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MmffekTageblatt Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Taqeblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. 5. -Ziffer-Gebühr: 20 Rpfg. — Dergeschrie» bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis vormittags IO Uhr. — ar-Für die Richtigkeit der durch Fernruf übernnt- FerNsPrechkk. ANtl Wilsdruff 206 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — — Bei Konkurs u»d Rationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Lar „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint Werktag? nachm. «Uhr. Bezugspr. monatl. 2RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer lö Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle «ehm-n zu jeder Zeit Bc- ... .. stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebsstörun. gen besteht kein Anspruch ' : ! aus Lieferung der Zci- Ong oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingesandter Schriststücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. !Nr. 266 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 14. November 1935 Sie Polizei greift durch den Wer. Internationaler Polizeifunk auf der Verbrechersuche. — Bildfunk und Geheimco'de im Dienst der Kriminalpolizei. In Berlin findet zur Zeit eine Tagung des Funkfachausschusses der Internationa len Kriminalpolizeilichen Kommission statt, auf der wichtige Fragen der modernen Verbrecher bekämpfung besprochen werden. Vor allen Dingen wird man sich hierbei den weiteren Ausbaumöglichkeiten des Polizeifunks widmen, der sich als ein hochwichtiges Hilfs mittel der Kriminalpolizei erwiesen hat. Die Polizei greift durch den Äther, und ihre Hand ist schneller als jedes noch so moderne Verkehrsmittel, dessen sich der Ver brecher zur Flucht bedienen könnte. Wenn beispielsweise ein „schwerer Junge" in irgend einer europäischen Hauptstadt ein „Ding gedreht" hat und sich schnellstens aus dem Staub gemacht hat, um seine Beute in Sicherheit zu bringen, so kann sich leicht folgen des ereignen: Die Polizei der betreffenden Stadt kennt das Signalement des Verbrechers und funkt es nun schnellstens nach Berlin. Hier befindet sich eine Zentralstelle, die ihrerseits den Funkspruch mit der genauen Beschreibung des Verbrechers wieder in alle Welt schickt. Die Morse zeichen „IkOtz", die sie ihrem Funkspruch voransetzt, machen die Empfangsstellen in den anderen Ländern auf merksam. Der Funkspruch wird ausgenommen und an die unteren Dienststellen ausgegeben. Und wenn der Ver brecher dann auf irgendeinem Flugplatz landet, dann greift unter Umständen schon die dort stationierte Polizei wache zu und verhaftet ihn. Der Traum ist ausgeträumt, die Gefängniszelle wartet schon . . . Der Aufbau des Internationalen Polizeifunks ist einfach und zweckmäßig. Er wurde bereits 1927 gegründet und Berlin als Zentral funkstelle auscrsehcn. Jeder am Internationalen Polizesfunk teilnehmende Staat hat eine Polizeifunkstelle als Leitstelle für den Verkehr mit den anderen Ländern bestimmt. An diese Leitstclle werden alle Nachrichten aus dem Lande gegeben, und sie leitet sie Weiler an die Ber liner Zentrale. Von hier aus werden die Funksprüche wieder an alle übrigen Länder sofort weitergegeben. Da neben gibt es noch für den Grenzverkehr zwischen den ein zelnen Ländern bestimmte Grenzfunkstellen, die den Austausch von Meldungen wesentlich beschleunigen. Die Berliner Zentrale sendet dreimal am Tage alle ge sammelten Meldungen in alle Welt hinaus Sie ist mit drei verschiedenen Sendern ausgerüstet, einem für lange Wellen und zwei Kurzwellensendern. Die Nachrichten werden natürlich nicht offen gefunkt, sondern nach einem bestimmten Morse-Geheimcode. Außerdem sind die Männer an der Funktaste beim Polizeifunk alte Prak tiker, die ihr Handwerk verstehen. Sie senden die Ge heimzeichen mit einer solchen Geschwindigkeit, daß für den gewöhnlichen Hörer nur ein Summen im Äther ist. Dem internationalen Polizeisunk gehören bis jetzt äußer Deutschland noch folge ndeLSnder an: Frank reich, Österreich, Ungarn, Polen, Jugoslawien und Ru mänien. Dazu ohne eigene Sender Holland und die Schweiz. Neuerdings ist man auf dem Wege, auch den Bildfunk als Hilfsmittel einzuspannen. Damit können Steckbriefe und Fingerabdrücke übermittelt werden, die eine genaue Feststellung der Identität eines Verbrechers zulasten. Auch hierin ist Deutschland vorbildlich, das da mals die Anregung für die Schaffung des Polizeifunks ge geben hat. Natürlich wird der Funk nicht nur für die Fahndung nach internationalen Verbrechern eingesetzt. Auch im Lande selbst ist diese Organisation bis aufs kleinste ausgebaut. Jede Meldung und Fahndung wird aus den deutschen Städten nach Berlin durchgegeben und bon hier aus an die L e i t f u n k st e l l e n im ganzen Lande weitergeleitet. Jeder Leitfunkstelle untersteht wieder ein bestimmtes Gebiet, über das zahlreiche Polizeifunk stellen verteilt sind. Jede Funkstelle hat ihr eigenes Ruf- Zeichen, und so kann sie von Berlin oder der Landesfunk- sielle gleich direkt angerufen werden, wenn man weiß, daß sich ein Verbrecher in eine bestimmte Gegend verzogen hat. Daß diese große Organisation nicht umsonst aüsgebaut ist, versteht sich. Sie hat schon viele große Erfolge zu ver zeichnen gehabt. Mancher Verbrecher ist auf hoher See auf einem Schiff -ntdeckt worden, mit dem er als harm loser Passagier über den Ozean flüchten wollte. Zum Bei wiel ist es auch dem Internationalen Polizeisunk zu ver danken, daß der österreichische Eisenbahnattentäter Ma- tuschka festgenommen werden konnte. Aber man arbeitet immer mehr an der Vervollkommnung dieses modernsten Hilfsmittels der Kriminalpolizei, und diesem Zweck dient auch die Berliner Tagung. Man will Erfahrungen über die einzelnen Sender austauschen und vor allen Dingen auch das Anpeilen von Schwarzsendern verbessern. Weiter- mn wird man Erfahrungen üher die Ausrüstungen der Polizei mit trag- und fahrbaren Sendern austauschen. Schließlich soll ein neuer internationaler Code für den Polizeisunk eingeführt werden, und wenn man dann auch Noch die Einführung des Bildfunks in den anderen Län dern durchsetzt, dann werden es die „schweren Jungen" bestimmt nicht mehr leicht haben, sich dem Zugriff der Polizei zu entziehen. Der Kauer kompanietührer in cker kr2eugungslehlsch1. Erster Tag der Haupttagung des Goslaer Reichsbauerntages. Nach eingehenden Fachberatungen, in denen alle die Landwirtschaft angehenden Sondcrfragen behandelt wurden, begann am Donnerstag in Goslar die öffentliche Haupttagung des Reichsbaucrntages, auf der für den Reichsnährstand die A r b e i t s p a r o l c n für den zweiten Abschnitt der Erzcugungsschlncht unter Ein ordnung in die großen weltanschaulichen und volkswirt schaftlichen Aufgaben ausgcgebcn werden. Der Sprecher des 3. Reichsbauerntages, Minister präsident a. D. Granzow, eröffnete die Haupttagung und erteilte dem Stabsabteilungsleiter D r. Merkel das Wort zu grundlegenden Ausführungen über „Die Neuordnung des Rechts als Voraussetzung neuer Wirt schaftsgestaltung". Dr. Merkel zeigte, wie die volksfremd gewordene Rechtsordnung durch die vom Nationalsozia lismus aufgebaute neue Lebensordnung der Volksgemein schaft abgelöst wurde, die durch eine neue Rechts- und Wirtschaftsordnung getragen wird. Im Reichsnährstand hat der Nationalsozialismus diese Forderungen verwirk licht und als neue Standesordnung eine neue Lebens gemeinschaft des deutschen Bauerntums geschaffen. Da zu gehört eine neue Bodenordnung und eine neue Markt ordnung. Rcichshauptabteilungsleiter ll, Dr. Brummenbaum, behandelte die Grundlagen der Erzeugungsschlacht, die das wichtige Instrument zur Sicherung der Ernährung unseres Volkes ist. Die Wehrfreiheit des deutschen Volkes kann auf die Dauer nur dann gesichert sein, wenn darüber hinaus auch die Nahrungsfreiheit gegeben ist. Die Markt ordnung kann erst dann ihren Zweck voll erfüllen, wenn die Erzeugung in ordnungsmäßigen Bahnen verläuft. Unter allen Umständen muß in dem kommenden zweiten Abschnitt der Erzeugungsschlacht in die Breite gearbeitet werden. Steigerung und Ordnung der Erzeugung müssen Hand in Hand gehen. Unter den verschiedenen Pro blemen spielt die Faserversorgung eine besondere Rolle. Im nächsten Jahr sollte jeder Bauer, dessen Boden und Klima es ermöglichen, ein paar Quadrat meter F l a ch s b a u e n, die dann am nächsten Ernte dankfest aus dem Bückeberg dem Führer als Geschenk des Reichsnährstandes überreicht werden sollen. Auf dieser ganz kleinen Fläche kann so viel Rohstoff gewonnen werden, daß daraus jedem Soldaten unseres Volksheeres ein Drillichanzug gewebt werden kann. Der Stabsleiter der Reichshauptabteilung U, Do8sr Krohn, sprach ebenfalls über die Ordnung der Er zeugung. Die stark verschiedenen Grundlagen unserer landwirtschaftlichen Erzeugung setzen, so führte der Redner u. a. aus, bei allen Führern in der Erzeugungs schlacht eine große Summe von fachlichem Können voraus. Der Kompanieführer an der Front der Erzeugungsschlacht muß ein Bauer sein, der 1. den Zweck der Erzeugungsschlacht aus den Gesichtspunkten der großen volkswirtschaftlichen Aufgabe heraus erkennt, und 2. seinen Hof so in Ordnung hat. Heute sind unsere drei großen ErzeugunMücken die Eiweiß-, Fett- und die Faserlücke. Uns fehlen augenblicklich rund eine Million Tonnen Eiweiß, das zu 9 bis 10 v. H. Futtereiweitz ist, rund eine Million Tonnen Fett, das zu rund Zweidrittsl für die menschliche Ernährung und ein Drittel für technische Zwecke benötigt wird, und Faserstoffe, bei denen wir augenblicklich noch zum überwiegenden Teil vom Aus land abhängig sind. So bedrohlich, wie diese Ver sorgungslage auf den ersten Blick erscheinen mag, ist sie in Wirklichkeit nicht. Die Reserven im deutschen Boden sind so groß, daß die statistisch berechnete Möglichkeit der Selbstversorgung bei richtiger Ausnutzung aller Kräfte durchaus m ö g l i ch ist. Gesteigerte Aufmerk samkeit muß in Zukunft hinsichtlich Pflanze und Tier dem Gesundheitszustand gewidmet werden. Der Reichshauptabteilungsleiter HI, Dr. Korte, sprach über die Ordnung des Marktes. Die Marktordnung trägt drei großen Grundgedanken Rechnung: Schutz des Er zeugers, Schutz des Verbrauchers und Schutz derjenigen Kreise im volkswirtschaftlichen Kreislauf, die für die richtige Verwertung der deutschen Ernte und die richtige Versorgung des deutschen Volkes notwendig und darum berechtigt sind. In diesem dreifachen Schutz verwirklicht sich das Gebot der sozialen Gerechtigkeit, des Sozialis mus. Es ist gar nicht abzusehen, welche Teuerung der Nahrungsmittel ohne Durchführung der Marktordnung entstanden wäre. Die Marktordnung dient dem ganzen Volke, denn sie soll das wesentlichste Hilfsmittel zur Siche rung der Volksernährung sein. Endlich dient sie der vom Führer gestellten Aufgabe der Rettung des deutsche« Bauerntums. —SSS englanMeinMiOr Kundgebungen in Regvpten. Blutige Zusammenstöße — Fensterscheiben des enlischen Konsulats zertrümmert. InKairo kam es, wie das englische Nachrichtenbüro Reuter meldet, zu blutigen Unruhen, bei denen 39 Personen , darunter 19 Polizisten, verletzt wurden. Eine Person wurde getötet. Ägyptische Studenten, die den Unabhängigkeitstag feierten, veranstalteten große eug- landfeindliche Kundgebungen. Dabei wurde der englische Außenminister Sir Samuel Hoare angegriffen und der Führer der nationalistischen Wafd-Partei, Nahas Pascha, verherrlicht. Nach kurzer Zeit kam es dann zu Zusammen- stößenmitderPolizei. Die Demonstranten zogen zum englischen Generalkonsulat und zertrümmerten dort die Fensterscheiben. Ein großes Kaufhaus in der Nähe des Konsulats wurde ebenfalls angegriffen und beschädigt. Ägyptische Infanterie löste die Polizei ab, die in verschiedenen Stadtteilen Sperrketten gebildet hatte. Auch die ausländischen Gesandtschaften wurden von Infanterie bewacht. Später beruhigte sich die Lage wieder, jedoch wurden weitere Unruhen nach der großen Massenkundgebung der Wafd-Partei erwartet, auf der NahasPascha sprach. Die Angriffe gegen den englischen Außenminister führt man auf seine kürzliche Äußerung in der Londoner Guild-Hall zurück, die die englisch-ägyptischen Beziehun gen betraf und in Ägypten sehr ungünstig ausgenommen wurde. Der Vollzugsausschuß der Wafd (Nationalisten partei) hat beschlossen, der Regierung des Minister präsidenten Nessim Pascha ihre Unterstützung zu ent ziehen. Es verlautet, daß die Wafdpartei den Ministerpräsidenten zum Rücktritt aufgefordert habe, daß dieser aber abgelehnt habe mit der Begründung, es fei seine Pflicht, angesichts der ungewissen Lage auf feinem Posten zu bleiben. Die Partei findet zwar im Volke große Unterstützung, hat aber im jetzigen Parlament keine Vertretung. Die For derung nach Wiedereinführung der Verfassung von 1923 hat der Ministerpräsident abgelehnt, womit er, einer eng lischen Pressemeldung zufolge, im Sinne des britischen Oberkommiffars Sir Miles Lampson handelte. Nach den Nachrichten aus Ägypten hat es den An schein, als wolle die Wafdpartei alle nationalistischen Kreise Ägyptens fest zusammensassen und sich zum Trä - gereiner mächtigenVolksbewegung machen, die daraus abzuzielen scheint, das Land aus dem Ab- bängigkcitsverhältnis zu Großbritannien zu lösen und es zu einem selbständigen Mitglied der Völkerfamilie zu machen. Auch in der ägyptischen Stadt Tantah sind schwere Unruhen ausgebrochen. In einem blutigen Straßenkampf zwischen Polizei und einer feindseligen Menge wurden 45Polizi st enver- letzt, davon 13 schwer. Die Polizisten eröffneten das Feuer auf die Angreifer, wobei ein Mann getötet und drei schwer verwundet wurden. Amtlich wird erklärt, daß es außer in Tantah und Kairo zu keinen ernsten Unruhen in Ägypten gekommen sei. Tie ägyptische Regierung fordert das Volk auf, Ruhe zu bewahren. Sie weist aus die großen Gefahren bin.