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MV-ruffer Tagedlatt I 2. .Blatt Nr. 209. Sonnabend, den 7. September 1935 I Lagcsfpruch Wer einsam ist, der hat es gut, Weil keiner da, der ihm was tut. Wilh. Busch. Im Dienste des deuischen Ostens. Feierliche Indienststellung des Turbinenschnelldampfcrs- „Tannenberg". Die alte HansestadtLübeck stand am Freitag im Zeichen der feierlichen Indienststellung desneuen Turbinenschnelldampsers „Tannenberg" des Seedienstes Ostpreußen. Die erste Fahrt der „Tan nenberg" begann am Freitag um 21 Uhr in Lübeck und führt über Binz, Swinemünde, Zoppot und Pillau nach der alten deutschen Ordensstadt Königsberg, wo durch erneut die Verbundenheit des Reiches mit dem deut schen Osten bekräftigt wird. Um die besondere Anteilnahme der Reichsregierung an diesem Festakt des Seedienstes Ostpreußen zu bekunden, war Reichsverkehrsminister Frei herr von Eltz-Rübenach zu einem Staatsbesuch in Lübeck eingetroffen. Zu Ehren des Ministers fand im Rat haus ein Empfang statt, bei dem der Minister von dem Präsidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Drechsler, und Vertretern der Partei begrüßt wurde. An den Empfang schloß sich eine Rundfahrt durch das festlich ge schmückte Lübeck. Am späten Abend gingen auch die Seedienstschiffe „Preußen" und „Kaiser" im Lübecker -Hasen vor Anker. Vor der Abfahrt nahmen die Ehrengäste im Hause der Schiffergesellschaft in Lübeck einen gemeinsamen Imbiß ein, worauf in der Jacobikirche, der alten Lübecker Schifferkirche, ein Orgelkonzert gegeben wurde. Nach dem feierlichen Zug der Gäste von der Kirche zum Schiff übergab der Reichsverkehrsminister an der Kaimauer, an der das Schiff festgemacht war, in einer Ansprache die „Tannenberg" ihrer Bestimmung. In seiner Ansprache führte er u. a. aus: Noch zu Beginn des Jahres 1933 hat niemand von uns die Entwicklung kommen sehen, die im Dritten Reich und nicht zuletzt durch Einbeziehung von Lübeck und der Nordmark mit Kiel im Seedienst eingetreten ist: der Ver kehr nahm so gewaltig zu, daß wir im Winter 1933/34 nicht nur alsbald für 1934 den bewährten Dampfer „Kaiser" chartern mußten, sondern daß wir vor allem den Bau eines dritten reichseigenen Schiffes von solchen Eigenschaften ins Sluge fassen mußten, wie sie neuerdings der Dienst erforderte. Wenn dieses Schiff beim Bau so ungewöhnliche Anforderungen stellte, wenn es nun heute in so feierlicher Form unter Beteiligung des ganzen deutschen Volkes seiner Bestimmung über geben wird, so liegt das im Wesen dieser deutschen Ost seeverbindung, des Seedicnstes Ostpreußen, begründet. Soll dieses Schiff doch deutsche Volksgenossen aller Kreise und Altersklassen, vor allem die deutsche Jugend, für welche besondere Räume vorgesehen sind, in den deut schen Osten befördern. Der Reichsverkehrsminister fchloß: So übergebe ich hiermit die „Tannenberg" als drittes Schiff seiner Bestimmung zu kameradschaftlicher Zusammen arbeit im Dienste des deutschen Ostens und im Sinne unseres großen Führers, der das Gesicht des deutschen Volkes gen Osten gewandt hat. Rach dem feierlichen Akt nahm das Schiff mit fast 2909 Fahrgästen, darunter zahlreichen Vertretern der Reichs- und Staatsbehörden, der Partei und der großen Ostseestädte, gefolgt von „Preußen" und „Kaiser", durch das festliche Fackclspalier an der Trave Kurs nach Osten. Neuzeitliches Schiff. Die „Tannenberg" hat einen Bruttoraumgehalt von 4300 Tonnen. Sie kann 2000 Fahrgäste befördern, von denen die Hälfte Schlafgelegenheit findet. Außerdem hat das Schiff Raum für 1000 Fahrräder und bis zu 100 Kraftwagen. Der Dampfer ist 130 Meter lang, 151L Meter breit und bis zum Bootsdeck 13)4 Meter hoch. Wenn er trotz dieser Abmessungen eine so beträchtliche Ladung aufzunehmen vermag, fo ist das zum großen Teil darauf zurückzuführen, daß das Schiff mit einer neuzeitlichen, verhältnismäßig nur wenig Raum beanspruchenden Maschinenanlage ausgerüstet ist. Um der Jugend, der das ganze Mittel- und Vor schiff zur Verfügung steht, eine Übernachtungsmöglichkeit zu geben, wurden 1 0 0 0 „fliegende" Betten ge- fchaffen. Es handelt sich hier um Stahlgerüste, die eine Leinenbespannung für die Liegestatt tragen und in kür- ster Zeit auf Deck- auf- und abmontiert werden können. Außerdem sind in den Gängen die Gepäcknetze so ein gerichtet, daß auch sie bequeme Schlafgelegenheit für Massenwanderer abgcben können. Für Reisende, die die Behaglichkeit nicht missen möchten, sind 60 Kabinen zu je zwei Betten mit fließendem Wasser vorhanden. Ein König wir- 12 Jahre ali. Die Geburtstagsfeiern für König Peter H. von Jugoslawien. Jugoslawien feierte am Freitag den Geburtstag sdknes jungen Königs, des zwölfjährigen Peters II., der im vorigen Herbst durch die Ermordung seines Vaters Alexander in Marseille aus den Königsthron gelangt ist. Peter U., für den bis z» seinem 18. Lebensjahr Prinz Paul die Regentschaft führt, ist kürzlich aus England nach seiner Heimat zurückgekehrt. Die Geburtstagsseierlichkeiten zu Ehren König Peters II. begannen schon am sehr frühen Morgen. Um 5 Uhr nämlich ertönten von der Belgrader Burg 101 Kanonenschüsse. Gegen 6 Uhr strömten schon große Menschenmassen aus den Truppenübungsplatz von Banjoca, wo um 8 Uhr die große Truppenparade begann. Auch aus anderen Städten Jugoslawiens wird über große Feierlichkeiten berichtet. So fanden in Laibach Massendemonstrationen für König Peter statt. Laibach war reich beflaggt und schon am Vorabend wunderschön beleuchtet. Neben den Demonstrationen wurde auch noch ein Fackelzug abgehalten. ZkanrLSL Linck Leit berühmt n-SASN cke§ Auten unck cksr ckiok-rrmcken Kr'eLen/orrnateL.