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Neue arveiisrechiliche Gesetze. Line Unterredung mit Reichsarbeitsminister Seldte. Der „Ruhr-Arbeiter", das amtliche Organ der NSBO. und der DAF., veröffentlicht eine Unter redung mit Reichsarbeitsminister Seldte, in der dieser hervorhebt, daß bei der gesetzgeberischen Umgestal tung des Arbeitsrechts drei Gebiete im Vordergrund stehen würden. Ein Ausschuß der Akademie für deut sches Recht habe bereits den Entwurf eines Arbeits vertragsrechts fertiggestcllt. In diesem Entwurf sei auch die Urlaub sfragc geregelt. Es sei aber durchaus denkbar, daß die Regelung des Urlaubs der Jugendlichen in dem ebenfalls in Aussicht genommenen B e r u f s a u s b i l d u n g s g e s e tz ihren Platz finde. Dieses wichtige Gesetz werde ebenfalls durch einen Aus schuß der Akademie vorbereitet. In dem Berussaus- bildungsgesetz solle vor allem das Lehrlingsverhältnis geregelt werden. Das dritte Gesetz vordringlicher gesetz geberischer Arbeit sei das des Arbeitsschutzes. Die Vorschriften über Kinder- und Jugendschutz würden zu sammen mit den Schutzbestimmnngen für Frauen viel leicht noch vor Inangriffnahme des Umfassenden Arbeits- schutzgesctzes einer gesetzlichen Regelung zugeführt. ReichshankprMent Sr. Schacht eröffnet die Deutsche Ostmeffe. Welche Bedeutung der Deutschen Ostmesse in Königsberg von der Reichsregier u n g und der Wirtschaft beigcmessen wird, geht aus der Tatsache her vor, daß in diesem Jahr die 23. Deutsche Ostmesse in Königsberg, die vom 18. bis 21. August als die erste deutsche Herbstmesse stattfindet, durch den mit der Führung der Geschäfte des Reichswirtschaftsministcrs beauftragten Rcichsbankpräsideutcn Dr. Schacht eröffnet wird. Reichsbankpräsident Dr. Schacht wird bei dieser Gelegen heit eine grundlegende Rede halten. Der ostpreußischs Oberpräsident Erich Koch wird einen Bericht über die Aufbauarbeit in Ostpreußen geben. Die wirtschaftspolitische Bedeutung der Deutschen Ostmesse im ostdeutschen sowie im ost- und nordeuro päischen Raum wird dadurch unterstrichen, daß eine große Anzahl führender Wirtschaftler und Journalisten der ost- und nordeuropäischcn Staaten sowie Polens sich zur Eröffnungsfeierlichkeit der 23. Deutschen Ostmeffe angemeldet haben. * Auf der Ostmeffe wird unter anderen Lehrschauen des Reichsnährstandes auch eine Lehrschau: „Der ostp reu ßische Landarbeiter" zur Darstellung kommen. Der Grundgedanke dieser Lehrschau ist der, die bluts- und schicksalsmäßige Verbundenheit des Land arbeiters mit dem Bauern, die ihren sichtbarsten Ausdruck in der beiden — Bauern und Landarbeiter — gemein samen Organisation des Reichsnährstandes findet, aufzu- zeigen. Drei Lahre Gefängnis für den Rekord-Heiratsschwindler. Die 14. Große Strafkammer des Landgerichts Berlin sprach nach zweitägiger Verhandlung das Urteil in dem Heiratsschwindlerprozeß Sido und Genossen, der dadurch ganz besonderes Aufsehen er regt hatte, daß der Hauptangcklagte seine Frivolität so gar so weit trieb, daß er sein Opfer heiratete, um es bis auf den letzten Pfennig ausplüudern zu können. Der 27 Jahre alte Angeklagte Bernhard Sido aus Charlotten burg wurde wegen fortgesetzten, teils gemeinschaftlichen Betruges und wegen Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt, während sein Helfershelfer, der 39 Jahre alte Waldemar Happe aus Halensee, der sich unberechtigt den Professor titel zugelegt hatte, wegen gemeinschaftlichen Betruges ein Jahr Gefängnis und fünf Jahre Ehrverlust erhielt. (31. Fortsetzung.) Maria dachte: „Wie kann man an solch einem Leben Gefallen fin den? Und wie wird einmal das Ende von dem allen sein? Jetzt ist Hilma noch schön und jung. Aber wenn sie einmal alt ist, was dann?" „Also, du wirst vernünftig sein!" wandte sich Hilma ihrer Schwester zn. „Ich verlange von dir, daß du mich sofort hinaus- läßt, Hilma!" ^Ich werde meiuem Verlobten alles sagen!" „Das ist fraglich, ob du dazu kommst. Er wird dir nicht mehr glauben." „Doch! Denn er liebt mich." Da ging Hilma zur Tür, schloß sie auf. „Vorläufig bleibst du noch ein paar Stunden hier. Ich werde dir etwas zu essen schicken. Ich muß jetzt hinüber. Gegen Mitternacht kannst du gehen." Maria antwortete nicht. Schweigend ließ sie es ge schehen, daß Hilma von draußen abschloß. Von den Nebenrüumen herüber klang Musik. Manch mal auch lautes fröhliches Gelächter. Nach einer Weile klopfte es. Dann wurde aufgeschlossen. Ein Mädchen brachte ein Tablett herein, sah neugierig zu Maria hin, stellte alles zurecht und ging wieder. Maria lauschte angestrengt. Das Mädchen hatte bestimmt nicht wieder abge schlossen. Schnell lief sie znr Tür. Da trat Horst von Salf ein. Lächelnd, siegesgewiß, elegant. Er verbeugte sich. Dr. Goebbels Schirmherr der Funkschau. Reichsminister Dr. Goebbels hat die Schirm herrschaft über die 12. Große Deutsche Rundfunk- a u s st e l l u n g in Berlin übernommen und wird die Ausstellung in den Ausstellungshallen am Fuukturm am Freitag, dem l6. August d. I., 11 llhr vormittags, mit einer Ansprache über alle Rundfunksender eröffnen. Katholischer Geistlicher festgenommen Er beleidigte den Reichsminister Dr. Goebbels. Die Staatspolizei Düsseldorf teilt mit: Am 5. d. M. machte der Kaplan Heinrich Küppers von der Sankt- Joseph-Pfarre in Oberhausen mit Angehörigen seiner Pfarre einen Ausflug. In einem Lokal in Mül heim (Ruhr) beleidigte der Geistliche den R e i ch s m i n i st e r Dr. Goebbels in unverantwort licher Weise, indem er versuchte, ihn und seine Rede vom 4. August auf dem Flugplatz in Essen-Mülheim lächerlich zu machen. Küppers wurde fcstgenommen und dem Gericht zugeführt. Es wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen. * Wie ans Dortmund gemeldet wird, haben ruch lose Hände der vor etwa zwei Jahren von der Hitler- Jugend in Holzwickede dem Führer gepflanzten Eiche, welcher man bei dem feierlichen Weiheakt den Namen „Hitler-Eiche" gab, nachts die Krone ab- g e s ä g t. Der Täter hat dann mit einem Bindfaden ein Stück Karton an dem Baum befestigt, auf dem in Druck schrift hetzerische, auf einen Kommunisten als Verfasser hindeutende Worte geschrieben waren. Die gemeine Tat wurde überall mit der größten Empörung ausgenommen. Kirchenschän-ung in der Meinprovinz. Die katholische Pfarrkirche zu Amern, St. Antonius, war der Schauplatz einer gemeinen Tat. Über Nacht wurden vier Opferstöcke erbrochen und aus geraubt. Die Diebe schäudelen und beschmutzten den Hoch altar der Pfarrkirche in der widerlichsten Weise. Ser Giiterbahnhos von SergW- Gladbach durch Feuer vernichtet. In den frühen Morgenstunden wurde der Güter- bahnhos von Bergisch-Gladbach durch ein Großseu er vollständig eingeäschert. Der Brand brach in den Bürorüumen des Bahnhofs aus. Die Flammen ergriffen im Nu den Dachstuhl des Gebäudes und breiteten sich mit rasender Schnelligkeit über den ganzen Bahnhof aus. Das Feuer fand in dem Teerbelag des Daches und in den Holzbalken des alten Gebäudes so reichliche Nahrung, daß beim Anrücken der Feuerwehr das ganze, etwa dreißig Meter lange Lagergebäude in Hellen Flammen stand. Die Feuerwehr mußte sich darauf beschräuken, das Feuer auf seinen Herd cinzudämmeu, denn zeitweise waren die anliegenden Lagerschuppen der Handeisfirmen sowie eine in der Nähe befindliche Großschlächterei aufs höchste gefährdet. Das ganze Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder. * Jm Lebensmittelmagazin der Prinsenhofkaserne in Bergen op Zoom in Holland brach aus noch nicht geklärten Gründen ein Schadenfeuer aus, das das Gebäude in einer Zeit von zwei Stunden vernichtete. Große Mengen von Lebensmitteln, die Fourage für die Mannschaften der gesamten Garnison sowie die für den Fall einer Mobilmachung bercitliegenden Vorräte fielen den Flammen zum Opfer. Es besteht der Verdacht, daß es sich um einen kommunistischen Sabotageakt handelt. * In der Woiwodschaft Lodz ist eine Kleinstadt größtenteils niedergebrannt. Das Feuer griff so rasch um sich, daß die Feuerwehr völlig hilflos War und binnen kurier Zeit 96 Gebäude ausbranntcn. „Guten Abend, Fräulein Bornhoff. Ich freue mich, Sie im Hause Ihrer Schwester wiederzusehen. Ich habe den Auftrag, Sie hinüber zur Gesellschaft zu bringen. Drüben gibt es Tanz, Spiel, Unterhaltung. Aber essen Sie doch erst. Sie werden hungrig fein." „Ich bitte Sie, mich augenblicklich zu verlassen!" Horst ließ auf diese Worte hin die höfliche Maske fallen. „Sie irren! Ihre Schwester wünscht, daß Sie den Verkehr mit dein Sekretär meines Vaters aufgeben." „Meine Schwester besitzt nicht das geringste Recht, über mich zu bestimmen!" Da lachte er höhnisch auf und Maria dachte entsetzt: „Wie soll ich mich vor ihm retten?" Ein Blick hatte sie belehrt, daß die beiden Fenster des Zimmers auf einen dunklen, unbeleuchteten Hof hinausgingen. Dicht neben ihr sagte jetzt Horst: „Ich liebe Sie, Maria. Vertrauern Sie doch nicht Jugend und Schönheit an der Seite eines Mannes, der Ihnen niemals etwas bieten kann." „Ich liebe nur den Manu, der mich auch heiratet," versetzte Maria. Da lachte Herr von Salf laut auf. „Sie dummes Mädelchen! Sie kleines, unmodernes Mädel! Ihre Schwester ist vernünftiger als Sie!" „Herr von Salf, wenn ich lebend hier herauskomme, ist mein erster Weg zu Ihrem Herrn Vater!" Er erschrak. Verdammt noch mal! Wenn das törichte Ding diese Worte wahr machte, dann konnte das sehr unangenehm für ihn werden. Es durfte auf keinen Fall dazu kommen. War sie einmal mit diesem Dörner auseinander und allein und verlassen, dann war es viel eher möglich, sie zu er ringen. „Wenn ich Sie in zwei Stunden aus dem Hause bringe, werden Sie dann schweigen über alles?" fragte er leise. Maria sah ihn erstaunt an. Horst von Salf blickte zu Boden. „Geben Sie mir Ihr Wort, daß Sie mich hinaus lassen?" Rege kommunistische Propaganda in LlGA. Die Kommunisten wollen das Wiedcraufbauprogramm Roosevelts lahmlcgen. Während die Berliner Korrespondenten amerika nischer Zeitungen aller Lügenpropaganda zum Trotz jetzt zugeben müssen, daß die deutsche Arbeitslosen ziffer einen weiteren starken Rückgang er fahren hat, wird cs, wie aus New Nork gemeldet wird, immer augenscheinlicher, daß sich A m e r i k a i n m i t t e n schwerster kommunistischer Umtriebe be findet und nnnmehr die langjäbrige kommunistische Wühl arbeit am eigenen Leibe verspüren mutz. Die Öffentlich keit verfolgt mit Empörung die Streikbewegung der Notstandsarbcitcr, deren Forderungen von unglaublicher Dreistigkeit sind. Der St re i k ausschuß, der sich nach bewährtem kommnnistischen Rezept „Kriegsrat" nennt, hatte die Stirn, zu verlangen, datz den Streikenden mit sofortiger Wirkung Arbeitslosenunterstützung ausgczahlt würde. Einige Zeitungen veröffentlichen in Auszügen Reden vom Moskauer Kominternkongreß, aus denen hervorgeht, daß die Kommunisten den Streik auch auf andere Hilfs werke Roosevelts zu übertragen hoffen, um dadurch sein gesamtes Wiederaufbauprogramm lahm zulegen. Aus dem ganzen Lande liegen bereits Sym s' a t h i e st r e i k b e s ch l ü s s e vor mit gleichzeitigen An kündigungen von großen demonstrativen Massenversamm lungen. Die Lokalbehörden, die dem Treiben der Not standsarbeiter bisher mit unverständlicher Langmut zu« gesehen haben, haben sich mm endlich ausgerafst, Polizeikräfte anznfordcrn, um die Arbeitswilligen zu schützen. In Millville im Staate New Jersey kam es zu S t r e i k u n r u h e n, bei denen drei Polizisten, die Arbeitswillige schützen wollten, von den Kommunisten niedergeschlagen wurden. * Der wegen seiner politischen Abenteuer bekannte demokratische Senator Huey Long schleuderte im amerikanischen Senat, wie aus Washington berichtet wird, gegen seine politischen Gegner die Anklage, sie hätten sich verschworen, ihn zu ermorde n. Long teilte mit, er habe eine Versammlung feiner Feinde in New Orleans durch ein im geheimen aufgestelltes Diktaphon abhören lassen und habe auf diese Weise die Mordpläns in seine Hände bekommen. Der Senator schwenkte die Blätter mit den Diktaphonabschriften aufgeregt über seinem Kopf und las dann Teile ihres Inhalts vor. In politischen Kreisen steht man freilich den An klagen sehr skeptisch gegenüber, zumal von einer gericht lichen Anzeige noch nichts bekannt ist. Jetzt kann er sich ein Kauschen kaufen! Berliner Friseur gewann beim Abendschoppen 10 000 Mark aus der Arbeitsbeschaffungslotterie. Zum ersten Male ist in der Arbeitsbeschaf- su n g s l o tt e r i e, die ihrem Ende entgegengeht, ein Hauptgewinn von 10 000 Mark nach Berlin gefallen. Ein Schöneberger Friseur ist der glückliche Besitzer des Loses. Der junge Friseur G., der in Schöneberg seit sieben Jahren einen kleinen Frisiersalon hat, saß abends in einer Gaststätte bei einer F e i e r a b e n d - „M o l l e". Ein Glücksmann trat herein, und mit den Worten „Na, ich habe diese Woche gearbeitet, sollen andere auch arbeiten", griff der Friseur in den Kasten. Er konnte es zuerst kaum fassen, das auf dem Papier eine fünf stellige Zahl zum Vorschein kam. Dann aber spendierte er allen Gästen des Lokals je ein Los — zwei Freilose und ein Einmarkgewinn waren die Ausbeute — sowie die übliche Lage. G. ist überglücklich, denn nun kann er die Schulden, die er bei der Einrichtung seines Geschäftes machen mußte, restlos begleichen und seinen Herzenswunsch erfüllen: draußen vor den Toren Berlins ein Häuschen zu erwerben, um dort weiter seinem Beruf nachzuaebL«. „Ja! Aber Sie müssen schweigen." „Ich werde schweigen! Ich werde meinem Verlobten nur sagen, daß Hilma mich belogen hat und nicht krank war, und daß sie von mir verlangte, ihr Leben zu teilen." „Dann führe ich Sie in zwei Stunden von hier fort. Schließen Sie selbst zu, Fräulein Maria." Damit ver« ließ Horst das Zimmer. Das Pfädchen wußte nicht, ob es recht gehört hatte. Hatte die Angst vor seinem Vater den jungen Menschen so verändert? Oder war es nur eine neue Teufelei, die er im Schilde führte? Sie lief zur Tür, nahm den Schlüssel herein und sperrte ab. Atmete tief auf. Die zitternde Angst fiel ab von ihr. Sie dachte nach. Wenn er es ehrlich meinte, sie ungefährdet hinnnterbrachte, dann wollte sie aus Dankbarteit schweigen. Und damit war auch gleich die Frage der Existenz für Rudolf gelöst. Dann würde er ja in seiner Stellung bleiben können. Schön, berauschend klang es herüber: Ein Walzer von Strauß! Maria ging im Zimmer nervös auf und ab. Einmal warf sie einen Blick auf die guten Sachen, die das Mädchen früher gebracht. Aber sie rührte nichts davon an, obwohl sie starken Hunger verspürte. Horst von Salf hieltchein Wort. Er brachte Maria nach zwei Stunden unbehelligt hinunter. Maria aber wußte nicht, daß er schadenfroh vor sich hinlächelte, als er den hochgewachsenen Mann erblickte, der noch immer vor dem Hanse stand. Ein scharfer Windstoß fuhr um die Ecke. Es regnete jetzt in Strömen, und Maria fah nicht nach rechts und nicht nach links. Sie hatte alle Mühe, ihren Schirm zu halten. Und so bemerkte sie den Mann nicht, der dort wartete. Horst von Salf ging dicht neben ihr her. Er begleitete sie zu einer Droschke, nannte Marias Adresse und stand dann mit gezogenem Hut, bis der Wagen mit Maria davonfuhr. Rudolf Dörner aber ging schleppenden Schrittes in ein nahegelegenes Lokal und verbrachte dort noch ein paar Stunden. (Fortsetzung folgt.)'