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MMufferFageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dai „Wilsdruffer Taaeblatt" erscheint werktags nachm. S UHr. BezugSpr. monatl. 2RM. frei HauS, bei Postbestellung IM RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer lv Rpf. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austriiger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- .. . ftellungen entgegen. Im tzalle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger BctricbSstörun. gen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegcnder Preisliste Rr. 5. — Ziffer- Gebühr: 20 Rpfg. — Vorgeschrie« bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis vormittags lg Uhr ar av»Für die Richtigkeit der durch Fernruf übcrmit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. ' — Bei Konkurs und ZwangSverglcich erlischt jeder Anspruch auf Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 258 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2649 Dienstag, den 5. November 1935 Griechenlands Könige. Griechenland ist wieder ein Königreich geworden. Nach der Volksabstimmung am Sonntag, in der sich das grie chische Volk mit erdrückender Mehrheit für die Wieder errichtung der Monarchie aussprach, hat der derzeitige Regent, Ministerpräsident General Kondhlis, bekannt- gegeben, daß König G e o r g 11. am 17. November wieder nach Athen zurückkehren werde. Formell hat er den Thron seiner Väter bereits wieder bestiegen, denn nach einem Parlamentsbeschluß ist Griechenland schon seit Montag- Mh wieder Monarchie. Das Heer, das von jeher königs treu war und sich vor allen Dingen für das Königstum eingesetzt hat, trägt bereits wieder die Krone an der Mütze, überraschend schnell ist der Umschwung gekommen, die Gegner des Königs haben keine Gelegenheit mehr gehabt, sich zur Wehr zu setzen, und so ist es bezeichnend, daß selbst der größte Teil der Republikaner für die Mo narchie gestimmt hat, damit Griechenland endlich wieder )ur Ruhe kommt. Die Geschichte der griechischen Könige zwar erst gute hundert Jahre alt, aber ihr Schicksal tvar bisher so wechselvoll, wie Wohl kaum bei einem anderen Königshause. Als die Griechen sich 1826 von d?m Joch der Türken frei gemacht hatten, wurden sie nicht etwa selbständig. England, Frankreich und Ruß- land als Schützcrmüchte machten einen sehr starken Ein- NNß geltend, der sich bis in die neueste Zeit bemerkbar ^acht. Fünf Könige hat Griechenland in diesen hundert Jahren auf dem Thron gehabt, und Georg II., jetzt ans seinem Asvl in England wieder nach Athen ^"Mehren wird, ist nicht etwa der erste griechische König, dkl in die Verbannung geschickt worden ist. König Otto "us dem Hause Witielsbach wurde 1832 als erster König don Griechenland eingesetzt. Er brachte dem Lande die Rationalfarben blau-weiß, die cs auch heute noch führt. Allerdings konnte der junge König nicht alle Griechen Unter seinem Szepter vereinigen, denn die kleinasiatischen Kolonien waren unter türkischer Herrschaft geblieben, Und auch Kreta, die große Insel im Süden des Ägäischen Meeres, blieb weiter selbständig. Zahllose kleine und größere Revolutionen begleiteten die 30 Jahre lang dauernde Regentschaft Ottos, und schließlich mußte er den Verschwörern weichen nnd außer Landes gehen. . Nun sahen sich die Schntzmächte nach einem neuen Herrscher für Griechenland um, und bereits ein Jahr später, 1863, bestieg ein dänischer Prinz aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg den Thron. Er konnte als „Morgengabe" die Jonischen Inseln mit w sein Königreich bringen, als er als Georg I. von der Nationalversammlung begrüßt wurde. Unter seiner Herrschaft kamen dann anch Teile von Thessalien und dem südlichen Epirus, sowie endlich auch die Insel Kreta ?u Griechenland. Mit Kreta hatte er sich aber auch einen Revolutionsherd geschaffen, der für die kommenden Jahre rmmer wieder neue Unruhe ins Land brachte. Denn dort erstand ihm in dem Advokaten Venizelos ein er bitterter Gegner, der mit allen Mitteln die Mo narchie zn untergraben verstand. 50 Jahre lang war Georg I. König von Griechenland, 1913 wurde er von Verschwörern in Saloniki ermordet. Sein Sohn Konstantin folgte ihm auf den Thron. Konstantin war der Schwager Kaiser Wilhelms U. Er schien den Revolutionären besser gewachsen zu sein Und konnte auch zeitweilig Venizelos ausschalten. Der Weltkrieg allerdings machte es ihm unmöglich, selbstän dig zu bleiben. Die Ententemächte zwangen Griechenland Unter Bruch des Völkerrechts, seine Neutralität aufzu geben. V e n i z el o s, der sich auf die Seite der Alliierten geschlagen hatte, stürzte im Juni 1917 den König. Als sein Nachfolger wurde nicht Kronprinz Georg, der jetzige Georg U., eingesetzt, der als deutschfreundlich be kannt war und auch seine militärische Ausbildung beim Garderegiment zu Fuß in Potsdam genossen hatte, sondern dessen Bruder Alexander. Rach Kriegsende bekam Griechenland neuen Gebietszuwachs, da die Alliierten den größten Teil von Thrazien und den Golf Und das Hinterland von Smhrna in Kleinasien zu Grie chenland schlugen. Alexander I. mußte sich allerdings fast bollig die Herrschaft von Venizelos gefallen lassen, der der eigentliche Lenker der griechischen Politik war. Schon MO starb Alexander. Er war bei einem Spaziergang Un Park von einem Affen an gefallen und ge- dlssen worden. Nach dem Tode Alexanders machte sich Griechenland von dem Einfluß des Demagogen Venizelos frei und polte sich Konstantin aus der Verbannung zurück. Konstantin setzte den Kampf gegen die Türkei fort, war dabei aber vom Kriegsglück wenig begünstigt. Dadurch 'vm es zu einer Offiziersverschwörung gegen M, und so mußte er bereits nach zweijähriger Regierung «ußer Landes sliehen. Wenige Monate später wurde er uu Ausland ermordet. Sein Nachfolger war e o r g 11., der fast völlig von der britischen Politik ab- dangig war. Als der König versuchte, sich hiervon frei all machen, sah Venizelos seine Zeit wieder gekommen. Wenige Monate nach der Thronbesteigung wurde Der deutsch-polnische Wirt schaftsvertrag unterzeichnet. Ein deutsch-polnischer Wirtschaftsver trag ist in Warschau unterzeichnet worden. Das amtliche Communiguö darüber lautet: Am 4. November 1935 ist in Warschau ein deutsch polnischer Wirtschaftsvertrag unterzeichnet worden, der den gesamten Warenverkehr zwischen den beiden Ländern auf der Grundlage der Meistbegünsti gung regelt und eine Erweiterung der Ware n- Umsätze unter Berücksichtigung der beiderseitigen wirt schaftspolitischen Erfordernisse vorsieht. Die Zahlungen für den gegenwärtigen Warenverkehr werden auf dem Verrcchnungswege äbgewiüelt werden. Um sicherzustellen, daß das vereinbarte Vertrags- svstem reibungslos arbeitet, werden von beiden Seiten R e g i e r u n g s a u s s ch ü s s e eingesetzt, die in ständiger enger Fühlungnahme miteinander alle bei der praktischen Auswirkung etwa entstehenden Hemmnisse beseitigen sollen. Deutscherseits ist der Vertrag von dem deutschen Botschafter von Moltke und dein deutschen Telega- tionsführer Botschaftsrat Hemmen, polnischerseits von Unterstaatssckretär im polnischen Ministerium für aus wärtige Angelegenheiten, Graf Szembek, und dem polnischen Delegationsführer, Ministerialdirektor Soko lowski, unterzeichnet worden. Der Vertrag, der rati fiziert werden soll, wird am 2V. November vorläufig in Kraft gesetzt werden. Der Abschluß dieses zunächst auf ein Fahr befristeten, aber im Falle der Nichtkündigung auto matisch weiterlaufendcn Vertrages, der das Ergebnis mehrmonatiger Verhandlungen in Berlin und zuletzt in Warschau darstellt, bedeutet dank der Gewährung der Meistbegünstigung nach dem Zollfriedensprotokoll vom 7. März 1934 einen weiteren Schritt auf dem Wege zur Normalisierung der Handelsbeziehun gen zwischen Deutschland und Polen und entspricht daher der Entwicklung der politischen Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern. Die Vedeuiung des Vertrages. Zu dem Abschluß des bedeutsamen deutsch-polnischen Wirtschaftsvertrages wird der „Volkswirtschaftlichen Korrespondenz" von maßgebender Seite u. a. geschrieben: Trotz all der Schwierigkeiten, die sich aus den Folgen der Weltwirtschaftskrise, aus devisengesetzlichen Rücksichten und aus der allgemeinen Wirtschaftslage ergeben, hat der aute Wille beider Seiten und das gegenseitige Verständnis für die wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Partners zn einer bedeutsamen Neuregelung geführt, die im Sinne der vom Führer und vom Marschall Pilsudski zwischen beiden Ländern eingeleiteten Verständigungspolitik liegt, und die sie auf wirtschaftlichem Gebiete ausbaut. Mit dem neuen Wirtschaftsverträge ist ein weiterer Schritt auf dem Wege vollzogen worden, den der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler in der Reichstagsrede vom Januar 1934 bezeichnete, indem er unmittelbar nach Ab schluß des Zehn-Jahres-Vertrages die Hoffnung aus- sprach, daß nunmehr auch die wirtschaftlichen Beziehungen eine Gestaltung derart erfahren würden, daß dem Zustande unfruchtbarer Zurückhaltung eine Zeit nützlicher Zusammenarbeit folgen könne. Dem Zehn-Jahres-Vertrag ist, dieser Hoffnung ent sprechend, im Märr 1934 das Protokoll über die Beendi gung des deutsch-polnischen Zollkrieges ge folgt nnd — neben einer Reihe privatwirtschaftlicher und Einzelabkommen — der für ein Jahr geschlossene Kom pensationsvertrag vom Oktober 1934. Als wichtigste und bedeutsamste Neuerung führt der neue Vertrag erstmalig zwischen Deutschland und Polen den Grundsatz der Meistbegünstigung für den Wirtschaftsverkehr zwischen beiden Ländern ein. Statt der im bisherigen Warenverkehr befolgten Methode der Einzelkompensationen, schafft der neue Wirtschafts vertrag die Möglichkeiten einer erheblichen Aus dehnung des Warenaustausches und regelt dabei den Zahlungsverkehr über Verrechnungsstellen so, daß ein Ausgleich der Handelsbilanz angestrebt werden kann, der sich aus dem ständigen, regelmäßigen Fluß der Wirtschaft ergibt. Der Vertrag gibt jederzeit die Möglichkeit, die starren Paragraphen den praktischen Bedürfnissen und der Erfahrung anzupassen. Zu diesem Zwecke werden in Berlin und Warschau „Re, g i e r u n g s a u s s ch ü s s e" errichtet, deren Führung voraussichtlich die Leiter der jetzt abgeschlossenen Verhand lungen — deutscherseits Botschaftsrat Hemmen und pol nischerseits Ministerialdirektor Sokolowski — über nehmen werden. Die Aufgabe dieser ständigen Regie rungsausschüsse wird es sein, in dauernder Fühlung nahme miteinander zu stehen, um alle bei der Durchfüh rung des Wirtschaftsvertrages sich ergebenden Schwierig keiten zu beseitigen. Ill BerMlWWslW U WM II. AMW. Bevorstehende Verschärfung der Sanktionen gegen Italien? Mehrere Unterausschüsse bereiten in Gens die nächste Sitzung des Großen Ausschusses der Sanktionskonferenz vor, der am Mittwoch zu- sammentritt. Nach einer Mitteilung des Generalsekreta riats des Völkerbundes haben das Waffenausfuhr verb v t 51 Staaten angenommen, die K r e d i ts p er r e auch 51 Staaten, die wirtschaftlichen Sank tionen bis jetzt 49 Staaten und den Vorschlag der gegenseitigen Unterstützung 41 Staaten. Es fehlen von den 56 Mitgliedsstaaten des Völkerbundes außer Österreich, Ungarn und Albanien nur die Domini kanische Republik, deren Präsident nicht in der Haupt stadt anwesend ist. Die Regierung hat mitgeteilt, daß sie deshalb Entschließungen nicht fassen könne. England, Belgien und Mexiko haben sich nachträglich der Ent schließung sür die gegenseitige Unterstützung noch an- gcschlosscn. Der Große Ausschuß der Sanktionskonferenz wird am Mittwoch um folgende Fragen beraten: 1. Regelungder Schuldenfrage, und zwar der Schulden, die Italien bei den Staaten hat, die ab 18-No vember eine Emsuhr aus Italien nicht mehr durchführen dürfen; 2. Frage der Verschärfung der wirtschaftliche« Sanktionen durch ein neues Verbot der Einfuhr von Kohle, Ol, Eisen und Stahl nach Italien; 3. alle Fragen des Durchaangverkehrs, die besonders für die Schweiz sehr wichtig sind; 4. oas Problem der lausenden Verträge; 5. die wichtige Frage, inwieweit die Sanktionsstaaten den Versand von Gütern, die der Sperre nach Italien unterliegen, aus Ländern oder in Länder zu verhindern haben, die nicht an den Sanktionen teilnehmen. Man wird wahrscheinlich auch in den nächsten Wochen in Genf Besprechungen dieser Art fortgesetzt abhalten, da sich noch laufend Schwierigkeiten bei der Durchführung der Sanktionen ergeben werden. In den politischen Erörterungen in Genf kam allgemein zum Ausdruck, daß Georg II. wieder abgesetzt. Georg ging außer Landes und hielt sich seitdem fast ausschließlich in Westeuropa auf. Einen Thronverzicht hat er allerdings niemals aus gesprochen und er hat auch immer wieder alles in Be wegung gesetzt, um erneut an die Macht zu kommen und das Erbe seiner Väter zu verwalten. Die Zeit arbeitete für ihn. Zwar hatte Venizelos eine Zeitlang nun die unumschränkte Macht, bald aber mußte er anderen Machthabern Weichen. Griechenland konnte sich nicht entscheiden, ob es monarchistisch oder demokratisch regiert werden wollte. Am 25. März 1924 wurde die Republik ausaerufen. und Admiral K s duriotis wurde der erste Präsident. Mit den Prä sidenten erging es Griechenland gerade so, wie mit seinen Königen. Konduriotis wurde gestürzt, General Pan galos wurde seine Nachfolger. Ihm folgte wieder Konduriotis und dann Zaimis. Der wahre Herrscher war aber General Kondylis, ein guter Sachwalter der Königssache. Ihm hat es auch Georg II. zu verdanken, daß er jetzt wieder auf den Thron zurückkehren kann. Kondylis schlug erst vor wenigen Monaten den wahr scheinlich letzten Aufstand des alten Verschwörers Venize los nieder und ebnete damit den Weg für die Wieder errichtung der Monarchie, die nun jetzt endlich Wirklichkeit aeworden ist.