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mat in fremder Erde. (Wagenborg — M.) Wovon man spricht Deutsche Kriegsgräberfiätte Salome, Nordfraakreich. Ausgebaut vom Volksbund Deutsche Knegsgräberfürsorg« e. V Tvtengedenken und Kriogsgräberfü'rsorge. Im Ncwember eines jeden I-Kres, besonders am Totensonn lag, wandert das deuilche Volk in Stadt und Land auf die Heimatfriedhöfe und schmückt die Gräber als Zeichen immer währenden Gedenkens M seine Toten. Aber zugleich auch sen det es seine Gedanken hinaus über die Grenzen des deutschen Vaterlandes überall dorthin, wo deutsche Krieger , in fremder Erde ruhen. Wenn es auch vielen Volksgenossen' nicht möglich ist, diese fernen Grabstätten selbst aufzusuchen, so erfüllt sie doch diese beruhigende Gewißheit: der ' Volksbund Deutsche Kriegsgräbersürsorge, als der Treuhänder unserer Heldenstät ten, sorgt für sie und bereitet unseren Gefallenen deutsche Hsi- Gei getrost! Zum Totensonntag. Warum bangen, Mensch, vor jener Stunde, die dein-sterblich Sein dem Staube paart? Sinkt doch deine Seele nicht zum Grunde, die dein eigen Selbst, dein Ich verwahrt. Eine deine Seele nicht dem Staube! Traust du Gott so karge Güte zu? H überlaß den Leib der Erde, glaube: Ewig unzerstörbar dauerst du! Hans Z'ürl. alles beschlossen, was der Menschheit auf dieser Erde zu ge winnen vergönnt war. Nacheinander hat der Tod ablegen müssen dis Maske des bösen Geistes, die Rute des Peinigers, den Knochenfinger des Lehrmeisters und den Mantel des Nicht-Wieder-Bringers. Zurück bleibt ein fröhlicher Glaube. Wir sind im Volke enthalten, ehe Wir geboren werden, und wir werden im Volke enthalten sein, wenn wir längst ge storben sind... Wenn die Toten jährlich einen Tag unseres Gedenkens haben, brennen auf ihren Gräbern wächserne Lichtlein. Man sagt, es seien diese Lichtlein übrig geblieben, als man unsere Vorfahren der Feuerbestattung entwöhnte. Das ist nur eine kleine Notiz aus der Kulturgeschichte. Sicherer ist, daß man die Kerzlein im Mittelalter brennen ließ, damit ihr Duft.und ihr Licht einen versöhnlichen Schein auf das Gesicht des großen Richters erwirken möchten. Heute brennen die Kerzen und geben uns den Gedanken ein, es glühten dort die uugcstorbcnen Seelen der Abgeschiedenen, und sie täten das eigentlich für sich allein. Es mag aber einmal eine Zeit kommen, in der die Kinder schon wissen, die Toten selbst zündeten die Lichtlein an, damit ihr Volk im nächsten Jahr den rechten Weg finde. Sie werden dann ganz eins geworden sein, das Volk und die Toten. zünden von Sternschnuppen durch atmosphärische Lufs kt diesen Höhen beweist. Und was kommt dann, wenn die Grenze der Lufthülle erreicht ist? Tja, da werden wir noch einige Jährchen warten müssen, bis ein Wochen endausflug einen Stratosphärenslieger dahm entführt, oder er doch schließlich auf einem Planeten landet. Es gibt eine Gymnastik, die wohl von fast allen ge übt wird: wir müssen uns alle nach, der Decke strecken. Jeder von uns muß den Groschen dreimal umdrehen, bis er ihn ausgibt. So mancher begeht aber den Fehler, zu glauben, andere seien nicht auf diese heilsame Gymnastik angewiesen. Für die Hausfrau, diese größte Künstlerin im Sparen und Einteilen, ist cs gewiß eine Bequemlich keit, daß sie beim Kaufmann Waren auf Kredit er hält, daß sie „anschreiben" lassen kann. Hiergegen ist auch nichts einzuwenden, nur muß man darauf sehen, daß diese Bequemlichkeit nicht zu einer Gewohnheit wird, die letzten Endes für beide Teile eine Quelle von Un bequemlichkeiten wird. Das Jahr hat nun einmal zwölf Monate, und an diese Abschnitte sollte man sich halten. Ein „Anschreiben" von einem Monat in den anderen bringt Unordnung in den Haushalt und führt schließ lich dazu, daß die Hausfrau den Kredit und der Kauf mann den Kunden verliert. Kaufmann und Handwerker sind ebenso auf den pünktlichen Eingang der Gelder an gewiesen wie etwa Angestellte oder Beamte auf ihr Ge halt. Auch der Arzt und der Hausbesitzer brauchen ihr Geld nicht weniger als jeder andere. Wer unpünktlich im Zahlen ist, obgleich er pünktlich sein könnte, der denke stets an die goldene Lebensregel: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem andern zu. Vor den Kulissen nehmen sich die Dinge immer ganz anders aus als hinter den Kulissen. Jahrelang reiste di« weltberühmte Clownfamilie Rivel durch die Lande. Die Zuschauer wälzten sich vor Lachen, wen« sie die akrobatischen Übungen dieser Clowns sahen, bei denen alles wie am Schnürchen ging. Dabei aber Ware« die Rivels Rivalen und schon seit Jahren miteinander zer fallen. Brüder, Onkel und Reffen gerieten sich hinter d-en Kulissen immer wieder in die Haare, während sie auf der, Bühne ein Herz und eine Seele zu sein Menen «ndi durch ihre Späße das Zwerchfell der Zuschauer erschütter ten. Ihre berühmte artistische Nummer konnte man stch§ nur in gemeinsamer Ausführung denken. So eine, artistische „Nummer" kann man nämlich nicht Aachmittag auf einem Waldfriedhof. Es war ein sonnenfroher Nachmittag. Zwei junge deutsche Menschen, gingen wir durch die Heide. Wir sprächen über den Kampf unserer Generation, ließen ein mal das Erleben der letzten drei Jahre an unseren Augen vorüberziehen und wußten auch um das Ahnen unseres Polkes, das nun nach Jahren finsterer Ver zweiflung eine neue zukunftsfrohe Marschrichtung ein- geschlaaen bat. Nicht weit von den stillen Wäldern, die wir durch wanderten, liegt die hämmernde und arbeitende Groß stadt; Menschen im Kamps um das tägliche Brot, deutsche Männer im Ringen um den Sinn des Lebens! — Und wir hier lauschten dem Raunen des Waldes, vernähme« die Sprache der Heimat. In uns begann eine Stimme vom Leben zu reden! — Unvermittelt waren wir auf unserem Weg durch den Nachmittag an einen Waldfriedhof gekommen, und während die Abendsonne ihre letzten Strahlen durch die Bäume sandte, streiften wir durch Gräberreihen und ver nahmen eine eigenartige Sprache. Nicht die Toten waren cs — die ruhten unter dem kühlen Sand der Erde, aber die letzten Zeugen liebender Hände, die Steine der Gräber und ihre eingemeibelten Worte redeten zu uns! Dort aus dem einsamen Grabhügel das Bild einer " Mutter — knieend hält sie ihr Kind auf dem Arm —, neugeborenes Menschenleben hatte ein Leben der Liebe gefordert! Die Mutter mutzte scheiden vor der Zeit, doch ihr Kind konnte das Licht der Welt atmen! — Zwei Schritte weiter sehen wir die aufgerichtete Gestalt eines Mannes, kraftvoll, mit gesenktem Kopf, die Hände zum Gebet verkrampft. Man spürt, hier hatte eine unsicht bare Hand Mcnschenglück und Freude zerstört. Das Bild der knienden Mutter mit dem Kinde und diese ernste Mannesgestalt sind uns zum Gleichnis für den deutschen Menschen geworden, der heroisch durchs Leben zieht, trotzig und mutig kämpft, wissend, daß er ein Glied in der ewigen Kette seines Volkes ist, der an offenen Grä bern steht, nicht mit Jammern und Klagen, nicht hilf los — schweigend das Leid ertragend, welches das Schicksal geschlagen. Weiter gehen wir unseren Weg. Ein wuchtiges Kreuz leuchtet uns vom nächsten Grab entgegen. 1900 bis 1917, ein 17jähriger; vielleicht hat er schon im seid-: grauen Rock gesteckt. Hier ruht er nun, und was sehen wir? Eingehäuen die Worte, sie reden für sich selbst — für das Leben und Sterben eines jungen Deutschen! „Jesus lebt — mit ihm auch ich — Tod, wo sind nun deine Schrecken?" Und wer das Lied kennt, weiß, wie es sieghaft weitergeht: „Jesus lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht, das ist meine Zuversicht." Wir gingen heim. Noch einmal zogen die Gräber einzeln an uns vorüber, aber unvergessen blieb diese» Kreuz, auf dem Grabe eines Siebzehnjährigen! — Lod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Skg? Wie lebt es sich in der Stratosphäre? — Andere brauchen ihr Geld ebensosehr wie wir selbst. — Spaßmacher machen bitteren Ernst. > Wenn jemand hoch hinaus will, so braucht er des wegen noch nicht hochmütig zu sein. Die beiden ameri kanischen Ballonführer, die nun richtig in dieStrato- sphäre vorgcdrungen sind und aus einer Höhe von etwa 22Ve Kilometer aus das Gewimmel und Ge- kribbel auf der Erde hinabgeschaut haben, wollten sich trotz dieser beachtlichen Höhe keineswegs über ihre Mit menschen erheben, sondern ihnen vielmehr dienlich sein. Wenn man in die Stratosphäre fliegt, so hat man kein festes Ziel wie etwa ein Nordpolreisender, sondern man fliegt so lange, als es eben geht, und "muß in jedem Falle umkehren, ohne eine Landung vorgenommen zu haben. Eine solche käme höchstens in Frage, wenn man bis zum nächsten Stern oder Planeten gelangen könnte, und das hat vorläufig noch güte Weile. Die Menschen haben alle Ursache, immer wieder in die Atmosphäre hin auszufliegen, denn von ihrer Erforschung hängt zum großen Teil die Voraussicht der Witterung ab. Die den Erdball umgebende Lufthülle, die Atmosphäre, heißt in ihrem unteren Teil Troposphäre und in ihrem oberen Teil Stratosphäre. Die Grenze zwischen beiden ist nicht durch Grenzpfähle und Zollstationen fest bestimmt, man mutz daher den Wissenschaftlern schon aufs Wort glauben, daß sie in den Tropen bei etwa 18 Kilometer und über den Polen bei etwa 8 Kilometer liegt, über diese Grenze hinaus gibt es kein „Wetter". Man braucht also keinen Regenschirm und keine Gummischuhe, die Locken werden einem nicht vom Winde zerzaust und der Blitz kann einem nichts anhaben. Trotzdem würde es sich nicht empfehlen, den Kopf aus der Gondel des Ballons heranszustrecken, denn einem würde sofort die Nasenspitze abfrieren und man würde gleichzeitig ersticken. Die Lufthülle reicht zwar sehr hoch hinauf, aber die Luftdichte nimmt nach oben rasend schnell ab. Das Gesamtgewicht der Lufthülle beträgt mindestens 5 Trillionen Kilogramm. Wcr's nicht glaubt, zahlt einen Taler oder wiegt schnell nach. In einer Höhe von 5'/- Kilometer haben wir bereits die Hälfte und in 16 Kilometer Höhe bereits 90 v. H, der Atmosphärenmasse unter uns. Was von der Luft über 75 bis 90 Kilometer hinausgcht, ist ein verschwindend ge ringer Bruchteil der Gesamtatmosphäre, doch mutz diese mehrere hundert Kilometer binaufreichen, wie das Ent- Da» Vslk und die Taten. Von Hans Herbert Leiningen. Das Wissen um die Unabdingbarkeit des eigenen Er- Mens schafft dem einzelnen von uns den Maßstab des Seins. Die Einsicht vom unausweichlichen Tod wird von unseren Denkern aber auch an den Anfang des Menschentums gesetzt. . Aber genau so weit, wie der Weg der'Menschheit seit Men Urtagen bis zu uns selbst verläuft, ist auch die Entwick lung der Gedanken und Dinge um die Toten. An den Toten Weite der Aberglauben auf, aus den Erkenntnissen des werbens entsprang der erste Funken religiöser Sehnsucht- So Wdc das gedankliche Baud zwischen den Hütten der Lebenden Und den Grübern der Toten schon früh znm Gradmesser der Menschlichen Kultur. Der Weg beginnt im Gran. In der Vorzeit fesselten die üekerlebenden ihre Toten, damit sie nicht wiederkommen Und den kargen Lcbensranm znrückfordern könnten, den sie eben erst freigaben. Es mögen so manche Jahrtausende über Ae Randgebirge der großen Gletscher gekommen sein, ehe die Menschen" aus dieser hiudämmernden Augst anftauchten. Man fegann den Toten zu vertrauen, man bettete sie gerade und Mtzte ihr letztes Lager gegen den Dieb. Es erwachte der Ann, daß der Tote nicht rechtlos sei, man gab ihm seinen Aesitz mit, seinen bronzenen Dolch, sein bestes Schulterfcll, wne Mantelspange und seinen Trinkkrug. Die Uebcrlcbcnden hörten auf mit dem abergläubischen Schweigen um einen Toten. Aus der Erinnerung an seine ">ebe und seine Wanderungen klangen Stabreime und Lieder M Während man aber so seines Lebens gedachte, wuchs die präge, ob er wirklich ans dem Leben geschieden sei, ob er nicht wrtlsbe in einer anderen Landschaft. Die Zusammenschau der Gräber wurde znm Lande der Toten. An nichts haben sich bis Völker so selbst erwiesen als an den Farben, die sie diesem fernen Lande gaben. ,. Bei den Südländern hieß das Land Hades und war ein festerer Ort. Bei den Nordischen hieß es Walhall und war M fröhlich Trinkgelage unter wackeren Kämpen. Weil cs l'cht war in Walhall, ließ man den Leichnam in Flammen sufgehen, daß der Geist umso leichter aus dem Feuer zum Innigen Berg der toten Helden fände. Das Volk und die Daten hatten in Germanien längst gute Freundschaft ge- Wossen, sie wußten den Weg zueinander und gehörten sich an, ils die Lehre vom Kreuz in das Land wanderte. Es wurde vieles schwerer seitdem, es wurde auch schwerer M sterben. Ans dem Weg nach Walhall gabelte sich die Straße Mm Fegfeuer. Das Mittelalter schloß den Reif um jedes Herz. Das Leben trug angstvolle Sorge, alle Gebete um sMen gnädigen Tod für sich selbst und die Blntseigcncn zu sprechen, und das Volk wurde zur Bctgemcinschaft in gegen seitige »Fürsprcicye vor vielen Mittelsleuten. Das Schicksal schenkte uns Zeiten echter Volksnot, nm solch angelernte Pein damit zu überwinden. Das Denken schritt seinen rätselvollen Weg weiter. Die Toten schritten ihn Wit. Es wurde nicht nur der Lebende in den Dienst des "cbens gestellt, es fand anch der Tote wieder zum Volke zu- Mck. Man lernte, daß ein ganzes Volk sterben kann, daß schon oiele Völker gestorben sind. Die Sorge um den Völkcrtod ver drängte die Sorge um das Verlöschen des einzelnen. Die Ein- wlten des Lebens wurden größer mit dem Wissen um das -pben. Wir wissen noch nicht, wieweit uns dieser Weg fuhren wird. In der Wirzeit ist der Tod im Begriff, seinen Stachel wirklich zu verlieren. Eine Generation, die im Kriege erlosch, yt einem Volke nun fast unverlierbarer als seine lebende Ju- Amd. Ihre Tagebücher sind der geistige Acker eines neuen -wachsens, ihr Bild wird zur Vorstellung neuer Ziele. Wer Wit ihnen kämpfte und unversehrt heimkam, trägt die Be- mfung, die Heimat auf neue Wege zu führen. Ihre Friedhöfe and bestes deutsches Land. Sie dienen dem Volke weiter, ihr Dienst ist widerspruchsloser anerkannt als das Mühen der Abenden. Den ganz großen Helden aber baut Man heilige . urme auf das Grab, und das Volk geht keinen Tag mehr an icine Arbeit ohne zu ihnen cmfzuschcmen. Welcher Weg, den die Toten gingen! Zwischen dem Hocker- Mb der Urzeit und dem Ehrenmal einer Kriegsopferuna liegt 3. Blatt Nr. 273. Sonnabend, den 23. November 1935 Tstensonntag. Wieder geht ein Jahr im stillen Blätterfall dem Ende zu. Saat aus ew'gem Schöpferwillen Träumt in müder Winterruh. Was mit Duft und Glanz geworben Sommerfroh in bunter Pracht, Ist verblüht, verwelkt, gestorben In des Reifes erster Nacht. Herz, das heut an lieben Grüften Wieder Schmerzzerrissen steht, Da in grauen Nebellüsten Bang das Lied des Todes weht, Herz, das heut aus heißen Wunden Blutend teuren Gräbern naht, Herz, das machtlos erdgebunden Zu den Toten sucht den Pfad. Herz, lern aus dem Blätterfalle Doch der Schöpfung tiefsten Sinn: Auf der Erde führen alle Wege nur zum Ew'gen hin. Was nach Lenz und Svmmerglücke Für uns ruht in Grab und Nacht, Ging auf nie erfaßter Brücke Ein in Herrlichkeit und Pracht! Nur die erdgebundne Hülle Liegt in dunkler Grabesruh, Doch der Seele wächst die Fülle Ew'ger Lebenskräfte zu! Herz, auch du gehst auf den Wegen, Die die Toten vor dir gehn, Gottgeführt dem Tag entgegen, Der verklärt im Wiedersehn! Felix Leo Göckeritz