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Tagesspruch. Denken, was wahr, und fehlen, was schön, und wollen, was gut ist; darin erkennet der 'Geist das Ziel des vernünfti gen Ledens. Herder. Englische Parlameniswahlen erst im Januar. Zusammengehen der Arbeiterpartei mit den Kommunisten? Wie der politische Korrespondent der englischen Zeitung „Daily Telegraph" meldet, ist der Termin für die englischen Neuwahlen nun mehr auf den nächsten Januar angesetzt worden. Endgültige Beschlüsse darüber würden nach der Rückkehr des englischen Ministerpräsidenten Baldwin aus dem Urlaub im September veröffentlicht werden. Der Haupt grund für die Verschiebung des Wahltermins vom Herbst auf den Beginn des neuen Jahres sei haupt sächlich in der internationalen Lage und in den Aus wirkungen des abessinischen Streitfalles aus die Jnnnen- politik zu suchen. Der Wahlkampf werde von der Regie rung wieder wie 1931 unter der Devise „Nationale Regie rung gegen Labour" geführt werden. Lloyd George, der nach Zurückweisung seiner Pläne der Regierung offenen Kampf angesagi hat, ver sucht eine Einig nngdergesamien Opposition herbeizuführen und hat demgemäß der englischen Arbeiter partei ein Wahlbündnis vorgeschlagen. Wie das arbeiter- Parteiliche Blatt „Daily Herald" aber mitteilt, wird dieses Angebot zurückgewicscn werden, zumal einflußreiche Arbeiterführer ein Zusammengehen mit den Kommunisten befürwortest. Der Führer bei der Jubiläumsfeier der Ortsgruppe Rosenheim. Den Höhepunkt der Jubiläumsfeier anläßlich des 15jäh- rigen Bestehens der Ortsgruppe Rosenheim der NSDÄP., der Zweitältesten Ortsgruppe im Reich, bildete die große Rede des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler. (Scherl — M.) Andauern der sudenselndlichen Kundgebungen in Sstoberschlesien. Besonders in Sosnowitz, dem Sammel punkt des berüchtigten O st j u d e n 1 u m s. Die Welle der gegen die Juden gerich teten Kundgebungen in Ost ober schlesien und im angrenzenden Dombrowacr Revier verstärkt sich, wie dem Deutschen Nachrichtenbüro aus Kattowitz gemeldet wird, infolge des anmaßenden Auftretens des Judentums immer mehr. Nachdem cs am Sönuabcnd- abcnd zu großen Kundgebungen gekommen war, verstärkte sich am Sonntag der Widerstand der Bevölkerung gegen die Juden. So kam es in den Abendstunden zu Zusammen stößen mitIuden, die erneut Druckschriften von den Wänden der Häuser entfernen wollten. Mehrere Juden wurden verprügelt nnd verletzt. An einer andere?; Stelle der Stadt wurde ein Jude, der gleichfalls Häuseranschläge beseitigen wollte, durch Stock schläge verletzt. In der Nacht zum Montag wurden in verschiedenen Straßen der Stadt die Firmenschilder jüdischer Geschäfte beschmiert. Auch die Schaufenster scheiben eines jüdischen Kaufmannes wurden zertrümmert. Die Polizei konnte die Täter bisher nicht ermitteln. Es kann angenommen werden, daß es sich um Angehörige einer polnischen judenfeindlichen Organi sation handelt, die in Sosnowitz (im Dombrowaer Revier) ihren Sitz hat. Diese Organisation hat in letzter Zeit auch zahlreiche Ortsgruppen in ostoberschlesischen Städten gegründet. Sosnowitz ist der Sammelpunkt des berüchtigten O st j u d e n 1 u m s, das mit seinem unlauteren Handelsgebaren mich ganz Ost oberschlesien heimfucht und der eingesessenen Geschäfts welt großen Schaden zufügt. Zwischenfälle auf dem Kownoer Kongreß der AuslandMauer. Der Rundfunk bricht Übertragung ab. In Form einer großen Kundgebung wurde in der litauischen Hauptstadt Kownoder erste Kongreß der Auslandslitauer mit einer Rede des Staats präsidenten eröffnet. An der Kundgebung nahmen über 100 Abgesandte, die Regierung, die Spitzen der Armee und Vertreter der politischen Parteien und sonstigen Organisationen teil. Die festliche Stimmung des Kon gresses nach der Rede des Staatspräsidenten und den Be grüßungsworten des Ministerpräsidenten wurde durch ein überraschendes Hervortreten der Führer der Oppo sitionsparteien getrübt, die anscheinend vorsätz lich aus der Rolle fielen und den Kongreß für ihre partei politischen Zwecke benutzten, so daß der litauische Rundfunk, der die Kundgebung übertrug, mehrmals zwischendurch abschalten mußte und schließlich, als die Reden aggressiver wurden, die Übertragung ganz abbrach. Verschütteter rettet sich selbst nach 4? Tagen. Ein Opfer der furchtbaren Erdbebenkatastrophe, die Anfang Juni in B r i t i s ch - B e l u t s ch i st a n Zehn tausende von Opfern forderte, konnte sich nach der unwahr scheinlich langen Frist von 47 Tagen wohlbehalten retten. Der Mann, ein kleiner Hinduladenbesitzer, schlief in der Nacht des Erdbebens in seinem Laden in Quetta, als er durch dis einstürzenden Häuser vollständig begraben wurde. Glücklicherweise hatte er Platz genug, um sich bewegen zu können und vermochte sich durch seinen Ladcn- vorrat an indischen Süßigkeiten sowie durch einen großen Tonkrug voll Wasser am Leben zu erhalten. Nachdem sich der Mann von seinem Schrecken einigermaßen erholt hatte, fing er an, sich mit Schöpflöffeln und einigen anderen Geräten aus seinem Laden einen Weg durch Re Schuttmassen zu graben. Mehr als anderthalb Monate benötigte er, bis es ihm endlich gelang, ans Tageslicht ru kommen. Was unter -em verflossenen System möglich war. Der ungewöhnliche Abfindungsvcrtrag des General direktors einer Berliner städtischen Gesellschaft. Mit welcher gewissenlosen Leichtfertig keit unter dem verflossenen System in Berlin mit städtischen Geldern gewirtschaftet wurde, zeigt ein Zivil prozeß, den ein gewisser Ulderup, der frühere Direktor der Behala (Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft), beim Landgericht Berlin angestrengt hat. Die Behala ist ein städtisches Unternehmen Berlins und hat somit öffentliche Gelder zu verwalten. Der Kläger Ulderup ist von 1923 bis 1926, also ganze drei Jahre, Generaldirektor dieser Gesellschaft gewesen und hat es ver standen, bei seinem mehr oder minder freiwilligen Aus scheiden einen ungewöhnlichen Abfindungs« vertrag für sich durchzusetzen. Der Tatbestand ist folgender: Nachdem der Kläger am 31. März l926 aus dem Vorstand der Behala ausgeschieden war, gewährte inan ihm großzügig einen Abfindungsvertrag, der folgende Punkte enthält: l. die Zahlung eines Monats gehalts von 2000 Mark für die Zeit vom 1. April 1926 bis 31. März 1930 (auf Grund dieses Punktes sind allein 96 000 Mark in die Taschen des Klägers geflossen!), 2. während des gleichen Zeitraums von vier Jahren eine sogenanirte „Dividend e", die aber von dem Geschäfts ergebnis vollkommen unabhängig war, in Höhe von 1850 Mark, 3. dieWeiterzahlungderPrämien für die Lebensversicherung des Klägers, die auf eine iin Jahre 1941 fällige Summe von 100 000 Mark lautet. Die Prämienzahlung sollte ebenfalls mit dem 31. März 1930 aufhörcn. Doch enthielt der Abfiudungsverirag noch die Klausel — und daruin geht es in diesem Prozeß —, daß die Weiterzahlung der Prämien ohne jede Begrenzung auch noch über diesen Zeitpunkt hinaus durch die Behala erfolgen solle, wenn der Kläger „bis dahin keine gleich wertige Stellung gefunden haben sollte." Vereidigung neuer Rekruten der Artillerie-Abteilung Cuxhaven. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 40jährigen Bestehen der IV. Marine-Artillerie-Abteilung Cuxhaven wurden die neneingetretenen Rekruten durch den Kommandanten, Kor vettenkapitän Utke, auf den Führer und das Vaterland vereidigt. (Weltbild — M.) (83. Fortsetzung.) Nasch schritt er vorwärts, ohne sich auch nur einmal nach ihr umzusehen. Aber in seinem Herzen brannte ein wütender Schmerz. Und doch war Dörner froh, daß er sich beherrscht und Maria nur kurz gesagt hatte, daß Zwischen ihnen alles aus sei. Denn hatte er sich vor dieser Begegnung nicht gefürchtet? Weil er sich kannte! Seinen Jähzorn! Und seine Liebe zu Maria. Wie gut es war, daß er so schnell weitergegangen; denn am liebsten hätte er das Mädchen an den Armen gepackt, hätte gebrüllt: , „Wie hast du uns beiden das antun können?!" Vielleicht hätte er sie getötet in seinem wilden Schmerz. Aber mm war es gut so. Und Maria wußte jetzt, daß sie von ihm nichts mehr zu hoffen hatte. — Rudolfs Zorn wich langsam einer wehen, tiefen Traurigkeit. Der Abend war dunkel nnd naßkalt. Das paßte zu seiner Stimmung, und Rudolf lief wohl noch eine Stunde lang durch den Abend. Wenn in ihm Mit leid aufkommen wollte, dann unterdrückte er es mit dem Zornigen Gedanken: Mitleid mit Maria? Mit ihr, die mit frevelnder Hand und leichtsinnigem Herzen unser Glück zerstören konnte? Endlich ging Dörner nach Hause. Aber an Schlaf war sticht zu denken. Er preßte die Fäuste an die Schläfen. ,'Maria, hast du je gewußt, wie lieb ich dich hatte?" Als der Morgen graute, saß der Mann immer noch wach, und der Schmerz um das zerstörte Glück wühlte m ihm. Müde erhob er sich, als seine Wirtin den Kaffee brachte. Er trank eine Tasse des heißen, starken Ge tränkes, dann wusch er sich und machte sich fertig, um wieder in seinen Dienst zu gehen. Aber sein Gang war heute nicht elastisch wie sonst. Es schien, als falle ihm jeder Schritt unendlich schwer. Sein Körper war leicht vornübergebeugt. Rudolf Dörner fühlte: Das würde er niemals ver winden! * Maria kauerte am Boden. Um sie wurde es dunkler und dunkler. Mit irren Augen blickte das Mädchen umher. Rudolf? Rudolf hatte sie hier allein gelassen? Hatte sich nicht mehr um sie gekümmert, nachdem er so grau same Worte gesprochen? War denn das möglich? War es wirklich nicht nur ein entsetzlicher Traum, der endlich ein Ende haben mußte? Nein! Kein Traum! Fürchterliche Wirklichkeit! Rudolf hatte sie von sich gestoßen, als sei sie etwas Erbärmliches, Niedriges! Maria vermochte jetzt nicht einen klaren Gedanken darüber zu fassen, wer wohl ein Interesse daran haben konnte, sie zu verleumden. Und das mußte doch jemand getan haben. Sie versuchte sich zu sammeln. Aber alle Gedanken flatterten ihr davon. Maria erhob sich langsam vom Boden. Kalte Schauer jagten ihr über den Rücken. Ein eisiger Wind strich über sie hin. Nach Hause! Maria schrak zusammen. Nach Hause? Was sollte sie dort? Die alte Frau Lehmann würde in ihrer besorgten, aufdringlichen Art wissen wollen, weshalb es zur Trennung von Rudolf gekommen war. Und sie konnte es ihr doch nicht sagen, weil sie es selbst nicht wußte. Hilma? Die Schwester hatte offen eingestanden, daß sie die Verbindung zwischen Rudolf und ihr nicht wollte. Weil sie ihn selber liebte! Und weil er sie einst ver schmäht hatte. Nun rächte sie sich auf solch niedrige Art. Aber wie durfte Rudolf aus so eine Verleumdung hören? — Maria ging den schmalen Weg dahin. Sie schlug un-! bewußt die Richtung nach der alten »rauen Gasse ein. Als sie in die Nähe des Hauses kam-, in dem sie wohnte, hörte sie drüben das Wasser rauschen. Auf dem Strome schleppte sich ein großer dunkler Kahn vorwärts. Ah und zu hörte man das Rasseln von Ketten. Maria stand und starrte nach dem Wasser hinüber, von wo ein paar Laternen wie müde Augen aus dem Dunkel blinkten. Plötzlich schritt das Mädchen nach dem Strome. An der alten Baracke vorbei, in der Rudolf so lange mit seinen Freunden gehaust. Ein matter Lichtschein drang aus dem Fenster. Dort wohnte jetzt der alte Lumpenhändler. Maria faltete die Hände über der Brust. „Rudols, warum hast du mich verlassen? Du mußtest doch wissen, daß du mein Leben zerbrichst, wenn du mich verläßt!" Maria sagte es leise vor sich hin. Oder Lachte sie es nur? Langsam ging sie weiter. Immer auf das dunkle Wasser zu, das lockend gluckste und rauschte. Wenn sie doch Frieden fände! Wenn sie von nichts mehr wüßte! Wenn ihr armes Herz nicht mehr so namenlos leiden müßte um Rudolf. Wenn sie jetzt still und unbeachtet in dem dunklen Wasser versank ... Dann hätte sie Frieden! Maria erreichte das Ufer. Es war hier steil und das Wasser tief unten dunkel und geheimnisvoll . .. Da merkte sie plötzlich, wie jemand neben ihr stand. Fühlte sich am Arm ergriffen. „Was wollen Sie tun?" Eine Frau sprach es. Dunkel und hoch stand sie neben dem Mädchen. Ihre Stimme klang weich und mütter lich. „Ich kann nicht mehr leben! Ich will Frieden . . .* Maria sagte es leise und senkte ganz, ganz tief den Kopf. „Das ist eine Sünde! Gott Hilst weiter. Kommen Sie mit mir. Haben Sie noch Eltern?" „Nein! Ich hatte " „Einen Mann, der Sie verließ?" „Wir waren verlobt!" .... (Fortsetzung folgt.)