsky-Kolumbien und Frau Konsul Staudt, eine erprobte treue Förderin des Winterhilss- werks. Diplomaten besuchen das Winterhilfswerk. Der Reichsbeauftragte des WHW. und Leiter der NS.-Dvlis- wvhlfahrt, Hauptamtsleitsr Pg. Hilgenfeldt, begrüßte die Gäste und führte sie durch die einzelnen Abteilungen des Hau ses. — Rechts neben ihm der argentinische Gesandte Dr. Eduardo Labougle und der tschechoslowakische Gesandte Dr. Mastny. (Weltbild — M.) Glückwunsch des Führers an Amann. Der Führer und Reichskanzler hat an den Reichs leiter Amann, Generaldirektor des Zentralparteiver-^ lages der NSDAP, und einen seiner ältesten Mit-' kämpser, zum 4 4. Geburtstage ein Glückwunsch telegramm gerichtet. Weitere Glückwunschtelegramme gingen Vem Reichs leiter von den Reichsministern Dr. Goebbels, Dr. Frick, Göring und Darrs, von Stabschef Lutze, Reichsjugend führer Baldur von Schirach, Staatssekretär Funk, Reichs sendeleiter Hadamowsky und vom Reichssportführer von Tschammer und Osten zu. v»»kSk»-«kc«rLScuurr ouec» orx»» (59. Fortsetzung.) ,Schorch! Alter Junge!" Heinz kann die Hände des Freundes nicht vom Steuerrad lösen, sie halten fest, als wollten sie nicht loslassen. Auch jetzt noch nicht. Montieren müssen sie, das ganze Steuerrad muß los. Mit fliegenden Händen arbeitet Heinz, irrsinniges Zeug auf den Bewußtlosen einredend. Als auch Thiele heran ist, betten sie den Freund auf den Rasen. Thiele mhrt dann mit dem Wagen seines Schwagers los, den Rettungswagen zu bestellen. . Sie sprechen nicht viel. Der Doktor untersucht, kann über kaum eine äußere Verletzung feststellen. Der Ohnmächtige röchelt leise. Dann schlägt er die Augen auf. „Zündung ... Zündung ... abstellen .. Dann bricht ihm roter Schaum aus Mund und Nase Und verschlingt, was er sagen will. Vater Heinrich wendet sich ab. Seine Zähne knirschen. Er reißt sich sehr zusammen. „Was ist, Doktor? Kannst du's sehen?" „Rippen in der Lunge." „Und . . .?" „Keine Ahnung. Ein Wunder mutz kommen." Er stiert lang und abwesend vor sich hin. „Ich bin sein Mörder . .. ich . .. und der da!" Er deutet auf den zertrümmerten Wagen. „Das Glück auf Falkenau! . . . Ha!" „Doktor, was redest du für Unsinn!" „Erst Hambacher . . . dann das Mädchen ... nun Schorsch ...?!" „Wenn ein Reifen zum Teufel geht, kann kein Mensch ktwas dafür. .Außerdem hoffe ich aanz sicher, daß wir ihn durchkriegen. Schorsch ist zähe. Ich hab' ihn schon einmal durchgekriegt," wendet Vater Heinrich ein. Der Doktor lacht ganz leise, unheimlich anzuhören. „Der Reifen? . . . Nein, nein!" Er schüttelt den Kopf, lächelt wie ein Irrer. „Das ist etwas anderes. Das ist eine Rechnung, die bezahlt werden mutz. Eine neue Idee kommt nicht um sonst. Sie will bezahlt sein mit Liebe, Ehre, Glück und — Leben ..." Eine Weile steht er stumm. Dann löst sich's: der Schrecken, das Entsetzen. Gewaltig bricht's aus ihm heraus: „Aber nicht Schorsch! Aber nicht Schorsch!" Vater Heinrich nimmt ihn am Arm, führt ihn auf die Seite. „Haltung, Doktor! — Da kommt das Sanitätsauto. Willst du mitfahren oder soll ich? ... Du könntest dich doch um den Wagen kümmern." Doch Heinz winkt ab. „Ich bleibe bei ihm. Das ist nun wieder wie damals achtzehn in Flandern." „Und der Wagen?" „Macht, was ihr wollt mit ihm. Thiele versteht ja genug von allem." „Bitte einsteigen l" mahnen die Krankenfahrer. „Ruf uns an, Doktor!" Der nickt mechanisch. Gehört hat er nichts. — Das Auto unter ihm rollt. Es ist sanft gefedert, und der Fahrer meidet jeden Stoß. Neben ihm sitzt unbe weglich ein Beamter. Vor ihm liegt Schorsch. Alles ist weiß und unheimlich. Sein Blick liegt unverwandt auf dem weißen Gesicht des Freundes. Alter Kamerad ... Lieber alter Kamerad ... Haben wir nicht manches tolle Ding zusammen ge dreht? Weißt du noch, wie wir dem Engländer die Reifen abmontiert haben? Du mit dem Schrauben schlüssel, ich mit der Pistole in der Faust? Ach und der Dreck, als sie nachher auf unsern Benz nicht paßten! Bloß Oberleutnant Papenroth von der zweiten Abtei lung konnte sie auf seinem Stöwer gebrauchen. Alle Schinderei umsonst, und wir mußten den verdammten Saudreck, die Stahlreifen weiterfahren ... Himmelherr« gottsapperment, ich hör dich noch schimpfen! . ,. Schorsch, alter Kamerad ... Und wie wir uns wiedersahen auf der Stempelstelle, du und ich! Und sogar Arbeit haben wir gekriegt, uns es ist uns eigentlich schweinemäßig gut gegangen bet Frau Fritzsche mit Morgenkaffee und Abendbrot! Ach Gott, und die Insel! Die Falkenau! Wie hast du ge unkt von wegen Robinsonspielerei und so ,., und wie schön war es, wie wunderbar schön ... Nun liegst du da wegen eines dämlichen Reifens, und dein ernstes Gesicht ist so weiß wie das Tuch ... uur aus dem Mund, da sickern dir dünne Blutfäden heraus und versauen die schöne, weiße Leinwand . . . ja, ja, das macht, wenn einem das Steuerrad in die Rippen fährt! Das geht doch nicht gut . . . Schorsch ... ach Gott, und du willst tatsächlich nicht mitkommen? Alter Junge, du wirst doch den armen Doktor nicht ganz alleine trotten lassen?! . . . Zum Teufel, nennst du das Kameradschaft? Schorsch, alter Freund ... steh mal auf U'4d schimpf mal ein bißchen! Bloß noch einmal, nne du immer sagtest, wenn die Fritzschen mit dem Kaffee kam und du noch nicht aus dem Kahn warst... knurr noch einmal: „Verdammter Saudreck! . . ." Siehst du, du tust es nicht... du bist nun ganz still und vornehm geworden .. . wenn einer die Rippen im Blasebalg hat, kann ep nicht mehr schimpfen, was ... alter Junge? ... „Wir müssen aussteigen, Herr." Der Beamte mit der blauen Mütze, -er neben ihm sitzt, tupft ihn auf die Schulter. „Und nicht den Kopf hängen lasten .». kann ja alles noch gut werden." Der Doktor fpricht mit dem leitenden Arzt. Das ist ein ruhiger, sachlicher Mann. „Hat er vom Krreg was zurückbehalten am Herzen?« „Nein. Er war gesund wie ein Fisch." „Dann kann es sein, daß wir ihn durchkriegen. Ich operiere sofort. Aber wie gesagt: achtzig zu zwanzig . . . mehr Hoffnung kann ich Ihnen nicht machen." „Herr Professor ... es ist mein bester Freund! Kriegs« kamerad ..." .(Fortsetzung folgt.))