Volltext Seite (XML)
MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Do! „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm. «Uhr, Bezugshr. manatl, 2 RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer lv Rpf. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be« I. . stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für WllsdkUff U. UMgegkNd sonstiger Betriebsstörun gen besteht kein Anspruch aus Liescrung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. 5. — Z i f f e r . G e b S h r : 2g Rpfg. — Dorgeschrie- bcne Erschcinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme durch Fernruf übermU. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 telten Anzc?g?n" ü'bcrneh' men wir keine Gewähr. - „ Konkurs und Zwangsvcrglcich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 260 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden S64N Donnerstag, den 7. November 1935 !W»»I!»MWIst! M Außenpolitische Umschau. Demokratien erneuern sich aus „faschistischen Methoden". Es ist geradezu belustigend, mitanzusehen, wie sich verschiedene Demokratien mit den so oft bespienen „faschistischen Methoden" erneuern. In der Schweiz regt sich jetzt eine „Staatsbürgerliche Jugend", an deren Spitze zwar eine Jugendkommission, ein Pro fessor und Präsident sowie eine Vertreterin der Mütter steht, die aber Mitglieder wirbt, indem sie das Prinzip „Jugend soll von Jugend geführt werden" proklamiert. In einem ihrer Berichte verkünden sie stolz: „Wir sind dazu übergegangen, die Ausgestaltung der Bewegung ausschließlich in die Hände junger Führer zu legen." — Und wie macht man das? Man ahmt die vielgelästerten „Nazisitten", die ständige Durchführung von Lagern im Winter usw., sogar im körperlichen nach, ja, diese Staats jugend zur „Erneuerung der liberalen Demokratie" ver kündet sogar einen „rassigen sportlichen Betrieb"! — Lager, Erziehung zur Gemeinschaft, Kameradschaftsgeist, Vaterlandsliebe — alles Dinge, die für uns Selbstver ständlichkeiten bedeuten, die sich nun allmählich aber auch in dem Nachbarlande Bahn brechen. „Die Demokratie 'ist daraus angewiesen, daß das Erbe der Väter von der Jugend gewürdigt und wcitergepflegt wird. Das gibt sich alles nicht von selber!", so heißt ihre Parole. Man Nehme darum etwas „faschistischen" Geist, mische ihn mit den demokratischen Tugenden — und schimpfe vor allem lästig auf den „Faschismus" der anderen: dann ist die "Erneuerung der liberalen Demokratie" sichergestellt. Völkerbunds- oder Aüianzpolitik? Wenn man in diesen Tagen den Genfer Völkerbund unter dem Gesichtspunkt der durch ihn verwirklichten Sanktionspolitik gegen Italien ansieht und wieder ein- Nlal die Frage nach der Berechtigung dieser Genfer Ein richtung stellt, so wird man sich folgende Frage zu be antworten haben: Kann denn hier noch von einer Völkcr- bundspolitik auf breitester Grundlage die Rede sein, oder wird hier nicht eine Politik gemacht, die ganz genau so aussieht, wie die der Vorkriegszeit, als man noch nicht von einem Völkerbund träumte und sogenannte Alli anzen schloß? Der Völkerbund wurde geschaffen als Organ zur Sicherung des Weltfriedens. Bisher hat er eigentlich immer dann, wenn der Weltfriede in Gefahr tvar, versagt, hat sich mit nichtssagenden Feststellungen begnügt, hat aber nie die Macht gehabt, aktiv einzu greifen. Jetzt, im abessinisch-italienischen Streit, liefert er die erste wirkliche Machtprobe. Die im Völkerbund zusammcngcschlossenen Staaten haben die schärfsten wirt schaftlichen Sanktionen gegen Italien, das man als „An greifer" festgestellt hat, beschlossen. Ja, haben das wirklich die Völkerbunds st aalen beschlossen? Oder ist Nicht die Sache doch in London und Paris ent schieden worden, und sind dann die Völkerbundsstaaten mit mehr oder weniger leichtem Druck veranlaßt worden, die Beschlüsse von London und Paris anzuerkennen und mitzumachen? Es soll gar nicht in Abrede gestellt werden, daß England und Frankreich durch die Sank tionsmaßnahmen wirklich die Sicherung des Friedens im Auge haben, aber man kann nicht sagen, daß der Genfer Völkerbund die Initiative ergriffen hätte. Die Haupt akteure sitzen in den Auswärtigen Ämtern von Paris und London, und die Genfer Völkerbundsstaaten spielen kaum Mehr als die Rahmenhandlung. „Frankreichs Staatsfeind Nr. 1." Das Pariser Blatt des französischen Generalstabs, das „Echo de Paris", läßt Anzeichen einer be ginnenden Einsicht erkennen. Da wird nämlich der Vor sitzende der Radikalsozialistischen Partei, Herriot, als „Frankreichs Staatsfeind Nr. 1" bezeichnet. Diesen Titel erwarb sich der mächtigste Spieler hinter den Kulissen der französischen Politik durch sein ganz offen gezeigtes Ltebeswcrben um die Freundschaft mit den Sowjets. Das französisch, russische Bündnis um le den Preis, das ist Herriots politisches Lebensziel. Dafür verbündet er sich als Radikalsozialist mit dent französischen Kommunisten. Herriots Stern ist im Steigen in demselben Maße, wie Lavals Stern zu sinken beginnt. Es kann sehr gut sein, daß Herriot den jetzigen Ministerpräsidenten und Außenminister Laval stürzen wird. Und dann ist die Bahn für Herriot frei. Dann wird er, der schön vor Jahr und Tag durch seinen persön- uchen Besuch in Moskau gute Anbeit geleistet hat, das Nutzer des Staatsschiffes ganz nach Sowjetrußland her- uberwerfen. Dann wird Frankreich den Kampf gegen den Faschismus in jeder Form beginnen. Dieser Kamps wird sich gegen das sogenannte „faschistische Deutschland" W gut richten wie gegen den alten Bundesgenossen, das „faschistische Italien". Wohin dieser politische Kurs Frankreichs führen soll, wissen vielleicht nur Herr Heriot Mid Moskau. Daß andere es schon spüren und auf merksam werden, darauf lassen die Äußerungen des Mriser Gencralstabsblattes schließen. — Immerhin ganz interessant für uns, denn nicht zuletzt ist ja der sranzö- nsche Generalstab schuld daran, wenn eine dentsch- Nanzöstsche Verständigung bisher nicht zustande kam. MWe UW der« ReMiWslWe. Gleichzeitig eine neue Reichsdienstfl rege. Die durch Gesetz auf dem Nürnberger Parteitag ver kündete Reichskriegsflagge ist jetzt zum erstenmal in feierlicher Form von der Wehrmacht gesetzt worden. Zugleich mit der Rcichskriegsflagge hat der Führer und Reichskanzler die Form der neuen R e i ch s d i e n st- flagge bestimmt, die gleichzeitig mit der Reichskriegs flagge cingeführt und von Rcichsin nenmini st er Dr. Frick auf dem Gebäude des Reichs- und vreustischen Ministeriums des Innern in Berlin feierlich gehißt wurde. Auch auf dem Reichsministerium fürLuft- fahrt in Berlin wurde die neue Reichskriegsflagge ge hißt, dabei fand eine kurze Feier statt. Mehrere Luft machtabteilungen haben gleichzeitig die Reichskricgs- flagge gesetzt. Zugleich mit dem Setzen der neuen Reichskriegsflagge erfolgte in den Garnisonen die Vereidigung der neuen Rekruten des Jahrganges 1914. Reichskriegsminister vonBlomberg nahm an der Vereidigung der Pots damer Rekruten teil, während der Oberbefehlshaber des Heeres, General der Artillerie, Freiherr von Fritsch, der Vereidigung der Rekruten des Standortes Spandau beiwohnte. Des neuen Reiches Flaggen. In dem „Marineverordnungsblatt", Heft 28, wird eine „Verordnung über die Reichskriegsflagge, die Gösch der Kriegsschiffe, die Handelsflagge mit dem Eisernen Kreuz und die Flagge des Reichskriegsministers und Ober befehlshabers der Wehrmacht" vom 5. Oktober 1935 ver öffentlicht, in der es u. a. heißt: Aus Grund des Artikels 3 des Reichsslaggengesetzes vom 15. September 1935 bestimme ich: Die Reichskriegsflagge ist ein rotes Rechteck, auf dessen Mittelachse, etwas nach der Stange verschoben, sich eine zweimal schwarz weiß geränderte weiße Scheibe mit einem ebenfalls schwarz- weiß geränderten Hakenkreuz befindet, dessen unterer Schenkel nach der Stange zu geöffnet ist. Unter der weißen Scheibe liegt ein viermal weiß und dreimal schwarz ge streiftes Kreuz, dessen Balken die Verlängerung des senk rechten und waagerechten Durchmessers der weißen Scheibe bilden. Im inneren, oberen roten Felde steht ein weiß gerändertes Eisernes Kreuz. Die Höhe der Flagge verhält sich zu ihrer Länge wie 3 zu 5. Die Gösch der Kriegsschiffe ist ein rotes Rechteck, auf dessen Mittelachse, etwas nach der Stange verschoben, sich eine weiße Scheibe mit einem schwarzen, auf dr Spitze stehenden Hakenkreuz befindet, dessen unterer Schenkel nach der Stange zu geöffnet ist. Die Höhe der Flagge verhält sich zu ihrer Länge wie 3:5. Die Handelsflagge mit dem Eisernen Kreuz ist ein rotes Rechteck, auf dessen Mittelachse, etwas nach der Stange verschoben, sich eine weiße Scheibe mit einem schwarzen, auf der Spitze stehenden Hakenkreuz befindet, dessen unterer Schenkel nach der Stange zn geöffnet ist. In der inneren, oberen Ecke steht ein weiß gerändertes Eisernes Kreuz. Die Höhe der Flagge verhält sich zu ihrer Länge wie 3:5. Die Flagge des Rcichskricgsministcrs und Ober befehlshabers der Wehrmacht ist die Reichskriegs- flaggc mit folgenden Abweichungen: das Rechteck ist gleichseitig. Um die ganze Flagge herum läuft eine weiß schwarze Umrandung. Im unteren äußeren Feld steht eben falls ein weiß gerändertes Eisernes Kreuz; im unteren, inneren und äußeren, oberen Feld steht je ein weiß ge ränderter Adler der Wehrmacht. Die Reichskriegsflagge ist das Hoheitszeichen der Wehrmacht: sie wird auf den Kriegsschiffen der Kriegs marine, den Luftfahrzeugen der Luftwaffe und den Ge bäuden der gesamten Wehrmacht geführt. Die Gösch der Kriegsschiffe wird auf den Kriegs schiffen der Kriegsmarine gesetzt, wenn sie vor Anker oder landfest liegen. Tie Handelsflagge mit dem Eisernen Kreuz kann von Marineoffizieren und Offizieren der Luftwaffe des beurlaubten Standes sowie von ehrenvoll ausgeschiedenen aktiven Marineoffizieren und Offizieren der Luftwaffe auf Haudelsschifsen bzw. Handelsluftfahrzeugen an Stelle der Handelsflagge geführt werden. Im gleichen Heft des Marineverordnungsblattes ist ferner eine „Verordnung über die Reichsdienstslagge" vom 31. Oktober 1935 erschienen, in der es u. a. heißt: Aus Grund des Art. 3 des Reichsflaggengesetzes vom 15. 9. 1935 (RGBl. 1 Seite 1145) bestimme ich: Die Reichsdienstflagge ist ein rotes Rechteck, das in der Mitte eine weiß-schwarz geränderte Scheibe mit einem schwarz-weiß geränderte« schwarzem Hakenkreuz tränt, dessen unterer nack der Stange zu geöffnet ist. In der inneren, oberen Ecke de, Flagge befindet sich das schwarz-weiße Hoheitszeichen des Reiches. Der Kopf des Adlers ist zur Stange gewendet. Die Höhe der Flagge verhält sich zu ihrer Länge wie 3:5, Das Hoheitszeichen des Reiches. Das Rcichsgesetzblatt, Teil 1, Seite 122 veröffentlicht: folgende Verordnung über das Hoheitszeichen des Reiches: Um der Einheit von Partei und Staat auch in ihre« Sinnbildern Ausdruck zu verleihen, bestimme ich: Artikel 1: Das Reich führt als Sinnbild seiner Hoheit das Hoheitszeichen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Die neue Reichsdicnstsiagge. (Weltbild — M.) Links oben: die Reichskriegs flagge, daneben die Flagge des Reichskriegsministers und Ober befehlshabers des Heeres. — Unten links: die Gösch der Kriegsschiffe und daneben dieFlagge der Handelsschiffkapitäne, die der Kriegsmarine angehört haben. Die Hakenkreuzflagge ohne Eiseines Kreuz ist die allgemeine Handels flagge. (Scherl Bilderdienst M.)