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Widersprechende Berichie vom abessinischen Kriegsschauplatz. Stillstand der militärische» Operationen? Die Nachrichten ans Abessinien lantcn wieder einmal sehr widersprechend. Nach Meldungen aus Asmara sind die militärischen Operationen in Ostafrika zum Still stand gekommen, und zwar, wie man dort meint, als Folge der Verhandlungen zwischen Nom, London und Paris. Dieselben Kreise, die diese Ansicht vertreten, sind der Meinung, datz die militärischen Operationen im Dezem ber abgeschlossen sein würden, zumal täglich bei den Ita lienern Abordnungen eintresfcn, die sich den italienischen Behörden unterstellen. — Nach anderen Berichten aus Addis Abeba ist an d c r Südfront eine g r o s; e Schlacht im Gange. Dort sieht der Ras Desta mit etwa 300 000 Mann einem italienischen Heer von 140 00» Mann gegenüber. Der Kamps soll sich im Tal des S^he- beli-Flusses abspiclcn. Im Norden haben nach einer Meldung aus dem italienischen Hauptquartier abessinische Truppen unter dem Oberbefehl des Ras Seyoum eine Schlappe er litten, und zwar sollen die Abessinier bei dem Versuch, westlich von Aksum den rechten Flügel der italienischen Armee abzuschneiden, znrückgcschlagcn worden sein. An der Ostfront herrscht Ruhe. Die Italiener legen Straßen von der Küste bis zur Front an und be gnügen sich mit Aufklärungsflügcn im Danakilgcbict. Oer Enkel Meneliks in goldenen Ketten. Die Nachricht, datz der frühere Kaiser von Abessinien, Lij Iassou, der Enkel des großen Menelik, der in Harrar gcfangcngchalten wurde, aus dieser Gegend fort- gebracht worden sei, hat das Schicksal dieses seit zwölf Jahren gesangengehaltenen früheren Herrschers wieder in die Erinnerung zurückgerufcn. Lis Fasson wurde von Meneliks Tochter Zaiditn, die sich mit Hilfe des jetzigen Kaisers von Abessinien des Throns bemächtigte, wegen angeblicher Geistesschwäche enllhronl und gefangcngesctzt. Er lebte bis jetzt in einem Kastell bei Harrar und ist, wie es heißt, am Handgelenk mit einer Goldkette an das Ge lenk seines Wächters geschmiedet, der dafür haftet, daß der Gefangene nicht entflieht. Der Aufenthaltsort des Ge fangenen ist stark bewacht, sonst aber genießt der frühere Herrscher die ihm zukommende Achtung. Wie es heißt, hat man ihn aus der Umgebung aus Harrar deswegen weg geschafft, weil man befürchtet, daß die Italiener, wenn sie etwa Harrar einnehmen, Lij Jassou zum Gcgenkaiser aus rufen können. * Schutzmaßnahmen der Engländer. Zum Schutz gegen etwaige Grenzüberfälle soll nach den Mitteilungen eines Regieruugsvcrtrcters im Unter haus eine Kette von englischen Militärflugzeugen in Kenya (südlich von Abessinien und Jtalicnisch-Somali- landl stationiert werden. Es sind Vorkehrungen getroffen, um die zur Verfügung des Gouverneurs stehenden Trup pen im Ernstfall sofort verstärken zu können. Große Überschwemmungen in Mazedonien Arbeitslager von den Fluten fortgerisscn. Uber einen Teil von Bulgarisch-Mazedonien gingen Wolkenbrüche nieder, die zu großen Überschwem mungen führten. Bei dem Unwetter fanden zahl reiche Personen den Tod. In der Ortschaft Simitli überschwemmten zwei in den Strumafluß mündende Gebirgsbäche, die infolge der Regengüsse in kurzer Zeit meterhoch anschwollcn, sämtliche Straßen. Zahlreiche Brücken, Häuser, Scheunen und Stallungen wurden von den Fluten fortgerissen. Ein in der Nähe von Simitli befindliches Arbeitslager, in dem vierzig beim Straßenbau beschäftigte Arbeiter untergebracht waren, wurde von den Hochwasserflnten überschwemmt. Nur zehn Arbeiter konnten sich retten. Vier sind als Leiche n geborgen worden. Das Schicksal der übrigen 20. Arbeiter ist ungewiß. Die Eisenbahnlinie nach Petrisch ist zum großen Teil weggcschwemmt und mußte außer Verkehr gesetzt werden. Wille und Opfermut bricht die Not! Gebt zur K l c i d c r s a m m l u n g! WKW 20 Jahre Zurück. 26. Oktober: Entscheidung in Serbien waren zwei schwache österreichische Armeen in Ser- crobcrt. Meder ein neuer LustmMonär. Flugkapitän Ku ring von der Deutschen Lufthansa hat auf der Strecke Paris—Köln feinen millionsten Flugkilometer znrückgelegt. Bei seiner Ankunft auf dem Kölner Flughafen beglückwünschten der Leiter der Kölner Lufthansa und der Flughafcnbetriebsleiter den jüngsten deutschen Luftmillionär und überreichten ihm einen Blumenstrauß. Kapitän Kuring ist seit 1913 in der Fliegerei. Während des Krieges war er Marinejagd flieger in Flandern, kam dann zum Zeppelinflugzeugban nach Staaken als Einflieger. 1922 bis 1923 war er Be triebsleiter beim Flugzeugbau Kopenhagen, flog später beim Llohd-Ostflug und wurde bei der Gründung der Deutschen Lufthansa als Flugzeugführer übernommen. Flugkapitän Kuring hat alle Strecken Europas und fast alle deutschen Flugzeugtypen geflogen und war mehrere Jahre im Seeslug tätig. Verbindung mit der Türkei, die dringend die Hilfe der Mittelmächte brauchte. Eine österreichisch-ungarische Heeresgruppe unter Mackensen und vier bulgarische Armeen nahmen Serbien in die Zange. Nach dem Übergang über die Donau war am 9. Oktober Belgrad ge fallen. Unaufhaltsam rückten die verbündeten Ar meen vor. Am 2 6. Oktober wurde die Verbin dung zwischen den beiden Heeresgruppen hcrgestellt. Tie Armee Mackensen nahm sieben hintereinander liegende befestigte Stellungen, und bulgarische Truppen warfen von Saloniki her den Serben zu Hilse eilende Ententetruppen zurück. Auf allen Fronten wichen die Serben zurück. bien einmarschicrt und hatten Belgrad Unter dem Druck der russischen Offensiven gegen die Karpalheufront hatte mau jedoch das eroberte Gebiet wieder räumen und alle verfügbaren Trup pen nach Galizien werfen müssen. Infolge der günstig verlaufenen SommcroperaUoucn gegen Rußland und Bulgariens Eintritt in den Krieg aus seilen der Mittelmächte konnte man im Herbst 1915 daran denken, den entscheidenden Schlag gegen Serbien und Montenegro zu führen. Ziel des Feld zuges war die Herstellung der unmittelbaren Land- .. TauHachsiv Rüste Sich für üen Werktag durch Sie verufser^ehlmg ö« VÄK. siorSerc Sie Arbeitspläne ^Hßurch üen Setricbswalter an. Schwere Waldbrande in Südkalifornien. Etwa 80 Hauptbrandherde fest gestellt. Zu gleicher Zeit gewaltige Sandstürme. Im südlichen Kalifornien wüten seit einigen Tagen umfangreiche Waldbrande, die sich infolge des starken Windes immer weiter ausbrcitcn. Es fiel u. a. bereits ein Sanatorium den Flanyncn zum Opfer. Bei dem Brande des Sanatoriums kam ein Kranker in den Flammen um, während dir 60 übrigen Insassen des Sanatoriums gerettet werden konnten. Bisher sind 100 Wohnhäuser niedergcbrannt. über 250 Personen haben Brandwunden und Verletzungen erlitten. Mehrere Ortschaften sind ernstlich bedroht. Tausende von Notstaudsarbeitcrn wurden zur Bekämpfung der Brände eingesetzt. Die Forstbehörde in San Franzisko wurde aufgesordcrt, so schnell wie möglich Sachverständige für Feuerbekämpfnug im Flugzeug in das bedrohte Gebiet zu entsenden. In der Nähe von Los Angeles sind 47 beim Straßen bau beschäftigte Sträflinge und eine Reihe von Cowboys, die mit ihren Viehherden vor den in der Umgebung nttSgcbrochcncn Waldbrändcn auf der Flucht waren, von den Flammen cingeschlossen worden. Ncttnngskolonnen versuchen, mit Gasmasken bewaffnet, den Eingcschlosscncu durch die mit rasender Geschwindig keit um sich greifenden Präriefeuerwände hindurch Hilse zu bringen. Man hat etwa 80 Hanptbrand- Herde festgestellt. Man nimmt an, daß das Feuer durch Funken entstanden ist, die von den in dem heftigen Sturm hin- und herschwingcnden Hochspannungsdrähten auf den ansgcdörncn Grasboden übersprangen. In der Gegend von Santa Ana wütete zur gleichen Zeit ein schwerer Sandsturm, der die Sperrung der Landstraßen notwendig machte, weil die von dem Sand geblendeten Kraftwagenfahrer zahl reiche Zusammenstöße verursachten. In der Nähe von Huntington Beach legte eine Windhose 18 Olkräne um. Die Stadt Los Angeles wurde von riesigen Staub- und Sandwolkcn bedeckt. Kurze Nachrichten. Berlin. Der Führer und Reichskanzler empfing den deutschen Generalkonsul in Memel, von Sancken, zum Vortrag. Berlin. Zur Woche des Deutschen Buches stiftete die Reichsschrifttnmsstelle beim Reichsministerium für Volks- aufklärung und Propaganda für die Lager der Reichsantobahnen dreißig Büchereien, die in einer bestimmten Laufzeit den am einsamsten gelegenen Lagern zur Verfügung gestellt werden. Ankara. Das Ergebnis der stattgcfundcnen Volks zählung ergab für die gesamte Türkei eine Ein wohnerzahl von 16 188 000. Ottawa. Das bei den Wahlen geschlagene konser vative Ministerium Bennett ist zurück getreten. Der Führer der siegreichen Liberalen, Mackenzie King, wurde als Premierminister vereidigt. Sender Langenberg wieder voll in Betrieb. Der Grobrundfunksender Langenberg (Rheinland), dessen Funkturm bekanntlich am 10. Oktober infolge eines Unwetters cinstürzte, arbeitet seit dem 24. Oktober, 6 Uhr, wieder mit seiner normalen Leistung von 100 Kilowatt. Im Kampf mit einem wütenden Stier. Auf einem lettischen Bauernhof bei Wolmar wurde ein Stier plötzlich wütend und stürzte sich auf den 75jührigen Hofbesitzer. Der Stier schleu derte den Greis mehrer Male in die Luft und brachte ihm schwere innere Verletzungen bei. Als die Tochter ihrem Vater mutig zur Hilfe eilte, wandle sich der Stier sofort gegen die Frau, schleuderte auch sie zu Boden und ließ erst dann von seinem Opfer ab, als Nachbarn zur Hilfe herbciciltcn. Dann floh der Stier in einen Wald. Nach einiger Zeit kam der Stier wieder aus dem Walde heraus und stürzte sich auf einen Arbeiter, doch konnte sich dieser in ein Gebäude flüchten. Der Stier rannte gegen das Haus an, zertrümmerte mit den Hörnern die Fenster und die Tür, lief aber dann wieder in den Wald zurück. Nun wurden alle Männer der Um gebung aufgeboten, um den Stier unschädlich zu machen. M AMerm von St. boratius Originalroman von Gert Rot hberg. 80. Fortsetzung Nachdruck verboten „Lieber nicht. Ich habe für heute genug. Sonst liege ich übermorgen darnieder und ich will unbedingt hin. Also die Bildersciche bringe ich noch heute in Ordnung. Wilhelm fährt sofort mit dem Telegramm zur Station. Wieder sehen, Ernst." „Auf Wiedersehen, Onkel Konrad." Ernst von Parow saß noch lange und dachte an die vielen feinen Fäden, die eine allgewaltige Hand über die Erde und die Menschen spann. 13. Kapitel. Der große Abend war da. Schloß Drieberg erstrahlte in hellstem Lichterglanz weithin in die Nacht hinaus. Und die Gäste strömten in die schöne hohe Halle, die mit Ge wehren, Geweihen und einem wundervollen Gemälde ge schmückt war. Die Alexa Weizecker, -die Tochter, hatten einige Nachbarn bereits von weitem zu Gesicht bekommen. Nun war man auf die Frau Weizecker doppelt neugierig. Konrad von Parow drückte sich an der Wand entlang. Er kämpfte mit einem niederträchtigen Schuldbewußtsein. Was hatte er denn da dem Wittenau für einen Quatsch erzählt? Dort stand doch Fräulein Weizecker. Er sah sie heute zum erstenmal. Und die Dame, die er im Walde mit einem Herrn getroffen hatte, das war eine ganz, ganz an dere! Und wenn der Ottmar Wittenau nicht das Maul hielt, dann kam die junge Dame, das Fräulein Weizecker, in einen miserablen Verdacht. Durch seine alberne Erzäh lerei! Wo war denn nur der Wittenau? Dort stand er und blickte gutmütig auf das Gewimmel ringsum. Konrad von Parow pirschte sich an den Freund heran, versetzte ihm einen derben Rippenstoß. „Wittenau, Maul halten, das war gar nicht das Fräu lein Weizecker, die ich im Walde gesehen habe. Du weißt, was ich dir erzählte." „Ich hab's nur Linchen erzählt." „Allmächtiger, du altes Weib, du! Kannst« denn ab solut nichts für dich behalten? Ach, da sind ja Lu und die Gräfin Linchen! Ich will doch gleich hin." Und Konrad von Parow drängte sich rücksichtslos bis zur Gräfin Linchen hin, neben der Lu mit großen, glückver klärten Augen stand und auf die andere Seite hinübersah, wo Ernst von Parow stand und sie stumm grüßte. „Gräfin Linchen, eine furchtbare Dummheit von mir. Im Walde, das war gar nicht Fräulein Weizecker. Ottmar hat Ihnen erzählt, daß — ich " „Ach so! Na ja, Männer klatschen ganz schön. Ich hätte es aber sowieso nicht weitererzählt. Es genügte voll ständig, daß Sie und Ottmar das ferttgbrachten." Geknickt schlich Onkel Konrad davon. Aber er war ganz glücklich, weil Lu ihm so herzlich beide Hände gedrückt hatte. Herr Weizecker erschien, am Arm eine Dame. Onkel Konrad fuhr zusammen. Herrgott nochmal, das war ja die Walddame! Sie und keine andere war es! Auf seine alten Augen konnte er sich immer noch recht gut verlassen. Herr Weizecker stellte vor: „Meine Frau!" Seine Tochter hatte er schon vorhin vorgestellt. Man konnte das Erstaunen nur mühsam verbergen. Vielleicht verbarg man auch zugleich ein mitleidiges Lä cheln. Dieser alte weißhaarige Herr und die rassige junge Frau? Das gab ein ungleiches Gespann. Nein, das gab sicherlich noch ein dickes Ende! So was ging doch niemals gut aus. Gab es ja nicht. „Donnerwetter!" meinte Herr Morlow und blickte auf seine Frau. „Ich gefalle dir wohl nicht mehr, Vater? Sag es mir nur zur rechten Zeit. Ich besorge dir auch eine junge Frau." Er streichelte ihre Land. „Muttchen, wir zwei, wir bleiben beieinander. Daß ich ein Esel wäre und auch nur fünf Minuten lang vergäße, was du mir in all den Jahren gewesen bist," sagte er liebevoll. Da überzog ein glückliches Rot Frau Morlows Gesicht und sie sah in diesem Augenblick hübsch aus, was er befrie digt feststellte. Angelika mar zu allen ihren Gästen gleich freundlich. Man fand sie bezaubernd. Wenn nur nicht dieser Alters unterschied gewesen wäre. Abseits stand stolz und still die Tochter des Hauses, und in ihren braunen Augen stand ein großes Leid. „Aha, Stiefmutter!" meinte bedeutungsvoll Frau De ringer. „Hm, sei aber vorsichtig, Therese," meinte ihr Mann. Angelika hatte sehr viel Rot aufgelegt. Die Damen vermerkten das übel. Solche Sachen war man hier nicht gewöhnt. Angelika trug ein viel zu tief ausgeschnittenes schwarzes Spitzenkleid mit einer weißen, mit schwarzem Pelz besetzten Jacke. Eine kostbare Perlenkette hing um den schlanken Hals. An den Händen sprühten satt und feurig große Brillanten. „Reichlich extravagant!" urteilten die Herren. „Unerhörter Luxus. Herausfordernd geradezu für solch einen einfachen Gesellschaftsabend," meinten die Damen. Alexa Weizecker aber dachte: Mamas Halskette! Auch diese hat Vater der fremden Frau noch geschenkt. Diese Kette, die immer ein Heiligtum für ihn war, weil Mama sie so sehr lieble. Ganz und gar hat diese Fremde meinen Vater in ihrem Netz. Ganz machtlos ist er ihr gegenüber. Wenn ich doch tot wäre, um das nicht sehen zu müssen. Und meine Liebe ist ja >o hoffnungslos. Vater hat kein Verständnis für mich. All seine Gedanken gehören Angelika. Alexa wandte sich um. Hinter ihr stand Ernst von Parow und blickte mit einem guten Lächeln auf sie nieder-, Fortsetzung folgt.