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Wilsdruffer Tageblatt : 03.10.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193510032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19351003
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19351003
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1935
-
Monat
1935-10
- Tag 1935-10-03
-
Monat
1935-10
-
Jahr
1935
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 03.10.1935
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Oer Dichier des „Oberlin". Friedrich Lienhards 70. Geburtstag am 4. Oktober. Als um die Jahrhundertwende die deutsche Dichtung überwuchert war von den verschiedensten „Richtungen", die sich mit ihren teils überästhetisch-nervösen, teils kratz materialistischen Erscheinungen breitmacklen und vor lauter literarischen Programmen nicht die Mutze — wahr scheinlich aber nicht die Kraft zu wirklicher, echter Dich tung aufbrachten, da war es Friedrich Lienhard, der in diese Anhäufung von Flachheit und Leere seine an- llagende Schrift „Die Vorherrschaft Berlins" hinein schleuderte. Der noch junge, damals fünsunddreitzigjährige Elsässer, der selbst in den ersten Jahren seines literarischen Schassens der stärksten, damals herrschenden Richtung, dem Naturalismus voller Gläubigkeit und Vertrauen sich angeschlossen hatte, bis er sich bald enttäuscht von ihr ab wandte, hatte mit klarem Blick erkannt, datz die Literatur, die in den großen Städten herangezüchtet wurve, sich immer weiter von wirklicher Dichtkunst entfernte, und datz eine Rückkehr notwendig war zu den verschütteten Quellen der einstmals so kraft- und gehaltvollen deutschen Dichtung, Rückkehr zur Natur, zum Boden, zur Heimat, zum Volkstum. Nur der kann etwas Großes schaffen, der nie die Fühlung mit dem Boden der .Heimat verliert, das war Lienhards Meinung, eine Meinung, die heute durch die nationalsozialistische Bewegung wieder eifrig gepflegt wird, die im Jahre 1900 aber nicht nur schwachen Widerhall fand, sondern im G"genteil Lienhard viele Feinde schuf, die ihm seinen Anstieg als Dichter sehr er schwerten. Trotzdem hat Lienhard in den Grenzen, die die Natur seiner Begabung gezogen hatte, seinen Weg als Dichter und Erzieher eines weiten Kreises der deutschen Leserschaft gemacht. Da war zunächst seine Lnrik. Ein Band Gedichte, die in die Zyklen „Heimat", „Weltstadt", „Nordland", „Burenlieder", „Hochland" zerfallen, zeigt Lienhard als einen Lyriker, dem sowohl zarte wie kraft volle Töne zur Verfügung stehen. Von eindrucksvoller Wucht sind besonders seine Balladen, die bereits den künf tigen Epiker Lienhard verraten. Der Großstadt Berlin hatte Lienhard nach seinen "ersten Enttäuschungen den Rücken gewandt und sich auf gemacht, auf Fußwanderungen seine deutsche Heimat kennenzulernen. Seine „W a s g a u f a h r t c n" und sein „Thüringer Tagebuch" sind der Niederschlag dieser Fahrten, die ihn mit Heimat und Polk immer inniger verwachsen ließen. Seine Thüringer Wanderung «führte ihn auf die „W e g e nach Weimar", wo er als Fünfzigjähriger das Mädchen seiner Jugendliebe heimführte und sich endlich ein friedliches Heim schuf. In sechs Bänden liegen Lienhards „Wege nach Weimar" vor. Mitten im Hexentanz der modernen Literatur er schien ihm das Weimar Goethes und Schillers als der ruhende Pol, zu dessen Voraussetzungen das moderne Geistesleben sich wieder zurückfinden müsse. Goethe, Schiller, Herder, Kant, Lessing, Friedrich den Großen, "Homer, Shakespeare, Carlyle, Emerson, Wagner und Gobineau, alle diese herrlichen Gestalten bannte Lienhard in sein Wert, wie sie, unermüdlich an sich selbst arbeitend, sich und ihre Umwelt zu edlerem Menschentum erzogen. Neben diesen Arbeiten, die in ihrer gründlichen und seinen Ausführung mehr wissenschaftlichen als künstleri schen Charakter tragen und daher nur einen verhältnis- Mäßig kleinen Kreis angeben, sind Lienhard zwei Romane gelungen, die seinen Namen in breite Schichten unseres Volkes getragen haben. Vor allem „Oberlin", der historische Roman, seiner Heimat, des Elsaß in der Revo lutionszeit. Im Mittelgrund steht die Heldengestalt des schlichten Pfarrers Oberlin, der für sein Deutschtum kämpft. Lienhard hat mit diesem Roman seinen größten, berechtigten Erfolg gehabt, einen Erfolg, der leider ein malig blieb und auch von seinem anderen volkstümlich gewordenen Roman „Der Spielmann" nicht er reicht wurde. Lienhard, der begeisterte Schillerverehrer, hat sich auch um das deutsche Drama bemüht. Immer wieder hat er mit seinen Schauspielen, die Heldengestalten aus der Geschichte, und zwar meist aus der deutschen Ge schichte, zum Gegenstand hatten, wie „Wieland der Schmied". „Heinrich von Ofterdingen". „Luther". „Gott fried von Straßburg", „Die heilige Elisabeth" ü. a. sich bemüht, dem oberflächlichen modernen Gesellschaftsstück eine Bühnendichtung von Gehalt und Tiefe entgegenzu setzen. Wenn auch einige von seinen Stücken als Fest dichtungen Anklang fanden, die große Wirkung als Dra matiker blieb Lienyard versagt. Er wollte unendlich viel und wirklich Großes, allein seine dichterische Gestaltungs kraft reichte für vas, was er wollte, nicht aus. Bei allem reinen Idealismus war Lienhard zu sehr Mensch des Verstandes, dem wohl die Fähigkeit zu tiefgründiger Forschung und Erkenntnis, nicht aber die Kraft des Wortes, des dichterischen Ausdrucks gegeben war. So sind kost alle seine Werke bis aus «e'ne Lnrik und den „Oberlin" Arbeiten von bewunderungswürdiger Tief gründigkeit und peinlichster Gewissenhaftigkeit, allein keine Kunstwerke im Sinne der Dichtkunst. Als dem Volkserzieher aber, der in den Jahren der Verwirrung und des Verfalls deutscher Dichtkunst mit klarem Blick die Ursachen erkannte und den Weg zur Gesundung wies, schuldet das deutsche Volk Friedrich Lienhard, den leider ein allzu früher Tod vor sechs Jahren dahingerafft hat, großen Dank. Aus Sachsens Genchtssalea Drei Jahre Zuchthaus für Brandstifter. Das Schwurgericht Leipzig verurteilte den 25 Jahre alten Herbert Franz Walter aus Pomßen wegen Brand stiftung und Versicherungsbetrugs zu drei Jahren Zucht- Haus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf vier Jahre. Ter Angeklagte hatte am 5. März 1935 das ihm gehörige Grundstück in Brand gesetzt, weil er glaubte, daß er durch die Versicherungssumme in die Lage versetzt werde, drückende Schulden äbzulösen. Kurpfuscher wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Der 43 Jahre alte Walter Wollenhaupt aus Leipzig, der sich als Heilpraktiker seit 1920 betätigte, ohne aber eine angemessene Vorbildung zu besitzen, wurde vom Land gericht in Leipzig wegen fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit Vergehen gegen das Geschlechtskrankheitsgesetz zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte eine an Gebär mutterkrebs erkrankte Frau, die eine ihr vom Arzt ge ratene Operation fcheute, durch Eingabe von Tropfen be handelt; die Frau starb. In einem zweiten Fall, der aber nicht zur Verurteilung führte, hatte der Angeklagte einen vermeintlich an Ischias kranken Mann mit Spritzen be handelt, bis auch hier der Tod ein trat. In diesem Fall konnte die unsachgemäße Behandlung an sich als Todes ursache nicht nachgewiesen werden. VüOerschmu . Deutsche Volksgesundheit aus Blut und Boden". Heraus geber Julius Streicher, Verlag: Deutsche Volksgesundheit, Nürn berg 2, Schließfach 392. Erscheint halbmonatlich. Preis monat lich 60 Pfg. Diese bedeutsame Zeitschrift, die von dem bekannten Vorkämpfer in der Rassenfrage, Julius Streicher herausgegeben wird und deren Folge 18 zum Reichsparteitag als Sonderausgabe erschien, enthält grundsätzliche Ausführungen zu der Frage »Blut und Boden". Alfred Rosenb erg weist in seinem Aufsatz „Blut, Boden, Persönlichkeit" auf die Zusammenhänge deutschen Wesens und deut scher Art mit Boit und Boden und deren Gesunderhaltung hin. Unter dem Thema „Artfremdes Eiweiß ist Gift" wird erläutert, wie das menschliche Blut verdorben und damit die Art geschädigt werden kann. „Besinnung aus den deutschen Boden" heißt ein AussatzvonGauletter Florian-Düsseldorf dermcke'enGedan kengängen Vorschläge zu einer naturgemäßen Bodenpflegc macht, von welcher — letzten Endes die Kraft unserer Nahrungsmittel ab hängt. So gewinnen die Worte „Bau und Boden" eine ganz neue, praktische Bedeutung, die uns bisher von der veijudeten, mcde- zinischrn Wissenschaft vorenthalten wurde. Dis weltanschauliche Un zuverlässigkeitvieler Gelehrter führtuns Gau leit er Kube in seinem Aufsatz „Akademische Freiheit" treffend vor Augen. Mit großer Klarheit schildert Dr. Will in dem Aufsatz „Medizin und Volk" die sremdrassigen Einflüsse, welche die Medizin von Natur und Volk hinweggefuhrt Haden, während in dem Aufsatz „Medizinkapitalis- mus" die Hintergründe der bestehenden Unzuträglichkeilen eindeu tig aufgezeigt werden. Julius Streicher hat mit dem Erlaß der neuen Judengesetze einen ungeheuren persönlichen Erfolg seiner jahre langen „Stürmer '-Arbeit errungen. Umso größer ist das Interesse, das sich jetzt dem Aufgabengebiet seiner Zeitschrift „Deutsche Volks gesundheit zuwendel. Turnen. Sport und Spiel. Fustballändcrkampf Deutschland—Bulgarien in Leipzig. Der Deutsche Fußball-Bund hat den sür den 20. Oktober vereinbarten Länderkampf Deutschland—Bulgarien nach Leip zig gelegt; nach mehrjähriger Pause bekommt die Me.yestavl wieder einen Kampf der deutschen Länderels zu sehen. Das Spiel wird aus dem VsV-Platz ausgetragen, der mit seinem Fassungsvermögen von ungefähr 45 000 Zuschauern allen An sprüchen genügt. / Der Gegner Bulgarien ist in Deutschland unbekannt. Man weiß bis jetzt nur, daß eine deutsche Nnchwuchself in Sofia geschlagen worden ist. und daß Deutsche, die durch Bulgarien reisten,' vor einer Unterschätzung des bulgarischen Fußballfports warnten. Es ist als ganz sicher anzusehen, daß auch diese Lan- derels, wie Rumänien, die DFB-Vertretung vor eine schwere Ausgabe stellen wird. Die Balkan-Mannschaften verbinden durch weg eine einwandfreie Schulung mit einer ausgezeichneten körperlichen Leistungsfähigkeit; sie sorgten immer für Kamps und Spannung auf dem Spielfeld. So dar? man damit rechnen, daß die Begegnung von Deutschland und Bulgarien am 20. Ok tober auf dem VsV-Platz in Leipzig ein wertvolles Ereignis im deutschen Fußballsport sein wird. MMM-VesWamm« Freitag, 4. Oktober. Leipzig: Welle 382,2. -Dresden: Welle 233,5. 5.50: Mitteilungen sür den Bauer. 4- 6.00: Choral und Morgenspruch, Funkgymnastik. 4- 6.30: Aus Königsberg: Früh konzert. 4- 7.00: Nachrichten. 4- 8.00: Funkgymnastik. 4- 8.20: Vom Deutschlandsender: Morgenständchen sür die Hausfrau. 4- 9.00: Für die Frau. 4- 9.20: Sendepause. 4- 9.45: Spielturnen. 4° lO.OV: Wetter, Wasserstand, Wirtschaftsnachrichten, Tagespro gramm. 4- 10.15: Au-s Hamburg: Volk an der Arbeit. Mit Niet hammer und Schweißapparat. 4- 1045: Sendepause. 4- 11.00: Werbenachrichten 4- 11.30: Zeit, Weller. 4- 11.45: Für den Bauer. 4- 12.00: Aus Allenburg: Musik für die Arbeitspause. 4- 13.00: Zeil. Nachrichten, Welter. * 13.15: Operettenklänge von Johann Strauß * 14.00: Zeit, Nachrichten, Börse. 4- 14.15: Vom Deutschlandscnder: Allerlei — von zwei bis drei. * 15.00: Das Bettlsrexamcn Eine Geschichte um Peter Hille, 4c 15.20: Sendepause. 4- 15.40: Wirtschaftsnachrichten. 4- 16.00: Flötcnmnsik vor IVO Jahren. 4- 16.30: Mittelalterliche Wand malerei in Deutschland. 4- 16.50: Zeit, Wetter, Wirtschasts« nachrichten. 4- 17.00: Nachmittagskonzert. 4- 18.30: Die Ostsee. 4- 18.50: Wir Arbeiierjnngcn: Propaganda im Dienste der Jugend. 4c 19.10: Wir Mädel singen! 4- 19.40: Gedichte von Konrad Weitz 4- 19.55: Umschau am Abend. 4- 20.00: Nach richten. 4- 20.15: Aus Köuigsbcrg: Stunde der Nation. Rose vom Liebcsgarten. 1. Akt der romantischen Oper. Musik von Hans Pfitzner. Dichtung von James Grun. Musikalische Lei tung: Dr. Ludwig K. Mayer. 4- 2l.15: Musikalische Splitter. 4- 22.00: Nachrichten, Sport. 4- 22.30 bis 23.35: Aus Kopenhagen: Dänische Musik. Freitag, 4. Oktober. Deutschlandsender: Welle 1571. 6.00: Glockenspiel, Tagcsspruch, Choral, Wetter. 4- 6.10: Funkgymnastik. 4- 6.30: Fröhliche Moryenmusik. 4- 7.00: Nach richten. 4- 8.20: Morgenständchen für die Hausfrau. 4- 9.00: Sperrzeit. 4- 9.40: Otta Buchmann erzählt eigene Geschichten. 4- 10.00: Sendepause. 4- 10.15: Volk an der Arbeit: Jakob Fugger. Hörspiel. 4c 10.45: Spielturnen im Kindergarten. 4- 11.15: Seewetter. 4- 11.30: Der Landsrau schaltet sich ein. 4c 11.40: Der Bauer spricht — Der Bauer hört. — Anschließend: Wetter. 4- 12.00: Musik zum Mittag im Alten Rathaus zu Bremen. — Dazwischen 12.55: Zeitzeichen. 4- 13.00: Glück wünsche. 4c 13.45: Nachrichten. 4- 14.00: Allerlei — von zwei bis drei! 4- 15.00: Wetter, Börsenberichte, Programmhinweise. 4- 15.15: Kindcrliedersingen. 4- 15.40: Kleine Instrumental musik. 4c 16.00: Musik am Nachmittag: „Schenkt man sich Rosen in Tirol ..." 4c 17.30: Jungvolk, hör' zu! 4- 18.00: Fried rich Lienhard zum Gedächtnis. 4- 18.30: Es hat ja keinen Zweck ... 4c 19.00: Erinnernngen . . . Unterhaltungskonzert des Kleinen Deutschlandsenderorchestcrs mit heiteren Zwie gesprächen. 4- 19.45: Deutschlandecho. * 19.55: Sammeln! 4c 20.00: Kernspruch, Wetter, Nachrichten. 4- 20.15: Aus Königs berg: Stunde der Nation: Die Rose vom Liebesgarten. 1. Akt der romantischen Oper. Musik von Hans Psitzner. Dich tung von James Grun. Musikalische Leitung: Ludwig K. Mayer. 4- 21.15: Nordlandmenschen. Eine Hörfolge aus den Dichtungen Knut Hamsuns. Zusammengestellt von Helmut Unger. 4- 22.00: Welter-, Tages-, Sportnachrichten, Deutsch« lanoecho. 4c 22.30: Eine kleine Nachtmusik. 4c 22.45: Seeweiter, 4- 23.00 bis 24.00: Tanzmusik aus Warschau und Turin. Es spielen das polnische Rundfunkorchester und das italienische Rundsunkorchester. l76 Ausklang. Zwei Wochen nach der Verurteilung Kurt Exners zu -ehn Jahren Zuchthaus sand die Doppelhochzeit in der Heinen Schloßkapelle von Eichberg statt. Der Dorfpfarrer segnete die beiden Ehen ein, und zwei strahlende blonde Bräute knieten neben den beiden Freunden, die das Schick sal nach langen Jahren eines Tages so wunderbar wieder zusammengeführt. ! Die Mutter Balder von Goetzes und seine Schwester waren mit Balders Wahl überaus zufrieden, aber sie Lachten während der Trauung viel an Debora de Comez, und ob sie die Enttäuschung in ihrer Liebe wohl schon ein Wenig überwunden hätte. Aus ihren gleichmäßig freundlichen Ansichtskarten hatte inan darauf keine Schlüsse zu ziehen vermocht, und aus ihrem Hochzeitsgeschenk auch nicht. Das war ein antiker Tafelaufsatz aus schwerem, getriebenem Silber, mit Putten und Früchten reich geschmückt. Ihr Glückwunschschreiben war überaus freundlich und Herzlich, die Tränen, die sie dabei vergossen, sah ja nie mand. Ja, Debora hatte heiße Tränen geweint, als sie Len Glückwunsch abschickte, aber sie wollte stark sein und stolz. Sie wußte, ihr Schmerz würde hier, in der sonnigen Heimat, allmählich milder werden, und sie war ja noch jung. Vielleicht konnte sie eines Tages still und schmerzlos lächeln über das, was jetzt noch so weh tat. Vielleicht... Man feierte die Doppelhochzeit in Eichberg nur in ganz Reinem Kreise und als es.Abend geworden, fuhren Lorenza und Otto Stürmer heim nach Michaelshof. Innig, Hand in Hand, betraten sie den Ort, auf dem sie fortan gemeinsam leben wollten. Vergessen war längst alles Böse, das sie beide so sehr geschreckt, denn nun war ja alles gut. Sie gehörten einander fürs ganze Leben, und Michaelshof empfing sie mit Blumenspenden und Girlanden. Der Himmel aber hatte seine unzähligen Sternlichter an gezündet, zu ihrer Ehre. Auch über Eichberg spannte sich der Sternh' rmel in gleichem Glanz und Leuchten, als Balder von Gc tze seine junge Frau in die Zimmer führte, die neu eingerichtet worden waren, und die sie zusammen bewohnen würden. Im Wohnraum stand eine Flasche Sekt bereit „Richter-Sekt!" Und sie stießen miteinander an. Balder aber lächelte: „Wie herrlich, daß du nun für immer bei mir bleibst, du liebe, süße Volontärin!" Die märkische Heide aber rauschte geheimnisvoll unter dem silberdurchfunkelten Himmelszelt und sang allen, die hier lebten, ein sanftes Schlummerlied Ende. Etwas über Las Lachen. Wir achten viel zu wenig darauf, wie die Menschen lachen. Die Seele des Menschen zeigt sich nicht nur durch Worle und Gesten, sondern auch vas Lachen verrät uns sehr viel Jeder hat sein eigenes Lachen. Und das Lachen der Menschen ist ebenso verschieden wie ihre Gesichter. Der eine lacht laut, der andere gedämpft, hart, kurz, scharf, gehässig, freundlich. Man kann lachen vor lauter Vergnügen, das ist das herz liche, ansteckende Lachen; aber auch aus Spottlust, und das ist das gehässige, verletzende, tötende Lachen. Das Lachen aus Schadenfreude gleicht dem häßlichen Lachen des Spötters. Es ist in feiner schlimmsten Art ein Grinsen, das uns zeigt, datz jemand endlich sein Ziel erreicht hat, zum Nachteil eines andern. Weiter kann man noch natürlich und gezwungen lachen. Ersteres ist immer herzlich und macht Freude, zuzuhören. Das gezwungene Lachen mißfällt bald immer, besonders aber, wenn jemand lacht, um seine wirklichen Gefühle zu verbergen, oder wenn es ein nichtssagendes Lacken ilt. > > Das gezwungene Lacken, auch wenn es noch so unnatürlich ist, kann vielleicht gefallen, wenn jemand lacht, um nicht durch ein allzu ernstes Gesicht die übrige Gesellschaft zu stören Dann gibt es noch ein leises Lächeln. Es ist angebracht, zu lächeln über die Häßlichkeiten der Welt. Es ist sogar unsere beste Waffe gegen diese Häßlichkeit. Das Lächeln beschränkt sich auf die Lippen. Es ist ihm daher nicht immer zu trauen. Mißtraue nicht dem Menschen, der schnell lacht, wohl aber dem, der immer lacht. Wer immer lacht, der lacht erkünstelt. Man oeiß nicht, ist es wahr gemeint oder nicht. Woran man das echte, gesunde, wohlgemeinte Lachen er- kennt? Einzig und allein an den Augen. Das Leuchten und die Lachfunken, die sich darin zeigen, werden nur durch unsere Seele hervorgerufcn, wenn diese mitlacht. Dann ist das Lachen hell uns warm. Dies ist eigentlich das einzige Lachen, das wahrhaft erfreut — das Lachen mit einem angezündeien Kerzch.-n in jedem Auge. Man hat sie gern, die Menschen mit den zwei Lichtern in den Augen. Es sind Menschen, die in den unangenehmsten Verhältnissen immer noch elwas sehen, was fröhlich, lustig, gm ist; sie haben Sinn sür Humor, sie verschließen nie die ganze Tür zu ihrer Seele, sondern lassen immer einen Spalt offen, auf daß ein Lichtstrahl, auch wenn er noch so klein ist, hercinkommc. Man hat sie gern, die Menschen, die gemütlich lachen. Sie haben etwas Sonniges, etwas von Begeisterung, etwas Jugendliches und Gutes an sich. Und jetzt noch einen Ra«: Man soll niemals kalt, nie spöttisch, nie aus Schadenfreude lacken, sich aber üben, das Häßliche und Unangenehme Herauszusinden. Dann kommt man vielleicht auch zu dem echten, wahren Lachen, das zwei Lichter ansteckt und die Frau viel schöner macht als aller Puder und Creme, denn cs verschön! mii der Farbe des Blutes und der Seelei -Zv. Eine Iran umsi sich HLLen vor.. ...Streit, Tadel, Zorn und Aerger, der in Verbitterung ausartet. ...Ordnung, die es bis zur Ordnungswut oder kleinlichen Pedanterie bringt. ...Hatz und Mißachtung, wenn beides der Gerechtigkeit entbehrt. ...Güte, die als lästig empfunden oder mißbraucht wird. Am meisten aber vor Kinderlosigkeit, denn Kinder sind veS deutschen Vaterlandes ewiger Mai — also einer deutschen sirau Wertvollstes. L Td-
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