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Oer Führer bei den Münchener eissportlichen Veranstaltungen. Zur Eröffnung der diesjährigen Wintersaison im Prinzregenten-Eisstadion in München waren etwa 7000 Zuschauer erschienen, um dem Eishockeykampf zwischen Auswahlmannschaften ans dem Süden und aus dem Norden und dem Schaulaufen des Europameister paares Marie Herber und Ernst Baier im Eiskunstlauf beizuwohnen. Eine besondere Würdigung erhielt der große Eissporttag durch die Anwesenheit des Führers und Reichskanzlers, der kurz vor Beginn, der Veranstaltungen mit seiner Begleitung, darunter Reichs pressechef der NSDAP. Dr. Dietrich und Brigadeführer Schaub, unter großem Jubel der Zuschauer im Stadion, erschien. Der Führer folgte den eissportlichen Veranstal tungen mit lebhaftem Interesse. Nach den Vorführungen von Maxie Herber und Ernst Baier ließ der Führer die beiden Meister zu sich kommen und überreichte ihnen unter dem Jubel der Tausende ein prächtiges Blumengebinde. Reichsminister Kerrl über die Aufgaben -er Kirche. Der SA.-Appell der Gruppe Niedersachsen in Braunschweig. In Braunschweig fand eine SA.-Führertagung der Gruppe Niedersachsen statt. Den Höhepunkt erreichte die Tagung mit einem großen Führerappell im Landes- theater. Einleitend gab Ministerpräsident Klagges einen Überblick über den Kampf der Bewegung im Lande Braunschweig und über den großen SA.-Aufmarsch im Oktober 1931. Dann ergriff Reichsminister SA.-Gruppenführer Hans Kerrl das Wort- Er sagte unter anderem: Der Führer habe uns gezeigt, wie jeder Mensch sein Schicksal im eigenen Herzen trage und habe uns erkennen lasten, daß ein Volk nur untergeht, wenn es sich selbst aufgibt. Zur Kirchenfrage stellte der Minister unter stürmischem Beifall fest, daß nicht die Künder der Kon- fessionen, sondern der Führer Adolf Hitler dem Volk den Glauben an sich selbst wiedergegeben habe Als wahrer Führer lebe er dem Volke seiner Idee vor Aufgabe der Kirche werde es sein, den Volksgenossen auf seinem Weg zur Freiheit zu begleiten und ihn fürsorglich zu betreuen, ihn zu lehren, seinen Nächsten zu lieben. Ab schließend ging Reichsminister Kerrl auf die Gestalt Hein richs des Löwen ein, dessen geschichtliche Bedeutung erst in neuester Zeit wieder eine gerechte Würdigung erfahren habe. Ein Sieg Heil auf den Führer beschloß den Appell. Am Zv.Aovemder Sitzung der Akademie für Deutsches Recht. Dr. Schacht wird über Alticnrechtsrcform sprechen. Der Präsident der Akademie für Deutsches Recht, Reichsminister Dr. Frank, hat die Mitglieder der Akademie für Deutsches Recht zu der 9. Vollsitzung für den 30 November in Berlin zusammengerusen. Als Nuslandsgast wird Mr. Garner, Professor der Universität Illinois (USA.), über die neue Entwick lung des Völkerrechts sprechen. Der mit der Führung der Geschäfte des Rcichswirtschaftsministcriums beauf tragte Reichsbankpräsident Dr. Schacht, Mitglied der Akademie für Deutsches Recht, wird über die deutsche Aktienrechtsreform sprechen. Für den 29. November hat Dr. Frank die Mitglieder der Deutschen Landesgruppe der International Law Association zu einer Sitzung in den Räumen der Akademie für Deutsches Recht eingeladen. Neben einer Besprechung über die Pflege der durch die Deutsche Landesgruppe mit dem Ausland angcknüpften Be ziehungen werden Reichsminister Dr. Frank und Staatsrat Professor Dr. C. Schmitt das Wort er greifen. Außerdem wird Rechtsanwalt Sir Alexander Lawrence, der bekannte Verteidiger der Mcmeldeutschcn im Kownoprozeß, über die Rechtslage des Memelgebietes sprechen. Das frühere preußische Abgeordneten haus jetzt „Saus ter Flieger". Während in der Berliner Wilhelmstraße die Arbeiten am Reichsluftfahrtministerium rüstig fortschreiten, hat man, fast unbemerkt von der Öffentlichkeit, das frühere preußische Abgeordnetenhaus zu einem „Haus der Flieger" umgebaut und hier nicht wir Arbeitsräume für die Bildstelle und die Wetterdien st abteilung des Rcichsluftfahrt- ministeriums geschaffen, sondern gleichzeitig Aufenthalts-, Speise- und Tagunasräume für die Flieacr beraerichtet. Auch der Aeroklub "hat in diesem Häufe' ein würdiges Heim gefunden. Der Reichsluftfahrtminister, General der Flieger Göring, hat das „Haus der Flieger" in einer internen Feier dem Präsidenten des Aeroklubs von Deutschland, Wolfgang von Gronau, übergeben. Der Prozeß gegen den Bischof von Meißen. In der weiteren Verhandlung in dem Deviscn- Prozeß gegen den Bischof von Meißen, Peter Legge, und seine Mitangeklagten vor dem Berliner Land gericht stellte der Verteidiger des Angeklagten mehrere An träge. Er beantragte, den Bischof von Berlin, Dr. Konrad Graf Preysing, als Zeugen darüber zu hören, daß cs nicht zu den Pflichten eines Bischofs gehöre, sich um die Einzelheiten verwaltungsmäßiger Maßnahmen, be sonders finanzieller Art, persönlich zu kümmern. Er bean tragte ferner die Vernehmung des Dr. Troost vom Zeniralverband für das deutsche Bank- und Bankier- <cwerbe, damit die banktechnischen Fragen des Prozesses geklärt würden. Schließlich bat der Verteidiger um die Vernehmung einiger Zeugen aus dem geistlichen Stande, die sich freiwillig bcreiterklärt hätten, über die leiden schaftliche Seelsorge des Bischofs aussagen zu dürfen, der hinter der Sorge für seine Gemeinde alles Verwaltungs mäßige stets weit zurückgcstcllt habe. Im weiteren Verlauf der Verhandlung werden Briese und Schriftstücke verlesen, die der angeklagte Bischof oder dessen Bruder verfaßt haben. Aus diesen Briefen, die den Bruder des Bischofs Dr. Legge sehr belasten, geht hervor, daß die Verbindung mit dem in den Devisenprozessen oft genannten Dr. Hosius bedeutend früher ausgenommen worden ist, als der Bischos angegeben hat. Der Bischof von Berlin wird Dienstag vernommen. Im Devisenprozetz gegen den Bischof von Meißen gab der Vorsitzende dem Antrag aus Ver nehmung des Bischofs von Berlin, Dr. Gräf Preysing, statt. Er soll Dienstag als Sachverständiger zu der Frage vernommen werden, inwieweit sich ein Bischos um die ocrwaltungstechnischen Dinge seiner Diözese kümmern muß. Anschließend trat das Gericht in die Zeugen vernehmung ein. Mehrere katholische Geistliche, mit denen der Bischof zusammengcarbeitet hatte, bekundeten übereinstimmend, daß der Bischof von Meißen stets in erster Linie Seelsorger war. Seine Ungewandtheit in geschäftlichen Dingen sei allgemein bekannt gewesen. Auch die Privatsekretärin des Biscbofs betonte, daß er sich um den verwaltungstechnischen Kleinkram nicht bekümmert habe. Ein Fesselballon bei der Königsparade in Rom. Der >36. «Geburtstag des Königs von Rasten wurde in Rom mit der großen Königsparade begangen. In Abwesenheit des Königs nahm Mussolini als Kriegsminister den Vorbeimarsch von insgesamt 20000 Mann aller Waffengattungen ab. Dar nach hielt er vom Balkon des Palazzo Benezia eine große An sprache, in der er betonte, daß die Parade nur ein kleines Bild von der großen Streitmacht Italiens gebe. Das Bild zeigt einen Fesselballon, der beim Vorbeimarsch mitgeführt wurde. (Scherl Bilderdienst — M) Heimstaiiensiedlung förderi Nahrungsfreiheit. Reichstagung für den Arbeiterwohnstiftenbau. Im Hause der Reichsplanung in Berlin fand eine Reichstagung sämtlicher an der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Arbciterwohnstättenbaues zusammen geschlossenen Ämter, Stellen und Verbände unter dem Vorsitz des Siedlungsbeauftragten im Stabe des Stell vertreters des Führers, Pg. Dr. Ludowici, statt. Die Tagung wurde durch grundsätzliche Ausfüh rungen des Siedlungsbeauftragten, Dr. Ludowici, ein geleitet. Die besondere Bedeutung der Heimstätten siedlung liege darin, daß sie die einzige Form sei, in der die Beschaffung der Wohnung mit der Gewinnung von Eigentum und einer wenigstens teilweisen Ernährungsgrundlage verbunden sei; sie sei daher bevölkern ngspolitiscb am wichtigsten. Kommerzienrat Röchling-Völklingen (Saar) gab eine Begründung des gesamten Siedlungsprogramms. Besonders wichtig waren seine Ausführungen über den Umfang dieses Programms, das er aus fünf Millionen Heimstätten im Laufe einer Generation beziffert. Der Vortragende erörterte eingehend den wirtschaft lichen P o r t e i l, der sich aus der Siedlung für die Familienexistenz ergibt und der bei Ausdehnung der Siedlerwirtschaft, über Gemüse, Obst und Kar toffeln aus die K l e i n 1 i e r b a l t u n g und ent sprechende Förderung geeigneter Zuchtrasscn auf Grund der saarländischen Erfahrungen tatsächlich eine merkbare Steigerung der Gesundheit und des Lebensstgndards, ganz abgesehen von der Wohnungsfrage, ermöglicht. Oie Folge der Wahlen Teilum-il-ung -er englischen Regierung. Dank Baldwins an die Nation — Eintritt Churchills ia das Kabinett? Die englischen Wahlen haben der nationalen Regie rung einen klaren Sieg gebracht. Der überwältigende Sieg der Konservativen war eine Überraschung für alle Kreise. Die LabourParty, die Arbeiterpartei, hat heute nur die Hälfte ihrer Stärke von 1929. Die Liberalen, deren Führer Sir Herbert Samuel in seinem eigenen Wahlkreis geschlagen wurde, sind ebenfalls auf die Hälfte zu sammengeschrumpft. Von den 67 Frauen, die in de« Wahlkampf traten, sind nur 9 gewählt worden, im Gegensatz zu den 15 im letzten Parlament, und von den Kommunisten ist ein einziger gewählt worden. Sämtliche Kabincttsmitglieder sind wiedergewählt mit Ausnahme MacDonalds. Ministerpräsident Baldwin dankte in einer Rede der Ration für das Vertrauen, das sie ihm und seiner Regierung gezeigt hat, und versprach dem Volke: „Wir werden alle unsere Kraft daran setzen, dieses Vertrauen zu würdigen, den wirtschaftlichen Aufbau im Lande mit allen Kräften zu fördern und den Weltfrieden zu sichern." Der nächste Schritt des Ministerpräsidenten wird vor aussichtlich eine Tcilumbildung des Kabinetts sein. Durch MacDonalds Niederlage wird eine Neubesetzung seiner Stelle erforderlich sein. Sein Sohn, Malcolm MacDonald, Wird vielleicht trotz seiner Niederlage seinen Posten im Dominienministcrium beibehalten, da er außerordentlich fähig und sehr beliebt bei seinen Kollegen ist. Lord Hali fax vom Kriegsministerium wird voraussichtlich von seinem Posten zurücktreteu; der Völkerbundsminister Anthony Eden wird als Nachfolger genannt. Man spricht auch davon, daß der Deutschenhasser, Winston Churchill, möglichenfalls Nachfolger des Ersten Lords der Admiralität oder MacDonalds wird. Am 26. November wird das neue Parlament zum ersten Male zusammentreten und den neuen Parlaments mitgliedern der Eid abgenommen werden. Am 3. Dezember wird der König die erste Sitzung des Parla ments eröffnen. Frankreich erwartet jetzt schärfste Durchführung der Sanktionen. In französischen politischen Kreisen sieht man in dem englischen Wahlergebnis eine außerordentliche Stärkung der Stellung des Premierministers Baldwin, die sich in erster Linie auf außenpolitischem Gebiet auswirken werde. Man erhofft davon in Paris eine Festigung der Beziehungen zwischen London und Paris, ist sich allerdings klar darüber, daß diese bald einer kritischen Belastungsprobe ausgesetzt sein wird, da England jetzt voraussichtlich mit noch größerer Unnach« gicbigkcit auf eine rücksichtslose Durchführung der Sanktionen drängen wird. Man erwartet schon in nächster Zeit englische Vorschläge zur Ausdehnung der Sanktionen. Als „Spießbürger" noch ein Ehrentitel war Bildliche Redensarten, die auf Wirklichkeiten znrückgchcn. Der Richter erhob die Klage: Wehe! Wehe! — Haare ab- gcfchnitten, Ehre verloren. — Knappen, die das Wasser nicht reichen durften. — Die aufgehobene Tafel. Unsere Sprache ist eine uralte Dame, die vieles in wrem hochbctagten Dasein erlebt und sich bat wandeln fthen. Sie weiß dem, der ihr gerne zuhört, allerlei Wissenswertes, vor allem über unsere „bildlichen" Redewendungen, zu erzählen, denn in ihrer Jugend "aren diese Bilder oft genug noch raube Wirklichkeit. So mancher Ausdruck aus dem Rechtswesen geht aftes Brauchtum zurück. Damals erhob der Richter (buchstäblich) die „Klag e", indem er, wie der Älteste des -schlichen Gerichts in Goethes „Götz", „Webe, wehe!" Uer den Missetäter rief; war dieser geflohen, etwa wegen ^"^des, so wurde er von den Verwandten dcs Getöteten "^schrien, he- oder verrufen", er war also ein „vcr- ?Ußhter, berüchtigter" Mensch (cht niederdeutsch " hoch- Afttsch ft). Nun mußte der Kläger den Gegenstand des Erbrechens „beweisen", d. h. vorweiscn, vorzeigen. Die ?Zeugen", die nun auftratcn, heißen danach, daß man nach alter Vorschrift bei den Haaren hcrbcizog (wie stuch wir etwas „bei den Haaren herbcizichen", wenn auch in verändertem Sinn). Die „Schöffen", die das Recht schaffen", hatten nun zn „urteilen", d. h. das Recht ans- Hittcilen (ur aus älterem nz aus: wer z. B. Urfehde Lchwur, erklärte damit, daß die Fehde aus sein sollte). Verurteilte konnte das Urteil „schelten" lanfechten); auch ehrbare Männer, die zugegen waren, durften es „zu Recht weisen", wie wir noch heute ein Kind schelten oder zurechtweisen, wenn wir sein Tun mißbilligen. Ver wickelte Rechtsfälle wurden durch Gottesurteil entschieden, und auch wir bestehen (hoffentlich mit Erfolg!) die „Feuerprobe", oder wir „gehen durchs Feuer" für je mand, der unserem Herzen teuer ist. Leider aber „brechen wir den Stab" oft voreilig über jemand und denken nicht daran, daß es den Tod eines Menschen zur Folge hatte, wenn der Richter über ihm den Stab brach. Noch übler ist es freilich, wenn wir jemand „die Ehre abschneidcn", bedeutete doch das Abschncidcn des langen Haares die Ausstoßung aus dem Stande der freien Männer, also die Ehrloserklärung. Bekämpfen sollten wir auch unsere Neigung zum übertreiben, wenn wir uns z. B. angeblich „wie -erschlagen" oder gar „wie gerädert" fühlen, nur um zu versichern, daß wir — etwa nach einer schlechten Nacht — lahm und müde sind, ahnen wir doch nicht, wie fürchterlich die Strafe der Stockschläge oder gar des Räderns war. Auch das deutsche Rittertum und seine Sitten spiegeln sich in unserem Sprachschatz Wider. Wir „brechen eine Lanze" für jemand, den wir gegen ungerechte Vor würfe verteidigen wollen, oder wir „halten ihm die Stange", doch muß natürlich, was wir sagen, „stichhaltig" sein, d. h. den Stich des Gegners aushalten; wir „bieten die Spitze" (der Lanze) einem Gegner und „verdienen uns so die Sporen" (des Ritters). Aber man sollte sich hüten, etwas (Böses) „im Schilde zu führen", oder je mand „in Harnisch zu bringen", also ihn zu ärgern. Das Turnier wurde oft als ein „Stechen" bezeichnet, well eS darauf ankam, den Gegner vom Pferde zu stechen, und noch heute „stechen" wir beim Kartenspiel oder kriegen einen „Stich"; auch macht es uns Freude, jemand „auszustechen". Tadel bedeutet, wenn jemand einem andern „nicht das Wasser reicht", wie es eine Schande war, wenn man den Gästen bei festlicher Tafel nicht das Wasser zum Reinigen der Hände reichen durfte. War das die Sache der Knappen, so halten die Diener nach Schluß des Mahles „die Tafel aufzuheben", d. h. tatsächlich die Tische hinauszutragen. Als nach und nach das Rittertum verfiel, kam mehr und mehr das städtische Bürgertum empor. Auch dies war wehrhaft, und ein „Spießbürger" zu sein, war höchste Ehre, galt es doch für ihn, die Verteidigung der Heimatstadt mit der Waffe in der Hand zu übernehmen. Aber nicht bloß die strenge Pflicht, auch die Freude hat ihr Recht, und wo gedieh diese besser als bei den im Mittelalter so beliebten Schützenfesten? Wie noch heute, wurde nach dem Vogel oder der Scheibe geschossen. Wer den „Vogel abschoß" oder „ins Schwarze traf", war Sieger; es gehörte freilich Geschick dazu, den „Nagel auf den Kopf zu treffen", der im Mittelpunkt der Scheibe saß, und der „Zweck" genannt wurde (wir reden ja noch heute von der „Schuhzwccke"). Ter Schütze mußte ,,im Stande" seinen Schuß abgeben, wie ja auch wir „im stande" zn irgend etwas sind; er mußte das Korn „ins Ange fassen", also sein Absehen, seine „Absicht" aus den „Zweck" im Mittelpunkt der Scheibe richten, um nicht zu kehlen. Wer üeate. ..trug den Preis davon".