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uns legten Ihm ans Herz, in seiner Rede möglichst kurz und bündig zu sein. Der neue Abgesandte nahm eine Reihe leerer Mehlsäcke mit, öffnete einen davon in der Volksversammlung der Spartaner und sagte nichts weiter als die Worte: „Er ist leer. Bitte, füllt ihn an!" Die Spartaner füllten den Sack sofort und alle anderen 'ebenfalls. Der Vorsitzende sagte zu dem glücklichen Insel bewohner: „Es war nicht nötig, uns darauf hinzuweisen, daß Deine Säcke leer waren. Wir hätten es auch so gesehen. Es war nicht nötig, uns zu bitten, daß wir Deine Säcke mit Mehl füllen sollten. Wir hätten es auch so getan. Wenn Du ein mal wiederkommst, sei weniger geschwätzig!" Schlagfertig. Ein Schöngeist von sehr bescheidener geistiger Verfassung ließ sich in alten Zeiten auf der Universität Wittenberg ein schreiben, um den Doktorgrad zu erlangen. Er machte sein Examen und war erstaunt darüber, mit welcher Leichtigkeit er zum Doktor befördert wurde. Der Uebermut juckte ihn. Er ging von neuem zum Rektor der Universität und sagte: „Herr Rektor, da ich mich einmal in Wittenberg aufhalte, möchte ich die Gelegenheit be nutzen, auch mein Reitpferd zum Doktor befördern zu lassen, und melde es hiermit an." „Mein Lieber", entgegnete der Rektor freundlich, „ich bedaure sehr, Ihnen nicht dienen zu können; aber wir pflegen aus dem Tierreich niemals Pferde, sondern immer nur Esel zum Doktor zu befördern. Gottesgericht. Das sonderbarste Urteil, das icmals von einem Gericht verkündet worden ist, sprach der Staatsgerichtshos in P?tris zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts. Ein Dachdecker war aus die Höhe eines Kirchturms ge stiegen, um das Dach zu erneuern. Er hatte das Unglück, während der Arbeit abzustürzen, und hatte dabei das Glück, auf einen Strohdiemen zu fallen, so daß er mit einigen un bedeutenden Verstauchungen davonkam. Aber während des Sturzes war ein Arbeiter, der sich in halber Höhe des Turmes beschäftigte, mitgerissen worden; dieser Mann verfehlte den Strohdiemen und brach sich auf platter Erde das Genick. Der Bruder des Getöteten erhob Anklage gegen den „Mörder" und verlangte Bestrafung und die Zahlung einer ansehnlichen Summe an die unmündigen Kinder des Ver unglückten. Tas Gericht war in einer schwierigen Lage. Es sah ein, daß es dem Ankläger irgend eine Genugtuung verschaffen mußte. Andererseits konnte es sich nicht entschließen, einen Mann zu bestrafen, dessen einziges Vergehen darin bestand, einen Unglücksfall gehabt zu haben. Es entschied also: Ter Ankläger selbst soll auf die Höhe des Turmes steigen. Er soll sich auf den Dachdecker nieder fallen lassen, der sich diesmal aus halber Höhe auszustellen hat. Gott wird entscheiden... Der Ankläger ist nicht aus den Kirchturm emporgestiegen. VerheiiyIlclhfesAruepilis. Man spricht von einem neuen Erdteil. — Sie waren vor Kolumbus da. — Spionage-Affäre um 1490. Von Peter Fages. Seit die Forschung Material über die Grönlandreisen des Eric Rauda um das Jahr 985 zutage brachte und außerdem auf Nova Scotia bedeutsame Funde zum Beweis für die Früh- besiedlung dieser Küsten durch Europäer gemacht wurden, wuchs das Interesse an einer Klarstellung Ser Frage, wer eigentlich der Entdecker Amerikas war, außerordentlich. Wenn man auch für das nördlichste Amerika den Wikingern die Erstlingspalme zu- erkennen muß, so warfen sich doch an Hand der in allen Archiven augestellten Ermittlungen neue interessante Fragen auf. Besonders aufschlußreich sind jene Unterlagen, die man jüngst in Lissaboner Archiven entdeckte und die den Beweis da für liefern, daß die Entdeckung Amerikas auch für die mittel amerikanische Zone keineswegs Christoph Kolumbus zuzusprechen ist. Vielmehr wurden die ersten Entdeckungsfahrten teils von den Arabern, teils von den Portugiesen in westlicher Richtung unternommen. Wir wissen schon vor den Funden in Lissabon aus Urkunden des Vatikans, daß vor dem Jahre 1492 in eingeweihten römischen und portugiesisch», Kreisen bekannt war, im Atlantischen Ozean lasse sich nach Zurücklegung einer größeren Seereise ein Gebiet erreichen, das auk keinen Kall Indien wäre Dank der engen Beziehungen Portugals zu den Araber« wurden deren geographische Feststellungen auch Gemeingut der eingeweihten portugiesischen Kreise. Man war sich klar darüber, daß es nach Indien zwei Wege gab: den einen um Afrika herum, den anderen scharf nach Westen, wobei aber in den Aufzeich nungen der arabischen und später auch der portugiesischen Schriftsteller ernste Zweifel angedeutet wurden, ob dieser direkte Weg befahrbar sei. Man beschränkte sich sehr vorsichtig auf Andeutungen, denn die portugiesischen Könige legten größten Wert darauf, daß alle diese Unternehmungen streng vertraulich behandelt wurden. Diese Vorsicht legte man auch in Bezug auf den schon um das Jahr 1341 unternommenen Versuch eines Vorstoßes über die Kanari schen Inseln hinaus an den Tag. Die Sorge, jemand anders könne von den Unternehmungen oder auch nur von den Ab sichten geschweige denn von den Erfolgen etwas erfahren, er klärte sich daraus, daß die Könige von Kastilien mit eifersüchti gen Augen über all diese ihnen rätselhaft erscheinenden portugie sischen Abenteuer wachten. Wir wissen heute, daß ein regelrechtes System der Spionage und Gegenspionage organisiert wurde. Die Kastilier wollten di« Seekarten, die man in Lissabon herstellte und nach jeder neuen Expedition ergänzte, in die Hände bekommen — die Portugiesen bemühten sich, die Spione abzufangen. Die portugiesischen Könige erließen eine Nachrichtensperre über alle Entdeckungen. Sie verhängten sogar über die Ver breitung der Rapporte der Forscher eine Zensur, die diese Be richte nur den allernächsten Vertrauten des Hofes zugänglich machte. Die Spanier mußten sich also der Bestechung oder des Diebstahls bedienen, um zum Ziel zu kommen. Es gelang ihnen aber nur dann und wann, einen Steuermann oder ein paar Matrosen für spanische Schiffe anzuheuern. Diese Steuerleute verlangten ungeheure Summen und konnten sich dann meist auf halber Fahrt doch nicht mehr recht auf den Kurs besinnen, den mau einst mit den portugiesischen Schiffen eingehalten. Immerhin wurden ungetreue Seeleute genau so wie spanische Geheimagenten — wie aus den Aktenfunden hervor geht — zum Tode verurteilt, wenn man ihrer in Lissabon hab haft werden konnte. Geheim wurden auch alle Vorbereitungen zu neuen Expedi tionen gehalten. Heute weiß man, daß im Jahre 1434 eine Expedition ausgerüstet wurde, deren Ziel sein sollte, Inseln und unbewohnte Länder im Westen zu entdecken. Genau vierzig Jahre später, 1474, lautete ein entsprechender Auftrag viel ge nauer. Man entsandte damals den Seefahrer, Forscher und Abenteurer Fernao Telles „auf die andere Seite des Ozeans, um dort die großen bewohnten Gebiete zu untersuchen". Das bedeutet also: man wußte um das Jahr 1474 längst, daß auf der anderen Seite des Ozeans Menschen wohnten. Zehn Jahre später war es am Lissaboner Hof eine zwar verschwiegene, aber allgemein bekannte Weisheit, daß eine ganz neue Welt entdeckt worden war, ein Erdteil, den man bisher nicht kannte, oer aber mit Indien nichts zu tun hatte. Uni diese Zeit wurde auch in Nom dem Papst erklärt, daß Portugal der Kirche einen unbekannten Erdteil zum Geschenk mache. Jetzt wird man vielleicht auch verstehen, weshalb Jo hann II. um genau die gleiche Zeit Christoph Kolumbus und zehn Jahre später dem Seefahrer Monetarius jede Unterstützung für eine Expedition nach Westen zur Auffindung des Weges nach Indien verw^urte. Er wußte, daß es dort drüben ein Land gab, das den Weg nach Indien versperrte. Man wird selbstverständlich die Frage aufwerfen, ob denn die späteren Erforscher und Entdecker Amerikas keinerlei Spuren der vorkolumbischen Entdeckungen fanden. Man hat derartige Funde gemacht. Sie sind vielleicht nicht sehr groß, aber trotz dem bezeichnend. Man fand nämlich, als man später an die nordbrasilianische Küste kam, Glasperlen, die jedem Europäer ohne weiteres bekannt waren. Sie stammten nämlich aus Europa und wurden in der Nähe von Venedig, in Murano, nach einem technischen Geheimverfahren hergestcllt. Für die Wissenschaft ist also Christoph Kolumbus in doppel ter Weise seines Ruhms entkleidet, der Entdecker Amerikas zu sein. Vor ihm waren die Portugiesen da und vor diesen die Wikinger. Die Welt war um 1492, als die große Zeit des Christoph Kolumbus und gleichzeitig die Fülle seiner Ent täuschungen begann, schon weiter erforscht als er selbst wußte und der Durchschnitt der Menschheit ahnte. Amerika war damals der verheimlichte Kontinent. Kämpft mit der NSV für die Gesunderhaltung des deutschen Volles, werdet Mitglied!