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3 8 - Sonnlags-Keilage Nr. rr Ailsarukker csgeblati 2ä. 8. ISZS Mik öev US-Geiyeiyscl)gfk öot-cl) Ppeuäe" sy öey ^I)eiy. Schon lange war es mein Wunsch, den deutschen Rhein wiederzusehen, um hier meine Ferien zu verleben. Dieses Jahr war es mir nun vergönnt, und ich konnte mich an der Fahrt 66 beteiligen, nachdem ich durch die Reisesparkasse der NSG. „Kraft d. Freude" mich finanziell vorbereitet hatte. Mit dem Postautobus fuhr ich mit noch fünf Wilsdruffern am Montag, dem 29. -Mi, abends Uhr zunächst bis zum „Reichs- schmied", dann mit dem städtischen Autobus bis zum Neu städter Bahnhof in Dresden, dem Anfangspunkt unserer Reise. Hier bestiegen wir nun den Sonderzug, der uns Punkt 10 Uhr aus dem schönen Elbflorenz entführte. Jeder Urlauber hatte seinen bestimmten Platz, so daß es sehr schnell mit dem Ein steigen in den Zug vsr sich ging. Der größte Teil der Urlauber war schon anwesend, nur in Radebeul, Kötzschenbroda, Cos wig und Riesa wurde noch zugestiegen, in Leipzig war nur kurzer Aufenthalt, dann ging es rasch weiter durch das schöne Thüringer Land. An Schlaf war natürlich nicht zu denken. Ein Lied nach dem anderen wurde gesungen. Die Dauerskater ließen sich darüber nicht stören. Die Zeit ging wie im Fluge dahin. Um 6 Uhr früh wurde das herrlich gelegene Fulda pas siert, nachdem wir von weitem das Rhöngebirge mit der Was serkuppe gesichtet hatten. Um 8 Uhr waren wir nach Passieren der neuen Reichsautobchnbrücke in Frankfurt am Main; nun ging es durch den schönen Taunus nach dem nicht mehr fernen Rhein, den wir um '/»9 Uhr bei Mainz-Kastell erreichten. Die ersten Weinberge kamen in Sicht. Ein Rheinlied nach dem an deren wurde nun gesungen. 0,10 Uhr hatten wir dann unser Endziel, Eltville am Rhein, erreicht. Der größte Teil der Ur lauber verließ hier den Zug, um dann per Autobus nach den ihm zugewiesenen Unterkunftsorten transportiert zu werde». Mir Wilsdruffer kamen nach Neudorf, jetzt wieder in Mar- tinsthal umgenannt. Ein Weindörfchcn von 700 Einwohnern wurde nun unser zehntägiger Aufenthaltsort. In der „Winzer- Halle" bekamen wir unseren Quartierschein ausgehändigt, und dann wurden wir von den lustigen Quartierleutcn in Empfang genommen und gastlich bewirtet und betreut. Um 8 Uhr abends war in der „Winzerhalle" großer Begrüßungsabend bei bestem Rheinweine, Ansprachen des Ortswartes „Kraft durch Freude", des Bürgermeisters und eines Meißner Urlaubers. Es herrschte bald eine sehr gemütliche Stimmung, und der Kontakt zwi schen den Sachsen und den Rheinländern war bald hergestellt. Nheinlieder wurden gesungen, es wurde getanzt und geschun kelt, sogar die Polonnaise fehlte auch nicht mit den vielen Ueberraschungen. Am Mittwoch, dem 31. Juli, wurde am Stellplatz, dem Adolf-Hitler-Platz, um 8 Uhr morgens unser erster Ausflug begonnen, der uns 43 Urlauber nach dem Weinort Nauenthai brachte. Hier hatten wir vom Hindenburg-Findling einen schö nen Blick nach dem sehr nahen Nheintal (Mainz, Wiesbaden, Kiedrich usw.). Ganz im Hintergrund konnten wir die Vogesen sehen. Wir waren nun gegen vierhundert Meter über dem Rheintal angelangt und waren mitten im Taunus. Am Nachmittag ging es in dreitiertelstündiger Fußtour nach Eltville, wo die weltbekannte Sektkellerei von Matthmrs Müller besichtigt wurde. Fürwahr eine Stadt unter der Erde. Der Hauptteil der Keller wurde durchschritten. Wir konnten den Werdegang des Sektes beobachten und zuletzt auch durch eine Kostprobe von der Güte desselben uns überzeugen lassen. Nach Rückkehr von Eltville war dann abends noch Kamerad- schaftsabend in der „Linde" in Martinsthal. Am Donnerstag, dem 1. August, fuhren wir das erste Mal »uf dem Rhein, der wohl dreimal breiter ist als unsere Elbe H Dr^MW Ult deyr Dampfer „Ernst Ludwig" fuhren wir nach dem idyllisch gelegenen Rüdesheim, Niederwald und Rü- desheim und Wein vom Rhein. In allen Sprachen der Welt haben diese Namen hohen Klang. Sturmbeschützt vom Nieder wald, behütet von alten Adelsgeschlechtern vergangener Jahr hunderte ist heute wie einst der Weinbau Haupterwerb der Einwohner. Und der Rüdesheimer Wein trägt mit Recht dir Krone der Rheinweine. Der Mauerkoloß der Brömserburg und der mächtige Bergfried der Boosenburg erwecken zunächst unser Interesse in der idyllischen Weinberglandschaft. Doch dann schweift unser Blick vom rebenumrankten Städtlein auswärts nach dem romantisch gelegenen Niederwald-Denkmal, das nun zu Fuß oder mit der Bahnrad-Bergbahn erreicht wird. Ein be sonderes Erlebnis ist die Fahrt mit derselben. In stetig zuneh mender Steigung, durch weltberühmte Weinbergsbogen fübrt ihr Weg. Die luftigen Aussichtswagen lassen rechts und links das großartige Panorama schauen. Ungehindert schweift der Blick auf den mächtigen Strom, seine Dörfer, Städtchen und Höhen, wie Spielzeug muten die buntbewimpesten Dampfer mit ihren fröhlichen Urlaubern an. Das steile, steinige, zwi schen Weinbergsmauern führende Fußweg wird auf hohem Viadukt überquert und sehnsüchtig blicken die erhitzten, sicht lich ermüdeten Fußgänger der entschwindenden Bergbahn nach. Diese aber führt plötzlich ihre überraschten Fahrgäste in die steilste Strecke ein, jedoch sicher arbeitet sich die schwere Maschine den Berg hinauf, um nun das größte Blickfeld zu bieten. Im schattigen Bergwald, eine Minute vom Denkmal, entfernt, endet die herrliche Fahrt. > Im Jahre 1877 begann der Bau des herrlichen Denkmals.- und war 1883 beendet. Einige Zahlen mögen den Leser von der Größe des Denkmals unterrichten. Es ist 37,60 Meter hoch, das Postament 25,80 Meter, die Germania 10,55 Meter: l bis zum Scheitel, bis zur Krone, die sie in der erhobenen Rechten hält, 11,80 Meter, die Krone ist einen Meter hoch,? hat 90 Zentimeter Durchmesser und wiegt 12 Zentner. Das Gesicht der Germania ist einen Meter lang. Das Schwert ist 7,05 Meter lang und wiegt 28 Zentner. Das Modell zum Denkmal ist von Iohannes Schilling in Dresden entworfen worden. Zum Guß der Germania wurden über 1500 Zentner Metall in Fluß gebracht. Der Blick hinab in das Rheintal ist einzig schön. Das schaurige, leid- und sagenum wobene Binger Loch mit dem auf trotzigen Quarzitfelsen er bauten „Mäuseturm" ist zu erblicken. Am Hang des Nupperts- berges Bingerbrück an der Nahemündung mit der Drusus- brücke. Ueber Bingen thront die Burg Klopp und rheinauk- wärtg die Rochuskapelle. Nun geht es aber wieder abwärts zum Vater Rhein und in die Drosselburg, dem Entstehungs ort des bekannten Liedes „Zu Rüdesheim in der Drosfelgaß", ein schönes und billiges Weinlokal. Ein Teil der Urlauber hat noch der Likörfabrik Asbach-Uralt einem Besuch abgestat tet. Das Felsenkeller-Restaurant wurde auch besucht. Dann hieß es aber Abschied nehmen und in einstündiger Fahrt ging es dann nach Eltville zurück. Nach Einnahme des Abendbrotes hatten wir dann noch gemütliches Beisammensein in Lass Schreiber in Martinsthal. Am Freitag, dem 2. August, wurde uns ein großes Er lebnis beschert. An diesem Tage ging die traditionelle Nhein- fahrt vor sich. 7.50 Uhr früh fuhren wir wieder mit dem Rheindampfer „Ernst Ludwig" rwn Eltville rheinabwärts. 1200 Urlauber nahm das schmucke Schiff an Bord. Unter den flotten Weifen einer SA.-Kapelle ging es bei herrlichstem Sonnenschein zunächst an den bekannten Weinorten, Erbach, Geisenheim, Hettenheim, den Schlössern Voltraths und Io- hannisburg vorüber. Beim Passieren der Hindenburg-Brücke