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MsdmfferTageblalt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das .Äilsdruffsr Tageblatt" erscheint an allen Werkragen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. „ Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- fUt WlLddrUn U. gegen, Fm Falle höherer Gewalt, od. sonstiger " ' ' - - ' »> ' —Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto deiliegl. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpsg. — Dorgeschriedenk Erscheinungstagc und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen- Annahme bis vormittags 10 Uhr. - . „ , Für d,e Richtigkeit der durch Fernruf übermn. k k N s Precht? ' ?lMl "l,en Anzeigen überneh- Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 168 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 22. Juli 1935 Schule der Gemeinschaftserziehung. Die deutsche Hitler-Jugend steht für Monme im Bann der Sommerlager. Tausende und aber Tausende von Hitlerjungen und Pimpfen erleben zum erstenmal in ihrem Dasein in diesen Sommerwochen d i e große Kameradschaft, die sich vorbildlich in der Gemeinsamkeit des Lagers ausbildet. Glied einer Lagergemeinschaft zu werden, ist heute das heiße Sehnen jedes Hitlerjungen, der stolz darauf ist, den Namen des Führers zu tragen und der eine Vorstellung von dem großen Begriff der Lagerkameradschaft hat. Das Lager hat erzieherischen Wert. Gerade aber die Erziehung zu aufrechten und kernigen deutschen Männern, die sich in jeder Lebenslage stets ihrer Ver antwortung gegen Führer und Staat bewußt sind, ist ein Hauptzweck der Hitler-Jugend. Im Lager lernt der junge Mensch, seinen eigenen Willen dem Höheren Willen einer Gemeinschaft ein- und unterzuordnen. Unter ständiger Aufsicht und Begutachtung seiner Lager kameraden reißt er sich mehr denn je zusammen, um zu den Besten, der Gemeinschaft zu gehören. Im Lager ist alles bewußt auf die Gemein schaftserziehung abgestellt. Eigenbrötler, Besser wisser und Stubenhocker fühlen sich hier nicht wohl. Jhnesi ist der Sinn solcher Gemeinschaft noch nicht aufgegangeu. Gott fei Dank ist ihre Zahl ganz gering. Der deutsche Junge fühlt das Echte und Gesundechieser Gemeinschafts erziehung und drängt ihr entgegen, um ihrer teilhaftig zu werden. Gerade die Lagererziehung zeigt, daß die deutsche Jugend zum mindesten jene unglückselige Jch- Periode überwunden hat, und daß heute das eigene Ich unter das umfassende Wir nicht nur in der Gemeinschaft, sondern auch außerhalb der Gemeinschaft im täglichen Leben gestellt wird. Im Lager wird dieser Wille der Jugend zur Gemeinschaft bewußt gepflegt und vertieft. Das ist vielleicht der gehaltvollste Kern jenes Lager lebens, von dessen Erlebnis wir Älteren kaum eine Vor stellung haben, weil es so etwas in der Zeit, als wir Jungen waren, im demokratischen Deutschland nicht gab. Wir haben uns unseren Glauben an die Gemeinschaft und damit an unser deutsches Volk und seine Berufung auf andere Weise erkämpfen müssen, als jene Jugend, di'e heute in die Hitler-Jugend hineinwächst. Heute freuen wir uns täglich darüber, wenn wir sehen, mit welchem heiligen Ernst die Zukunft Deutschlands, die unser Glaube ist, sich dem Dienst an Volk und Staat hingibt. Denn auch die Gemeinschaftserziehung im Lager ist Dien st an Volk und Staat und nicht etwa ein sommerliches Ferienvergnügen oder gar eine Gelegenheit, sich in ungesunder Weise auszutoben. Dafür, daß so etwas nicht ist, sorgt die freiwillige Disziplin, die unter unseren Hitlerjungen herrscht, die ihnen die Freude am Dasein, auf die gerade die Jugend ein besonderes Anrecht hat, voll und ganz läßt, sie aber doch immer und immer wieder, man möchte fast sagen unmerklich, an ihre Auf gabe und die Pflicht gegenüber Staat und Volk mahnt. In diesem Sommer ist zum erstenmal im größten Rahmen von der Führung der Hitler-Jugend der Versuch gemacht worden, solche Lager durchzuführen. D ie e r st e Etappe ist erreicht. Tausende von Hitlerjungen sind schon wieder in ihr Elternhaus zurückgekehrt, um anderen Tausenden, die gleichfalls diese Schule der Gemeinschaftserziehung durchlaufen wollen, Platz zu machen. Bei Beginn der zweiten Etappe kann man bereits die Feststellung treffen, daß der erste Versuch voll und ganz gelungen ist. In echter Kameradschaft und in un bedingter Disziplin hat sich ein vorbildliches Lagerleben durchführen lassen und jedem Jungen das Erlebnis der Gemeinschaft vermittelt. Im Lager erhält die Jugend jene innere Ausrichtung, die den einzelnen zum Kameraden und Nationalsozialisten, zum treuen Kämpfer für den Führer und seine Bewegung werden läßt. Unsere Jugend hat den Sinn des Gemeinschafts lebens und der Gemeinschaftserziehung begriffen. Sie weiß, daß aus ihrer Gemeinschaft von heute die Volks gemeinschaft von morgen wird. Die Justiz im Kampf gegen den politischen Katholizismus. Erlaß des Reichsministers der Justiz. Der Reichsminister der Justiz hat den Erlaß des preußischen Ministerpräsidenten zur Abwehr des politi schen Katholizismus sämtlichen Generalstaatsanwälten und Oberstaatsanwälten mitgeteilt und Anweisungen für die Behandlung der in Frage kommenden Strafverfahren gegeben. In der Verfügung macht der Reichsjustizminister den Strafverfolgungsbehörden zur Pflicht, in engster Zusammenarbeit mit den zuständigen Staatspolizeistellen und Verwaltungsbehörden allen auf Zersetzung des Staates und Aufspaltung der Volksgemeinschaft gerich teten Bestrebungen des . politischen Katholizismus, wo immer sie sich zeigen, ohne R ück sicht aufdie Per son u n d S t ellüng des Täter s mit ruhiger, jeden Fehlgriff ausfchliebender Besonnenheit, aber auch WWW tzer MDM-MW Mlien protestiert gegen die Kaiserrede. Der italienische Gesandte in Avsts Abeba hat auf An ordnung Mussolinis bei der abessinischen Regierung schärfsten Protest gegen die Rede des Kaisers Haile Selassie erhoben. Im Auswärtigen Amt in Rom wird erklärt, daß sich die Beziehungen zwischen Italien Und Abessinien durch diese „verletzende und pro vozierende Rede" außerordentlich verschärft hätten. Nach einem Bericht von Reuter habe man den sofortigen Abbruch der diplomatischen Beziehungen erwogen; doch habe man sich im Augenblick noch nicht dazu entschließen können. Seinen Standpunkt im Ostafrikakonflikt erläuterte der Duce in einem Interview mit dem „Echo de Paris". Mussolini erklärt darin, die Stunde der Entscheidung sei gekommen. Er habe deswegen weitere zwei Divi sionen mobilgemacht. Alles sei mit äußerster Ge nauigkeit und Sorge vorbereitet; er gehe nicht taub und blind in das Abenteuer; Italien sei sicher, seinen Willen durchzusctzen. Es habe in Libyen auf einer undankbaren Erde und unter schwierigsten Verhältnissen Großes geleistet, aber sein Werk habe erst begonnen, und es müsse jetzt weiter vor- wärtsgcschritten werden. Die Frage des Journalisten, ob Mussolini nicht fürchte, daß in Europa etwas geschehen könne, während er in Äthiopien beschäftigt sei, verneinte der Duce mit der Bemerkung, Europa habe ohne Zweifel noch zwei oder drei Jahre verhältnismäßiger Ruhe vor sich. Die Frage, ob Italien auch weiterhin die Unab- h ä n g i g k eit Osterreichs als beherrschenden Fak tor ansehe, bejahte Mussolini und fügte wörtlich hinzu: „Taten bedeuten mehr als Worte, und hier sind die Taten: Ende August werde ich im Norden Italiens mit 500 000 Mann große Manöver abhalten, im nächsten Oktober werden im ganzen eine Million Ita liener unter den Fahnen stehen, ich habe von niemandem etwas zu fürchten." Oie diplomatischen Vertretungen in Addis Abeba bereiten sich aus den Kriegszustand vor. Sämtliche diplomatischen Vertretungen in Addis Abeba haben ihren Staatsangehörigen die notwendigen Verhaltungsmaßregeln für den Aus bruch des Krieges mit Italien gegeben. Besondere Vor sicht zeigt die englische Gesandtschaft, die eine große Sendung von Sandsäcken aus Ägypten an gefordert hat. Das Gesandtschaftsgebäude soll mit allerlei Luftschutzanlagen versehen werden da man allgemein einen großen Bombenangriff der italienischen Luststrcitkräfte erwartet. Mit der Gefahr, daß eine Bombe auch ein exterritoriales Gebäude trifft, ist ja immer zu rechnen. Wie ägyptische Blätter melden, sind in Ägypten im Hinblick auf den drohenden Krieg zwischen Italien und Abessinien weitgehende militärische Vorbereitungen zum Schutz der ägyptischen Neutralität im Gange. So werden aus England und Indien fünf britische Regimentererwartet, die in Kasernen ägyptischer Truppenteile untergebracht werden, die zum Grenz schutz verwandt werden. Abessinien steht hinter seinem Kaiser. Eine Welle patriotischer Begeisterung. — Vorbereitung der Jugend auf den Krieg. Der Kaiser von Abessinien hat mit seinem leiden- schastlichen Ausruf zur Verteidigung des Landes in ganz Abessinien eine Welle ' patriotischer Begeisterung ausgelöst. Empört über Berichte aus Rom, wonach die abessinischen Grenzstamme ins italienische/Lager deser tieren würden, haben besonders eifrige Kaisertreue eine „patriotische Liga der Vaterlandsliebe" gegründet, um die Einigkeit in der Verteidigung des Vaterlandes zu stärken und zu fördern. Stammesfürsten, religiöse Führer und hohe Militärs haben dem Kaiser ihre Treue und Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, den Versuchen, Abessinien zu erobern oder es zu einem italie nischen Protektorat zu machen, zähen Widerstand ent gegenzusetzen. Besonders wird die a b e s s i n i s ch e Iugend auf den Krieg vorbereitet. Zweihundert Instrukteure sind im ganzen Lande unterwegs, um Aufklärung und Propa ganda zu treiben. Die Vereinigung der Jugend ist auch bereits mit Waffen und Munition aus gerüstet worden. In allen Orten Abessiniens fanden Versammlungen statt, in denen große Begeisterung herrschte. Die Mitgliederzahl der Vereinigung ist auf 25 000 gestiegen. Abessiniens Herrscher in Feldmarschalluniform. Diese seltene Aufnahme des Kaisers Haile Selassie von Abessi nien zeigt den Herrscher in abessinischer Feiömarschalluniform bei einer Uebung in Horror. Die sinifvrm lehnt sich offen sichtlich an europäische Vorbilder an; auffällig ist auch das riesige Fernglas. Hinter dem Kaiser links ein europäischer sin- struktionsoffizier. (Scherlbild — M.) mit allem durch die Gefährlichkeit dieser Bestrebungen ge forderten Nachdruck entgegenzutreten. In der Verfügung heißt es weiter: Hierbei werden insbesondere die Strafbestimmungen der 130a, 131, 134u, 134b RStGB, ferner die §8 I und 2 des Gesetzes gegen hei mtückischeAngriffe auf Staats und Partei und -mm Schutz der Parteiuni formen vom 20. Dezember 1934 der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933, des Gesetzes gegen die Neubildung von Parteien vom 14. Juli 1933, des Sammlungsgesetzes vom 5. Januar 1934 u. a. eine wirksame Handhabe geben. Am Schluß der Verfügung heißt es: Durch größte Beschleunigung der Sachaufklärung muß erreicht werden, daß die Strafeder Tatmöglich st a u fdemFuße folgt. In den Hauptverhandlungsterminen sind Strafen zu "beantragen, die nach dem Rechtsempfinden des Volkes der Gefährlichkeit dieser staats- und volksfeindlichen Um triebe und der Gewissenlosigkeit der Täter entsprechen. Hiilerjunge aus den Stufen -er Kirche niedergeschlagen. Einen ganz unglaublichen Fall teilt das Geheime Staatspolizeiamt Karlsruhe mit: In Forst, bei Bruchsal wurde von dem DJK.-Angehörigen Pirmin Leibold der Hitlerjunge Leonhard Weidemann auf den Stufen der Kirche niedergeschlagen und mißhandelt, bis Hinzueilende ihn befreiten. Der Hitlerjunge war gerade im Begriff, mit noch mehreren seiner Kameraden in die Kirche zu gehen. Daß es zu einem derartigen Verhalten des DJK.- Mitglieds überhaupt kommen konnte, liegt begründet in der von gewisser Seite seit Monaten intensiv betriebenen Aufhetzung der Angehörigen katholisch konfessioneller Verbände gegen die Hitler-Jugend, die in den letzten Wochen an mehreren Orten des Landes meist von Mitgliedern der DJK. (der katholische Jugendvcrband „Deutsche Jugend- Kraft" — Red.) überfallen wurde. In der folgenden Nacht wurde der Aushängekaster der Hitler-Jugend in Forst beschädigt und die Ausschrif! angebracht: „Treu Heil — Psui HI.!" Der Beschuldigte Leibold wurde auf Weisung des Geheimen Staatspolizeiamtes in Haft genommen, die DJK. in Forst aufgelöst und vorerst jede sportliche Betätigung den katholischen Organisationen des Ortes untersagt.