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F e r n s p r e m e r : Amt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlatz. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 224 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 25. September 1935 Oer Pumpwahn. In der „Deutschen Volkswirtschaft" nimmt der Leiter der Kommifsion für Wirtschaftspolitik der NSDAP., Bernhard Köhler. Stellung gegen das Pumpunwesen, unter dem Handwerker und Einzelhändler schwer zu leiden haben. In seinem Artikel, der Hebung der Zahlnngsmoral bezweckt, schreibt der Verfasser unter anderem: ?kv. Es gehört zu den bekannten „unbegreiflichen Narrheiten" des Nationalsozialismus, mit denen er allen „Sachkennern" bewies, daß er wirtschaftlichen Fragen gegenüber im Stande kindlicher Unschuld und Unkenntnis lebte, wenn er sich an die Erkenntnis hielt, daß Wiederauf- ' richtung der Wirtschaft nur durch Arbeit und daß fehlen des Kapital ebenfalls wieder nur durch Arbeit erreicht werden kann. Für spätere Historiker wird es reizvoll sein, festzustellen, wie sehr die Finanzierungsmethoden eines so strengen und nüchternen Wirtschaftstechnikers, wie es Dr. Schacht ist, den propagandistisch ausgesprochenen Forderungen der Nationalsozialisten entsprechen. Naturgemäß gibt es Leute, die angesichts der Vor finanzierung unserer neuen Arbeit im neuen Reich greinend wie trübselige Greise und festgekrallt wie angst voll Ertrinkende an dem Worte „Krediiauswei- 1 ung" festhalten. Was auf dem Gebiete der Finanzierung deutscher Arbeit durch die Regierung Adolf Hitlers ge schehen ist und auch weiterhin geschehen wird, ist grund sätzlich und bis in alle Einzelheiten verschieden von der kapitalistischen Methode der Vergangenheit, auch dann, wenn praktische Erwägungen Maßnahmen angezeigt er scheinen lassen, die denen der Vergangenheit äußerlich ähn lich sind. Der Kerngedankc bleibt immer der, daß das Reich berechtigt ist, auf bestimmt errechenbare künftige Ein nahmen Vorschüsse zu nehmen und diese ausgiebig zu ver längern, was etwas völlig anderes ist als die Bitte an das Kapital, die dem Volke lebensnotwendige Arbeit zu ge nehmigen und zu ermö glichen. Es ist nicht verwunderlich, daß manchem die Brechung der Zinsknechtschaft nicht schnell genug geht. Die Katastrophentheorie des Marxismus steckt vielen Deutschen noch so tief im Hirn, daß sie beim besten Willen doch immer wieder in die ausgefahrenen Gleise hineingeraten, die die materialistische Wirtschaftsphilo sophie und Wirtschaftsplanung jahrzehntelang vorgefahren hat. Daß letzten Endes die Macht des Kapitals nur ge brochen werden kann durch Verringerung der Nachfrage nach ihm und durch Erhöhung des Kapitalangebotes, also durch Zerstörung seiner marktbeherrschenden Stellung, sollte allmählich aus gewissen praktischen Ersahrungen auch denen einleuchten, die gerne einmütig mit den Marxisten von der Aufhebung der Wirtschaftsgesetze faseln. Daß der Kampf gegen den Kapitalismus und auch der besondere gegen das Leihkapital nichts mit einem Kampf gegen Sparen, Kapitalbildung und mit der Gewinnung höherer Lebenshaltung durch vorgeleistete Arbeit (Kapital) zu tun hat, dürfte allmählich nach einigen Erschütterungen des gesunden Menschenverstandes wieder Gemeingut geworden sein. Daß er aber nicht allein durch staatliche Maßnahmen, wie sich ein Marxist oder ein Kapitalist das denken würde, sondern von jedem einzelnen geführt werden muß, ähnlich wie der Befreiungskampf des deutschen Volkes von jedem einzelnen Kämpfer geführt werden mußte: dies in das Volk hineinzupauken, ist noch immer eine sehr aktuelle Aufgabe der Bewegung. Der Kredit-Aberglaube, der Pump wahn, ist noch längst nicht völlig verschwunden. Und die Erkenntnis von der Gefährlichkeit eines Systems, das sich auf dem Pump auf baut, ist leider noch recht gering. Es ist selbstverständlich, daß es nicht möglich sein wird, von heute auf morgen die unzähligen unrationellen Ge wohnheiten aus dem wirtschaftlichen Alltag zu entfernen. Eines aber ist sicher: Mit einer dauernden Blüte des deut schen Volkslebens kann erst dann gerechnet werden, wenn das Volk sich darauf besinnt, daß nur erworbener, niemalsabergeliehenerReichtum Wohlstand sein kann. Dies greift naturgemäß in die Lebensverhältnisse des einzelnen auf das tiefste ein. Schulden, die nun einmal gemacht sind, kann man nicht ohne weiteres streichen, so angenehm manchem einem solche „Brechung der Zins knechtschaft" erscheinen möchte. Sondern man muß zunächst einmal entschlossen sein, neuen Wohlstand dadurch zu begründen, daß man Schulden tilgt. Es wäre schon unge heuer viel gewonnen, wenn nur im täglichen Kleinverkehr unnötiges Schuldenmachenals wirtschaft lichbedenklich erkannt würde. Der Einzelhändler, der zinslos stunden muß und dafür verzinsliches Geld bei der Bank holen muß, der den Vorteil des Bareinkaufs nicht wahrnehmen kann und der schließlich alle die Kosten, die durch unpünktliche Zahlung seiner Kunden ihm entstehen, doch auf die Ware draufschlagen muß, kämpft auf die Dauer einen aussichts losen Kampf gegen Unternehmungsformen, die in dieser Hinsicht gesünder arbeiten. Ähnlich geht es dem Hand- Werker, dessen Arbeiten immer wieder überteuert er- Sek MWeiistreit Bl Die englische Regierung hatte am Dienstag entscheidende Beratungen, bei denen nach dem Scheitern der Genfer Bermittlungsverhandlungen die künftigen Schritte festgelegt wurden, die Großbritannien zu gehen habe, wenn in Genf nicht noch in zwölfter Stunde eine Lösung erreicht werde und Mussolini mit den Feindseligkeiten in Abessinien beginnen sollte. Außer Eden waren sämtliche 21 Minister anwesend. Ein end gültiger Beschluß wurde allerdings noch nicht gefaßt. Es verlautete nach der Sitzung, daß die englische Regierung noch weitere Nachrichten aus Paris, Nom und Genf ab- wartcn wolle. Wie aus London berichtet wird, sei jetzt auch der Teil der M i n i st e r, der sich bisher noch immer für weitere Kompromißversuche eingesetzt habe, entschlossen, der von der Regierung eingeschlagenen Politik des ener gischen Handelns seine volle Zustimmung zu erteilen. In einem Leitartikel weist das englische Blatt „Daily Telegraph" nach, daß Mussolinis Forderungen völlig unannehmbar seien. „Daily Heral d" fordert die so fortige Anwendung von Sanktionen, während „Daily Expreß" bedauert, daß diese Maßnahmen nicht ge schlossen durchgeführt werden können, da zahlreiche andere Staaten sich nicht daran beteiligen würden. Im allge meinen wird die Lage als sehr ernst angesehen. Zur Vorbereitung der Londoner Kabinettssitzung hatten wichtige Besprechungen in der Downingstreet statt gefunden. So empfing Ministerpräsident Baldwin die Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses, woraus eine Besprechung mit den Ehefs der außen politischen und militärischen Stellen statte fand, an der neben Sir Robert Vansittart, dem Chef des Foreign Office, des englischen Auswärtigen Amts, auch die Stabschefs der drei Waffen teilnahmen, die einen Bericht über die außenpolitischen und militärischen Vorbereitungen Großbritanniens ab gaben. über den Besuch des englischen Botschafters S i r Eric Drummond bei Mussolini berichtet die englische Presse, daß er eine persönliche Botschaft des britischen Außenministers überbracht habe, Sir Eric Drummond habe dem Duce versichert, daß die britische Politik in keiner Weise italienfeindlich sei. England habe nach den Völkerbundssatzungen bestimmte Verpflichtungen, die es einzuhalten wünsche. Wie das englische Nachrichtenbüro Reuter meldet, umfaßten die Versicherungen des Botschafters das gesamte Gebiet der britischen Politik. Die Ereignisse steuerten auf Drei mächtebesprechungen über den italienisch-abessini schen Konflikt außerhalb des Völkerbundes zu. Kein Gegenvorschlag Mussolinis an den Völkerbundsrat. Auch der italienische Ministerrat war am Dienstag zusammengetreten, um die internationale Lage zu erörtern. Der Ministerrat hat sich aber bald auf Sonnabend vertagt. Die Sitzung galt zum größten Teil laufenden Regierungsgeschäften. Doch hat Mussolini auch eine neue Erklärung zum italienisch-abessinischen Streitfall abgegeben, über die die amtliche Mitteilung besagt: Mussolini erstattete einen Bericht über die Entwicklung der politischen Lage von Sonnabend bis heute, wobei er seststellte, daß Italien in Genf keine Gegenvorschläge unterbreitet hat, sondern lediglich mündlich die Motive auseinandersetzen ließ, aus denen die Vorschläge des Fünferausschusses un- annehmbar waren. scheinen, weil er dem Kunden stunden und dafür am Freitag zur Gewerbebank oder zur Sparkasse laufen muß, um händeringend die Löhne für seine Gesellen aufzu treiben. Die ewige Klage, daß zur Übernahme von Auf trägen das Kapital fehle und daß daher del Staal für die Bereitstellung solchen Kapitals sorgen müsse, ist sinnlos gegenüber der Erkenntnis, daß auf diese Weise der sogenannte selbständige Handwerker oder Unternehmer zum Arbeitnehmer des Kapitals wird, dessen Preis, der Zins, demnach um so höher steigen muß, je dringender die Nachfrage nach ihm wird, also je notwendiger die Volkswirtschaft die Finanzierung der gewerblichen Arbeit braucht. Es gibt nur einen Weg zur Kapitalbildung: sparen. Sparen ist das Gegenteil von Schuldenmachen. Die Borgpropaganda hat das Bild völlig verschoben: Sparen ist nicht notwendig, weil „die Wirtschaft dein Geld braucht", sondern weil du selbst wohlhabend werden sollst. Der Anfang dazu aber heißt: Schulden bezahlen und keine Schulden mehrmachen. Die Summen, die allein aus verkehrten Zahlungs- und Kreditgewohn heiten heraus festgehalten werden, gehen in die Milliarden: Milliarden, die für echte Anlagen, also Wohlstands bildung, verlorengehem dem englische» Kabinett. Wie der Berichterstatter der englischen Zeitung „Daily Mail" seinem Blatte aus Addis Abeba meldet, hat der Kaiser Hatte Selassie die Mobilmachungsorder unterzeichnet. In dem Mobilmachungsbefehl werden alle waffenfähigen Männer Abessiniens ausgefordert, sich bei ihren Stammes häuptlingen zu versammeln. Das französische Nachrichtenbüro Havas läßt sich aus Addis Abeba melden, daß man in dortigen amt lichen Kreisen die italienischen Gegenvorschläge für un annehmbar halte. Die abessinische Regierung weigere sich, Gebietsteile abzutreten, die eine Verbindung zwischen Jtalienisch-Somaliland und Eritrea ermöglichen. Sie weigere sich ferner, einer Abrüstung der abessinischen Streitkräfte zuzustimmen. * Entspannung London-Rom? Keine Entscheidung des britischen Kabinetts. Die Sitzung des englischen Kabinetts am Dienstag dauerte fast zwei Stunden; über ihr Ergebnis wurde kei nerlei amtliche Mitteilung ausgegeben. Gewöhnlich pfle gen Kabinettssitzungen, die nach Ferien stattfinden, länger zu dauern, da eine ganze Reihe von Fragen besprochen wird. Die Tatsache, daß das Kabinett nur so kurze Zeit zusammen war, wird daher in unterrichteten Kreisen als ein Zeichen dafür angesehen, daß keine Entscheidung gefällt wurde. Mau glaubt, daß die Minister weitere Mit teilungen aus Genf, vielleicht auch aus anderen Haupt städten, erwarten wollen. Diese Annahme wird durch die Tatsache gestützt, daß Vorsorge getroffen wurde, um die Minister jederzeit wieder züsammenberufen zu können. Sämtliche Minister bleiben in London. Reuter berichtet, daß nach den Mitteilungen, die dem Kabinett vorliegen, der Völkerbundsrat am Donnerstag vormittag zusammentreten werde. Der Völkerbundsrat werde zwischen zwei Wegen wählen können; entweder werde er nach Artikel 15 des Völkcrbundsvertrages vor gehen und einen Bericht annehmen oder er werde die Politik der Versöhnung fortsetzen, um zu prüfen, ob nicht doch eine andere Grundlage als die vom Fünferausschuß vorgeschlagene für eine Versöhnung gefunden werden könne. Das Kabinett habe nach Reuter weiter mit Befrie digung festgestellt, daß in den Beziehungen zwischen Eng land und Italien nach Veröffentlichung der britischen Ver lautbarung über die Flottenbewegungen sowie auf die persönliche Botschaft Hoares an Mussolini hin eine ge wisse Entspannung eingetreten sei. Nachprüfung der militärischen Ausbildung in London. Die auf den Londoner Arbeitsämtern eingetragenen Personen werden jetzt eingehend nach ihrer militärischen Ausbildung befragt; sie müssen angeben, ob sie der regu lären Armee angehört haben, bei welchem Regiment sie gedient und an welchen Lehrgängen sie teiwenommen haben. Diese Maßnahme dürfte in den Rahmen der Vor sichtsmaßnahmen fallen, die die britische Regierung auf verschiedenen Gebieten der Landesverteidigung bereits getroffen hat. Weitere Beschlüsse -es italienischen Ministerrats. Die Beschlüsse des italienischen Ministerrats vom Dienstag betreffen zum größten Teil militärische Verwal tungsgeschäfte, die mit den Truppenbeförderungen nach Ostafrika Zusammenhängen. Die wichtigste Maßnahme bestimmt, daß alle Wehr pflichtigen der Jahrgänge 1901 bis 1914, die bisher aus gesundheitlichen und anderen Gründen nicht eingezogen worden waren, sich eine Nachmusterung unterziehen müssen. Eine weitere einschneidende Maßnahme ist, daß der Dienst in den nach Ostafrika entsandten Schwarz- Hemden-Divisionen dem Dienst des regulären Heeres gleich gestellt wird. Die höheren Offiziere der Faschistischen Miliz erhalten ohne weiteres den Rang von Reserveoffizieren des Heeres. Unter den Gesetzentwürfen, die sich auf die Luftwaffe beziehen, ist besonders die Bestimmung zu er wähnen, wonach die Mitglieder der Regierung und des Großen Faschistischen Rates Reservefliegeroffiziere werden können. Außerdem werden eine Million Lire zum Bau von bombensicheren Unterständen in Messina ausgeworfen. Zu der Mitteilung über den italienischen Ministerrat erklärt man in englischen Kreisen, daß man bei der jetzi gen Lage entschlossen sei, die erforderlichen Entscheidungen im Rahmen des Völkerbundes, ohne Ueberstürzuna. aber^