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MkdnWTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschost und ^Wilsdruffer Tageblatt" erscheint werktags nachm. SUHr. B-zugSpr. monatl.LRM. frei Haus, bei Poftbeftellung I,kO NM. zuzugl. Bestellgeld. Einzelnummer lü Rps. Alle Postanftallcn, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- ..er , ftcllungcn entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger BetriebSstörun. gen besteht kein Anspruch out Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendcr Preisliste Nr. 5. — Ziffer-Gebühr: M Rpfg. — Dorgeschrie- bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigcn-Annahme bis vormittags 10 Uhr. .. 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Der Präsident der Vollversammlung des Völker bundes, der tschechoslowakische Außenminister Benesch, stellte fest, daß auf Grund eines von der Vollversammlung angenommenen Verfahrens anher Österreich, Ungarn und Italien alle übrigen in der Vollversamm lung vertretenen Staaten dadurch, daß sie sich nicht auf Aufforderung des Präsidenten zu Wort gemeldet haben, sich für die Entschließung des Völlcrbundsrates ausgesprochen haben, welche Italien für schuldig erklärte. Damit haben diese Staaten gleichzeitig sich zu Sanktionen verpflichtet. Es handelt sich ins- Kesamt nach der Mitglicdcrzahl des Völkerbundes um öü Staaten, die nicht widersprochen haben. Nach einem Bericht der englischen Zeitung „Daily Telegraph" wird auf Grund einer Einigung zwischen Eden bnd Laval der Völkerbundsrat folgende Sanktionsmaß- llahmen Vorschlägen: 1. Anleihcspcrrc gegenüber Italien, 2. Boykott bestimmter italienischer Waren, 3. Sperre für alle Arten von Kriegsmaterial, 4. Aufhebung der Waffcnspcrrc nach Abessinien. Trotz der überraschenden Erklärungen Österreichs und Ungarns, die sich gegen Sanktionen ausgesprochen haben, lvird in Gens angenommen, daß die Genfer Maßnahmen jetzt mit bemerkenswerter Schnelligkeit wcitergehen, jeden falls durch das Verhalten dieser beiden Staaten keine Ver zögerung erleiden werden. Der Verlauf der Völkerbundssitzung. Aloisi verteidigt den Standpunkt Italiens. Die Vollversammlung des Völkerbundes wurde mit Auer Rede des italienischen Vertreters Aloisi über die Stellung seiner Regierung und seiner Nation im italie nisch-abessinischen Krieg und in der gesamten Weltpolitik Eröffnet. Zu dem Verfahren erklärte Aloisi, daß der Völkerbund niemals die italienische Denkschrift vom 4. September erörtert habe. Auch kein Ausschuß des Rates habe in dem letzten Monat zu dieser italienischen Erklä- Nmg Stellung genommen. Statt dessen habe man sich zur Beurteilung der Lage ans eine Rede des abessinischen Vertreters gestützt. Bei dem Konflikt im Fernen Osten habe man 17 Monate lang sich mit der Anwendung des Artikels 15 befaßt. Im Chaco-Konflikt habe das Verfahren des Völkerbunde« zwei Jahre gedauert. Jetzt habe man innerhalb eines Donats eine Entscheidung getroffen. Nach dieser Anklage gegen den Völkerbund behandelte Aloisi die politischen Fragen. Er stellte fest, daß Italien immer dem Völkerbund und der internationalen Politik 'n den letzten Jahren gedient habe. Welches sind dem- Kegenüber, so fragte Aloisi, die Leistungen Abessiniens für den Völkerbund? Dieses Land habe einen inneren Zu stand besonderer Unordnung. Abessinien sei den Ver- hslichtungen der Völkerbundssatzungen nicht nachge- mmmen, es besitze eine Negierung, die nicht in der Lage m, ihre Autorität im ganzen Lande auszuüben. In Abessinien bestehe der Zustand der Sklaverei weiter. Der Völkerbund habe alle seine ihm zustehenden Rechte gegen- «ber Abessinien selbst verleugnet. Aloisi ging noch einmal darauf ein, daß der Kaiser don Abessinien selbst den Befehl zur Mobilisation gegen Italien gegeben hatte, und stellte dann die Frage, ob nicht Kegen Abessinien die Artikel 1, 22 und 16, Absatz 4, der Völkerbundssatzung in Anwendung gebracht werden Müssen; Artikel 1, weil Abessinien nicht den Voraussetzun- 8m eines Mitgliedstaates des Völkerbundes entspreche; Artikel 22, weil er die Möglichkeit des Mandatssystems Enthält. Aloisi wehrte sich weiter gegen den Vorwurf, °aß durch den Krieg gegen Abessinien der Kellogg-Pakt verletzt sei. , Aloisi sagte dann u. a. weiter: Italien befinde sich m voller geistiger und wirtschaftlicher Entwicklung, aber es sei eingeengt durch historische Schwierigkeiten und vnrch internationale Behinderung, die in seinen terri- mrialen Grenzen liege, durch die Italien erstickt werde. Italien sei das Land, das das Recht habe, in diesem Mgenblick vor der Vollversammlung des Völkerbundes me Stimme des großen Proletariats zu erheben, welche Gerechtigkeit verlange. Benesch stellt die Billigung der Sanktionen fest, y Nach der Rede Aloisis erklärte der Präsident der Vollversammlung, Benesch. er müsse nunmehr die Frage an die Vollversammlung stellen, ob die Wortmeldungen derjenigen Staaten abgeschlossen seien, welche entweder sich gegen den Beschluß des Völkerbundsrates aussprechen wollten oder Vorbehalte anmelden wollten oder sich der Stimme enthalten wollten. Ter Präsident konnte dann er klären, datz ein Widerspruch, autzc^ durch Aloisi, nicht erhoben werde und das Verfahren damit angenommen sei. Darauf stellte Benesch fest, daß nur Österreich, Ungarn und Italien sich zum Won gegen den Beschluß des Rates ge meldet haben und sonst eine Wortmeldung nicht mehr vor liege. Damit haben sich, so erklärte er, alle übrigen Mit glieder der Vollversammlung sür den Beschluß des Völker bundsrates erklärt. Das bedeutet nach den Formeln der Völkerbundssatzung die Annahme der Erklärung des Rates, datz Italien am Kriege gegen Abessi nien schuldig ist, einschlietzlich der sich daraus nach Artikel 16 der Völkerbundssatzung ergebenden Verpflich tungen, und die grundsätzliche Billigung von Sanktionen. Eine Erklärung Lavals. Der Präsident erteilte darauf einer Reihe von Ver tretern von Staaten das Wort, die ihre Haltung für die Sanktionen mit zusätzlichen Bemerkungen begründen woll ten. Als erster gab der französische Ministerpräsident Laval folgende Erklärung ab: „Ich will nur eine kurze Erklärung abgcben. Frank reich wird seinen Verpflichtungen nach« kommen. Ich habe es vor dem Rat gesagt, ich habe es vor der Vollversammlung hiermit wiederholt. Die Satzung des Völkerbundes ist unser internationales Gesetz, das wir nicht brechen und das wir auch nicht abschwächen lassen können. In dieser Minute, wo jeder seine Verpflichtung auf sich nehmen muh, bekenne ich mich, Sie wissen es, mit tiefer Bewegung zu meiner Pflicht. Mein Land wird die Satzung des Völkerbundes einhalten. Aber die Freund schaft legt mir auch eine Pflicht auf. Es bedeutet keine Ab schwächung unseres Glaubens an die Autoritär der höchsten internationalen Einrichtung, wenn wir den Versuch machen, gemeinsam mit ihr zu der gleichen Zeit, in der wir ihr Gesetz anwenden, eine Lösung des Konfliktes auf dem Wege einer Vereinbarung zu suchen. Die französische Re gierung wird sich diesem Werke des Friedens leidenschaft lich hingeben, wobei, dessen bin ich sicher, sie jede Unter stützung in dieser Versammlung haben wird." Eden für eine schnelle Aktion. Nach Laval sprach der englische Minister Eden. Er erklärte, daß er nicht erst zu betonen brauche, dak die Kriegsrechtproklamiert—Entscheidung über die Staatsform. Wie aus Athen gemeldet wird, ist die g r i e ch i s ch e Regierung zurückgetretcu. Der Kricgsminister General Kondylis, der an der Spitze der monarchistischen Be wegung steht, hat zusammen mit Papagos, Reppas und Eronommou die Rcgicrnngsgeschäfte übernommen. In der Stadt herrscht Ruhe. Trotzdem ist das Kriegsrecht pro klamiert worden. Für den Donnerstag war die griechische Nationalver sammlung, die zu der Frage der Wiedereinführung der Monarchie in Griechenland Stellung nehmen soll, ein berufen worden. Anläßlich dieses Zusammentritts der Nationalversammlung hatte die innerpolitische Spannung immer mehr zugenommen. Auch die militärischen Kreise mischten sich in die Frage der Staatssorm ein. Sie sollen die sofortige Rückkehr des Königs verlangen. In den Kasernen wurden Hochrufe auf den König ausgebracht. Volksabstimmung am 3. November. Der neue Ministerpräsident Kondylis legte mit seinen Ministerkollegen vor der Nationalversammlung den Eid ab. Nachdem die Nationalversammlung die Wiederaufrichtung der Monarchie be schlossen und den Ministerrat vorläufig mit der Regent schaft betraut hat,, wird die Regierung dann die Volks- abstimmu_nL kür den 3. November vorbereiten. Ponrrr oer englischen Negierung unbedingt und in erster Linie auf ihrer Mitgliedschaft beim Völkerbund fuße, weil sie der Ansicht sei, daß nur durch diese Organisation der Friede aufrechterhalten werden könne. Wenn man die Zivilisation retten wolle, dann müsse man in der Praxis abschaffen, was man im Prinzip verurteilt habe, nämlich den Krieg. Es sei Aufgabe des Völkerbundes, eine friedliche und gerechte Regelung aller Streitigkeiten zu versuchen, zum zweiten aber, wenn dieser Versuch fehl- schlage, den Krieg zu verhindern. Jetzt sei man mit diesem zweiten Versuch in der Form beschäftigt, daß man den Krieg möglichst schnell beenden müsse. Niemand dürfe seine Verpflichtung und feine Verant wortung verletzen. Die Aktion müsse nunmehr begonnenwerden. Er erklärte im Namen der eng lischen Regierung den Willen dieser Negierung, in vollem Umfange an dieser Aktion teilzunehmen. Die Enthaltung des einen oder anderen dürfe nicht die übrigen von der unbedingten Erfüllung ihrer Verpflichtungen zurückhallen. Wenn es die Pflicht sei, solche Aktionen zu übernehmen, so sei es auch wichtig, datz diese Aktion schnell in Gang komme. Nach dieser Erklärung Edens bekannte sich der schweizerische Bundesrat Motta ausdrücklich zu dem Beschluß des Rats. Die Schweiz werde ihre gesamten ihr durch die Völkerbundssatzung auferlegten Verpflich tungen erfüllen, aber nur im Rahmen und in den Grenzen der Neutralität, welche der Schweiz durch international anerkannte Verträge zugesichert sei. Der russische Dele gierte Potemkin führte aus, Rußland bestätige seinen Entschluß, seinen Verpflichtungen als Mitglied des Völker bundes nachzukommen. Anschließend sprachen noch der Vertreter Haitis. der dagegen protestierte, daß der Feldzug in Abessinien als ein Kolonialkrieg betrachtet werde, und der mexika nische Vertreter, der seinerseits betonte, datz Mexiko sich seinen Verpflichtungen als Völkerbundsmit glied nicht entziehen werde. Die wertere Aussprache wurde dann auf den Nachmittag vertagt. Ausschuß für die Sühnemaßnahmen. Zu Beginn der Nachmittagssitzung der Völkerbunds versammlung legte Präsident Dr. Benesch einen vom Präsidium ausgearbeiteten Entschließungsentwurf über den beabsichtigten Verbindungsausschuß für die Sühne- maßnahmen vor. Darin werden die Völkerbundsmit glieder aufgefordert, im Hinblick auf die Entschließung des Völkerbundsrats vom 7. Oktober und auf Grund ihrer Verpflichtungen aus Artikel 16 der Satzung eine Ver bindung der von ihnen ins Auge gefaßten Maßnahme in der Weise herzustellen, datz sie sich durch je einen Delegierten und durch Sachverständige i« einem hierfür zu schaffenden Ausschuß vertreten lassen. Die Aufgabe des Ausschusses wäre es, für die Prüfung und einheitliche Durchführung der Maßnahmen zu sorgen und den Rat auf jeden Umstand vurcy vie König Georg etngeladen werden soll, nach Griechenland zurückzukehren. Vizepräsident Theotokis hat auch das Außenministerium übernommen. Die neue Regierung hat das Standrecht verhängt. Wie ferner aus Athen bekannt wird, wird Ministerpräsident Kondylis bis zur Rückkehr des Königs Georg die Reaentschast übernehmen. König Georg von Griechenland. cWagenborg-Brldarchw.) ' > » » > —— —... >> > , > Oriechenlanst wirst Monarchie. Regierungswechsel gibt den Weg zur Volksabstimmung frei. Griechische Regierung zurückgeireien.