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Etwa 40 000, gleichfalls mit Tanks und Flugzeugen, im Süden Abessiniens, in Jtalienisch-Somali- land. Vor ihnen liegt Wüste und hinter der Wüste das Land der Verheißung: Abessinien, der letzte unabhängige afrikanische Staat, das Land, auf das heute die Welt blickt Wenn Mussolini jetzt seinen Italienern zugcrufen hat: „Italien, marsch!", so muß man sich vergegenwärtigen, daß Italien die vergangenen Monate des Jahres restlos aus genutzt hat, um den Aufmarsch in seinen ostafrikanischen Kolonien genügend vorzubereiten. Durch den Suezkanal sind mindestens fünf Armee- und fünf Milizdivisionen sowie sieben einzelne Schwarzhemdenbataillone, außerdem eine größere Anzahl von Fliegerverbänden und Heeres- truppen in Gestalt mehrerer schwerer Artillerieabteilungen und einer Panzerabteilung zu vier Eskadrons mit im ganzen 80 Schnellpanzerwagen transportiert worden.Aus den Eingeborenen Eritreas sind ferner zwei Askari-Divi stonen gebildet worden, die zum Teil aus eingeborenen Truppen Libyens zusammengesetzt worden sind. Beide Divisionen bilden ein Armeekorps unter Führung des Generals Alessandro Birok i. Der Oberfehlshaber der italienischen Truppen in Eritrea und Somaliland ist der langjährige Generalgonverneur von Libyen und Kolo- uialminister, der fast 70 Jahre alte General Emilio d e Bono. Sein Generalstabschef ist General de Gabba, ein erfahrener Kolonialkrieger. Den Oberbefehl in Somali- iand hat der in der Nachkriegszeit bekannt gewordene General RodolfoGraziani.der auch an den letzten militärischen Unternehmungen in Libyen beteiligt war. Kommandeur der faschistischen Miliz ist General Attilio T e r u z z i. Nach allem, was bekannigeworden ist, wird sich der italienisch eVormarsch in dreiAbschnitten vollziehen. Starke italienische Heereskräfte sind an der Strecke Massaua, dem wichtigsten italienischen Hafen am Roten Meer, nach dem Orte Asmara, an der Nordgrenze Abessiniens, massiert. Von hier aus wird der Vormarsch, der bereits am Donnerstag angetreten worden ist, gegen Adua geführt werden, wo im vorigen Jahrhundert die italienische Armee eine schwere Niederlage erlitten hat. Adua wird von den Abessiniern nicht verteidigt werden, da es in einer Ebene liegt und gegenüber modernen Trup pen schwer zu halten ist. Widerstand wird von den Abes siniern erst am Rande des Hochgebirges um den Tanasee herum geleistet werden, welches Gebiet man auch als Tanafestung bezeichnet. Dem italienischen Angriff Wird hier der Ras Seyyum mit etwa 200000 Mann und im Bezirk von Gondar der Vetter des Kaisers, der Ras Kassa, mit rund 250000 Mann entgegentreten. In dem schwierigen gebirgigen Gelände wird ein Kleinkrieg den Italienern schwer zu schaffen Machen, denn das Gebirgsplateau ist durchschnittlich 3000 Meter hoch und sehr unwegsam. Der zweite italienische Vormarsch ist Ebenfalls angetreten worden, und zwar von Assab in Eritrea aus, an der Grenze von Französifch-Somaliland Entlang. Angeblich haben die Italiener hier 50 000 Ein geborenentruppen in Marsch gesetzt. Der Vormarsch würde sich gegen die Eisenbahnlinie Djibuti—Addis Abeba richten, um diese einzige Eisenbahnlinie Abessi niens zu unterbrechen, in Harrar mit den Truppen aus Jtalienisch-Somaliland zusammenzustoßen und dann gegen die abessinische Hauptstadt vorzugehen. Diese italienische Armeegruppe dürste auf starken abessinischen Widerstand stoßen. Der Oberstkommandierende dieses Frontabschnittes ist der a b e s s in is ch e Kronprinz. Aber auch hier werden die Abessinier keine offene Schlacht wagen, sondern die Taktik des Kleinkrieges befolgen. Bundesgenosse der Abessinier und Feind der Italiener wäre in diesem Kampfabschnitt das mörderisch heiße Klima der unter dem Meeresspiegel liegenden Danakilwüste, wo die Durchschnittstemperatur zwischen 60 und 70 Grad schwankt. Wenn die Italiener dann die Wolloberge erreichen sollten, ist es zweifelhaft, ob sie noch imstande sind, den dortigen, sicherlich ernsthaften abessi- wschen Widerstand zu brechen. Der dritte italienische Vormarsch wird von Jtalienisch-Somaliland über Ual-Ual in Richtung Harrar erfolgen. Die Entfernung beträgt in der Luft- Knie etwa 600 Kilometer. In der Wüste Ogaden sind me recht hohen Temperaturen für europäische Soldaten schwer zu ertragen. Nach der Regenzeit sind die übrig gebliebenen Lachen Brutstätten der Moskitos, also der Malaria. Man nimmt an, daß diesen beiden italie- Mschen Gruppen, die von Assab und von Jtalienisch- Somaliland vormarschieren, der abessinische A eg « s selbst mit seiner kaiserlichen Garde entgcgen- treten wird. Was hat nun Abessinien an Soldaten und Kriegs material den italienischen Kolonialtruppen gegenüberzu- stellen?- Kern des abessinischen Heeres ist die kaiserliche Wie der englische Sonderberichterstatter des englischen Nachrichtenbüros „United Preß", der sich bei den italie nischen Truppen in Eritrea befindet, meldet, hat der italienische Vormarsch am Donnerstag begonnen. Die Italiener haben an verschiedenen, weit auseinander» gelegenen Stellen die Grenze überschritten und streben konzentrisch auf Adua zu. Um 6.3V Uhr morgens haben mehrere Geschwader Bomben flugzeuge, Kampfflugzeuge und Aufklärungsflugzeuge die Grenze überquert mit Adua, Adigrat und anderen Orten als Ziel. An dem Vormarsch auf Adua nehmen große italienische Truppenkolonnen teil. Unter den Flugzeugführern, die die Grenze überflogen, befinden sich, dem Berichterstatter zufolge, auchdiebei < den SöhneMussolinis. Das berühmte Geschwa der „Desperata" wird von dem Schwiegersohn Mussolinis, Graf Ciano» geführt. Von einem Flugzeughafen allein starteten fünfzehn große Caproni-Bombenflugzeugc. Die ersten Truppen überschritten kurz nach Anbruch der Morgendämmerung den Fluß Mareb. Ihnen voraus gingen mitMaschinengewehrenausgerüstetc Auftlärungstruppen. Der italienische Ober befehlshaber, General deBono, hat sein Hauptquartier in die Nähe der Grenze verlegt. Wie weiter gemeldet wird, wurde der italienische Vormarsch mit einer starken Artilleriebeschießung aus weittragenden achtzölligen Ge schützen nördlich von Adua und Adigrat eingcleitet. über Adua haben italienische Flieger Bomben abgeworfen. Sem italienischen Gesandten in Addis Adeda die paffe zngeflellt. Die abessinische Regierung stellte am Donnerstag um 15 Uhr dem italienischen Gesandten in Abessinien, Graf Vinci, die Pässe zu. Der Gesandte und das Gesandtschaftspersonal haben Freitag früh mit einem Sondcrzug Addis Abeba verlassen. Der Zug wird von einer starken Jnfanteriewache, die mit Maschinen gewehren ausgerüstet ist, begleitet. 5000 Mann Polizei übernahmen bereits den Schutz des Ausländerviertcls in Addis Abeba. Der italienische Konsul in Adua veryaftet Auf Befehl des Ras Seyyum, des Gouverneurs der abessinischen Pro vinz Tigrs, soll der italienische Konsul in Adua ver haftet worden sein. Unter den Toten von Adua befinden sich hauptsächlich Frauen und Kinder. Italienische Infanterie, die gegen Garde von etwa 90 000 Mann. Sie ist im allgemeinen modern ausgerüstet und organisiert. Die Abessinier sollen ferner über Luft- und Tankabwehrkanonen ver fügen und schließlich zwölf Flugzeuge besitzen, über deren Kampfwert nichts Genaues bekannt ist. Die übrigen abessinischen Truppen sind nur teilweise mit modernen Gewehren bewaffnet. Bereits im Jahre 1930 hat man folgendes geschätzt: Südabessinien 100 000 Mann, sechs Kanonen, 30 Maschinengewehre. TigrS: 40 000 Mann, vier Kanonen, 20 Maschinengewehre. Amhara: 80 000 Mann, sechs Kanonen, 30 Maschinengewehre. Schoa: 80 000 Mann, 120 Kanonen, 130 Maschinengewehre. Zu sammen also: 300 000 Mann, 136 Kanonen und 210 Maschinengewehre. Seit 1930 kann allerdings die moderne Ausrüstung der abessinischen Truppen erhebliche Fortschritte gemacht haben. Trotz alledem, die abessinischen Soldaten sind den italienischen Truppen, was moderne kriegsmäßige Aus rüstung betrifft, unterlegen. Aber sie haben den nicht zu unterschätzenden Vorteil für sich, daß die Abessinier natür liche, in der Wildnis ihrer Heimat geschärfte Sinne besitzen, von fanatischer Tapferkeit beseelt, unerschrocken und.in höchstem Maße an Strapazen und Entbehrungen gewöhnt sind. Diese hervorragenden Eigenschaften machen den Abessinier als Einzelkämpfer zu einem Gegner, dem der italienische Soldat als solcher im Klein krieg nicht gewachsen ist. Der Ausgang des Krieges steht also auf des Messers Schneide, auch wenn der Krieg auf Ostafrika beschränkt bleiben sollte. die Landschaft Agame vorgerückt sei, soll zurückgeschlagen worden sein. Die Regierung in Addis Abeba erwartet, wie am Donnerstag aus der abessinischen Hauptstadt ge meldet wurde, daß die Italiener am Freitag auf allen Fronten angreifen und einen Luftangriff auf die Haupt stadt durchführen werden. Im Harrar-Gebiet werden gegenwärtig größere Truppenmassen — man spricht von 50 000 Mann -- zusammengezogen. Auf der Straße Zeila—Äiredaua gehen große Waffen« und Munitionstransporte auf Lastkraftwagen vor sich. Das Kriegsmaterial soll angeblich englischer und tschecho slowakischer Herkunft sein. Der vertrauliche Ratgeber des Negus, NagadrU W o l l a ch o, ist in die Tigrö-Provinz abgereist, dorthin, wo das schicksalsschwere Adua liegt und wo man heftige Kämpfe befürchtet. Kräftige abessinische Krieger in der verschiedenartigsten Kleidung drängten sich am Donners tag auf den Hof des alten Palastes in Addis Abeba und starrten auf einen Krieger des Gallastammes, der zum Zeichen der Mobilisierung eine große braune Trommel schlug. Gleichzeitig reisten einigeZügemit M a u l» eseln und schweren Maschinengewehren mit unbestimmtem Bestimmungsort aus Addis Abeba ab. 800 Krieger, die der Kaiser in seinem Palast empfangen hatte, wurden mit Waffen und Munition versorgt und verließen ebenfalls Addis Abeba, um sich einer Abteilung der abessinischen Armee anzuschließen. Die politische Organisation „Mahel Sefari" wurde am Donnerstag nach der Front in Marsch gesetzt. Diese Spezialtruppe des Kaisers ist eine auserlesene Abteilung mit eigenen politischen, streng kaisertreuen Grundsätzen. Eine weitere Abteilung von Anhängern dieser Kerntruppe in der Stärke von angeblich 100 000 Mann soll in Auf stellung begriffen sein. Die Vombenwürse aus Adua. Der abessinische Außenminister hat dem Generalsekretär des Völkerbundes folgendes neues Tele gramm zugeschickt: „Vier italienische Militärflugzeuge bombardierten die offene Stadt Adua. Die ersten Bomben wurden auf das Spit a l geworfen, das das Zeichen des Roten Kreuzes trägt. Eine zweite Bombardierung durch zwei Flugzeuge hat später stattgefunden. Bis jetzt sind 78abgeworfeneBombengezählt worden. Wie die Nachrichtenagentur Central News aus Addis Llbeba meldet, betrage die Zahl der Tot^ n _ - . Das Einmarschgebiet. (Wagenborg Eisner.).