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Tagesspruch Wenn du noch eine Heimat hast, So nimm den Ranzen und den Stecken, Und «andre, »andre ohne Rast, Bis du erreicht den teuren Flecken. Und strecken nur zwei Arme sich Hn sreud'ger Sehnsucht dir entgegen, Flieht eine Träne nur um dich, Spricht dir ein einz'ger Mund den Segen: Ob du ein Bettler, du bist reich, Ob krank dein Herz, dein Mut beklommen, Gesunden wirst du allsogleich, Hörst du das sähe Wort: Willkommen! Albert Träger. Zeichnet die neue Reichsanleihe! Zeichnungsfrist bis 16. September. Kleinste Stücke 100 Mark. Seit Mittwoch liegen die Listen zur Zeichnung der neuen 4^prozentigen Schatzanwcisungen des Deutschen Reiches aus. Die Zcichnungsfrist geht bis zum 16. Sep tember. Die Ausgabe der Schakanweisungcn erfolgt in Stücken zu 160, 5NÜ, 1000, 5000, 10 000 und 20 000 Mark. Die Zinsen werden halbjährlich am 1. April und 1. Okto ber jedes Jahres, erstmalig am 1. April 1936, gezahlt. Die Tilgung erfolgt nach vorangcgangcncr Verlosung zum Nennwert mit je einem Fünftel zum 1. Oktober der Jahre 1941 bis 1945. - Die Bezahlung der zu geteilten Schatz- a n w e i s u n g e n hat mit 30 Prozent bis zum 3. Oktober, mit weiteren 30 Prozent bis 2. November, mit 20 Prozent bis zum 27. November und mit den restlichen 20 Prozent bis 20. Dezember zu erfolgen. Die Zeichnungen nehmen alle Banken, Bankiers, Sparkassen und Kreditgenossen schaften entgegen. Durch die Bemessung des kleinsten Anteils von 100 Mark ist es auch dem kleinen Sparer möglich, sich an der neuen Anleihe zu beteiligen. Er kann mit seinem Betrage also dazu beitragen, bei der Durchführung der Arbeitsbeschaffung, für die die Anleihe aufgelegt ist, mit zuhelfen. Außerdem gibt es für den Sparer keine bessere Anlage als diese, denn die Bedingungen sind außerordent lich günstig, die Reichsschatzanweisungen sind mün delsicher und lombardfähig. Sie bieten also einmal die Gewähr unbedingter Sicherheit und zum anderen die Möglichkeit zur jederzeitigen Wiederbcschaf- sung von Kapital. Ordensbruder vergeht sich an schwachsinnigen Zöglingen. Vor der auswärtigen Großen Strafkammer inNeu - Wied hatte sich der bisherige Ordensbruder Ivo von der Franziskanergenossenschaft in Waldbreitbach zu ver antworten, der am 5. April in L i n z unter dem dringen den Verdacht verhaftet worden war, sich an den ihm unterstellten Pfleglingen des St. Antoniushauses in Linz sittlicher Verfehlungen schuldig gemacht zu haben. Auf Grund der eingehenden Beweisaufnahme wurde der An geklagte, der im 43. Lebensjahre steht, sein bürgerlicher Name ist Gustav Hartmann, wegen Verbrechens nach Paragraph 174 Zifs. 1 in einem Falle und wegen Ver- gehens gegen Paragraph 175 in zwei Fällen zu einer Gesamtstrafe von zwei Jahren und d r e.i Mo naten Zuchthaus verurteilt. Außerdem 'wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt. Zwei Monate der erlittenen Unter suchungshaft wurden auf die Strafe angerechnet. Die Bezirksgruppe Saarland-Pfalz der Neichsgruppe Industrie veranstaltete in der Fruchthalle in Kaiserslautern eine Arbeitstagung, die von dem Saar industriellen Röchling geleitet wurde. Dr. L e y ergriff auf Vieser Tagung das Wort zu einer Rede, die sich über den örtlichen Rahmen der Tagung hinaus an die gesamten Betriebsführer nnd Unter nehmer Deutschlands wandte und damit auch für sie Gefolgschaften aller deutschen Betriebe eine Kund gebung programmatischer Bedeutung wurde. Dr. Ley führte u. a. aus: Früher mußte sich der Redner immer einstellen auf Klassen und auf die Schichten und die Berufe. Es galt früher als allgemein üblich, daß man mit dem Arbeiter nicht so reden könne wie mit dem Unternehmer. Hier allein lag schon die Unwahrhaftigkeit des Systems. Des halb als Erstes und vor allem: Wahrhaftigkeit! Nur dann kann man wirklich etwas leisten, wenn man eine Gemeinschaft hat. Wir bilden eine Gemeinschaft! Der Betrieb ist eine Einheit. Wer sich dagegen sträubr, den muß man belehren, zunächst im Guten. Wenn er dann noch nicht will, muß man ihn hart anfassen. Und wenn er schließlich und endlich über haupt nicht will, muß man ihn vernichten. Das frühere System zeichnete sich dadurch aus, daß man alles aus dem Betrieb beranstrug. Wenn irgendein Meister mit seinem Gesellen Krach hatte, dann gab es eine Staatsaktion, dann wurde der Reichstag damit beschäftigt. Immer wieder muß ich sagen: Ihr müßt euer Schicksal selb st ordnen. Der Wohlfahrtsstaat von Weimar hatte uns so schön daran gewöhnt, daß alles für die Menschen geordnet wurde. Wir sind keine Amme, die die Menschen trocken legen will. Dadurch erzieht man nur Knechte und nichts anderes. Wir aber wollen Herrenmenschen. Die Menschen müssen wieder einen Stolz in sich tragen und müssen dahin ge bracht werden, ihre Dinge selber zu ordnen. Und wenn sie sagen, es geht nicht, wir werden nicht einig, dann ant worten wir: Ins Zimmer, schließt ab! Ordnet eure Sachen! Ihr könnt euch da drinnen so viel streiten, wie ihr wollt. Der Betrieb ist unsere Burg. Sie geht uns gemeinsam an, weil wir innerhalb dieser Burg eine gemeinsame Ehre verteidigen werden. Dann haben wir den Klassenkamps überwunden. Der Klassenkamps tobte ja nicht nur zwischen Unter nehmern und Arbeitern. Der Klassenkamps war manchmal! in einem Werk, meinetwegen zwischen Werkmeister und Arbeiter, viel größer; viel schärfer noch zwischen Vor-- arbeiter und Arbeiter. Wenn Sie heute durch den Betrieb > gehen und an früher denken, ist der Betrieb heute nicht schöner, als er früher war? Wenn Sie heute mit dem Arbeiter reden, dann können Sie ihm ruhig die Schwere seines Berufes, die Härte seiner Arbeit vor Augen führen. Aber Sie müssen dem Arbeiter eine Gewißheit ver schaffen: Daß man ihn unter keinen Umständen betrügt und ihn nicht untergehen läßt. Wenn der Arbeiter Weitz, daß der Unternehmer der Kamerad ist, dann können Sie vom deutschen Arbeiter alles verlangen. Sie sind Offiziere des Volkes. Denn es gibt kein Volk, das lieber Soldat wäre und bessere Soldaten birgt als das deutsche Volk. Die Kompanie ist immer so, wie der Hauptmann ist, und nicht anders. Wenn Sie morgens der Erste und abends der Letzte sind, wenn Sie schaffe^, wie er schafft, mit einem Wort: Wenn Sie ein richtige? deutscher Offizier sind, nicht nur laut Patent,, sondern laut Führertum, dann können Sie von Ihren Soldaten alles verlangen. Das wahre Führertum offenbart sich in der Gefolg schaft. Führertum heißt: vernünftig sein. Vernunft aber ist das Produkt aus Instinkt und Verstand. Ich kraae euch: Für wen schafft ih??, Für die Maschinen oder s--r die Bank- guthabcn oder für die Menschen? Das ist das wertvollste Kapital, das unser Volk besitzt. Alles andere kann man ersetzen. Stellen Sie sich bitte vor, wie man sich über die FragedesUrlaubs erhitzt und gestritten hat. Kann der Arbeiter, wenn er müde ist, soviel schaffen, als wenn er noch nicht müde ist? Ganz unmöglich! Die „Wanderer- Werke" in Dresden schlossen ihren Betrieb, ließen lediglich 100 Mann für die wichtigsten laufenden Arbeiten zurück nnd fuhren gemeinsam zehn Tage weg. Ein leuchtendes Beispiel, dessen Durchführung den klugen Betriebssichrer» ein beträchtliches Plus verschafft. Zur erfolgreichen Aus wirkung des Urlaubs muß hinzukommen, daß der Arbeiter ihn nicht daheim, in seiner mehr oder minder unzureichen den Wohnung verbringt, sondern daß „Kraft durch Freude" ihm wirklich zehn Tage unbeeinträchtigte Er holung beschafft. Lassen Sie mich auch einiges über das Thema „Lohnerhöhungen" sagen. Sic haben nur da Sinn und Zweck, wenn und wo in der Vergangenheit etwas versäumt worden ist. Nicht höheres Lohnniveau, sondern höheres Lebensniveau muß das Ziel sein. Verbessern Sie ihre Werke, ihre hygienischen Einrichtungen! Eröffnen Sie Sport- und Spielplätze und Badeanstalten! Es kommt Ihnen ja letzten Endes wieder zugute. Sie dienen damit der Gesamtheit des Volkes. Vor allen Dingen wünsche ich, daß nicht mehr er klärt wird: „Weil ich ein Unternehmer bin. weil ich Aktien habe, oder weil ich Betriebssichrer bin, bin ich etwas Besseres mit einer anderen, ja vielleicht sogar mit einer höheren Ehre." Alle zusammen, ob General oder Musketier, haben wir eine gemeinsame Ehre! Der Deutsche beklagt sich nicht, weil er gehorchen muß und weil ihm ein anderer befiehlt, sondern er beklagt sich über jene bittere Tatsache, daß gerade diese wünschenswerte klare Soldatcnerhaltung verdrängt wurde durch ano nymes Kapital. Unsere Bitte an Sie lantet: Helfen Sie uns mit! Wir sind selbstverständlich auf Sie mit angewiesen. Die Deutsche Arbeitsfront wäre nicht nur halb, sie wäre überhaupt gar nicht, wenn wir die Unter nehmer nicht hätten. Wenn du, lieber Freund, uns sagst: Nun laßt mich doch, wie oft soll ich noch marschieren und Kundgebungen mitmachcn? Noch oft, mein lieber Freund! Die Gemeinschaft must man üben, genau so, wie der Soldat den langsamen Schritt übt. Wir werden das immer wieder üben: die Kundgebung, das Antreten, das Marschieren. Die Betriebsführer vorne weg. Ihn soll ja jeder sehen. Ich verlange nichts Unmögliches, und ich habe eine letzte Bitte an Sie: Hämmern Sie sich ein, Sie alle, die Sie hier sind, und auch die anderen, die Arbeiter, die Bauern, die Handwerker: „Mag kommen was will, wir kapitulieren niemals!" Das muß der Wahlspruch jedes Deutschen sein. Geschwaderflug über München. Trotz schlechtem Wetter überflogen am Mittwoch un gefähr hundert Flugzeuge in mehreren Staffeln und Ge schwadern unter Führung des Obersten Christiansen die Hauptstadt der Bewegung. Nachdem es am Dienstag bei dem schon gemeldeten Uebungsflug von Nord- nach Süd deutschland im Zusammenwirken mit den Uebungen des Heeres über der Donau zu „Luftkämpfen" gekommen war, versammelten sich am Mittwochmorgen die Verbände nördlich München. Nach ihrem Geschwaderflug über die Stadt sind sie in ihre Flughäfen zurückgekehrt. Den Uebun gen wohnte General Wever bei, der in seinem Einsitzer die Luftkämpfer, die Landungen, die Versammlungen in der Luft und den Geschwaderflug über die Stadt begleitete^ Wie her HWtMW, so hie KmWie! Appell Dr. Leys an Betriebssührer und Gefolgschaften. MlsdrMee Tageblatt 2- Blatt Nr. 207 Dcnnerstog, den 5- September 1S3L " llrksbskrecdtsckotr: kiwk Dürroo-Verlsg, 11 alle (Zssi»). Die junge Frau erklärte jedem, der es hören wollte: „Ich habe noch nicht viel von der Welt gesehen, die ja "überall schön sein soll, aber ich liebe unseren märkischen Wald über alles und vermag mir — trotz aller Photos vom Gebirge und Meer — nicht vorzustellen, es könnte mir sonst irgendwo besser gefallen als in der Mark. — Manchem mag das wohl sehr beschränkt klingen, aber das ist mir völlig gleich; es soll ruhig jeder von mir denken, was er will, die Mark mit ihrem herrlichen Hochwald und ihren großen, stillen, verträumten Seen ist meine Heimat, und ich würde mich von überall nach ihr zurücksehnen. Man sagt, die erste Zeit der Ehe wäre die schönste des ganzen Lebens. Weshalb soll ich aber die schönste Zeit meines Lebens woanders als in der Natur verbringen, die ich so von ganzem Herzen liebe? Später will ich mir gelegentlich ja auch gern andere Teile Deutschlands, vielleicht auch ein Stückchen Ausland, änschauen, jetzt aber bleibe ich in meiner engeren Heimat." Das erklärte sie auch Otto Stürmer und lachte ihn dabei an mit ihren blanken, blauen Augen und den Weißen kräftigen Zähnen, und ihr Mann, ein netter, breit schultriger Hüne, nickte anerkennend: „Mutschi hat recht. Ich denke genau so wie siel" Mutschi strahlte über das ganze rosige Gesicht. Nach dem Abendessen führte Balder von Goetze den Freund in ein Zimmer im linken Seitenflügel. Es war groß und sehr behaglich eingerichtet, und hier fand Otto Stürmer auch schon seinen Koffer. ^"'der von Goetze sagte freundlich: »So, lieber Otto, nun mache es dir recht bequem, und wenn du früh schlafen gehen willst, geniere dich durchaus nicht. Hier in unserem lieben Eichberg kann jeder nach seiner Fasson selig werdenI Du wirst übrigens auch müde sein nach dem Erlebnis auf Michaelshof." Er reichte ihm die Hand. „Morgen früh führe ich dich in deinen neuen Tätigkeitsbereich ein. Jetzt aber muß ich fort, es ist höchste Zeit; doch mein kleiner Opel ist ein Flitzer, so 'n flinkes Biestchen, so 'n richtiger frecher Landstraßendeibel — der bringt mich rasch ans Ziel." Er drückte die Hand des Freundes ganz fest. „Gute Nacht! Schlafe recht gut! Träume was An genehmes und merke es dir auch. Man sagt nämlich, was man in der ersten Nacht unter einem fremden Dach träumt, soll sich erfüllen." Otto Stürmer mußte lächeln. „Wenn es sich so verhält, dann hoffe ich, etwas recht Schönes zu träumen." Der Freund ging, und er trat an das Fenster, zog den Vorhang zurück. Vom Schein einer abseits stehenden Laterne nur schwach erhellt, tat sich vor ihm ein großer Hof auf, den Stallungen und Scheunen umgaben. Aber es war nicht hell genug, um alles deutlich zu erkennen. Ein Auto fuhr an, ein schwaches Surren und Sausen wurde hörbar. Jetzt fuhr Balder von Goetze Wohl vom Hofe. Otto Stürmer dachte mit tiefem Atemholen, wie über raschend war doch für ihn das Glück gekommen. Er lächelte. Wie schön war es, daß er jetzt in der Nähe Lorenzäs bleiben durfte! Er würde sie nun bald einmal Wiedersehen, Gelegenheit dazu ergab sich sicher. Ob sie sich wohl ein wenig freute, weil er in ihrer Nähe Arbeit ge funden? Er begab sich zu Bett; er war doch sehr, sehr müde. Der heutige Tag war für ihn auch wirklich ereignisreich gewesen. Die Müdigkeit überwältigte ihn, und das vorzügliche Bett tat ein übriges. Seine Gedanken begannen wirr durcheinander zu Wirbeln, wie matte Herbstblätter, die ein starker Wind von den Bäumen reißt, Er sah noch wie durch Nebel das energische Gesicht Balder von Goetzes, sah Lorenzas Blondhaar, das wie reifer Weizen leuchtete, und dann huschle das tiefbrünette Antlitz der Spanierin an ihm vorbei, mit Augen, in denen heiße Leidenschaft glühte. Auch Dietlindes weiche Züge lächelten ihn flüchtig an, danach wurden die Nebel dichter und immer dichter — er schlief ein. Durch das Schlüsselloch schob sich der Traumgott in daS Zimmer. Er legte dem Ruhenden einen seiner hauch- leichten Träume aufs Bett, die dennoch manchmal so schwer werden können, daß sie dem armen Schläfer fast die Brust eindrücken. Und so ein Traum war es, den er in dem Zimmer zurückließ. O wie schwer der Traum war, wie er alle Glieder lähmte, wie er den Kopf marterte, so lange marterte, bis der Träumende jäh erwachte und sich schweratmend erst besinnen mußte: es war ja nur ein Traum gewesen, der ihn gequält. Nur ein Traum! Er knipste die kleine Nachttischlampe an und trank ein Glas Wasser. Das beruhigte ihn ein wenig, aberschaudernd erinnerte er sich an den abscheulichen Traum. Am nächsten Morgen, nachdem er das aufs Zimmer ge brachte Frühstück verzehrt und Balder von Goetze ihn ab holte, um ihm den Gutsbesitz zu zeigen und ihn mit seinen Pflichten hier bekannt zu machen, erzählte er dem Freunde seinen Traum, schob voraus: „Möge mich der Himmel davor bewahren, daß sich der erste Traum, den ich hier im Schloß gehabt, wirklich er füllt! Ich träumte, die Frau mit den Fischaugen, Frau Keßler, wäre ermordet worden. Man hätte sie eines Morgens erschlagen aufgefunden und mich als Täter ver haftet." Er schüttelte sich. „Widerlich war das Ganze, und von geradezu unheimlicher Deutlichkeit." Der Freund lächelte etwas belustigt. ^Lorncyung wlgi.)