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RudoLf Heß Lm Dsuifchlanölager. Am Montag besuchte der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, das Dentschlandlager der Hitler-Jugend in Kohlmühle. Nachdem er die Front der Ehrengefolg- 'chaft abgeschritten hatte, begrüßte Oberbannführer Minke, ?"r Leiter des Dentschlandlagers, den Stellvertreter des Führers sowie den Gauleiter Bohle, den Leiter der iuslandsorganisation der NSDAP. Reichsminister Heß besichtigte das Lager und äußerte ferne Zufriedenheit über das Geschehene. Er unterhielt sich eingehend und lange mit den auslandsdeutschen Jungen. Zum Schluß vereinte eine kurze erhebende Feierstunde auf der Thingstätte den Stellvertreter des Führers mit der Lagermannschaft. Rudolf Heß hat als Vorsitzender des Ehrenäusschusses für das Deutschlandlager an dessen Zu standekommen großen Anteil. Oberbannführer Minke wies in den Begrüßungsworten an der Thingstättte gerade auf diese Tatsache besonders hin. Hierauf führte Reichs- Minister Heß aus: Meine lieben auslandsdeutschen Jun gen! Wie Ihr, bin auch ich Auslandsdeutscher und wie die meisten von Euch im Ausland geboren und ausge wachsen. Ich weiß, wie schwer es ist, draußen sein Deutschtum hochzuhalten. Aber es ist nicht das schlechteste, was draußen gehaßt wird. Ich glaube, daß sich in der übrigen Welt allmählich das Bild, das sie von Deutschland hat, ändern wird und sie Deutschland so sehen wird, wie Ihr es mit eigenen Augen sehen werdet auf der Fahrt durch dieses neue Deutschland. Seht es Ench an nnd nehmt den Eindruck mit hinaus zu den Freunden und Kameraden, die nicht das Glück hatten, hierherkommen zu können. Erzählt ihnen von dem, was Ihr hier gesehen habt, und erzählt ihnen von den großen Erfolgen, die das Deutsch land des Führers in der kurzen Zeit seit seiner Macht ergreifung vollbracht hat. Grüßt draußen die Deutschen in Eurer Heimat von der alten Heimat und sagt ihnen, daß sie nicht vergessen werden von nns. Im Laufe des Montag traf der Ches der ruhmreichen deutschen Hochseeflotte, Admiral von Trotha, im Deutschlandlager ein, der in seiner Eigenschaft als Ehren- führer der Marine-Hitler-Jugend das Deutschlandlager besichtigte; er wurde auch von Rudolf Heß begrüßt. Me größie Devisenschiebung -es Zahres -1934. Hohe Zuchthausstrafen für die Sperr markschieber Lebori us und Genossen. Nach zehnwöchiger Verhandlung verkündete die 4. Große Strafkammer desBerlincrLandgerichts das Urteil gegen die zwölfköpfige Sperrmart- schieberbande Lebo r ins und Genossen. Der 41jährige Hauptangeklagtc Willi Leborins wurde wegen Devisenvergehens in vier Fällen und aktiver Bestechung zu 13 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehr verlust und 150 000 Mark Geldstrafe verurteilt. Der 45jährige Gregor Seldo witsch, ein Ausländer, er hielt 11 Jahre Zuchthaus und 120 000 Mark Geldstrafe. Die Angeklagten Dr. Walter Schott, Ferdinand Malczyk und Hedwig Rohloff wurden zu je sieben Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und 60 000 Mark Geldstrafe verurteilt. Bei den übrigen Angeklagten stuften sich die Zuchthausstrafen von fünf bis zu zwei Jahren ab; zwei Angeklagte wurden srcigcfprochcn. Das Gericht erklärte 14 400 Mark Bestechungsgelder als für den Staat verfallen. Bei den Verfehlungen der Angeklagten handelt es sich umdiegrößteDeviscnschicbungdesJahres 1 934. Unter der Vorspiegelung, notleidende Unternehmungen zn sä stieren oder neue Be triebe aufzuziehen, haben sich die Angeklagten die Frei gabe großer Sperrmarkbeträge erschlichen. Zum Glück konnten die Verfehlungen aufgedecrt werden, ehe die weiteren Pläne, die noch erheblich größere Schiebungen vorsahen, durchgeführt werden konnten. Bei dem zu elf Jahren Zuchthaus verurteilten staatenlosen Juden Seldowitsch war während der Untersuchungshaft ein Kassiber gefunden worden, in dem er die Deutschen als „Speichellecker" beschimpfte und die Hoffnung aussprach, daß der Vorsitzende möglichst bald sterben möge. Schmuckere Uniform für EisenhaWeamie Die Reichsbahnhauptverwaltung hat einen langgehegten Wunsch der Eisenbahner erfüllt und eine schmuckere Dienstkleidung eingesührt, die nach Auf tragung der alten Uniformen an die Beamten und Arbeiter der Reichsbahn ausgegeben wird. Die dunkelblaue Joppe erhält einen kleidsameren Schnitt als bisher und wird in zweifacher Ausführung geliefert. Sie ist einreihig und hat in der einen Ausführung vier matt goldene gekörnte Knöpfe ohne Reichsadler, in der anderen sechs Knöpfe. Beide Arten sind aus dunkelblauem Tuch. Die eine Joppe darf aber anch mit offenem Umlegekragen getragen werden. Zu dieser Joppe ist ein weißer oder blauweißgestreifter Stehumlegekragen mit gleichen: Ober hemd oder Vorhemd mit schwarzem Lüngsschlips vor geschrieben. Völlig neuartig ist für die Eisenbahner die An bringung der Rangabzeichen auf Achsel stücken. Ferner wird der geflügelte Adler, der bisher an der Mütze getragen wurde, nunmehr an den Kragen spiegeln befestigt. Das nationalsozialistische Hoheitsab zeichen wird jetzt an Stelle des geflügelten Adlers an der Mütze angebracht. Die Mütze, die in der Form der ReichswehrkLappmütze getragen wird, erhält Vesatzstreifen aus schwarzem Samt mit militärrotem Besatz. Be- amtederBesoldungsgruppen7bis12 tragen eine blaufarbige golddurchwirkte Mützenkordel, Beamte der Besoldungsgruppen 11 bis 7a eine goldene, blaudurchwirkte Kordel und Beamte der höheren Besoldungsgruppen eine goldfarbige Mützenkordel. Beamte im Vorbereitungsdienst und Arbeiter tragen an der Mütze einen Lederstnrmriemen. Die Mütze besteht aus dunkelblauem Tuch; die Hose ist schwarz. Die neuen Abzeichen sind schon jetzt allgemein an der Dienstkleidung anzubringen. Unser höchstes Gut ist ein gesundes, lebensstarkes Volk. Wir schaffen cs, wenn wir gesunde, deutsche Mütter und gesunde Kinder dem deutsche Volk er halten! Für dieses Ziel kämpft die NS-Vollswohl- sahrt! Kämpfe auch Du mit! 8ns ZMlin ziik g. MmkwWt MM Die südamerikanischen Journalisten kehren in ihre Heimat zurück. Ein Abschiedstelegramm. Friedrichshafen, 27. Juli. Graf Zeppelin startete cm Montag 22.05 Uhr zu feiner neunten Südsmerikasahrt un ter Führung von Kapitän Schiller. Sämtliche Kabinen sind be legt. Die am 9. Juli in Friedrichshafen eingetroffenen Mameri- kanischen Pressevertreter, die eine Studienreise durch Deutsch land unternahmen, kehren an Berd des Graf Zeppelin in ihre Heimat zurück. Unter herzlichen Wiedersehensrusen und freudi- gem Winken aus dem hell erleuchteten Kabinenfenstern nahmen sie Abschied von den zahlreich erschienenen Zuschauern. Vor ihrer Abfahrt sandten sie folgendes Telegramm an die Deutsche Lufthansa: „Beim Abschluß der Deutschlandreise sprechen die Vertre ter der südamerikanischen Presse der Deutschen Lufthansa, der Deutschen Lustreederei, der Condor Syndicato Limitoda und dem Reichsverband der beutchen Presse ihren Dank für die herzliche Ausnahme aus, die ihnen während ihres dreiwöchi gen Aufenthaltes in Deutschland zuteil wurde. Die Reise hat dazu beigetragen, die bereits bestehenden guten Beziehungen zwischen unseren Vaterländern, die durch die großen Leistungen der deutschen Handeisluftsahrt so nah aneinander gerückt sind, noch enger zu gestalten. Wir grüßen beim Abschied in Fried richshafen das Deutschland der Arbeit, der Ordnung und des Friedens, für das wir in unseren Herzen aufrichtige Bewun derung mit hinübernehmen über den Ozean." Unterzeichnet ist das Telegramm von Vertretern der Zei tungen „La Nacion", Buenos Aires; „Correio da Rotte", Rio de Janeiro; „El Mundo", Buenos Aires; „La Racon", Buenos Aires; „Journal de Brasil", Buenos Aires; „El Mercurio", Santiago de Chile; „Estodo de Sao Paolo" und „La Ma- nana", Montevideo Ms mrfeeer Heimat. Wilsdruff, am 30. Juli 1935. Oer Spruch Oes Tages: „Mache dir Mut, der Stimme Gottes in dir treu zu sein." Wieland. Jubiläen und Gedenktage; 31. Juli. 1843 Der Schriftsteller Peter Rosegger geb. 1886 Der Komponist Franz Liszt gest. Sonne nnd Mond. 31. Juli: S.-A. 4.16, S.-U. 19.55; M.-A. 5.23, M.-U. 20.03 Vor dem großen Zug nach dem Süden. In der Vogelwelt ist es stiller geworden. Die Mauser hat bei vielen Arten bereits begonnen. Die Vögel ersetzen ihr Federkleid, das unter dem Einfluß der Witterung un ansehnlich geworden ist, durch ein neues, das aber nicht mehr die leuchtenden Farben des Hochzeitskleides im Früh ling trägt, sondern einfarbiger ist. Männchen und Weib chen sehen sich jetzt ähnlicher. Die Vögel leben nun auch zurückgezogener. Das mun tere Volk der Meisen, das im Winter und Frühling die Gärten belebt, ist nahezu verschwunden. Vereinzelt findet man zwar noch fütternde Vögel, so den Zaunkönig und Grünfinken, im allgemeinen ist aber die Brutzeit beendet, und die Vögel, soweit sie Zugvögel sind, bereiten sich aus den großen Zug nach dem Süden vor. Das beste Beispiel für den Beginn des Zuges, das jedem aufmerksamen Beob achter auffällt, ist der Abzug des Mauerseglers, der fast regelmäßig in den letzten Julitagen verschwindet. Auf fällig sind jetzt die Scharen der Jungstare, die sich vor allem an den Ufern der Seen zeigen und die Nacht im Schilf zubringen. Sie sind es auch, die die Kirschbäume plündern und sonst mancherlei Schäden anrichten. Es handelt sich aber nicht um unsere einheimischen Jungstare, sondern um Zuwanderer aus dem Nordosten, aus Finnland, aus Liv land und Lettland, die sich auf der Wanderung in die Winterquartiere befinden. Unsere norddeutschen Jung tiere haben schon die Wanderung angetreten und befinden sich heute bereits in Holland und Belgien, in Nordfrank reich und an der Südwestküste Englands. Das zeigen mit aller Deutlichkeit die Beringungsergebnisse der Vogel warte Helgoland, bei der alljährlich um diese Zeit Rück meldungen aus diesen Gegenden eingehen. Auch in den Kleinvögeln regt sich jetzt der Zugtrieb, und so kann man schon vereinzelt Pieperarten, Nachtigallen und Rotschwänze ziehen sehen. Sie tauchen bald hier aus und bald da, wo sie sonst nicht zu finden sind, aber erst im August ziehen sie in größeren Scharen südwärts, und dann folgen ihnen auch die Fliegenschnäpper, die Laubsänger, der Kuckuck, die Rohrsänger und verschiedene andere Vogel arten. An die Wilsdruffer Einwohnerschaft! Der Wohnungsausschuß für das Schulfest Wilsdruff 1935 steht in voller Vorbereitungsavbeit. Seine ihm übertragene Auf gabe kann er aber nur bei tätiger Mithilfe aller Bevölkerungs kreise der Stadt restlos erledigen. Deshalb noch einmal fol: gende Bitten an alle: 1. In vielen Familien liegen noch ausgefüllte Anmeldezet- tel. Geben Sie diese sofort ab bei Lehrer Anders, Kauf mann Kurt Plattner, Schuhmachermeister Matthes, Gastwirt Geißler, Verwaltungssekretär Schreckenbach, Holznadelmacher Mußbach, Oberpostsekretär i. R. Ebert oder H. Thomas (Stadtbank). 2. Für Angabe feder weiteren Anschrist aller Jahr gänge, auch der ältesten, an diese Stellen sind wir sehr dankbar. 3. Sollte eine Familie bei der Abgabe der Anmeldezettel übersehen worden sein, so bitten wir, darin nicht etwa — wie es geschehen ist — eine absichtliche Zurücksetzung zu erblicken und trotzdem Anschriften abzugeben. 4. Auch die Anschriften derer, die aus umliegenden Orten Wilsdruffer Schulen besuchten, sind erwünscht. 5. An alle ergeht die Bitte, in Briesen an Angehörige und Freunde immer wieder zum Fest einzuladen, weil trotz aller Bemühungen nicht alle Ehemaligen restlos erfaßt werden dürf ten. Die Zeit des Festes rückt immer näher, darum handeln Sie so schnell wie möglich! Immer noch kühles Wetter! Wir leben in der Zeit der Hundstage. Da soll die Sonne vom Himmel brennen. Aber es ist doch wesentlich anders. Es ist recht kühl, ja kalt muß man. sagen, und dieSonne läßt sich recht wenig sehen. Der stark böige Wind verleidet den Aufenthalt !m Freien. Die Wettervorher sage ist auch für die nächsten Tage noch recht unbestimmt, doch soll die Bewölkung abnehmen und es soll wieder wärmer werden. Scharfes Vorgehen der Polizei gegen undisziplinierte Rad fahrer. Der Polizeipräsident zu Leipzig gibt bekannt: Die Un fälle der Straße haben in letzter Zeit wieder ganz erheblich zu genommen. Es ist erwiesen, daß diese Vermehrung auf eine Lockerung der Verkehrsdisziplin zurückzuführen ist. Im beson deren Maße sind hieran die Radfahrer beteiligt, unter denen es noch viele gibt, die sich ständig über die Verkehrsvorschrif- ten hinwegsetzen. Es gilt dies nicht allein für den Verkehr innerhalb, sondern auch außerhalb des Stadtgebietes. Bezeich nend hierfür ist, daß kürzlich an einem Tage im Stadtbezirk 154 Verkehrsübertretungen polizeilich festgestellt wurden, von de nen allein 86 auf Radfahrer entfielen. Im Bezirke der Amts hauptmannschaft Leipzig betrug diese Tagesstatistik 386 Fälle; 292 davon entfielen auf Radfahrer. — Oft genug sind wilde Fahrer von der Polizei verwarnt oder abgestraft worden. Alle Aüfklärungs und Erziehungsversuche scheinen aber bei solchen Verkehrssündern nicht zu fruchten. Im Kampfe gegen die wie- Per überhandnehmende Disziplinlosigkeit sieht sich die Polizei nunmehr gezwungen, mit aller Schärfe einzugreifen. Anständige Wegebenuher müssen unbedingt vor rücksichtslosen geschützt wer den! Man zeige sich deshalb nicht erstaunt, wenn der Polizei beamte es künftig nicht mehr mit einer Verwarnung bewenden läßt, sondern Uebertretungen von Verkehrsvorschriften ohne weiteres abstraft oder anzeigt. Die einer Anzeige folgende Strafe wird keine milde sein. Unter Umständen ist auch mit Haftstrafen und mit Wegnahme des Fahrrades zu rechnen. Es gilt, das Leben und die Gesundheit aller Mitmenschen zu schützen und die Sicherheit im öffentlichen Verkehr unbedingt zu gewährleisten. Meldeplaketten entfernen! Die Wirtschaftsgruppe Einzel- handel teilt mit: Nachdem die bisher zur Wirtschaftsgruppe Ein zelhandel gemeldeten Firmen überwiegend karteimäßig erfaßt sind, erübrigt sich für den weiteren Gang des Meldeverfahrens die Beibehaltung der Plaketten mit der Aufschrift: „Gemeldet beim Gesamtverband des Deutschen Einzelhandels". Es hat sich auch gezeigt, daß nach Errichtung der Wirtschaftsgruppe Ein zelhandel die Anbringung der Plaketten mit der alten Bs- zeichqung „Gesamtverband des (Deutschen Einzelhandels un nötige Verwirrung hervorruft. Einzelne Firmen haben ihre Plaketten inzwischen verloren; jn einigen Fällen ist auch Miß brauch mit ihnen getrieben worden. Der Leiter der Wirt- schastsgruppe Einzelhandel hat daher angeordnet, die Plaket ten „Gemeldet beim Gesamtverband des Deutschen Einzelhan dels" von den Schaufenstern und Ladentüren zu entfernen. Sächsische Landeslotterie. Die 4. Klaffe der 207. Sächsi schen Landeslotterie wird am 5., 6. und 7. August gezogen. Man versäume nicht, sein Lös rechtzeitig vom Staatslotterie. einnehmer zu entnehmen oder wenn man es schon in Händen hat, vor der Ziehung zu bezahlen, weil nur rechtzeitig bezahlte Lose den Gewinnanspruch sichern. Schicksal? Lange hatten Müllers überlegt, ob sie dem Rufe der NSV. folgen und ein Ferienkind aufnehmen sollten. Herr Müller hatte es anfangs kaum gewagt, seiner Frau den Vorschlag zu machen, denn seit dem Tode ihrer kleinen Lieselotte ging sie ängstlich Kindern aus dem Wege und wollte nicht einmal ihre Neffen und Nichten bei sich sehen. — Stundenlang saß sie manchmal im Zimmer ihres verstorbenen Kindes und gab sich unnützen Grübe leien hin, bis ihr eines Tages ihr Mann den Vorschlag machte, ein Ferienkind ins Haus zu nehmen, damit endlich wieder ein Kinderlachen durch das Haus schallen und seine Fran ihren Schmerz überwinden lernen sollte. Durch die NSV. erhielten sie dann ein kleines Mädel aus Süddeutschland, das sich mit seinem drolligen Dialekt gar bald in die Herzen der Pflegeeltern einschlich. Wie wohl tat es Frau Müller, wenn zwei warme Kinder ärmchen sich um ihren Hals schlangen, und wenn sie dann mit sorgender weicher Mutterhand Heimwehtränen fort streicheln konnte. Gar bald schon liebte sie die kleine Marlies so, daß ihr das Herz wehe tat bei dem Gedanken an einen Abschied. Wie munter plauderte und lachte das kleine Ding und erfüllte das bisher so dunkle, einsame Haus mit Sonne! Plötzlich, kurz vor der Abreise der kleinen Marlies, kam eine Schreckensnachricht: Marlws Mutter war im Wochenbett gestorben, und der Vater fragte an, ob Müllers das Mädel Wohl noch eine Woche länger behalten könnten, da er im Moment selbst ganz kopflos sei. — Natürlich sagten Müllers sofort zu und versprachen, das Kind so lange zu behalten, bis der Vater wisse, wie sein Haushalt für die Folge gestaltet sein würde. Marlies' Schmerz war im ersten Augenblick grenzenlos. Sie konnte es nicht fassen, daß es das geben sollte, daß man seine Mutti nun einfach nicht mehr habe. Erst als Frau Müller dann dem Kinde von dem eigenen Schmerz, dem eigenen Verlust erzählte, legte Marlies beide Ärmchen um Frau Müllers Hals und bat: „Nun bleibe ich bei dir, dann habe ich wieder eine Mutti und du hast ein Kind, und meinen Vati lädst du manchmal ein, damit er nicht traurig und alleine ist!" — Und Frau Müller, die noch wenige Wochen vorher so mutlos und lebensunlustig gewesen war, bekam neuen Lebensmut durch neue Aufgaben, die sie nun zu erfüllen Hatto. Marlies aber vergaß — wie jedes Kind — gar bald den ersten großen Schmerz und wurde Müllers ein wirkliches Töchterchen, das sie WM M MMMLsute lieben. --