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Dir Wehrmacht stellt wieder die Wache am Brandenburger Tor. Feierliche Ablösung der Polizeiwache durch das Berliner Wachrcgimcut. Eines der bekanntesten Wahrzeichen der Rcichshaupt- stadt, das Brandenburger Tor in Berlin, steht in der Mittagsstunde eines jeden Tages im Brennpunkt- des Interesses zahlreicher auswärtiger Besucher. Täglich um 12 Uhr wird hier die Torwache abgelöst. Am Freitag spielte sich das in besonders feierlicher Form ab, denn die Wache wurde wieder vom Militär über nommen, nachdem seit dem November 1918 die Polizei hier den Dienst versehen hatte. Damit ist eine alte Tra dition wieder aufgerichtet worden, denn bis zum Ende des Weltkrieges hatte diese Wache als eine militärische Ein richtung bestanden. Auf Befehl des Kommandierenden Generals des III. Armeekorps, Generalleutnant von Witzleben, wird die Wache jetzt wiederum von einer Heeresformation gestellt. Unter dem Jubel der Bevölkerung rückte unter Führung des Leutnants von der Kammer die 6. Kompanie des Wachtrcgiments Berlin heran und löste die bis- herigeWachtmannschaftderLandespolizei a b. Damit ist der militärische Posten am Brandenburger Tor, der vor dem Kriege jedem Besucher Berlins vertraut war, im Zeichen der wiedergewonnenen Wehrhoheit erneut zu einer stündigen Einrichtung der Reichshauptstadt geworden. Lammers legt die Führung -er Gemein- Mast Studentischer Verbände nieder. Das Ziel, ein geeintes Korporationsstudcntcntum zu schaffen, ist unerreichbar. Der Staatssekretär und Chef der Reichskanzlei, Dr. Lammers, hat in seiner Eigenschaft als Führer der Gemeinschaft Studentischer "Verbände an die Vcrbands- führer der in ihr zusammcngcschlossencn Verbände folgen des Schreiben gerichtet: „Ich war genötigt, zwei große Verbände aus der Ge meinschaft Studentischer Verbände auszuschlicßcn, die Deutsche Burschenschaft, weil sie durch ihre Führung den von mir mit der G. St. V. erstrebten Zielen, besonders der verlangten kameradschaftlichen Zusammen arbeit mit allen anderen Verbänden, zu deren Reform bewußt entgcgengchandelt und eigene politische Sonder ziele verfolgt hat, den Kösener SC., weil seine Füh rung sich geweigert hat, die von mir gewünschte restlose Durchführung des Ariergrundsatzes freiwillig zu vollziehen, den alle anderen Verbände durchgeführt haben oder bis zum 1. November dieses Jahres durchzuführen verbindlich zugesagt haben. Das Ziel, das ich mir als Führer der G. St. B. gesteckt hatte, ein geeintes deutsches Korpo- rationsstudententum zu schaffen, das den Anforderungen gerecht wird, die Staat und Partei an die studentischen Verbände und Korporationen zu stellen befugt sind, hat sich als unerreichbar heraus- gestellt. Zu meinem Bedauern bin ich daher genötigt, die Führung der G. St. V. nicderzulegen. Ich spreche allen Verbandsführern, die sich mir zu treuer Mitarbeit verbunden hatten, für das mir entgcgengebrachte Ncr- trauen meinen aufrichtigen Dank aus. Heil Hitler! (gez.) Dr. Lammers." i2S"gehtseinerVoll«i-mig entgegm. Erste Probefahrt voraussichtlich am 15. Dezember. Das im Bau befindliche Luftschiff „lL 129- wird, wie aus Friedrichshafen gemeldet wird, Anfang Dezember seiner Vollendung entgegcngehcn. Günstiges Wetter vor ausgesetzt, wird die erste Probefahrt am 15. Dezember dieses Jahres erfolgen. Der erste Start des neuen Luft- riescn kann sich je nach der Wetterlage noch um einige Tage verschieben. Zettstadt Nürnberg. Das ist das andere Nürnberg, das in wenigen Wochen entsteht und nach dem Parteitag wieder ver schwindet. Das Nürnberg, in dem die Lagerkameradschaft lebt. Auf den Stoppelfeldern an der Stadtgrenze und im „Reichswald" sind die Zeltstädte entstanden, in denen die Teilnehmer des Reichsheeres, der SA. und SS. und der Hitler-Jugend untergebracht sind. Das Erlebnis dieser großen Tage und gleichzeitig das der Lagerkameradschaft wird allen denen, die zum Parteitag in Nürnberg weilen dürfen, eine bleibende Erinnerung sein. Das Lager der Soldaten, in dem schon Wochen vorher die Pioniere aus Mitteldeutschland und Pommern, die an den Vorbereitungsarbeiten beteiligt waren, eingezogen waren, liegt bei Gebersdorf auf den abgeernteten Getreidefeldern. Immer herrscht dort reges Leben. Morgens zogen die Soldaten aus, um die zehn Brücken zu bauen, die für den Aufmarsch erforderlich sind. Abends aber, wenn sie wieder in ihren Zeltquartieren lagen, strömten die Gäste aus der Stadt herbei, um ein mal einen Einblick in das Lagcrleben zu bekommen. Ent weder sind diese Besucher alte Soldaten, die ihr Herz immer wieder zu solchem Soldatenidyll zieht, oder es sind die jungen Menschen, die sich darauf freuen, dereinst den Soldatenrock in Deutschlands wiedererstandener Wehr macht tragen zu können, und die jetzt schon einmal einen Blick in diesen allerdings sehr schönen Teil des manchmal weniger idyllischen Soldatenlebens tun wollen. Jeden Abend ist es eine andere Kompanie, die „Zauber macht" und zur Freude ihrer Kameraden und aller Gäste meistens sehr lustige Proben ihres künstlerischen Könnens ablegt. Vor dem Zelt der Kompanie, die gerade dran ist, steht und sitzt dann alles, was sich zugehörig fühlt. Und das sind nicht wenige. Immer wieder erschallt dröhnen des Lachen, wenn ein besonders gelungener Witz vom Stapel geht. Kaum weniger lustig geht es am Langwasser zu. Dort ist das gewaltige ZeltlqgerderSA. erstanden, das eine kleine Stadt für sich bildet. 480 Zelte sind hier in kurzer Zeit vom Arbeitsdienst errichtet worden. Jede der 21 SA.-Gruppen, nach Obergruppen geordnet, hat für sich eine eigene Straße. Drei große Postzelte, Sa nitätszelte, Baracken für den Chef des Stabes und die Oberste SA.-Führung, für die Ärzte, für die Wachen, die Telephonzentrale mit ihren Hunderten von Neben anschlüssen, sind aufgebaut worden. Alles zusammen bietet tatsächlich das Bild einer kleinen Stadt. Ein Ge wirr von Licht-, Telephon- und Telegraphenleitungen überspannt die Straßen, endlos ziehen sich die Wasch gelegenheiten mit Tansenden von Wasserzapfstellen hin. Von fünf zwölf Meter hohen Kommandotürmen werden die Lagerbefehle über Riesenlautsprecher bekanntgegrben. Auf diesen Türmen sind auch die ständigen Feuerwachen ausgestellt. Richt weit davon befindet sich das Zelllagerder Hitler-Jugend. 3000 Zelte nehmen die 50 000 Hitlerjungen auf. Breite Straßen trennen die Zeltgruppen der einzelnen Gebiete. Die Straßen sind nach den Ge- Das Lager der Hitler-Jugend. Weltbild.) sanenen ver DJ. venannt. Bost- und Presßezelte mif eigenen Telephonkabinen, zwei große Spitzzelle für die Reichsjugendsührung, drei Feuerwehrzelte und vieles andere ergänzt dieses gewaltige Jugendlager. 100 Fah nenmasten umsäumen das ganze Lagergebiet. In langen Reihen stehen 48 Waschkauen zwischen den Zelten, die auch als Duschen benutzt werden können. Die Verpflegung dieses Lagers hat wieder der Hilfszug Bayern über nommen, der vom Deutschlandlager her ja fchon viele Freunde bei der HI. gewonnen hat. Nur wenige Tage beherbergen diese Zeltstädte ihre Insassen, dann werden sie wieder abgebrochen. Aber die Erinnerung an die Stunden, die die Teilnehmer des „Reichsparteitages der Freiheit" in ihnen verbracht haben, wird nicht verblassen, sondern unlösbar mit dem Gedenken an diese Festtage der Partei verbunden bleiben. Oie ersten Sonderzüge in Nürnberg. Während auf dem Reichsparteitaggelände und in der ,Stadt Nürnberg alles fieberhaft an der Fertigstellung der Aufmarschanlagen und an der Ausschmückung der Stadt arbeitet, trafen am Freitagnachmittag auf dem Bahnhof Dntzendteich und im Nürnberger Hauptbahnhof bereits die ersten Sonderzüge ein. Pünktlich um 13.45 Uhr kam der erste Sonderzug mit 1200 Berliner Hitler-Jungen im Bahnhof Dntzendteich an. Im Laufe des Nachmittags folg ten vier weitere Sonderzüge der Hitler-Jugend aus Duis burg, Minden in Westfalen, Flensburg und Gleiwitz, während im Hauptbahnhof der erste Sonderzug mit poli tischen Leitern aus Berlin einlief. Der Marsch nach Nürnberg. Die 3000 Politischen Leiter Sachsens trafen auf ihrem Marsch zum Reichsparteitag, geführt von Gauleiter Reichs- statthalter Mutschmann, am Freitag nachmittag in Bayreuth ein. Führende Persönlichkeiten des Gaues Bayerische Ostmark, so der stellvertretende Gauleiter Ruck deschel, der Landesstcllenleiter Kolbe und der Leiter des Organisationsamtes, Volland, waren den Sachsen zur Begrüßung entgegengefahren. Der Reichsstatthalter legte am Ehrenmal der Stadt einen Kranz nieder. Am Grabe des verewigten Gauleiters Hans Schemm fand eine ge meinsame Gedächtnisfeier statt, wobei der stellvertretende Gauleiter Ruckdeschel und Reichsstatthalter Mutschmann das Wort ergriffen und die Verbundenheit der Grenzgaue Sachsen und Bayerische Ostmark hervorhoben. Empfang in Erlangen. Als Auftakt für die vom 7. bis 9. September vorge sehene Arbeitstagung der Auslandsorganisation der NS DAP fand am Freitag abend in Erlangen der Empfang von 1500 Politischen Leitern aus aller Welt statt, mit denen zugleich die Mitarbeiter der Auslandsorganisation aus Berlin und Hamburg, eine große Zahl von Politi schen Leitern von Bord deutscher Schiffe, der Lehrgang der Schule für Seefahrer und Ausländsdeutschen, Altona, in fahrplanmäßigen und Sonderzügen eintrafen. Hehzenirale unschädlich gemacht. Vor dem Dortmunder Sondergericht hatten sich in dreitägiger Verhandlung der 53jährige Eberhard Wiese, seine 50jährige Schwester Dorothea Wiese aus Essen-Werden und die 38jährige Jüdin Silva Oppenheimer aus Köln wegen Verbreitung falscher Behauptungen ins Ansland zu verantworten. Die beiden Angeklagten Wiese hatten sich aus dem Ausland Hetz schriften gegen Deutschland besorgt und sie in Deutschland verbreitet. Außerdem hatten sie selbst Fäl schungen von Briefen und Broschüren vorgenommen und sie nach Holland, der Schweiz und Kanada geschickt. Die Oppenheimer war den Angeklagten Wiese bei deren Hand lungen behilflich. Das Sondergericht verurteilte Eberhard Wiese z« einem Jahr acht Monaten, Dorothea Wiese zu zwei Jahren Gefängnis. Die Oppenheimer wurde zu drei Monate» Gefängnis verurteilt. Vrbeberroebtacbutr: klink Därmo-Verlag, Halls (Zaalv). s19 .Man darf sich nicht blind auf die Dienstlente ver lassen!" gab die Frau zurück. „Und ich habe dich doch eigentlich kommen lassen, damit du dich um die Wirtschaft kümmerst." Sie sah ihn mit ihren wässerigen Fischaugcn an, mit diesen Augen, die ihm genau so unsympathisch waren wie den meisten Menschen, die Sabine Keßler kannten oder kennen lernten. Sie fuhr etwas betonter fort: „Ich habe dir finanziell schon oft, leider sogar allzuoft, helfen müssen. Jetzt beweise, daß du mir dafür wirklich dankbar bist. Zeige, daß du etwas kannst, wie doch deine Zeugnisse beweisen." Er hätte am liebsten laut hinausgelacht. Die Zeugnisse als Gutsinspektor, die er ihr vorgelegt, hatte er sich selbst ausgestellt. Es handelte sich um ganz plumpe Fälschungen, die er niemandem sonst vorzulegen gewagt hätte. Er hatte allerdings schön mehrmals als Inspektor Stellung ge funden, war aber stets bald mit Schimpf und Schande wieder weggejagt worden und gerade immer noch mit einem blauen Auge davongekommen. War dabei sogar meist dicht am Gefängnis vorbeigestreift. Danach hatte er sich aufs Hochstapeln verlegt und sogar leidlich Glück ge habt; war aber doch froh, endlich aus der unsicheren Existenz in die Sicherheit des soliden, hübschen Gutes hin eingekommen zu sein. Er verneigte sich im Sitzen. „Verehrte Tante, ich werde für Michaelshof tun, was in meinen Kräften steht. Meine Dankbarkeit sür dich ist unbegrenzt." Sabine Keßler lächelte. Ihr Neffe hatte nun einmal einen gewaltigen Stein bei ihr im Brett. Er war der einzige Mensch, für den sie überhaupt warmes Empfinden aufbrachte. Er fragte: „Warum drückt sich eigentlich Lorenza so vor mw r Ich habe ihr doch nichts getan?!" Die Frau wiegte den Kopf hin und her. „Sie ist von je etwas sonderbar. Mußt mit ihr über landwirtschaftliche Dinge reden, dann erweckst du vielleicht ihr Interesse. Sie ist darin beschlagen. Sie wäre wirklich eine famose Partie für dich, hat vor allem sehr gut an gelegtes Geld und bringt ihrem Manne einen anständigen Batzen mit." „Hat dein Mann von dem Geld auch Vorteile gehabt?" fragte er und dachte an das Papier, das er in einer Tasche von Ferdinand Keßlers schwarzem Rock gefunden. In die meist farblosen Wangen der Frau schoß dünnes Rot... „Wie meinst du das?" Er lachte: „Na so, wie ich es fragt?, Tantchen. Es wäre doch möglich, daß dein Mann gelegentlich Geld gebraucht und sich was von dem Nichtchen gepumpt hätte." Ihr Gesicht war schon wieder farblos wie zuvor. Sie verspottete sich selbst. Wie hatte sie nur etwas hinter Kurts Frage suchen können? Der hatte so wenig wie sonst jemand eine Ahnung davon, daß Lorenza noch anderes Geld besessen als das offizielle, von dem das Obervor mundschaftsgericht genaue Kenntnis hatte. Sie schüttelte mit dem Kopfe. „Bewahre! Von Lorenzas Geld hat mein Mann nie einen Pfennig angerührt. Natürlich hat er eine monatliche Pension für sie erhalten, für Essen, Kleidung, Taschengeld und so weiter. Es wäre übrigens nicht so einfach gewesen, von ihrem Geld zu nehmen, da das von ihrem Vater er erbte Vermögen gewissermaßen vom Vormundschafts gericht betreut wird!"- Schwindlerin!, dachte Kurt Exner, nickte aber, «ls wollte er sagen: Gut, gut! Die Sache interessiert mich weiter nicht! Er klingelte. K Die Frau fragte: „Weshalb klingelst Lu denn?" „Ich erklärte dir doch schon vorhin, ich hätte ganz tolle» Hunger und Durst und möchte jetzt meinem Magen de» Gefallen tun. Während ich noch hier sitze, kann man doch schon im Speisezimmer für mich decken." „Etwas sehr selbstherrlich benimmst du dich, Mei» lieber Neffe!" rügte Frau Sabine. „Ich glaube, es war für dich die höchste Zeit, daß du in die Gesellschaft von Damen gekommen bist!" Er sah sie mit seinen schmalen Augen spöttisch an, aber sie deutete den Blick falsch, nahm ihn sür eine stumme Bitte um Verzeihung. Bald darauf saß Kurt Exner im Speisezimmer, aß Schinken und Eier, trank leichten Mosel oazu und fühlte sich danach sehr vergnügt und unternehmungslustig. Er ging in den Park. Er hatte vorhin vom Fenster aus eine schlanke Gestalt im schwarzen Trauerkleid darin ver schwinden sehen. Lorenza besaß viel Geld, er mußte versuchen, sich bei ihr Liebkind zu machen. Und zu ihrem Geld kam noch mehr, vielleicht der ganze Michaelshof, denn es gab ein Geheimfach im Schreibtisch des Toten, in dem eine Art Testament lag, eine Art Ge ständnis. Er blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Lag das wichtige Papier überhaupt noch in dem Geheimfach? Es war wohl kaum anzunehmen. Tante Sabine würde bestimmt nicht warten, bis jemand das fand, was sie ärmer machte. Er mußte suchen, sich überzeugen. Je eher, um so besser, damit er für alle Fälle Tantchen glatt in die Hand bekäme, falls Lorenza nichts von ihm wissen wollte. Und wenn sich Lorenza gnädig zeigte, mußte er das Testament erst recht haben, weil es zu LorenzaS Gunsten gemacht wa- (Fortsetzung sotot.)