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Das Wilsdruffer Taaeblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und erscheint Werktag? nachm. 4Uhr. BezugSpr. monatl.LRM. frei Hau?, bet Postbestellung Nehmen-u^ü^ 2 e * Einzelnummer w Rpf. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger" tun» 9" Anspruch - 2 2-2 au, Lieferung der Zei. u ooer »urzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto bcilicgt. alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks N rrsWLx «s WL durch °F7rn°uf llb-rmft. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 U°n AnzIgk^ men wir kerne Gewahr. — u __ Bei Konkurs und Zwangsverglcich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Nr. 244 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt' Freitag, den 18. Oktober 1935 Postscheck: Dresden 2640 chirach am Sonntag werden Jugendherbergen im Reiche Im Dienst der Erziehung zur Heimatliebe. Lon Johannes Rodatz, Gebietsführer der HI. Mit der Einweihung der Paul-von-Hindenburg- Jugendherberge in Hannover durch den Reichsjugend- fuhrer Baldur von Schirach am Sonntag werden gleichzeitig weitere 26 Jugendherbergen im Reiche geweiht. Das gibt Veranlassung, das große Jugend- herbergswcrk zu betrachten und sich mit seinem Sinn und seinen Zielen vertrant zu machen. Dazu dienen die folgenden Ausführungen aus berufener Feder. (Red.) Am 20. Oktober 1935 stellt der Reichsverband für Me Jugendherbergen in einer schlichten Feier Jugendherbergen in den Dienst der jungen Gatton. Neben den Richtfesten und Grundsteinlegungen rAnst das deutsche Jugendherbergswerk damit, daß das ^?te umsonst vertan wurde, sondern daß positive Arbeit am Aufbau des deutschen Volkes geleistet worden ist. Nur der Eingeweihte weiß, welche Mühe und Arbeit eine so große Anzahl von Neubauten verursacht und welche Summe von Kräften eingesetzt werden mutzte, um dieses Ziel zu erreichen; denn es galt nicht nur, Auser zu hauen und einzurichten, die lediglich der Über- Achtung dienten, sondern im nationalsozialistischen Deutschland sollen die Jugendherbergen auch Mittel punkte des Kulturlebens der jungen Nation sein. In n-^ugendherbergen findet die junge Fahrtgemeinschaft ucht nur Rast und Erholung, es werden in ihnen Jim Eer Art abgehalten; die Schulen benutzen die nn^udherbergen für ihre nationalpolitischen Lehrgänge r Schullandheimaufenthalte oder es werden Um- Häic gskurse für Jungarbeiter darin durchgeführt. Die .-,uuser werden eben immer mehr zu einem Bedürfnis für putsche Jugend. . interessant ist es, sich einmal mit der Statistik Deutschen Jugendherbergswerkes zu Mastigen. Die Übernachtungsziffern stiegen seit der Übernahme durch die Hitler-Jugend von 4,6 Millionen "5 Jahre 1933 auf 5,8 Millionen im Jahre 1934 und bürsten in diesem Jahre annähernd 7 Millionen er- reichen. Das ist fürwahr eine moderne Völkerwanderung größten Ausmaßes. Die Anforderungen an die Herbergs- Euern, an die Geräte und die Gebäude stiegen natürlich gewaltig. Auf der anderen Seite gelang es, die Gelder für die Übernachtungssätze um 10 Pf., nämlich von 30 aus 20 Pf. für Jugendliche herabzusetzen. Damit wurde es auch den ärmsten deutschen Volksgenossen möglich, emrge Tage in den Jugendherbergen zu verbringen. Durch "w Einführung des Wandergutscheins wurde eine weitere Möglichkeit geschaffen, das sozia- ustlsche Wollen unter Beweis zu stellen. Wurden im Jahre 1933 97000 Wandergutscheine ausgegeben, so wußten bereits im Jahre 1934 490 000 Wandergutscheine verteilt werden, während wir in diesem Jahre bereits 1400 000 Stück abgegeben haben. Neben der rassischen Veranlagung wird ein Volk auch durch seine Umgebung erzogen. Die Wohnkultur spielt hier eine maßgebende Rolle. Darum müssen die Jugend- Herbergen ein Abbild der Landschaft sein. Wenn wir in Hannover eine „Paul-von-Hindenburg- Jugendherbergc" errichten und damit das An denken an den Feldmarschall des großen Krieges ehren Und seine Taten der deutschen Jugend immer wieder in Erinnerung bringen, dann wird hier wirklich praktische Erziehungsarbeit geleistet. Wenn wir Burg Stahleck wieder aufbauten und jenen Festsaal erstehen ließen, in dem die Ehe zwischen Welfen und Hohenstaufen einst geschlossen und damit ein jahrhundertelanger deutscher Streit begraben wurde, so ist dies eine Mahnung zur Einigkeit des deutschen Volkes. Die Jungen und Mädel, welche auf ihrer Fahrt aus allen Teilen des Reiches kommen und sich am Abend in der Jugend herberge treffen, lernen sich darin verstehen und bauen damit an der deutschen Einigkeit. Und Einigkeit tut uns not, mehr denn je! Die national sozialistische Revolution hatte sich zum Ziel gesetzt, die jahrtausendelange deutsche Uneinigkeit auszurotten und dafür zu sorgen, daß diese niemals wieder zum Ver hängnis des deutschen Volkes werden kann. Sie tut dies durch die Erziehung zum politischen Soldaten. Die Jugendherbergen haben sich die Aufgabe gestellt, an dieser Erziehung mitzuhelfen. Sie sollen Heimatliebe ver mitteln und den Blick des jungen Menschen öffnen für die stolze Geschichte des deutschen Volkes, die gewaltige Gegenwart und die Notwendigkeiten der Zukunft! An alle Stellen der Partei und des Staates ergeht wiederum die Bitte, uns auch in Zukunft in unserer Arbeit zu unterstützen. Deutschland hat das beste Jugendherbergswerk der Welt, und Zehntausende von Jungwanderern anderer Staaten er kennen es als dieses an. Wir können stolz daraus sein, daß wir so etwas besitzen, und wir wollen dafür sorgen, daß es unter den 20 Nationen, die nach deutschem Muster ein Jugendherbergswerk eingerichtet haben, immer das erste und beste bleibt. Die Jugendherbergen reichen in diesem, Jahre für ihre Zwecke einfach nicht mehr aus. Wichtige RegieriWWMW in Mu Vereinheitlichung der österreichischen Wehrverbände. Ein am Donnersnachmittag zusämmengetretener Mi nisterrat befaßte sich mit einer Umbildung des Kabinetts. Staatssekretär Minister Fey, dem die Wiener Heimwehr als ihrem Landesführer am Mittwoch anläßlich seiner dreijährigen Ministerschaft Kundgebungen bereitete, Land wirtschaftsminister Reith er sowie der Minister für soziale Verwaltung, Neustädter-Stürmer, sind ausgeschieden. Da man angeblich im Zusammenhang mit diesen Ver änderungen, besonders wohl bezüglich des Ausscheidens des Ministers Fey, möglicherweise Unruhen in Wien be fürchtet, sind die öffentlichen Gebäude in den späten Nach mittagsstunden besonders gesichert worden. Die Umbildung des Kabinetts wird teilweise mit Gegensätzen in der Heimwehr in Verbindung gebracht. Amtlich wird mitgeteilt: Bundeskanzler Dr. Schusch nigg hat am Donnerstagnachmittag dem Bundespräsiden ten Millas einen Vorschlag unterbreitet, sämtliche Mit glieder seiner Regierung laut Artikel 82 der Bundesver fassung von 1934 zu entlassen. Gleichzeitig gab der Bundes kanzler dem Bundespräsidenten gemäß Artikel 86 der Ver fassung 1934 seine Demission. Der Bundespräsident gab dem Vorschlag hinsichtlich der Entlassung der Regierungs mitglieder statt, nahm jedoch das Ersuchen des Bundes kanzlers nm seine Enthebung vom Amt nicht zur Kennt nis. Er ersuchte den Bundeskanzler Dr. Schuschnigg, ihm unverzüglich Vorschläge hinsichtlich der neuen Zusammen setzung der Regierung zu erstatten, Bundeskanzler Dr. Schuschnigg kam diesem. Auftrag des Bundespräsidenten nach und erstattete seine Vorschläge, die vom Bundes präsidenten genehmigt wurden. Im Kabinett wird somit Bundeskanzler Dr. Schusch nigg die Ressorts Bundeskanzleramt, Bundesministe rium für Landesverteidigung und Bundesmini sterium für Unterricht führen. Außerdem wurden vom Bundespräsidenten folgende Persönlichkeiten zu Mitgliedern der Bundesregierung über Vorschlag des Bundeskanzlers gemäß Art. 82 der Verfassung 1934 ernannt: Ernst Rüdiger Starhemberg, Vizekanzler; E. Berger-W aldenegg, Bundesminister für die Aus wärtigen Angelegenheiten; Eduard Baar-Baren- fels, Bundcsminister für Fachliche Leitung der Ange legenheiten der inneren Verwaltung und des Sicher heitswesens; Universitätsproseffor Dr. Debretsber- gcr, Bundcsminister für Soziale Verwaltung; Staats rat Rechtsanwalt Dr. Ludwig Draxler, Bundes- Minister für Finanzen; Fritz Stockinger, Bundcs minister für Handel und Verkehr; Generalprokurator Dr. Winterstein, Bundesminister für Justiz; Ingenieur Strobl, Bundesminister für Land- und Forstwirt schaft; Dr. Karl Buresch, Hundesminister ohne Por tefeuille, betraut mit der Verwaltung gemeinsamer wirt schaftlicher Angelegenheiten und dem Vorsitz im wirtschaft lichen Ministerkomitee. Ferner wurden zu Staatssekretären bestellt: Sektions chef Dr. Hans Pertner, dem Bundesminister für Unter richt als Staatssekretär zur Unterstützung beigegcben, General der Infanterie Wilhelm Zehner, dem Bundes minister für Landesverteidigung als Staatssekretär zur Unterstützung beigegeben; Theodor Znidaric, bisheriger Obmann der Metällarbeitergewerkschaft, dem Bundes minister für soziale Verwaltung für die Angelegenheiten des gesetzlichen Schutzes der Arbeiter und Angestellten bei gegeben. Ein Staatssekretär für die Behandlung der An gelegenheiten der Bergbauernschaften wird aus dem Bauernstand bestellt Die Angelegenheiten des Generalstaatskommissars für außerordentliche Maßnahmen zur Bekämpfung staats- und Zehntausende von Wanderern mußten in Notquartieren aller Art übernachten, weil sie keinen Platz mehr fanden. Viele Hunderte von Anträgen der Bürgermeister zeugen davon, was noch alles getan werden muß, um den An forderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Unsere Bitte um Mitarbeit geht daher an alle, die guten Willens sind und an die deutsche Jugend glauben. Die nationalsozialistischen Erzieher, Jugend führer der Staatsjugend und die politischen Soldaten Adolf Hitlers reichen sich die Hand zur gemeinsamen Arbeit. Durch diese Einigkeit sorgen wir dafür, daß die Zwietracht der kommenden Generationen vernichtet wird. Unsere Zeit ist groß und gewaltig. Deshalb müssen unsere Anstrengungen auf allen Lebensgebieten auch groß und gewaltig sein. Wenn-uns dies gelingt, werden wir mit Stolz vor der Geschichte bestehen können. regierungsfeindlicher Bestrebungen in der Privatwirtschaft wurden, wie bereits bekannt, mit Gesetz vom September 1935 mit dem Bundeskanzleramt Inneres vereint. Sie werden daher in Zukunft von Bundesminister Baar- Barenfcls geführt werden. Die in den Ländern befindlichen Wirtschaftskommissare, die bisher dem Generalstaatskom missar direkt unterstellt waren, werden dem Sicherheits direktor zugestellt. § Zu gleicher Zeit wird die Vereinheitlichung der Wehr- verbände in der vom Bundesführer der Vaterländischen Front und Führer der Wehrfront, Ernst Rüdiger Star- Hemberg, im Einvernehmen mit Bundeskanzler Schusch nigg bereits vor einiger Zeit angekündigten Form durch geführt. Der neue gemeinsame Wehrverband führt die Bezeichnung „Freiwillige Miliz — Oester- reichischer Heimatschutz" und wird der einzige Träger der freiwilligen Wchrbewegung in Oesterreich sein. Um die zweckmäßige Ausbildung und Vereinheitli chung der gesamten Wehrkräfte des Volkes zu ermögliche«, wird für eine enge und stete Fühlungnahme zwischen Wehrmacht und Miliz vorgesorgt sein.-Der Bundeskanzler und Bundesmiuister für Landesverteidigung Dr. Schusch nigg hat dem Vizekanzler und Führer der Wehrfront, Starhemberg, alle diesbezüglichen notwendigen Vollmach ten eingcräumt, die erforderlich sind, um die zweckmäßige und reibungslose Zusammenarbeit der Wehrmacht und der freiwilligen Miliz zu gewährleisten. Die Umbildung des Kabinetts nach der Kundgebung für Fey am Mittwoch hat in Wiener politischen Kreisen nicht überrascht. Vielfach hat man in dieser Kundgebung eine Demonstration zugunsten Feys und zugleich einen Protest gesehen gegen eine — wie verschiedene Redner wiederholt hervorhoben — Zurückdrängung Fehs von den Regierungsgeschäften. In politischen Kreisen Wiens erblickt man in der ' Umbildung der Negierung eine Stärkung des Kurses Starhembergs und zugleich eine Zurückdrängung des Wiener Heimwehrflügels. Bemerkenswert ist die Ausschaltung des bisherigen Landwirtschaftsministers Reither und dessen Ersetzung durch Ingenieur Strobl. Reither hatte in seiner Eigen schaft als Bauernführer wiederholt die Politik Starhem bergs und die der Heimwehren angegriffen. Wie amtlich mitgeteilt wird, leisteten die Mitglieder der neuen Bundesregierung noch am Donnerstagabend den Eid in die Hände des Bundespräsidenten. In einem Tagesbefehl an die Heimwehr ermahnt Fey- zu strengster Innehaltung von Ruhe und Ordnung. Krisenstimmung in Genf. England fordertschärfste Sanktionsmaß nahmen gegen Italien — Frankreich pen delt zwischen London und Rom —Italien , gibt nicht nach. In Gens herrscht eine etwas gespannte Stimmung. Der Vermittlungsversuch des französischen Ministerpräsidenten Laval hat die Gemüter durchetn- andergebracht. England fordert entschieden Durch führung der Sanktionen gegen Italien und Frank reich ist der Sprecher der Staaten geworden, die wenig Spaß an diesen Strafmaßnahmen haben, fei cs, daß es ihre politischen Beziehungen zu Italien stört, sei es, daß sie sich den wirtschaftlichen Ausfall durch eine Waren sperre nicht leisten zu können glauben. Außerdem macht Frankreich einen scharfen Unterschied zwischen wirtschaft lichen und militärischen Sanktionen. Die Forderung Lavals, England solle seine Flotte aus dem Mittelmeer zurückziehen, hat das britische Kabinett, wie vorauszusehen war, kurz abgelehnt. England wird erst dann zu Verhandlungen bereit sein, wenn Italien seine Truppen aus Abessinien zurückzieht und seine Truppenverstärkungen aus Libyen wieder in die Garnisonen zurückbringt. Das ist also ein glattes Nein auf Lavals Versöhnungsversuch. Frankreich wird sich zu entscheiden haben. Die Hauptschwierigkeit scheint darin zu liegen, daß, wie das Pariser „Echo de Paris" behauptet, Laval sich erneut geweigert habe, die Folgen irgendwelcher Zwischen fälle im Mittelmeer zwischen England und Italien zu kragen, weil England sich vor der Ergreifung dieser Maßnahmen nicht mit Frankreich ins Benehmen gesetzt habe. Nach französischer Lesart ist der VermiitlungS- versuch Lavals gar nicht von dem französischen Mimste» Präsidenten ausaegangen, sondern Laval soll den italra-