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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postdestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Poftonstalten und Post boten, unsere Austräger u. . ... ... - Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNvlat1 fUk WllSdrUfs U. UMflkfleNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,,' ;od. sonstiger ' -— — Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr:».20 Npsg Dorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen . Annahme durch Fcrnrus üdcrmn. Fernsprecher: Amt Wilsdruff urcu^wir dcinc chcwü^ ' — ' - Siadununspruch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 176 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 31. Juli 1935 Unruheherd Irland. Durch die blutigen Unruhen in der nordirischen Hauptstadt Belfast hat sich das Augenmerk der Welt wieder einmal auf diesen Teil der grünen Insel ge richtet, auf dem noch niemals wirklich Ruhe geherrscht hat. Die Vorgänge in Nordirland liefern den Beweis dafür, daß das Verhältnis der beiden Irland zueinander und zum englischen Mutterland äußerst gespannt und völlig ungeklärt ist. Seit dem Kriegsende hat Irland sich Schritt für Schritt eine größere Selbständigkeit in heißen Kämpfen mit England errungen. Südirland hat es schließlich dahin gebracht, daß es zum eigenen irischen Freistaat erklärt wurde und den Rang eines englischen Dominions erhielt. Aber damit war nur ein vorläufiges Ergebnis erreicht, denn die Kämpfe Irlands gegen England gingen trotzdem weiter. Aber in der Methode war man sich nicht einig. Es gibt da zwei Parteien, die eine, die zufrieden ist mit dem, was 1921 erreicht ist, und die andere, die in dem Abkommen mit England nur eine Etappe sieht. Die erste Partei wird von Cosgrave geführt. Sie sieht das Verhältnis zu England vor allen Dingen unter dem wirtschaftlichen Gesichtspunkt an und ist der Auffassung, daß ein wirtschaftlich aufblühendes Eng land auch die Wirtschaftsblüte Südirlands gewährleistet. Dieser versöhnlichen Partei stehen die Nationalisten gegenüber, die von de Valera geführt werden und die jedes Kompromiß mit England entschieden ablehnen. Sie wollen eine bedingungslos unabhängige irische Republik. Nur in einem Punkte sind sich die beiden Parteien Südirlands einig: in dem Ziele einer Vereinigung m i t N o r d i r l a n d. In Nordirland finden die beiden südirischen Parteien aber nicht die gleiche Gegenliebe. Die sogenannten nordirifchen Loyalisten wollen die An lehnung an das englische Mutterland nicht gefährden, sie halten dem englischen Königshaus die Treue. Ihnen gegenüber steht eine nationalistische Minderheit, die den Zielen Südirlands entgegenkommt und die Bildung einer unabhängigen Republik Irland erstrebt. Als besonderes Hindernis zwischen den beiden Irland steht die kon fessionelle Frage in Nordirland. Die ist es ja gerade, die den Anlaß zu den blutigen Unruhen in Belfast gegeben hat. Schon jetzt hat die kalvinistische Mehrheit in Belfast und Umgebung schwer zu kämpsen gegen die katholische Minderheit. Im Falle einer Vereinigung der beiden Irland würde die katholische Minderheit Nord irlands einen gewaltigen Zuwachs erfahren, und des wegen sind starke Kräfte in Nordirland am Werke, um die Vereinigung Süd- und Nordirlands unbedingt zu ver hindern. So wie die Schüsse der irischen Rationalisten auf die sogenannten Ulsterleute am Tage der Schlacht von Böigne, die im 17. Jahrhundert die Vorherrschaft des protestantischen England in Irland sicherte, das Signal zu blutigen Auseinandersetzungen waren, genau so gut kann an irgendeinem andern Tage ein anderer Zwischen fall die unter der Asche glimmende Unruhe zu neuen Flammen entfachen. Die Ussterpartei widersetzt sich überhaupt allen Bestrebungen zur Vereinigung der beiden Irland, und zwar deswegen, weil sie der Auffassung ist, daß durch die Einigung des wirtschaftlich begünstigten Nordens mit dem vorwiegend landwirtschaftlichen Süden Irlands eine Benachteiligung Nordirlands entstehen würde und weil zudem die Macht der Ulsterleute, die heute sehr stark ist, durch diese Vereinigung ein Ende finden würde. Die Ulsterpartei ist ohnedies dadurch be sonders gereizt worden, daß die nordischen Nationalisten sich geweigert hatten, an den Jubiläumsfeierlichkeiten für das englische Königspaar teilzunehmen. Sie sahen darin eine besonders starke Herausforderung an England über-, baupt und den Beweis der Feindschaft gegen das eng lische Königshaus. Infolgedessen bekämpften sie von dem Tage an die Nationalisten mit besonderer Heftigkeit. Politische, wirtschaftliche und konfessionelle Gegen sätze sind es also, die Irland nicht zur Ruhe kommen lassen. Wie das Verhältnis Englands zu Irland und Sudrrlands zu Nordirland überhaupt einmal geordnet werden soll, ist nach Lage der Dinge nicht zu ersehen. 2>en Kampf gegen Südirland hat England bereits an dem ^.age ausgenommen, als de Valera die seit dem Ver- ""8 von 1921 festgesetzten jährlichen Zahlungen an das englische Mutterland einstellte. Englands Antwort dar- auf war der Zollkrieg gegen Südirland, der natürlich die Wirtschaftslage Südirlands weiter verschlechtert und die Unruhe verstärk hat. Deutscher Protest in Washington. UnterstaatssekretSr Philipps teilt in der Pressebespre chung mit, daß der deutsche Geschäftsträger, Botschaftsrat Leitner, wegen des Flaggenzwischenfalls 'auf dem Dampfer „Bremen" schriftlich und formell Einspruch erhoben habe. Die amtliche Stellungnahme wurde verschoben, bis die Note übersetzt und der Sachverbalt geprüft ist. Uniform- und Uerlammlungsvrrbol Mr den Stahlhelm in Sachten portgefetztr Zerstörung cker OolksgrmeinIGsIt Der sächsische Minister des Innern erläßt im Sächsi schen Verwaltungsblatt vom 30. Juli 1935 folgende Ver ordnung: 8 1. Auf Grund von 8 1 der Verordnung des Reichs präsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Fe bruar 1933 (Reichsgesetzblatt l S. 83) wird für das Ge biet des Landes Sachsen 1 . das Tragen von Abzeichen oder von einheitlicher Kleidung jeder Art, die die Zugehörigkeit zum NS- DFB (Stahlhelm) kennzeichnen; 2 . das Abhaltcn von irgendwelchen Versammlungen einschließlich geschlossener Mitgliederversammlungen und sogen. Pflichtappelle sowie von anderen Ver anstaltungen (Konzerte usw.) im Freien oder in ge schlossenen Räumen durch den NSDFB (Stahlhelm) verboten. 8 2. Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot fallen unter die Strafvorschriftcn des 8 4 der obenerwähnten Reichspräsidentenverordnung. 8 3. Die Verordnung tritt mit dem Tag ihrer Ver kündung in Kraft. He Den verantwortlichen sächsischen Stellen sind seit Monaten Mitteilungen über Verhalten und Äußerungen von Stahlhelmmitgliedern zugegangen, die darauf schließen ließen, daß die Betreffenden nicht die rückhaltlose positive Einstellung zum nationalsozialistischen Staat gefunden haben, die die Bundesführung des Stahlhelm selbst von ihren Mitgliedern verlangt. Der Stahlhelm Hai sich außerstande gezeigt, die nach dem Siege des National sozialismus scharenweise in seine Reihen gekommenen alten Gegner der nationalsozialistischen Weltanschauung zu verantwortungsbewußten und den neuen Staat vor behaltlos bejahenden Volksgenossen zu erziehen. Es kann heute als erwiesen angesehen werden, daß eine Reihe von alten unverbesserlichen Staatsfeinden im sächsischen Stahlhelm Unterschlupf gesucht hat, um eine getarnte Wühlarbeit gegen das Dritte Reich zu beginnen. Auch wurden während der allgemeinen Mitgliedersperre immer noch neue Mitglieder ausgenommen. Dies führte bis in die jüngste Zeit zu einer Reihe von unliebsamen Vorkommnissen. Erwähnenswert ist u. a., daß sich in einer west- sächsischen Industriestadt in kürzester Zeit 19 Fälle er eignet haben, wo Stahlhelmer wegen staatsfeindlicher Äußerungen oder Betätigung zur Rechenschaft gezogen werden mußten. Ein Gutsbesitzer, der Mitglied des Stahlhelms ist, hatte drei Nationalsozialisten auf einmal gekündigt, wodurch sich sechs andere zum Austritt aus der Partei verleiten ließen, weil sie sonst den Verlust ihrer Arbeitsstelle befürchten mußten. Äußerungen von Stahl helmern deuten darauf hin, daß solche Gesinnung von Stahlhelmunternehmern in Sachsen nicht vereinzelt dasteht. Die Tatsache, daß Stahlhelmer wiederholt als Quelle von Unruhe stiftenden Gerüchten festgestellt worden sind, ließ die Überzeugung Raum gewinnen, daß in dieser Organisation Elemente die Oberhand gewonnen haben müssen, die vom Nationalsozialismus in ihre Schlupf winkel getrieben, sich unter der Maske eines nationalen Verbandes wieder an ihre zersetzende Arbeit machten. Unter anderem ist es zu Fällen gekommen, in denen das seit dem 1. Juni bestehende öffentliche Auf marschverbot demonstrativ übertreten wurde. Die Führung des Stahlhelm in Sachsen kann keine Entschuldigung für sich in Anspruch nehmen, denn sonst hätte sie diesem Treiben Einhalt gebieten können, im Ge genteil, in den letzten Tagen, als die Gefahr eines Ver botes auf Grund der aus allen Teilen des Landes ein laufenden Berichte über das Verhalten der Stahlhelmer immer näher rückte, wurden in auffälliger Hast die Mitgliedergelder in Sicherheit ge bracht. Diejenigen Nahlhelmmitglieder, die gegen das Tritte Reich kämpfen, kann man nur als Eidbre cher bezeichnen, denn sie brachen die Verpflichtung gegenüber dem Führer und der Bewegung, die sie auf sich nahmen, als der ehemalige Stahlhelm in den National sozialistischen Frontkämpferbund und damit zur Aufbau arbeit in das Dritte Reich eingegliedert wurde. * Verbot des Mazdaznan-Bundes. Der sächsische Minister des Innern hat den Maz- daznan-Bund, Sitz Leipzig, e. V., und die Mazdaznan- Tempel-Vereinigung e. V. samt ihren Unter- und Nebcn- gliederungen für das Gebiet des Landes Sachsen aufgelöst und verböten. Wer sich als Mitglied der aufgelösten Ver eine betätigt, sie auf andere Weise unterstützt oder d»n durch die Vereine geschaffenen organisatorischen Zusam menhang weiter aufrechtcrhätt, wird bestraft. * Verfloß gegen Gesche und Zischle. Erklärung des Landesführers des NSDFB. zu den Haussuchungen in Mecklenburg. Zu den Haussuchungen bei Stahlhel mern in Mecklenburg hat der Landesführer des NSDFB., wie vom Deutschen Nachrichtenbüro ge meldet wird, eine Erklärung abgegeben, in der es u. a. heißt: „Bei einer von der Geheimen Staatspoffzei angeord neten Haussuchung bei Stahlhelmern nach abgabepflich tigen Waffen sind eine große Anzahl von Gewehren, Karabinern und Pistolen sowie scharfe Munition gefun den worden. Diejenigen Stahlhelmmänner, bei denen diese Funde gemacht worden sind, haben nicht nur gegen die Gesetze, sondern auch gegen die ausdrücklichen Befehle des Landes führers verstoßen. Zu wiederholten Malen sind von meinem Vorgänger und dann später von mir Be fehle zur restlosen Abgabe aller Waffen gegeben worden und Meldung hierüber gefordert. Wenn jetzt doch Waffen in größerer Anzahl bei Stahl helmern vorgefunden sind, so Haven diese Stahlhelmer nicht nur gegen die Gesetze oes Staates und die Befehle ihres Landesführers auf das schwerste verstoßen, sondern sie haben auch die Ehre ihres Landesführers in den Schmutz gezogen." * LK« «««es BekStigungsverbot für konfessionelle Zugendvervände. Der Reichskommissar für die Rückgliederung des Saarlandes hat eine Verordnung erlassen, die allen konfessionellen Jugendverbänden, auch den sür den Einzelfall gebildeten, jede Betätigung, die nicht reinkirchlich-relitziöser Art ist, insbesondere eine solche politischer, sportlicher und volkssportlicher Art, untersagt. Unerlaubt getragene Uniformstücke oder Ab zeichen und unerlaubt mitgeführte Banner oder Fahnen und Wimpel sind einzuziehen. MWreAmi Kens M Lmls in Pnris Gelingt es, Italien zur Mäßigung zu veranlassen? Vor dem Forum des Völkerbundsrats in Gens soll nun der Streit zwischen Italien und Abessinien aufgerollt werden, aber es fragt sich, ob es den Be mühungen Englands und Frankreichs gelingen wird, Italien zur Mäßigung zu veranlassen. Auf die tele phonische Bitte der französischen Regie rung ist der englische Minister für Völkerbunds- angekegenheiten, Eden, statt mit dem Zuge im Flug- zeug nach Paris geflogen, um nach Be- sprcchunaen mit dem französischen Ministerpräsidenten und Außenminister Laval gemeinsam in der Nacht von Paris nach der Völkerbundsstadt zu fahren. Der französische Ministerpräsident Lavalhat vorher im französischen Ministerrat Bericht über die diplo lyatischen Besprechungen im Abessinienkonflikt gegeben Die französische Presse meint, daß man trat allen guten Willens die Lage als höchst verworren, ver Wickelt und heikel bezeichnen müsse. Laval wolle anschei nend dem Völkerbundsrat Vorschlägen, Italien und Abessinien aufzufordern, ihre Verhandlungen lediglich zur Regelung des Zwischenfalls von Ual-Ual wiederauf-u- nehmen und nur im Falle des Scheiterns die Prüfuna der Geiamtfrage nach dem 25, August in Aussicht zu