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WiNmADgeM Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags^ Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postdestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalken und Post boten, unsere Austräger u. . ,« n Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt fUk Wilsdruff U. UM^kaeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger Betriebsstörungen besteht kein ^Anspruchauf Lieferung , der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendcm Tarif Nr. 4. — Na chweisungs-Geb ühr s^20 Rpfg.; Dorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit bcrücksichttgl. — Anzeigen -Annahme bis vormittags 10 Uhr. Richtigkeit der durch Fernruf Übermil. Fernsprecher: Amt Wilsdruff vcr.t-uv lenen Anzeigen überneh. men wrr keine Gewähr. — — .... . —— — Jeder Rabattansprurh erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden muh oder der Auftraggeber r» Konkurs Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 182 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 7. August 1935 SO Lahre Kunstseide. Technik und Wissenschaft haben uns in den letzten 50 Jahren viel Neues, viel Gewaltiges geschenkt. Wir haben den Siegeszug von Auto und Telephon, von Kunstseide und Rundfunk erlebt; empfinden sie als Selbst verständlichkeiten in unserem täglichen Leben, aus dem wir sie uns nicht mehr wegdenken können. Da ist die Kunstseide. Genau 50 Jahre sind ver gangen, seit der französische Graf Chardonnet in Besancon 1884 die erste Kunstseidensabrik der Welt eröffnete. Mancherlei Studienversuche in stillen Gelehrtenstuben und Laboratorien, nicht zuletzt Deutschlands, waren dem Ent schluß zur fabrikmäßigen Herstellung bereits im 17. und 18. Jahrhundert vorausgegangen. Erst 1884 waren die Vorarbeiten so weit gediehen, daß mit der Kunstseiden erzeugung im Fabrikweg begonnen werden konnte. Nie mand ahnte damals, daß schon nach weniger als 50 Jahren die Kunstseide von morgens bis mitternachts den wesentlichen Bestandteil der Frauenkleidung bilden würde. Wäsche, Strümpfe, Sport-, Nachmittags- und Abendkleider, alles ist heute Kunstseide. Auch die Herren der Schöpfung haben ihr ihre Sympathie zugewandt und sie in ihr Wäscheprogramm ausgenommen. An unsern Fenstern hängen Gardinen und Vorhänge aus Kunstseide, unser Frühstückstisch ist mit einer kunstseidenen Decke ge schmückt; Kissen, Schirme, Hüte, Handschuhe, Möbelbezug stoffe, Schlipse, Schals, alles wird heute aus Kunstseide gemacht. Oft in solch feinster Verarbeitung, so weich, so glatt, so knitterfrei, daß es kaum dem Fachmann möglich ist, sie von reiner Seide zu unterscheiden. Wie zart der Einzelfaden der Kunstseide ist, ergibt sich aus der Tatsache, daß ein 9090 Meter langer Kunstseidenfaden säge und schreibe bloß — ein Gramm wiegt. Und dieses zarte Ge bilde spielt heute eine hochbedeutsame Nolle im Wirt schaftsleben der Völker, in Handelsverträgen und Ein fuhrkontingenten und auch im politischen Leben. Die deutsche Kunstseidenerzeugung hat eine recht abwechslungs- und kampfreiche Geschichte hinter sich. 1913 stand Deutschland an der Spitze der kunstseideerzeugenden Länder der Welt, 1934 an fünfter Stelle nach den Ver einigten Staaten, Japan, England und Italien. In der ersten Hälfte von 1935 ist es ans die vierte Stelle vor gerückt und hat, dank der mit aller Energie betriebenen Herstellung, alle Aussicht, sich zumindest an diesem Platz zu behaupten. Das Entwicklungstempo der Kunstseidenher stellung wird am besten durch die Welterzeugungszifsern der letzten 20 Jahre gekennzeichnet. 1913 belief sich die Produktion auf 11 Millionen Kilogramm; 1925 war sie mit 86 Millionen Kilogramm bereits verachtfacht. 1934 erreichte sie bereits die stattliche Menge von 356 Mil lionen Kilogramm. Von diesen 356 Millionen Kilogramm stellten die USA. 26,8 v. H., Japan 19,5 v. H., Italien 13,5 v. H., England 11,7 v. H. und Deutschland mit 39 Millionen Kilogramm 11 v. H. her. Auf die rutsche Kunstseidenerzeugung hat die Devisenknappheit .r letzten Jahre stark anregend gewirkt; ergab sich doch aus ihr die Notwendigkeit, die inneren Rohstoffquellen auch auf dem Gebiet der Textilerzeugung intensiver als bisher zu fördern. Die qualitative Verfeinerung der Kunstseide und ihre modische Begünstigung eröffnen ihr auch weiterhin die besten Zukunftsmöglichkeiten. Ohne Übertreibung kann heute gesagt werden, daß die Kunst seide eine wichtige Stütze unserer Textil wirtschaft darstellt. Die Kunstseide hat uns endgültig unabhängig von der Seide und ihren schwankenden Welt marktpreisen und bis zu einem gewissen Grade auch unab hängig von Baumwolle und ausländischer Wolle gemacht. Hand in Hand mit dem gewaltigen Vormarsch der Kunst seide in aller Welt geht die Verminderung der Seiden erzeugung, die jährlich nur 46 Mill. Kilogramm beträgt. Während der I n l a n d s v e r b r a u ch an Kunstseide in den letzten Jahren in Deutschland zugenommen und eine säst 90prozentige Ausnutzung der Kunstseidenwerke mit sich gebracht hat, hat die deutsche Kunstfeidenaus- Huhr, wie erst kürzlich im Jahresbericht der Bemberg A.-G. festgestellt wurde, nach wie vor mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Ausfuhr von Kunstseidengarnen fiel von 730 000 Kilogramm im Januar 1934 auf 270300 Kilogramm im Januar 1935. Unser bedeutendster Kunstseidenabnehmer ist heute Ungarn, von dem wir umgekehrt große Lebens mittelmengen abnehmen. Allein in den ersten beiden Monaten d. I. haben wir mit 71800 Kilogramm drei mal soviel Kunstseide nach Ungarn geliefert wie im Januar 1934. Auch die K un sts e i d e n e i n fu h r spielt in der deutschen Wirtschaft noch eine beträchtliche Rolle. Bei der Einfuhr handelt es sich hauptsächlich um einige be sondere Kreppgewebe, die Italien und Frankreich in be sonders guten Qualitäten Herstellen; neuerdings beginnt man aber in.Deutschland, besonders bei der I. G. Farben, diese Sorten herzustellen. Im Ausland macht die Kunst- seidenerzeugüng zur Zeit eine sehr verschiedene Entwick lung durch. Während die Erzeugung in der Schweiz nnd in den Niederlanden neuerdings zurückgeht, hält sie sich in Belgien, Polen nnd der Tschechoslowakei ans der Vorjahrs- böhe. In allen anderen Ländern ist ebenso wie in Deutsch land «ne ständigeZunahme derProduktion zu beobachten. Kampfansage Oie Bolschewisten möchten in Oeuischiand wühlen. Komintern beschließt kommunistische Propaganda in Deutschland — Das nationalsozialistische Deutschland wird sich zu schützen wissen. Recht aufschlußreich ist eine Meldung der englischen Zeitung „Daily Telegraph" aus Moskau, wonach die Komintern beschlossen habe, die gesamte Kraft der kommunistischen Propaganda jetzt auf Deutschland zu vereinigen. „Das Hauptziel muß jetzt sein, eine Vereinigung aller Oppositionskräfte gegen das Naziregime zustande zu bringen!" Diese Parole habe der deutsche Kommunist Florin unter größtem Beifall auf dem Kominternkongretz ausgegcben und hinzugcfügt, die deutschen Kommunisten seien jetzt im Begriff, eine Ein heitsfront aller Gegner des Nazircgimes einschließlich der katholischen Arbeiter zu bilden. Die Hauptleitung der Propaganda für Deutschland liege in den Händen von Dimitrofs und Pieck. * Die Meldung des Moskauer Korrespondenten des „Daily Telegraph" muß, wie die „Berliner Nachtausgabe" schreibt, einen Teil der englischen Zeitungsleser über raschen, denn diese Meldung widerspricht mit jedem Satz dem, was man in Lyndon einem Teil der Zeitungs leser wochenlang über die Zustände in Deutschland vor gelogen hat, nnd entspricht dem, was der Reichs- propagandaministcr Dr. Goebbels in seiner Rede in Essen dargelegt und an selbstverständlichen Forderungen für den Schutz des nationalsozialistischen Deutschland auf gestellt hat. Die Verhandlungen des Komintcrnkongresses in Moskau sind in Deutschland sehr genau verfolgt worden. Wir kennen jede dort ausgegebene Parole, aber man hat bisher in England und in Frankreich nicht die richtigen Folgerungen aus den Verhandlungen gezogen, vor allem auch nicht gegenüber Deutschland. Für die eigene Sicherheit der englischen und französischen Bevölkerung vor den jetzt schon an allen Ecken aufflammenden kommunistischen Umsturzversuchen zu sorgen, ist Sache der Regierungen dieser Länder. Als Deutschland selbstver ständliche Abwehrmaßnahmen gegen diese kommunistische Agitation, mit der die ganze Welt zerrüttet werden soll, im Laufe des Monats Juli traf, hatte man in London und in Paris durch Greuellügen den Ein ruck zu erwecken versucht, als ob in Deutschland eine Hetze gegen die katholische Religion ausgebrochen sei, als ob die nationalsozialistische Staatsführung irgendwie gefährdet sei und große Unruhen in Deutschland bevorständen. Das nationalsozialistische Deutschland ist ohne weiteres in der Lage, sich gegen die in Moskau von Dimitrofs, Pieck und Florin propagierte neue Welle der Agitation zu wehren. Wo die Abwehr einsetzen mutz, wird im übrigen gleich in solchem Umfang Ordnung geschaffen, daß die Möglichkeit zu jeglicher Agitation verschwindet. Dank der Entschlossenheit des Führers und seiner Mit arbeiter sind im nationalsozialistischen Deutschland alle polizeilichen und alle gesetzlichen Mög lichkeiten für die rücksichtslose Unter- drückungjederkommunistischenAgitation vorhanden. Es wäre deshalb unsinnig, wenn jemand in der Welt annehmen wollte, daß man in Deutschland innerhalb von Kreisen „katholischer Arbeiter" oder sonstiger früherer Organisationen mit Erfolg kom munistische Propaganda betreiben könnte. Dimilroffs welirevolulionäre plane. Unter der formellen Kennzeichnung als „Aussprache über den Bericht des Genossen Dimitrofs" wurden auf dem Kominternkongreß die Losungen Ein besonderes Kapitel in der Kunstseidenerzeugung der Welt bildet die j a p a n i s ch e H e r st e t l u n g. Japa nische Kunstseide beunruhigt, wie manches Erzeugnis ans dem „Fernen Osten", infolge ihres niedrigen Preises immer wieder die Weltmärkte. Die niedrigen japanischen Löhne, die Entwertung des Yen, billigste Heimarbeit und starke staatliche Unterstützung der japanischen Kunstseiden industrie tragen wesentlich zu der billigen Preisstellung für japanische Kunstseide bei. Japan ist gegenwärtig aus, dem besten Wege, seine'Kunstseidenherstellüng zu ver doppeln. Besonders überraschend dürste die Tatsache sein, daß neuerdings auch in C h i n a, dem Ursprungsland der Seidenindustrie, eine eigene Kunstseidenindustrie im Ent stehen ist. Anlaß dazu gab der blühende Schmuggel, der mit Kunstseide dort infolge des bestehenden Kunstseiden einfuhrverbots getrieben wurde. L. Hamel. aus Moskau. durchveraten, die der ehemalige Angeklagte im Reichstags brandstifterprozeß seinen Gesinnungsgenossen zur schnelle ren Herbeiführung der Weltrevolution ausgegeben hat. Dimitrofs hatte als vordringliche Aufgabe für die ausländischen Sektionen der Komintern den „Übergang von der Verteidigung zum Angriff" bezeichnet. Dies sollte auf politischem Gebiet durch die Gewinnung der Werktätigen nnd ihrer ständigen Bereit schaft zu „entscheidenden Handlungen", auf gewerkschaft lichem Gebiet aber durch die Organisierung politischer und wirtschaftlicher Streiks erreicht werden. Eben zu diesem Zweck — so schlägt dieser Theoretiker des Ausruhrs vor — sollten mit allen, die sich dazu gewinnen ließen, Pakte über die „Einheit des Handelns" ab geschlossen werden, und zwar sowohl im nationalen wie im internationalen Maßstab. Diese Thesen Dimitroffs — der gegenwärtig das Vertrauen Stalins in besonderem Maße genießt — wur den auf dem Kominternkongreß vom Standpunkt der ein zelnen Sektionsvertreter behandelt. Offen« Kampfansage aus Moskau. Erst jetzt veröffentlicht die SowjetamtLiche Telegra phenagentur in seitenlangen Ausführungen das „gekürzte Stenogramm" von dem auf dem Kominternkongreß er statteten Bericht des größten und skrupellosesten aller bol schewistischen Agitatoren, Georgi Dimitrofs. Mit dieser verspäteten Veröffentlichung wiederholt sich der Fall Pieck am Beginn der Tagung. Auch dessen Vortrag ist — wie die Rede Dimitroffs — erst nach einer sorgfältigen Abtvägung aller von ihr erhofften propagandistischen Wir kungen in kommunistischen Parteikreisen auf der einen nnd der befürchteten außenpolitischen Komplikationen auf der anderen Seite von der sowjetamtlichen Agentur der Oeffentlichkeit übergeben worden. In seinem sechsstündigen Bericht „Der Vormarsch des Faschismus und die Aufgaben der kommunistischen Internationale im Kampf um die Schaffung einer Ein heitsfront" gibt Dimitrosf unumwunden den Sieg des Faschismus zu. Der Faschismus habe gesiegt, weil es ihm gelungen sei, breite Massen der Bauern und Landarbeiter mitzureißen und in-die Reihen der Jugend einzudringen. Als der Nationalsozialismus in Deutschland bereits zu einer bedrohlichen Massenbewegung herangewachsen war, hätten die „deutschen" Kommunisten wie Heinz Neumann sich damit gebrüstet, „wenn das Dritte Reich Hitlers je mals Wirklichkeit werden sollte, dann nur bis zu andert halb Meter unter der Erde". Dimitrofs gibt Verhaltungsmaßregeln, die zu einem neuen Aufschwung des Kommunismus in faschistisch re gierten Ländern „insbesondere in Deutschland und Ita lien" zu einer Unterhöhlung der gegenwärtigen Staats- gswalt, zu einem Wachsen der Unzufriedenheit, zu Streiks, Straßenunruhen usw. und schließlich zu einer kommuni stischen Revolution führen sollten. Was nun in seinen Ausführungen folgt, ist der Gipfelpunkt der internatio nalen Demagogie und der Massenverhetzung, ist zugleich aber eine Kampfansage an den Nationalsozialismus und die herrschende staatliche Ordnung in Deutschland, die in solcher zynischen Offenheit sogar auf diesem Komintern kongreß bisher ihresgleichen suchen dürfte. „Das grundlegendeLiel in solchen Ländern, besonders in Deutschland und Italien, ist die sachkundige und ver ständnisvolle Verbindung des Kampfes mit der faschisti schen Diktatur von außen her und einer Unterhöhlung im Innern, und zwar in den faschistischen Massenorga nisationen." Dimitrofs spiegelte dem Kongreß dann sein Wunschbild „der furchtbaren Zustände in Deutschland" vor und mutz offen bekennen, daß „die Mehrheit der Werk tätigen sich der Möglichkeit eines Sturzes des National sozialismus noch nicht bewutzt geworden ist". Weiter behandelt Dimitrosf „die Sck-r ateg i e' des kommenden kommunistischen Vorgehens. Man müsse die Einheitsfront aller antifaschistischen Kräfte in Deutschland anstreben. Man müsse nicht sagen, daß es, wenn man die Sache richtig anpacke, nicht gelänge, alle unzufriedenen Elemente zu sammeln und sie in den Kampf gegen die herrschenden Faschisten einzusetzen. Die Werkätigen, Ar beiter, Landarbeiter und kleine Angestellte, die Jugend, aber auch die katholischen Verbände, müß ten vereinigt werden im Kampf gegen den Faschismus. -- Von dieser Sammlung aller staatsfeindlichen Kräfte in den faschistisch regierten Ländern, „besonders aber in Dentschland und Italien", verspricht sich der unter dem Schutz der Regierung der Sowjetunion stehende Welt revolutionär einen wichtigen Fortschritt des Gedankens der gewerkschaftlichen Einheitsfront in der ganzen Welt. Daß aber Dimitrofs in Deutschland und Italien — den größten faschistischen Ländern im Herzen Europas — auf diese Weise die Möglichkeit eines Kampfes gegen den Fa schismus sicht, begeistert ihn zu dem Gedanken, dav e»