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den den „Der Postscheckbrief." Es war eins lange Unterredung Mischen Herder und dem Grafen Wilhelm. Der Graf war zuerst nicht wenig verlegen. Bor einer Stunde hatte ihm sein Kammerdirektor die neuesten Auskünfte über den Kandidaten Stock vorgelegt. Demnach war dieser nicht sehr weit entfernt von einem Schwindler. Durch ge fälschte Zeugnisse hatte er sich im Hessischen eine Patronatsstelle erschleichen wollen. Eine Stunde später stand Scharnhorst vor dem Grasen. „Unteroffizier Scharnhorst!" fragte dieser mit gemacht strenger Miene. „Warum habt Ihr mir nichts davon berichtet, daß es auf dem Wilhelmstein so wild hergeht?" Verlegen kam die Antwort: „Eure Durchlaucht! Durfte ich «S wagen, ,eine Meinung zu unterbreiten, die in meinen be- Er fackelte nicht länge. Er sprang vor und schoß eine« kunstgerechten Upercut ab. Der Mann kippte nm, ohne eiuerr Laut von sich zu geben. f Lotte war so erstarrt, daß sie nicht sprechen konnte. Sitz deutete nur stumm auf die Tür ihres Arbeitszimmers. i Erich verstand sic sofort. Er schmetterte blitzschnell die Tür zu, drehte den Schlüssel herum und stellte sich mit dem Rücken dagegen. > „So!" sagte er. „Und nun lauf' rasch hinunter und ala« micrc das Ueberfallkommando. An der Ecke ist eine Fernsprech^ zelle. Beeil' Dich, bitte." — § Als Lotte nach ein paar Minuten mit einigen Polizei beamten wieder ins Zimmer trat, saß der Breitschultrige noch etwas benommen auf dem Fußboden und rieb sich das Kinn« „Sieh da — ein alter Bekannter!" sagte einer der Polizisten gedehnt. „Diesmal allein?" Erich wies stumm auf die verschlossene. Tür. Zwei Beamte verschwanden in Lottes Zimmer und kehrten gleich darauf mit einem anderen Mann zurück, der zusammen mit dem ersten hinunter zum Wagen gebracht wurde. „Wenn ich nicht irre", wandte sich der Führer des Uebe« fallkommandos an Lotte und Erich, „haben Sie eine anständige Belohnung zu erwarten. Ich vermute, Sie werden sich das Geld teilen, nicht nähr?" ! Die beiden guckten sich einige Augenblicke lang an. „V rmutlich", sagte Erich schließlich, „werden wir es be« sar men lassen und doch teilen." Der Beamte schmunzelte. 4 „Aha — verstehe", sagte er und machte kehrt. f Als sie hinter ihm die Treppe hinunter gingen, beugte sich Lotte plötzlich zu Erich hinüber. „Wie hast Du nur ahnen können, daß ich in Gefahr war?* hauchte sie. Erich wurde ein wenig rot. „Eigentlich", murmelt; er, „eigentlich wollte ich Dir nur entgegengehen, um auf der Treppe einen Kuß zu erwischen. Auß der Straße ist das immer so eine Sache..." Der Beamte vor ihnen drehte sich nicht um. Und das war auch gut so. Veter Wankens. Ruhe! Um Himmclswillen — nur nicht schreien jetzt, fuhr es ihr durch den Kopf. Trotzdem stieß sie einen schwachen Schrei aus und flüchtete in den Vorraum hinaus. Als sie sich umwandte, sah sie hinter sich einen kleinen breitschultrigen Kerl mit bösartig funkelnden Äugen auftauchen. In dieser Sekunde öffnete sich Plötzlich die äußere Tür, und Erich spazierte herein. „Lotte", sagte er ziemlich fleinlaut, „ich konnte es einfach nicht länger aushalten. Ich " Er brach unvermittelt ab und blickte überrascht auf den breitschultrigen Mann hinter Lotte, der ihn genau fo überrascht ansah. Was nun folgte, ging sehr schnell. Erstens gehörte Erich einem Sportverein an. Zweitens war er eine Zeitlang Boxchampion dieses Klubs gewesen. Drittens war er nicht schwer von Begriff, und viertens liebte er Lotte. Das alles, wirkte zusammen. Tod am Zucker. Hat die durch Zuckerkrankheit hervorgerusene Sterblichkeit zugenommen? Die Frage muß nach den Feststellungen von W. Falta bejaht werden. Doch kann man nicht sagen, daß nun die Lebensaussichten des Diabetikers schlechter geworden wären. Denn einmal ist die Neigung zu diesem Leiden heute größer als zuvor. Dann sind infolge der Behandlung mit Insulin mehr Zuckerkranke gleichzeitig am Leben als früher. Stark abgenom men hat die Sterblichkeit in den jüngeren Altersstufen, gestiegen ist sie dagegen bei den älteren Jahrgängen, eben weil das Insulin das Leben verlängert. Und dann ist die Sterblichkeit in den ärmeren Schichten groß geblieben. Doch liegt die Ursache nicht etwa beim Versagen des Insulins, sondern an der Er nährung und an der Unmöglichkeit einer regelmäßigen Lebens führung. Ra^gelckickte von „DMe, Fräulein Sommer, vergessen Sie nicht, den Postscheck- Mef in den Kasten zu werfen. Sonst klappen die Ueberweisungcn 'Morgen nicht." Herr Thürgel, der Inhaber der Firma Albert Thürgel, kam «rS seinem Arbeitszimmer und legte den gelben Briefumschlag «uf die Ecke von Lotte Sommers Schreibmaschinentisch. „Ist sonst noch etwas?" fragte er. K „Nichts", antwortete Fräulein Sommer. Herr Thürgel grüßte, nahm seinen Hut und ging. Es war Airz vor sechs Uhr nachmittags. Lotte Sommer tippte nach einem raschen Blick auf die Uhr weiter auf ihrer Schreibmaschine. Ihre Gedanken waren schon nicht mehr ganz bei der Arbeit. Dann läutete zweimal hinter einander der Fernsprecher — sie mußte längere Äuskünfte geben, dann kam der Mann vom Wäscheverleih und wechselte die Hand- .tücher aus, und dann war es zwölf Minuten nach sechs, und für viertel sieben war sie mit Erich Kramm verabredet... mitte postiert stand, herbeispräng und seine kräftige Hän5^ujf Jernholt legte. „Sie sind ein Dieb!" rief er ihn an. „Ich ver hafte Sie!" — „Daß ich nicht lache!" gab Jernholt zurück und landete im gleichen Augenblick einen derartigen Kinnhaken, daß der Beamte sang- und-klanglos nach hintenüber sackte. Im Nu stürzten sich die drei übrigen Kriminalisten auf Jernholt, der wie ein Berserker tobte und dermaßen um sich schlug, daß er dem Inspektor gegen das Schienbein trat und bei einer schnellem Wendung das Fenster des Kiosk zertrümmerte. Mit Getöse klirrten die Scheiben auf den steinernen Bahnsteig. Aber es half nichts^— keine fünf Minuten später hatten die Beamten Jern holt überwältigt und beförderten ihn nach oben, wo er vow einem Polizeiauto zum „Politigaarden" gebracht wurde... > „Na, Möller, wie habe ich das Ding gedreht?" quietschte Jernholt und klatschte sich vor Vergnügen auf die Oberschenkels als er drei Monate später seinem „Chef" in dessen Wohnung gegenübersaß. „Der Trick mit der Zigarettenschachtel fiel mir gerade in letzter Sekunde ein — ich dachte schon, ich wäre ver loren und die Brüder würden mich und Ihren Boten mit den schönen roten Rubinen schnappen. Aber Kuchen, mein Lieber! Ehe Ihr Bote eintraf, saß ich schon auf dem Präsidium wegen versuchten Diebstahls, Angriffs auf Polizeibeamte und Zer trümmerung einer Ladenscheibe na, den Punkt mit dem versuchten Diebstahl ließen sie fallen, weil ich ja fünf Kronen hingcworfen hatte, und für den kleinen Rest knackten sie mir ein Vierteljahr ,Vester' und 125 Kronen Schadenersatz auf. Was hat sich eigentlich der Bote gedacht, als er auf den Bahnhof kam und mich nicht traf?" Möller machte Augen, denen man eine gewisse Aehnlichkeit mit einem gekochten Schellfisch nicht absprechen konnte. „Was für'n Bote denn?" fragte er schließlich. „Ich habe doch an dem Tage gar keinen geschickt — die Rubine aus Amsterdam waren überhaupt nicht gekommen. Sie waren schon weggegangen« als..." Hier endete die Unterhaltung der dunklen Ehrenmänner, Nur die Fäuste sprachen noch. Dafür um so eindrucksvoller.., Als Jernholt der. Unterarundbahnhof Nörreport betrat, wußte er sofort, daß er in eine Falle gegangen war. Aber konnte er noch entrinnen? Er nahm seine Zeitung aus der Tasche, setzte sich auf eine Bank und lugte vorsichtig über den Rand seines Blattes in die Runde. Keine Frage — man hatte ihn umringt, regelrecht „eingesargt", wie es in der Kopenhagener Hehleriprache hieß. Der Teufel mochte wissen, woher die Polizei wieder einmal Wind gerochen hatte. Äm Ausgang zur Frederiksborggade stand Inspektor Jörgensen. Jernholt kannte „das alte Ekel" ganz genau. An der Treppe, die zum großen Park an der Farimagsgade führte, hatte sich ein Sergeant postiert. Jernholt wußte seinen Namen nicht. Ein dritter Polizist drückte sich scheinbar planlos an der Bar herum und schien sich — nach den Brocken zu urteilen, die herüberflogen — mit dem Mixer über die Streitfrage zu unter halten, was besser schmeckte: Whisky-Soda oder Bier vom Faß. Der vierte Kriminalbeamte stand mitten auf dem Bahnsteig und sollte vermutlich darauf achten, daß der „Beschattete" weder in Vie Telephonzelle ging, noch Plötzlich in den 8-Expreß nach Klampenborg sprang und verduftete. Kein Zweifel — irgend ein Spitzel hatte die Sache ver pfiffen! Jernholt fluchte im stillen wie ein Türke. Jetzt saß er hier auf dem Untergrundbahnhof Nörreport, um das Päckchen mit den roten Rubinen in Empfang zu nehmen, und wenn der ahnungslose Bote kam, brauchten die Beamten bloß ihre Hände ans die beiden zu legen, und ein eleganter Polizeicoup war ge landet. Jernholt ging zum Kiosk und verlangte von der Verkäuferin eine Schachtel Zigaretten. „Bedaure!" sagte sie und ließ den Rolladen herunter. „Es ist sieben Uhr." — „Äch, machen Sie doch keinen Unsinn!" rief er ärgerlich. „Ich muß dringend eine Zigarette haben. Hier sind die 50 Oere." — „Tut mir leid", sagte das schmalwangige Mädchen und nahm die Weiße Schürze ab. „Jetzt ist Schluß, mein Herr. Feierabend!" Auch gut. Jernholt wollte sich schon wieder auf seine Bank setzen, als ihm plötzlich ein Gedanke ourch den Kopf schoß. Heureka — der geniale Trick war gefunden! Der bärenstarke Inspektor Jörgensen warf einen schiefen Blick durch die halbgeöffneten Augenlider, als Jernholt zum zweiten Male an den Tabakkiosk trat. „Fräuleinchen", sagte er und reichte dem Mädel eine züsammcngekniffcne grüngraue Banknote, „ich sterbe, wenn ich nicht rauchen kann. Nehmen Sie diese fünf Kronen, geben Sie mir eine Schachtel Zigaretten zu 50 Oere! Was darüber ist, können Sie behalten." — „Nein", wehrte das Mädchen ab, „ich darf nicht, es ist bereits sieben Uhr durch, und drüben sehen Sie doch die Polizei stehen." — „Na, dann muß ich mich eben selber bedienen!" schrie Jernholt plötzlich wütend, griff blitzschnell auf den Ladentisch, der noch nicht völlig abgeräumt war und langte eine Schachtel Zigaretten heraus. Das Mädel kam nicht dazu, einen Schreckensschrei auszu- stoßen, als auch schon der Polizist, der bisher auf der Babufleia- schcwenen TeDankcngangen entständen ist? Und der Kandidat hak etwas gesagt, was ich ähnliches schon mit Bangen und Wehmut in mancher Geschichtschronik gelesen habe. Freund und Feind haben zu oft den Soldaten verabscheut, sic sahen in ihm nichts als ein notwendiges Uebel. Aber, Eure Durchlaucht, ich denke, es müsse ein stolzes Gefühl sein, Soldat sein zu dürfen, und demnach müsse sich feder Soldat auck betrauen!" Minutenlang herrschte tiefstes Schweigen. Dann nahm der Graf von der Tischplatte die Blätter seines Schriftwerkes hoch und gab sie Scharnhorst. „Lesen Sie das, bevor es in Druck ge geben wird! Im übrigen werden Sie sofort auf die Insel zuruck kehren, Herr — Leutnant Scharnhorst!" Sie deckte hastig die Maschine zu, wusch sich in dem kleinen Raum neben dem Büro die Hände, stülpte die Kappe auf ' Monden Wuschelkopf und flitzte aus dem Zimmer und durch Korraum. Die Tür flog hinter ihr ins Schloß. Sie drehte den Schlüssel -zweimal herum und eilte die Treppe hinab. Der Postscheckbricf lag unberührt auf der Ecke des Schreib maschinentisches und schimmerte blaßgelb durch die beginnende Dämmerung. . Einige Minuten nach halb zwölf verabschiedete sich Erich Kramm von Lotte vor ihrer Haustür. Sie hatten einen Herr- liehen Abend hinter sich. Sie waren hinausgefahren an einen See, hatten gebadet und im Wald gelegen, hatten in einem Gartenlokal gegessen und anschließend mit einem Ruderboot eine Mondscheinfahrt gemacht. Es war schön gewesen — sehr schön. Während sie noch standen und miteinander sprachen, ratterte «i» großes Postauto die Straße entlang. „Um Himmelswillen", sagte Lotte Plötzlich und griff sich an die Stirn, „ich habe ja vergessen, den Postscheckbrief einzuftecken!" „Steck' ihn jetzt ein", sagte Erich, der damit beschäftigt war, ihre Hand zu streicheln. „Das kann ich doch nicht — er liegt doch im Büro!" „Dann steck' ihn morgen ein", sagte Erich und streichelte Weiter. Sie entzog ihm die Hand und schüttelte den Kopf. „Das geht nicht, Erich. Die Sache ist ernst. Mein Chef hat mir ausdrücklich gesagt, daß der Brief heute noch in den Kasten muß. Was mach' ich nur?" Jetzt schüttelte Erich den Kopf. „Komisch seid Ihr Frauen", sagte er. „Die Geschichte ist doch höchst einfach. Du hast den Schlüssel zum Büro, nicht? Also fahren wir hin und holen den Brief. Ich bringe ihn dann zur Hauptpost, und morgen früh ist er auf dem Amt. Alles in bester Ordnung — komm!" Gleich darauf saßen sie in einem Autobus und fuhren in die Stadt hinein. — Lotte eilte hastig die Treppe des Geschäftshauses hinauf, sin dem sich das Büro der Firma Albert Thürgel befand. Auf jedem Absatz brannte nur eine schwache Glühbirne. Erich wartete etwas mißgestimmt unten auf der Straße. Sie hatte ihn ein fach ausgelacht, als er sich erboten hatte, sie hinauf zu begleiten. Als Lotte vor der Tür des Büros halt machte, klopfte ihr 'Herz ziemlich heftig. Nicht allein vom Treppensteigen. Die tiefe Stille in dem großen Haus hatte etwas Bedrückendes. Sie zog den Schlüssel aus der Tasche und schloß auf. Sonderbar —der Riegel sprang schon nach einer Umdrehung zurück. Sie glaubte sich deutlich zu erinnern, zweimal herum geschlossen zu haben. Es tat ihr jetzt fast leid, daß Erich nicht bei ihr war. Dann ,riß sie sich zusammen, schüttelte ihr Unbehagen ab, stieß die Tür auf und knipste das Licht im Vorraum an. Alles schien unverändert. Sie ging, öffnete die Tür zu ! ihrem Zimmer und blickte hinein. Ein breiter Streifen Licht w- goß sich durch den dunklen Raum. Der gelbe Postscheckbrief lag unberührt auf der Ecke ihres Arbeitsplatzes. Mit ein paar hastigen Schritten war sie im Zimmer, nahm den Brief an sich und machte kehrt. Und in Liefern Augenblick ifah sie etwas... s In der dunklen Ecke zwischen Geldschrank und Wand kauerte seine Gestalt, und eine zweite Gestalt duckte sich in de» Schatten sdes Schreibtisches. Jernholt braucht eine Finte Gaunergeschickte von y. k Eckert. (Scherl Bilderdienst — M ) Deutsche Luftschiffe für USA. ermöglichen eine feenhafte Illumination: 15000 Lampen sind 8n Speyer wurde mit dem Bau von zehn Luftschiffen begon- an den Außenseiten angebracht, durch die ganze Säße und Nen. Eine amerikanische Gesellschaft hat die Luftschiffe sür Spruchbänder ausgestrahlt werden können. Im Bilde ein Mv- Reklamezwecke bei Nacht bestellt. Besondere elektrische Anlagen dell der neuen Luftschiffe, ('"'s Panzerwagen-Schauübung in Bückeberg. Beim Erntedankfest des deutschen Volkes auf dem Bückeberg fand auch eine Echauübung aller Waffengattungen statt, bei der ein Kampf um das sür diesen Zweck eigens aufgebaute „Bückedors" vorgeführt wurde. (Scherl Bilderdienst M.x,