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Nr. 269 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt' Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 18. November 1935 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitzen des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt' alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 Zwangsvergleich erlisch« jeder Anspruch aus Nachlaß. "" Nab'onale Tageszeitung für Landwirtschaft und Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. BezugSpr. monall 2RM, frei HauS, bei Postbestellung RM. zuzugl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle Falle hohler G-w^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger"MwN gen besteht lein Anspruch - - u 2-2 Li-scrung der Zei. mng oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. MOU znm Aeilßerstkli MM Tagung des Großen Faschistischen Rates. Ab November Gankiionen gegen Italien. Der Große Faschistische Rat Italiens hat sich Mit den Sanktionen befaßt, die ab 18. November von den Völkerbundsstaaten gegen Italien angewandt werden. Nachdem Federzoni eine Entschließung verlesen hatte, nach der alle Italiener in bedingungslosem Vertrauen bereit seien, jedes Opfer auf sich zu nehmen, um die natio nalen Ziele zu erreichen, tvurde eine Botschaft an die in Afrika kämpfenden Truppen vorgeschlagen, in der dem Marschall von Italien, Emilio de Bono, und den Frontkämpfern des neuen faschistischen Italien, die bei dem afrikanischen Unternehmen unverändert den alten Geist der Revolution vertreten und mit den befreienden Waffen die unsterb- liche Zivilisation Roms bringen, der kameradschaftliche Gruß entboten wird. Die Entschließung und die Botschaft tvurden durch Zuruf angenommen. Der Duce hat daraus ausführlichen Bericht über die Lage der Nation am Vorabend der Sanktionen er stattet. Zu dem Bericht sprachen sechs Mitglieder des Großen Faschistischen Nates. Am Schluß der Aussprache, die von Mussolini zusammcngesaßt wurde, ist eine Ent schließung angenommen worden, in der es u. a. heißt: Der Große Nat des Faschismus, der sich am Vorabend der Anwendung der sogenannten „Sanktionen" gegen Italien versammelt hat, betrachtet das Datum des 18. November 1935 als ein Datum der Schmach und der Ungerechtigkeit in der Weltgeschichte. Er bezeichnet die nie zuvor angewandten Sanktionen als I einen Vorsatz, das italienische Volk wirtschaftlich j ?u ersticken, und als einen eitlen Versuch, es zu demütigen, um ihm die Verwirklichung seiner Ideale und die Verteidigung seiner Lebensnotwendigkeiten zu ver hindern. Der Große Rat des Faschismus erwähnt lobend die musterhafte Ruhe und straffe Disziplin, mit denen das italienische Volk beweist, daß es sich der geschichtlichen Bedeutung der gegenwärtigen Ereignisse in vollem Ausmaß bewußt ist, und fordert es auf, den Sank tionen den unerschütterlichsten Widerstand entgegen zusetzen und alle moralischen Kräfte und alle mate- riellen Quellen der Nation zu mobilisieren. Er fordert die Italiener aus, am Montag, dem 18. Novem ber, für vierundzwanzig Stunden die Häuser zu beflaggen. Der Große Rat beschließt, auf den 1. Dezember die »4 Provinzialausschüsse der Mütter und Witwen der Gefallenen des Weltkrieges nach Rom ein zuberufen, um den Widerstand planmäßig zu verstärken, bei dem den italienischen Frauen eine erstrangige Auf gabe anvertraut ist. Er ordnet an, daß an den Rat häusern Italiens ein Gedenkstein für die Belagerung an gebracht wird, damit in den kommenden Jahrhunderten me ungeheure Ungerechtigkeit gegen Italien dokumentiert bleibe. Er entbietet den Staaten, welche unter Ab lehnung ihrer Zustimmung zu den Sanktionen der Sache des Friedens gedient und sich zum Dolmetsch des Geistes der Völker gemacht haben, den Ausdruck seiner Sympathie. mit der Sömalifront. Das bisherige Oberkommando ver trat den Standpunkt, daß die Truppen nur äußerst vor-. sichtig vorgehen dürften, um unnütze Verluste zu vermeiden. Die Art dieses Vorgehens brachte aber auch die Gefahr, daß die geplante Verbindung zwischen Nord- und Süd front vorläufig nicht möglich wurde. Mit der Ernennung Badoglios wird eine völlige Aenderung der Taktik erwartet. Man wird voraussichtlich versuchen, jetzt an der Nordfront unter allem Einsatz mög lichst vorzustotzen und gleichzeitig das Schwergewicht der Operationen so zu verlegen, daß eine Verbindung mit Graziani an der Südfront schnellstens gesichert wird. Bezüglich der politischen Seite des Komman dowechsels glaubt man,daß Rom mit diesen Maßnahmen die Bedeutung einer Warnung an die Großmächte hat geben wollen, um sie vielleicht zu Zugeständnissen zu bewegen, weil sonst das Vorgehen jetzt richtigen militä rischen Charakter annehmen würde. Von der Nordfront wurde am Sonntag berichtet, daß die Italiener auch in der letzten Nacht keine Fort schritte gemacht haben. Die Abessinier beunruhigen weiterhin durch über raschende Unternehmungen die italienische Etappe und gefährden die Verbindungen. An der Südfront schreitet der italienische Vormarsch am Fafanflutz lang sam fort unter teilweisen schweren Kämpfen zwischen einzelnen Abteilungen. Aus Dschibuti wird gemeldet, daß ein italienischer Angriff bei Tabu na zurück geschlagen worden sei. Die Italiener sollen außerordent lich schwere Verluste erlitten haben. Der italienische Vormarsch gegen die Straße Djidjiga—Harrar ist infolge neuer schwerer Wolkenbrüche ins Stocken geraten. Der Fafanflutz ist über seine Ufer getreten. Zahlreiche italienische Tanks, Panzerwagen und Trans portautos sind schon im Morast festgefahren. Der plötz liche Regen hat auch wieder zahlreiche Malaria erkrankungen zur Folge gehabt. So groß die Freude über General de Bonos Ab berufung in Addis Abeba ist, so groß ist auch die Gewiß heit, daß der Marschall Badoglio, der sich schon im Welt krieg einen Namen gemacht hat, seinen Ruf nicht aufs Spiel setzen werde. Eine große italienische Offensive sei in aller Kürze zu erwarten. Diese kommt den Abessiniern keineswegs gelegen, denn sie leiden noch immer an großem Waffen- und Munitionsmangel, obwohl die Bahn Dschibuti—Addis Abeba mit abessini schen.Kriegstransporten verstopft ist. Die abessinische Regierung hat einen Aufruf an die Eingeborenen Eritreas drucken lassen, der in Tausenden von Exemplaren von Flugzeugen in Eritrea abgeworfen oder von Kurieren verteilt werden soll. In dem Aufruf wird Abessinien als Mutter der Eingeborenen bezeichnet und die Mahnung ausgesprochen, daß die Eingeborenen von Eritrea sich weigern sollten, gegen ihre Blutsbrüder in Abessinien «r kämpfen. ", Abessinischer Kriegsrai beschloß: Aufgabe -er RückzugsiaM. Schwere Kämpfe um Wasserstellen — Italienisches Luftbombardement. Der Vormarsch der italienischen Südarmee wird mit jedem Tage schwieriger, denn die Italiener haben sich jetzt aus der offenen Wüste in die hügeligen Hänge des Randgebirges herangeschoben, das die Wüste nach Norden hin abschließt. Hier in dem wilden Gebiet sind die Abessinier im Vorteil. Hier können sie ihre Klein kriegstaktik durchführen, überall entwickeln sich er bitterte Kämpfe kleinerer Abteilungen um die Wasserstellen. Diese Kämpfe kosten auf beiden Seiten schwere Opfer. Die Italiener werden durch Flug zeuge, die Lebensmittel und Medikamente abwerfen, verproviantiert, da die Zufuhr bis an die vorderen Stellen heran unmöglich ist. Besonders heftige Kämpfe sollen sich um die Wasserlöcher von Sassabaneh ab spielen. Rach dem italienischen Heeresbericht setzt die Dankalegruppe die Säuberungsaktion in dem Gebiet zwischen Azbi und Dassa fort. Um Azbi haben zwölf Stunden lang erbitterte i Kämpfe getobt. 500 Abessinier mit sieben Maschinengewehren hielten hier eine befestigte Stellung. Während dieser Kämpfe belegten italienische Bombenflugzeuge zwei Stunden lang das Ge biet um Antalo und verwandelten die Ortschaften in Trümmerhaufen. Italienische Flieger sprengten auch ein abessinisches Munitionsdepot in die Luft. Die italie nischen Verluste bei den Kämpfen um Äzbi waren sehr , hoch, und zwar vornehmlich deswegen, weil die halb wilden Danakilkrieger ohne jede Deckung mit gezücktem Säbel in die abessinischen Garben hineinliefen. Wie verlautet, hat der NeguS der Heeresgruppe des Ras Seyoum 6000 Mann Verstärkung geschickt. Gleichzeitig wird sich an allen Fronten der abessinische Widerstand erheblich verstärken, da ein abessinischer Kriegsrat, der in Dessie getagt hat, festgestellt Hal, daß sich die bisherige Kampftaktik nach der politischen Seite hin nicht bewährt habe. Das ständige Zurückgehen habe die Stimmung von Heer und Volk ungünstig beeinflußt und zur Fahnenflucht abessi nischer Führer und Häuptlinge geführt. „Jie WWnMW ist eine MmWW SM de» MMi«". Rudolf Hetz und W. Darrö vor den Bauernsührern Abberufung des Generals de Nono. Sein Nachfolger Badoglio. Der Generalgouverneur von Jtalienisch-Ostasrika, GeneraldeBono,ist unter Verleihung derWürde eines Marschalls von Italien von seinem Posten abberufen worden. An seine Stelle wurde der Generalstabschef des italienischen Heeres, Badoglio, der bisher die Würde eines Marschalls von Italien be kleidete, zum Generalgouvcrncur von Eritrea und Jtalre- Nisch-Somaliland ernannt. Zum Vizegouverneur wurde der bisherige Kommandant der römischen Divisionen, General Güzzoni, ernannt. Oie Bedeutung des Kommandowechsels. Die Ablösung de Bonos durch Badoglio wird in As- Mara als von höchster militärischer und vielleicht auch Politischer Bedeutung angesehen. Seit langem waren Ge rüchte über taktische Meinungsverschieden heiten im Umlauf. Während Graziani im Somaliland Vach erprobten Kolonialmethoden vorging und trotz ver hältnismäßig geringer Truppenstärke wichtige strategische Erfolge errang, blieben die drei Armeekorps an der Rord- ftont hinter den Ereignissen zurück. Das Hauptziel aller Operationen ist und bleibt die Vereinigung der Eritrea- Nach denArbettstagungenderWoche hatte am Sonnabendabend eine besinnliche und fröhliche Feier- stunde die 3000 Bauernführcr und Ehrengäste in der Stadthalle der alten Kaiserstadl Goslar vereint. Der Brauchtumsabend war ausgcklungen in die Mah nung: „Deutscher, Bruder im Volke, bedenke, woher du gekommen!" Abschluß und Höhepunkt des Dritten Rcichsbauerntages aber brachte dann der Sonntag mit den grundsätzlichen Reden des Reichsbauernführers und des Stellvertreters des Führers. Brausende Heil-Rufe empfingen den Stellvertreter des Führers, den Reichsbauernführer und die Ehrengäste, als sie am Sonntagvormittag gemeinsam die festlich ge schmückte Halle betraten. Nach einem Musikstück der SS.» Kapelle begrüßte der Sprecher des Reichsbauernrates, Ministerpräsident a. D. Granzow, die Gäste. Er er teilte sodann als dem ersten Redner der Schlußtagung dem Reichsobmann im Reichsnährstand und Mitglied des Deutschen Bauernrates, Staatsrat'M e i n b e r g das Wort zu seiner Rede über die Gesetze völkischer Geschichts betrachtung. Die Ansprache von Staaisrat Meinberg Der Liberalismus, so führte er n. a. aus, leugnete den organisch bedingten Zusammenhang zwischen Blut und Geist. Blut und Idee und proklamierte die Selbstherrlichkeit eines angeblich absoluten Geistes. Reichsobmann Meinberg erhob gegen diese, für das deutsche Volk so schädliche Entwicklung die dringende Forderung, daß die Geschichtsbetrachtung in Deutschland wieder wirkende Kraft werde und daß es dazu selbstver ständlich einer gründlichen Revision ihrer grundsätzlichen Fragestellung bedürfe. Diese Entwicklung sei heute möalich. denn die Erlebnisse des nationalsozialistischen Aufbruches befähigten uns, in der Geschichte die große Stunde des Zusammenklangcs blutsverbundener Einheit von Volk und echtem Führertum zu erkennen und die Ver pflichtungen zu verstehen, die die Schöpfung dieser seltenen Einheit für uns bedeutet. Dann gab der Reichsobmann ein Bild der deutschen Geschichte um Heinrich I., den eigentlichen Gründer des Deutschen Reiches. Als der letzte Karolinger aus ostfränkischem Thron stirbt, so führte Staatsrat Mein berg aus, droht das Reich sich in seine Bestandteile auf zulösen. In dieser Stunde höchster Gefahr rettet Otto, der Herzog der Sachsen, die Einheit des Reiches. Er verzichtet auf die Wahl zum König und lenkt die Wahl auf Konrad, den Frankenherzog. Zeit seines Lebens bleibt er aber der getreue Ekkehard seines Königs. Als er stirbt, verfällt König Konrad den Einflüsterungen römisch-kirchlich gebundener Inter-