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Wüßten ihn mit erhobenem Arm. Ministerpräsident Göring folgte ihm. Er nahm in SA.-Uniform vorn auf dem Adolf-Hitler-Platz Aufstellung. Die Menschen stürmten vor, um ihn zu photographieren. Dann kam Reichskriegsminister vonBlomberg, und von großem Jubel begrüßt, erschien General Litz mann, dem der Führer bei diesem Vorbeimarsch einen besonderen Ehrenplatz eingeräumt hatte. Der Führer war zunächst über den Adolf-Hitler-Platz hinauf zur historischen Nürnberger Burg gefahren, wo die bayerische Staatsregiernng ihm und den Männern der Partei wie alljährlich einen Empfang bereitete. Ministerpräsident Siebert grüßte den Führer auf dem Burghof und machte ihm Mitteilung von der nach den Plänen von Oberregierungsrat Esterer durchgeführten völligen Restaurierung dieses wundervollen stolzen Bauwerkes. Gegen l2 Uhr mittags fuhr der Führer dann, umbraust von Jubelstürmen, wieder hinunter zum Adolf-Hitler-Platz, wo nun der große Vorbeimarsch begann. Vorher ging der Führer hinüber zur Ehrentribüne und begrüßte außerordentlich herzlich den greisen General Litzmann. Ebenso begrüßte der Führer die anwesenden Diplomaten, zahlreiche Ehrengäste der Bewegung und die Kriegs- verletzten. Neben dem Führer nahmen, wie schon im Luitpoldhain, Aufstellung der Führer der SA. von 1923, Obergruppenführer Hermann Göring, und — in feiner alten Uniform — der oberste SA.-^ubrer nacb deni Wiederaufbau der Bewegung, Obergruppenführer von Pfeffer. Und dann wurde der Befehl für die Spitze des Auges der SA. gegeben. Trommelschlag, Marschmusik. Als erste Kolonne mar schierte der Spielmannszug und Musikzug der Leibstan darte zur besonderen Verwendung auf den Platz. Dann Stabschef Lutze mit seinen Mitarbeitern, eine Abteilung der Standarte zur besonderen Verwendung und darauf im langen Zuge die 22 Gruppen der SA. Dann begann mit der Gruppe Franken der Vorbei marsch der Formationen. Strammen Schrittes zog in Zwölferreihen der braune Heerbann vorüber, angeführt jeweils von dem ein schwenkenden Spielmanns- und Musikzug der Gruppe, dem Gruppenführer, dem Gruppenstab, den Standarten und Sturmfahnen, die ältesten Ehrenzeichen stets auf dem rechten Flügel. Sobald die ersten Reihen gesichtet wurden, die mit erhobener Rechten an ihrem Obersten SA.-Führer vorüberzogen, brach begeisterter Beifall los. Beim Er scheinen der Ehrenzeichen erhob sich alles von den Plätzen und erwies den Deutschen Gruß. Die ausländischen Mili tärattaches legten grüßend die Hand an die Mütze. Mit der Gruppe Hochland marschiert auch Obergruppenführer General der Infanterie von Epp, mit der Gruppe Berlin-Brandenburg Obergruppenführer General Gö ring, das NSKK. führte Korpsführcr Hühnlein, die Flieger Reichsluftsportführer Oberst Loerzer und die SS. endlich Reichsführer Himmler, die mit einem Sonder applaus bedacht wurden, wie überhaupt jede Gruppe, die durch ihre schneidige Haltung auffiel, von den beifalls freudigen Blassen ausgezeichnet wurde. So zog Stunde um Stunde das braune, schwarze und stahlblaue Heer in der ganzen Breite der Straße vorüber. Biele Stunden lang grüßte der Führer unentwegt die Standarten und Fahnen und jeden Sturm der vorbei« marschierenden Formationen. Vor ihm stand der Stabschef der SA., Lutze, zu dem später Korpsführer Hühnlein und der Reichsführer der SS., Himmler, traten. Rudolf Heß nahm neben dem Führer den Vorbeimarsch ab. Die zehntausend Menschen, die auf dem Adolf-Hitler-Platz, in den Fenstern und auf den Tribünen Zeuge dieser fünfstündigen Kundgebung für den Führer sein konnten, waren von einem gewaltigen Jubel erfüllt. Ringsum auf dem Platz, auf den Anmarschstraßen standen die Einwohner Nürnbergs, Hundertlausende von Gästen, dort standen alle Politischen Leiter, von denen etwa 20 000 für diesen Tag zu Absperrungen herangezogen worden waren. Man kann schätzen, daß eine Million deutscher Volks genossen an diesem Vorbeimarsch teilgenommen hat. Auf dem Adolf-Hitler-Platz wurde marschiert im strammen Schritt zur Ehrung des Führers, draußen in den Straßen wurden die Lieder der Heimat gespielt und gesungen. Hier auf den Straßen standen mitten unter den deutschen Volks genossen auch auffallend viele Ausländer, die nach Nürn berg gekommen waren, ohne nach Quartier zu fragen. Sie waren so restlos begeistert, daß sie die Arme hochhoben und das Heil auf den Führer mit ausbrachten. Ten Mannen der SS. folgten als letzte die etwa 7000 bis 8000 Mann der Nerfügungstruppe der SS. mit dem schwarzen Stahl helm, an dem das schwarze Hakenkreuz auf weißem Grund mit dem roten Rand als Kokarde leuchtete. Sie trugen eoen?o wle die Letbflanöarte das Gewehr mit ausi gepflanztem Bajonett. Rach dem Abschluß des Vorbeimarsches fuhren die Reichslciter und Gauleiter sofort zur Wiedereröff nung des Parteikongresses. Vom Kongreß ging es zur Sitzung desDcutschen Reichs tages. Hunderttausende von der Million, die Nürnberg erfüllte, mußten schon wieder für den Abtransport rüsten. Als der Reichstag vorbei war, rückten die ersten Kolonnen der Reichswehr aus dem Lager von Gerbersdorf an mit allen modernen Mitteln der militärischen Technik und den über 100 Stück Zweimanntanks, die am Sannabendnach- mittag in Nürnberg schon vor den staunenden Augen der Volksgenossen durch die Straßen Parade fuhren. Jie EiMW des ReWMeits- >>. MttsWslMs Dritte Jahrestagung der Deutschen Arbeitsfront. Während noch die Jugend im Stadion jubelte, hatten sich in der Luitpoldhalle über 20 000 Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront mit vielen gela denen Gästen zur dritten Jahrestagung der Arbeitsfront und zur Einsetzung des Reichsarbeits- und Reichswirtschaftsrates zusammengefunden. Hinter der Ehrentribüne hatten Musikzüge der Werkscharen Platz genommen, dahinter wieder Hunderte von Fahnen der Arbeitsfront mit den Trägern aus den Werkscharen. Zu den Klängen eines Marsches erschienen Dr. Ley, der Neichswirtschaftsminister Dr. Schacht und der Reichs arbeitsminister Seldte in der Halle. Reichskriegs minister v. Blomberg war ebenfalls anwesend. Or. Ley entwickelt: Zehnjahrespian -er OAF. Dr. Ley eröffnete die Tagung mit einer längeren Rede, in der er u. a. folgendes ausführte: Das übrige Europa wird durch die Idee des Klassen- kampfes beherrscht. Deutschland ist das erste und einzigste Land, das den Klassenkampfgedanken eines Karl Marx überwunden hat. Die neue deutsche Sozialordnung be ruht auf einem fundamentalen Grundsatz, und alle Werk tätigen in Deutschland haben einen unumstößlichen Glaubenssatz: Der Betrieb ist eine Ganzheit! Wir Nationalsozialisten sehen das Arbeitsverhältnis, die Arbeitsmethoden, die Arbeitsbedingungen, die Arbeits entwicklung und daraus eine ständige Leistungssteigerung, die eine natürliche Erhöhung des Einkommens der Men schen bedingt. Nicht die Hebung des Lohnniveaus ist unser Ziel, sondern die Hebung des Lebens niveaus der Menschen muß erreicht werden. Wir können dem Volke große Opfer zumuten. Wir müssen nur dafür sorgen, daß diese Opfer nicht allein auf den Schultern der Schwächsten ruhen, sondern es müssen alle daran teil nehmen. In dem augenblicklichen Stadium unserer Entwick lung interessiert uns die Preisentwicklung und Preissteigerung. Oberster Grundsatz für uns alle ist folgende Erkenntnis: Wir wollen nicht, wie die Gewerkschaften -- um die Not wendigkeit des gewerkschaftlichen Klassenkampses zu be weisen —, den Bargeldlohn „dauernd in Fluß halten", sondern wir Nationalsozialisten wollen ein stabiles Bargeldlohnsystem und müssen deshalb ebenso verlangen, daß die Preise erträglich und stabil bleiben. Denn die Preise sind ein Teil dieses Bargeld lohnes." Dr. Ley zählte die Faktoren auf, die diesem Wollen entgegenstehen, und untersuchte dann, welche Verbrauchs- güter verteuert sind. Dann fuhr er fort: „Sehen wir jetzt, ob cs trotz der vorhandenen Hinder nisse und Hemmungen gelungen ist, Deutschland schöner und das dentsche Volk glücklicher zu machen? Aus diese Frage kann ich aus folgenden Gründen mit Ja antworten. Daß das Gesamteinkommen Deutschlands sich so achtunggebietend und einzig dastehend in der Welt erhöht hat, ist durch die Behebung der Arbeitslosig keit bedingt." Das Einkommen der Familie ist ganz erheblich gesteigert worden, was, wie Dr. Ley nachwies, in anderen Ländern nicht der Fall ist. „Die Deutsche Arbeitsfront", so fuhr er fort, „hat zur Er- Höhung des allgemeinen Lebensniveaus entscheidend bei getragen. Eine weitere gewaltige Verbesserung «n Leben be arbeitenden Menschen ist die Erreichung des Urlaubs für nahezu alle Schaffenden in Deutschland. Vor unserer Machtübernahme war nur ganz vereinzelten Gruppen ein Urlaub gesetzlich zuerkannt. Einen er weiterten Kündigungsschutz kannte früher der Ar beiter kaum. Auch hierin hat der Nationalsozialismus Wandel geschaffen. Ein nahezu völlig unbearbeitetes Feld ist das Gebiet der Siedlung, der Heimstätten und der Wohnungskultur. Auch hier übernahm der Nationalsozialismus ein außerordentlich trauriges Erbe. Daß die Deutsche Arbeitsfront die Berufs erziehung und Verufsschulung so wirksam und intensiv ausgenommen hat, wird von den Werk tätigen dankbar begrüßt. Deutschland hat ein Kapital, das ihm keine Macht der Welt rauben kann: die Fähigkeit und die Tüchtigkeit seiner schaffenden Menschen. Auf die gewaltigen Leistungen der NS. -Gemein« schäft „Kraft durch Freude" will ich in dieser Rede nur skizzenhaft eingehen. Unser Ziel heißt, 14 Millionen Menschen mit diesem Werk dauernd zu er» fassen. Wir werden es schaffen, wenn wir eigene Massen regiebetriebe, < eigene Landheime, eigene Seebäder und eigene : Schisse einrichten. So werden wir wieder drei Millionen Menschen wie bisher in den Privatunterkünften unter bringen, und für vier Millionen werden wir in einem großzügigen und kühnen Plan, den der Führer angeregt hat, Unterkunft und Erholung schaffen. Der Führer befahl mir, die Möglichkeit eines Maffenbades von 20 000 Betten durchzudenken und, wenn möglich, zu verwirklichen. Da erste Seebad ist bereits projektiert, seine Pläne werden bereits auf diesem Parteitag gezeigt. Davon sollen ins gesamt dreiBäder gebaut werden. Zu Land sollen weitere Erholungsheime mit insgesamt 50 000 Betten — 15 000 Betten besitzen wir bereits — errichtet werden. Und als letztes in diesem gigantischen Plan ist der Bau von Schiffen mit je 1500 Betten vorgesehen. Die Finanzierung dieses kühnen Werkes wird zu zwei Drittel aus eigenen Mitteln der Arbeitsfront sichergestellt. Ich hoffe, diesen Plan in zehn Jahren durch- geführt zu haben. Im Reich sorLt kLlwbarrsosttaokMr: küak Dürmv-Vorlas, Usllo (§»«lo>. I37 , Obwohl ich zugebe, sie war mir wenig sympathisch. Letzthin aber, nach dem Tode meines Onkels, der doch, wie ich erklärte, mein Vormund gewesen, schlug sie zu sehr den Ton eines Vormunds gegen mich an. Ich war deshalb bei Justizrat Brecht in der Kreisstadt, damit er meine Mündigkeit beantragen sollte. Ich werde im Herbst ein undzwanzig Jahre." „Also Sie standen sich gar nicht gut mit Frau KeßlerI" stellte der Kommissar fest. „Nein!" gab sie zu und wußte nicht, daß sie jetzt schon von Mißtrauen umwittert war. Ihr abendlicher Spaziergang im Park, zusammen mit dem, was sie eben erzählt, konnte schon ein paar Wolken von Mißtrauen zusammentreiben. Die standen nun grau und häßlich über ihrem schönen, blonden Haupt; aber sie selbst bemerkte sie noch nicht. ' Neue Wolken drängten sich heran, nachdem sowohl Kurt Exner als auch Hannchen auf bestimmte Fragen des 'Kommissars einstimmig erklärten: am gestrigen Nachmittag Teile eines heftigen Wortwechsels zwischen Frau Keßler und Lorenza vom Flur aus mit angehört zu haben. - Kurt Exner sagte gehässig: „Fräulein Stegemann hat eine Liebschaft mit einem gewissen Otto Stürmer an geknüpft, der meiner Tante nicht gefiel." Hannchen berichtete wichtig, daß Otto Sturmer eine Drohung gegen Frau Keßler ausgestoßen. Er wäre hier her gekommen als Inspektor, und Frau Keßler hätte ihn, obwohl ihn ihr Mann fest engagiert, gleich wieder fort- geschickt. Da hätte er zu ihr, Hannchen Bauer, geäußert: „Wenn er der Frau etwas antun könne, würde er es gern tun...!" Nun schoben sich auch über Otto Stürmers Haupt graue, unheilverkündende Wolken zusammen. „Wo hält sich Herr Stürmer zur Zeit auf, und was wissen Sie von ihm?" wurde Lorenza gefragt. Sie war bei der Frage jäh errötet, denn leise dämmerte es in ihr auf: für Otto Stürmer bestand jetzt Gefahr, mit hineingezogen zu werden in das häßliche dunkle Gescheh nis von Michaelshof. . Sie antwortete: '' " „Frau Keßler war eigentlich verpflichtet, den Vertrag, den ihr Mann mit Herrn Stürmer gemacht, zu halten; ihr Mann starb aber am gleichen Tage, als Otto Stürmer hier eintraf, und nun empfing sie den Inspektor sehr wenig freundlich. Sie wollte die Stellung auf Michaelshof lieber ihrem Neffen Kurt Exner zuschanzen. Ihr Mann war durchaus dagegen gewesen. Jetzt aber war er tot, da tat sie nach ihrem Willen. Sie behandelte Herrn Stürmer auch nicht wie einen nach Michaelshof engagierten In spektor, der durch ihren Mann ein Recht auf die Stellung erhalten, sondern wie einen zudringlichen Bettler. Schließ lich bot sie ihm für sein Gehen ein Dreimonatsgehalt, aber in einer Art und Weise, die ihn empörte und empören mußte. Er nahm deshalb das Geld nicht an, verließ aber Michaelshof, wo man ihn nicht haben wollte, und hatte noch am gleichen Tage das Glück, als Inspektor bei Baron von Goetze auf Eichberg eintreten zu dürfen. Baron von Goetze kennt Otto Stürmer noch aus seinen Knabenjahren. Beide lernten sich ganz jung auf dem Gymnasium in Frankfurt an der Oder kennen." Baron von Goetze genoß einen tadellosen Ruf, und Kommissar Doktor Schütz kannte ihn persönlich. Es war schon etwas wert, sich seinen Freund nennen zu dürfen. Er fragte Lorenza: „Haben Sie Herrn Stürmer, seitdem er Michaelshof verlassen, öfter gesehen? Das ist natürlich anzunehmen, da Sie ja, wenn die Aussage des Herrn Exners stimmt, Herrn Stürmer lieben." !HW> ! HZ-———S Lorenza hob stolz den Kopf. „Ja, ich liebe ihn und liebte ihn Wohl schon, als ich ihn zum ersten Male sah. Es ging schnell mit uns beiden. Ich weiß eigentlich selbst nicht, wie das gekommen ist. Gestern nach Tisch sah ich ihn zum ersten Male zufällig wieder. Das heißt, ich begegnete ihm in unserem Walde. Er suchte mich, wie er zugab, weil er mir erzählen wollte, wie gut er untergekommen, und da..." Sie stockte flüchtig, sprach dann weiter: „Nun, da fanden wir uns. Kurt Exner hat uns zusammen gesehen und es sofort seiner Tante ge klatscht, aus Rache, weil ich ihn nicht sonderlich beachtete. Er klatschte, und seine Tante fing deshalb Streit mit mir an. Das war der Wortwechsel von gestern." „Sahen Sie Herrn Stürmer seit gestern mittag viel leicht noch einmal?" Die Frage schoß so scharf auf Lorenza zu, daß sie ganz fassungslos wurde. Sie begriff, jetzt war die Gefahr, die sie für den Ge liebten vorhin geahnt, schon in ihrer ganzen Größe da. Sie wußte nicht viel von Kriminalistik, aber das war ihr klar, im Augenblick, wo sie erklärte, den geliebten Mann gestern spätabends noch einmal getroffen zu haben, zog sie ihn mit hinein in die böse Mordgeschichte. Sie zerbrach sich den Kopf über die Antwort, die sie geben wollte, und wußte doch genau, wenn sie jetzt das zweite gestrige Zusammentreffen mit Otto Stürmer unter schlüge, würde man doch sehr bald darum wissen. Schweren Herzens entschloß sie sich, die Wahrheit zu gestehen. „Es war mir sehr peinlich, vorhin davon zu reden", begann sie. „Und es ist mir noch peinlich, denn ich wollte und will Klatsch vermeiden. Aber jetzt bleibt mir kein Ausweg — ich muß reden. Also, ich sah Otto Stürmer gestern abend noch einyial. Ich sagte vorhin, ich wäre wegen Kopfschmerzen an die Luft, in den Park gegangen. Das stimmt nicht. Ich bin zwar um zehn Uhr abends durch den Park gegangen, aber nur, weil mich draußen vor der Parkpforte Otto Stürmer erwartete." (Fortsetzung folgt.!,