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Deutschland bleibt neutral. Richtigstellung unzutreffender Auslandsmeldungen. Das Deutsche Nachrichtenbüro teilt mit: „Ausländische Zeitungen haben Nachrichten über eine D c - marche des deutschen Konsuls in Genf bei einem hohen Völkerbundsbeamten gebracht. Diese Nach richten sind unzutreffend. Eine solche Demarche hat nichtstattgefunden. Der deutsche Standpunkt in bezug auf Deutschlands Neutralität und Nichtbeteiligung an den Sanktionen ist bekannt und hat sich in keiner Weife geändert. Sollte sich eine, die eigenen inneren deutschen Wirt schaftsinteressen bedrohende außergewöhnliche Ausfuhr st eiger nng bestimmter Rohstoffe oder Lebensmittel bemerkbar machen, wird die Reichsregierung dies durch geeignete Maßnahmen verhindern. Alle gegenteiligen Behauptungen der ausländischen Presse sind unzutreffend. Im übrigen hat die Reichsregierung soforr nach Beginn des italienisch-abessinischen Konfliktes — also längst vor den bekannten Maßnahmen des Völkerbundes — dieAusfuhrvonKriegsgerätundMuni- tiomnach beiden Staaten verboten." W -- Bei der Erörterung der Sanktionsfrage in allen Sstaaten der Welt har man wohl anch vielfach ein Rätsel- rachn angestellt über die Haltung Deutschlands, ja, man hat auch allerlei Verdächtigungen laut werden lassen. Dem gegenüber müssen wir nur ruhig und sehr entschieden er widern, daß die deutsche Politik seit Beginn des italienisch-abessinischen Streitsalles sich nicht durch irgend ¬ eine Handlung oDer Stellungnahme in seiner Friedens politik hat beeinflussen lassen. Deutschland hat keine Ver anlassung, sich dem in Gens beschlossenen Verfahren anzu schließen. Das ist die zwingende Folge seiner Nicht zugehörigkeit zu dem Genfer Bunde, der die Sanktionen beschlossen hat. Aus der anderen Seite lehnt Deutschland in Übereinstimmung mit seinen Grundsätzen der Friedens politik auch alles ab, was es in Widerspruch zu feinem un bedingten Friedenswillen bringen und zur Erschwerung seiner Lage beitragen könnte. Deswegen spielt Deutsch land auch nicht die Rolle des Kriegsgewinn lers. Es läßt aber ebenso wenig zu, daß es das Opfer mittelbarer oder nnmittel- barerRückwirkungen wird. Deutschland ist dar aus bedacht, seine normale Wirtschastsbetätignng nach allen Seiten anfrechtzuerhalten, und andererseits seinen eigenen Bedarf an Verbrauchsgütern sichcrzustcllen. Die deutsche Politik mutz diesem Punkte um so größere Auf merksamkeit widmen, als die mittelbare Auswir kung der Sanktionsmaßnahmen bereits zu einer Ver knappung lebenswichtiger Bedarfsgüter im zwischenstaat lichen Handel geführt hat. Deutschland hält sich in jeder Weise außer halb eines Konfliktes, an dem es keinerlei Ver antwortung übernommen hat. Es wacht aber darüber, nicht Objekt oder gar Opfer irgendwelcher Maßnahmen zu werden, und vermeidet alles, was zur Verschärfung der Lage beitragen könnte. Entschlossener Kampf gegen die Sühnematznahmen. Das halbamtliche „Giornale d'Italia" erklärt, daß die den Sühnematznahmen zugrunde liegende kalte Be rechnung darauf abgestellt sei, Italien auszuhungern und ihm die Eroberung jener Kolonialgebiete nnmöglich zu machen, die ihm von seinen Kriegsverbündcten England und Frankreich bei den Friedensverhandlungen verweigert worden seien. Mit der gleichen kalten Ucberlegung bereite Italien die notwendigen Abwehrmatznahmen vor, die ausnahmslos mit dem 18. November zur Anwendung kommen. Man habe in der letzten Zeit von verschiedenen Seiten versucht, Italien zur Mäßigung und Staffelung seiner Gegenmaßnahmen zu veranlassen. Diese Versuche könnten gut gemeint sein; sie gingen von dem klaren Wunsch aus, heftige Zusammenstöße zu vermeiden, die vom wirtschaft lichen leicht auf das politische Gebiet übergreifen könnten. Das Ergebnis solcher Methoden könnte aber für Italien nur gefährlich sein. Ohne die Sachlage zu ändern, würden sie nur dre Manöver des Gegners erleichtern, die Kräfte Italiens verzetteln und Italien selbst unerbittlich in das Räder werk der Sanktionen hineinziehen. Zu diesem gefähr lichen Spiel gebe sich Italien nicht her. Eine der fried lichen Absichten der von den sogenannten befreundeten Regierungen in Genf ausgeheckten Sühnematznahmen er strebe die Schließung vieler industrieller Betriebe, um die Arbeitermassen Italiens arbeitslos zu machen und auf die Straße zu setzen. Man wolle also, so ruft das halbamt liche Blatt in größter Verbitterung aus, sich der Armut Italiens bedienen, um seine Bevölkerung in den Hunger zu treiben. Von diesem ungeheuerlichen Schandfleck werde sich die Geschichte der europäischen Kultur niemals wieder reinwaschen können und Italien werde niemals den von seinen früheren Wafsenbundesgenossen kalt ansgeheckten Mordanschlag vergessen. * Ztasten bricht Sportbeziehungen ab. Die sportlichen Beziehungen Italiens Afi den Sanktionsländern können als abgebrochen be trachtet werden. Eine Sitzung des Vorstandes der CONI., in der alle' Turn- und Sportorganisationen Italiens zu sammengefaßt sind, wurde zur entsprechenden Entschluß- fassnng von Parteisekretär Starace nach Rom ein berufen. Die Teilnahme Italiens an den Pariser Europameisterschaften im Gewichtheben wurde bereits untersagt. Im übrigen herrscht in der italienischen Öffentlich keit starke Erbitterung über die Haltung Frankreichs. Man meint, daß Frankreich durch seine Vereinbarungen mit England den italienischen Fall aus genutzt habe, um von England einige Verpflichtungen ausschließlich für seine eigenen Interessen zu bekommen. In der englischen Presse beschäftigt man sich mit der letzten Besprechung des englischen Botschafters Sir Eric Drummond mit Mussolini in Rom, in der die italienisch-englische Spannung im Mittelmeer erörtert wurde. Die englische Presse vermutet, daß nock eine Reihe von Monaten vergehen werde, bis eine Ver handlungsgrundlage gefunden werden könnte. * ErbriSerLer Memkneg im Norden Abessiniens. Rshkämpfe in der Nacht — Scharmützel am Mussa Ali. Nach den Berichten vom abessinischen Kriegsschauplatz ist im Norden und Nordosten von Makalle ein er bitterter Kleinkrieg im Gange. Die abessinischen Truppen befolgen die Taktik, sich am Tage zuriickzuzichen und nachts ihre Angriffe zu machen, damit sie sich nicht den modernen Waffen der Italiener aussetzcn. Die Machtkämpfe werden meistens Mann gegen Mann mit Bajonetten, Dolchen und Lanzen ausgcführt. So ist auch der überfall abessinischer Soldaten auf die italienischen Streitkräfte, die in Makalle eingedrungen waren, des Nachts erfolgt. Von italienischer Seite wird bestätigt, daß die italienische Vorhut aus Makalle wieder herausgeworfen worden ist, wobei aus italienischer Seite Verluste zu beklagen waren. Anch bei Kämpfen südlich von Haussien gab es auf beiden Seiten Tote und Ver wundete. Italienische Offiziere gehören zu den AriegK opfern. Nach Meldungen aus Asmara haben- dtt Italiener die 17 Kilometer vor der Stadt Makalle liegens den Berge besetzt. Die Abessinier ziehen sich widerstand^ los zurück. Erst nach Einbruch der Nacht haben di« Italiener Gegenangriffe zu erwarten. Die Regenfälle halten an und erschweren die Kampfhandlungen. Am Mussa Ali an der Südfront haben heftige Scharmützel zwischen italienischen und abessinischen- Truppen begonnen. Auch am Webi Schebelt dauern die Kämpfe an. Die Abessinier, die sich befehls gemäß langsam zurückziehen, sollen drei Angriffe der Italiener zurückgewiescn haben. Täglich treffen in Addis Abeba große Sendungen von Infanterie« Munition ein. Schätzungsweise sind in der letzten Zeit etwa 200 000 Gewehre Angeführt worden. Aus Port Said (Ägypten) ging ein Truppen transport nach Abessinien ab, der sich aus Frei willigen aus Ägypten, Palästina nnd Syrien zu» sammensetzt. Sie stehen unter dem Befehl eines MajorS aus Nigeria. * * Kein englischer Floüenstühpunki m Alexandrien. Wie Reuter aus Kairo meldet, hat das englische Auswärtige Amt der ägyptischen Regierung durch de« Gesandten in London bestimmte Versicherungen in Ver bindung mit der gegenwärtigen internationalen Lage ab gegeben. In einer in Kairo hierüber veröffentlichten amt lichen Mitteilung heißt es, daß England niemals daran gedacht habe, sich die gegenwärtigen Umstände zunutze zu machen, um den Status Ägyptens zu modifizieren, und insbesondere niemals mit dem Gedanken gespielt habe, in Alexandrien einen Flottenstützpunkt zu errichten. Sobald der italienisch-abessinische Streitfall erledigt sei, würden sämtliche britischen Kriegsschiffe von Alexan drien zurückgezogen werden. Das Foreign Office habe ferner erklärt, daß die britische Regierung die Haltung Ägyptens in der gegenwärtigen Lage zu schätzen wisse. * Brasilien behält sich seine SandlungS- stechest vor. Der brasilianische Generalkonsul 1» Genf hat dem Präsidenten der Genfer Sanktions konferenz eine telegraphisch eingetroffene Note feiner Regierung übermittelt, in der es u. a. heißt: „Da Brasilien dem Völkerbund nicht angehört, wünscht es nicht, an den von ihm gegenwärtig getroffenen Maßnahmen teil zunehmen und behält sich seine Handlungsfreiheit vor, um bei jeder Eventualität so zu handeln, wie es ih« seine Interessen, seine internationalen Verpflichtunge« und die von jeher für seine auswärtige Politik maßgeben den Grundsätze nahelegen werden." Grundsteinlegung zum StabSgebäube der ST. Bei dem Richtfest der SS.-U nl erkunft der Standarte l „Deutschland", das in München erfolgte, legte der Reichsführer SS. Himmler gleichzeitig den Grundstein zum Stabsgebäude der SS. Zahl reiche Festgäste, darunter Reichsschatzmeister Schwarz und Reichsstatthalter von Epp, wohnten der Feier bei. * Obergruppenführer Brückner auf dem Wege der Besserung. Die R e i ch s p r e s s e st e l l e der NSDAP, teilt mitt Der persönliche Adjutant des Führers, Obergruppen führer Wilhelm Brückner, mußte sich vor einiger Zeit einer kleinen Operation unterziehen. Obergruppen- führer Brückner befindet sich auf dem Wege zur völligen Genesung und wird in Bälde seinen Dienst beim Führer wiederaufnehmen können. WM! chnicoen-nccarLreavrr vunci, vrin.»s oi«»» «kirre«. (21. Fortsetzung ) „Wir müssen wohl so langsam hinter den beiden her," meint Heinz und macht den kleinen Motor startfertig. Doch Annemarie fragt, ob man nicht rudern könne. „Gewiß!" erklärt Heinz etwas erstaunt. „Ich hab' die Ruder ja hier! Uno eigentlich haben Sie sogar recht. Es ist schöner, so still über das Wasser zu treiben. Motorenlärm hat man daheim genug." „Deshalb bitte ich ja darum." Annemarie hat sich ganz nach vorn gesetzt, eine Hand läßt sie im Wasser treiben. Dunkel steht ihr Profil gegen die Helle Fläche des Sees, dunkel ihr Haar über dem blassen Gesicht Sie hat sich ein wenig fröstelnd in den Bademantel gehüllt. „Ist Ihnen kalt?" fragt Heinz besorgt. Doch sie schüttelt den Kopf. Welch seltsamer Mensch, denkt er. Wie so ganz ver schieden von der Freundin. Die eine hell, lachend, die andere dunkel, still, aber warm und ein wenig geheim nisvoll, ein wenig mütterlich. Woran mag sie wohl denken, während sie da vorn hockt und ich hier hinten rudere? Wahrscheinlich ist sie verlobt oder hat irgend einen Freund und träumt sich Luftschlösser zusammen . . . Luftschlösser! Ach, wenn man das noch einmal könnte! Der Mutter den Kopf in den Schoß legen, in den Himmel sehen und bunte, schillernde Luftschlösser bauen! Schön müßte das sein. Wunderschön ... einmal alles, aber auch alles vergessen und nur so ins Blaue träumen, dicht bei der Mutter oder einer Frau, die man liebt! ... Ach Gott, wohin gehen die Gedanken spazieren? „Nun wird das Ruder gleich im Wasser liegen, Herr DEM" s Erschreckt fährt er auf. Er muß wohl ein sehr dummes ! Gesicht baber gemacht haben, denn Annemarie läßt ein ganz kleines, zartes Lachen hören. Hastig begibt er sich wieder ans Ruder. Annemarie sieht ihm lächelnd zu. Zum ersten Male hat sie Muße, sein Antlitz genau zu betrachten. Es ist nicht schön, nicht gepflegt, die Haare sind viel zu lang und die eine Strähne hängt ihm immer ins Gesicht trotz aller Mühe, sie zu bändigen. Aber das Kinn verrät viel Energie, und um die Schläfen ist etwas Hartes, das sie nicht zu deuten weiß. Seine Augen aber sind ganz blau, bald hart, bald verträumt, ein reiner Spiegel seines Herzens. Er ist ein großer Junge, denkt sie. Ein richtiger großer Junge, der von fernen Ländern träumt. Man könnte denken, daß er aus einer Hamburger Seefahrer familie stammt, sein Vater Kapitän und sein Urahn Kauffahrer war. Ob seine Mutter noch lebt? Wie mag sie aussehen? .. . Eigentlich hat er ein gutes Gesicht. Das Strenge, Finstere ist doch wahrscheinlich ein wenig Lack. Darunter sitzt wohl ein sehr empfindsamer Mensch . . . aber zeigen tut er es niemand, o nein .. . Man kann ihn gut leiden, glaub ich! Da waren sie bei den Schwimmern gewesen. „Großartig, Doktor! Geradezu großartig!" schrie Maxl zwischen Prusten und Luftschnappen. „Dieses harmlose Fräulein hätte mich beinahe abgehängt! Herr licher Stil. Ich bin ganz baff! Und dabei tut sie so harmlos!" Schnaufend zieht er sich ins Boot, nachdem er Monika zuvor hineingeholsen hat. Die legt sich lang auf den Boden und jappt. „Ich schwimme besser . .." ächzt sie, „aber er kann es doch länger aushalten, dies Tempo! Kinder, gebt mir was zu trinken, ich fall um." Maxl ist ganz aus dem Häuschen. „Denk dir, Doktor, die ersten hundertfünfzig Meter ist sie mir glatt überlegen! Legt sich auf die Seite und zieht ab wie eine Wasserratte. Na, ich denk', mir bleibt die Luft weg! Ganz ehrlich, Fräulein Monika, zuerst hab' ich Sie nicht für voll genommen, aber dann hieß es mächtig 'rangehen. Teufel nochmal, das war ein Stück Arbeit! Ata, aber dann mußte sie sich doch mal meine zarten Fußsohlen besehen, das kleine Fräulein! Und das freut einen denn ja auch!" „Aufschneider! Mit Mühe und Not drei Armlängen voraus!" Marl lacht gutmütig. „Jedenfalls sag ich Ihnen das eine: Aus Ihnen wird nochmal eine ganz anständige zweihundert Meter« Schwimmerin." „Schönen Dank! Zunächst will ich aber unbedingt etwas zu trinken haben. Ich verschmachte." „Pech! Mein Schwimmanzua hat keine HosentasSeN. Da hab' ich die Milchflasche daheim gelassen! Aber viel leicht bemüht sich das gnädige Fräulein noch einmal i« den See? Garantiert Süßwasser!" „Danke, Herr Schulmeister!" Inzwischen sind sie wieder in Landnähe gekommen, und am Steg steht Thiele Hartmann mit der Botschaft,! daß Vater Heinrich und Schorsch einen kapitalen Hecht in der Pfanne hätten. Das macht aller Unterhaltung ein Ende, der Mage« verlangt sein Recht. Am Nachmittag sind Maxl und Thiele mit den Mäd chen nach Altdorf. Annemarie versucht, telephonisch Dr. Thormeyer zu erreichen, aber er ist noch nicht aus Hamburg zurück. Nie hat sie ein Telephongefpräch so erfreut wie die kurze Auskunft der Zentrale: Er ist noch nicht zurück! „Herrlich!" groelt cs in ihr. „Ploch vier lange, lange Tage!" Auf was sie sich dabei freut, ist weniger klar. Die Jungen haben von Vater Heinrich den Auftrag bekommen, so fünf, sechs Flaschen anständigen Wein mitzubringen. Das habe aber unter dem Siegel streng ster Verschwiegenheit zu geschehen, weitere Fragen seien nicht gestattet. Nun hatten sie beim Gasthof, Ausspann und Hotel zur „Krone" die schwierige Auswahl zwischen Niersteiner Domthal und Rauenthaler Auslese. Sie beschließen, einen Schoppen von jeder Sorte zu probieren. Allerdings kamen sie zu keinem klaren Ent scheid, was sich anch bei weiteren Wiederholungen nicht ändert. Bald hat der Niersteiner . . . bald der Nauen thaler das Uebergewicht, je nachdem, welcher Schoppen zuletzt zwischen ihnen über den Tisch gewandert ist. Denn aus Ersparnisgründen trinken sie immer einen Schoppen gemeinsam, .(Forts, folgt.).