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Nr 13 / Heumond 1935 Vildee avS -er Sitler-Jugen- „Wilsdruffer Tageblatt" Cme Mutter urteilt über ctte Zommerlager. Eine Mutter von zwei Pimpfen stellte einem Iungbann- führer nachstehendes Schreiben an die Eltern zur Versagung: Liebe Eltern! Es gibt drei alte Sprichwörter: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen" — „Durch Schaden wird man. klug" und „Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten". — Vier Jahre muß ein Junge in die Lehre gehen, ehe er Ge selle wir-, und wie lange dauert es oft, und wieviel Lehrgeld und Prüfungen kostet es, bis er dann Meister fein kann. Und so ähnlich ist es auch mit der Hitlerjugcndbewegung. Jung ins Leben gerufen, versagte oft die Organisation zum Teil, Lager und Verpflegung ließen zu wünschen übrig, das war Sie Lehrzeit der Hitlerjugcndbewegung, und die Pimpfe, unsere Zungen und Mädel, die damals schon dabei waren, haben sie glänzend bestanden. Durch Kämpfe, Ausprobieren, Leistungen und mutiges Aushalten haben sie es heute erreicht, haben sie heute ein Meisterstück geschaffen, daß den Zweiflern jedes Bedenken von vornherein nehmen sollte. Es ist diesmal eine Großfahrt angesetzt, die selbst den verwöhntesten Zungen ver pflichtet, daran teilzunehmen. — Aerzte kontrollieren die Lager Und bMben in Bereitschaft. Sportwarte stählen die fü gend und geschulte Köche sorgen für die Verpflegung. Ich sprach oben von „verwöhnt". Seit fünf Jahren stehe ich mit der Jugend in Verbindung, das beißt, ich besuche die Lager als Gast auf Fahrten und Großfahrt und lade die Ju gend zu mir ein. Liebe Eltern! Gehen Sie einmal mit auf Großfahrt, führen Sie einmal in Ihrem Heim Unterhaltung Mit den Pimpfen, da finden Sie keine Verwöhnung, Furcht oder so. Wer mit der Jugend geht, wird selbst wieder Jugend. Und wehe den Eltern, die den Kindern unserer Zeit anders begegnen, sie werden es noch einmal schwer bereuen. Gehen Sie mit der neuen Zeit mit, schicken Sie Ihre Kinder in die Hitlerjugend und halten Sie es für heiligste Pflicht, Ihre Zun gen mit auf Großfahrt zu schicken. Denn — was ist die Groß fahrt unseren Zungen: Sie ist ihnen Schule des Lebens, sic ist ihnen Kraftquelle für das spätere Leben und vor allem eine Erziehung des Ge meinschaftsgeistes. Keine Schule, kein Turnplatz, kein Heim abend kann die stützend so stählen und im Gemeinschaftsgeist erziehen, wie die Großfahrt. Großfahrt, da dachte man früher stets an reisen, Schlemmerlcbcü führen, Geldausgaben. Heute ist das Wort „Großfahrt" ein Gelübde: Treue zum Führer Adolf Hitler. Unser Führer braucht einmal gestählte Männer, erzogen in Disziplin und Gemeinschaftsgeist, und deshalb möchte ich Ihnen, liebe Eltern, zurufen: „Laßt Eure Kinder mit auf Großfahrt, gebt ihnen Ge legenheit, sich fürs spätere Leben vorzubereiten, denn sie sind das neue Deutschland!" Liebe Eltern, insbesondere, liebe Mütter, fühlen Sie mit Ihren Kindern mit, scheuen Sie nicht diese kleine Fahrten- summe. Menn es anders in Deutschland gekommen wäre, läge Zhr Kind elend und verhungert vor Ihnen, und sie müßten, ohne helfen zu können, dieses Elend mit ansehen. Geben Sie dem Führer Deutschlands mit dankbarem Herzen Ihre Söhne zur Erziehung und zeigen Sie weiter Dankbarkeit den großen und kleinen Führern der Hitlerjugend, die ihre ganze Zeit und Kraft zur Förderung dieser Jugend hingeben. Sehen Sie bitte nicht hinter sich, sondern den Blick nach vorn im Glauben an Deutschlands große Zukunft, an die schöne, geordnete Zeit, in der Ihre Kinder und Enkelkinder einst leben dürfen durch das große Werk unseres Führers und seiner stugend. Zlreiflieklervom Noräleelager cler lackMcben Pimpfe in Pellworm. Eine Seefahrt, die ist lustig . . . Der Wind pfeift uns um die Ohren. Möven fliegen über die schäumenden Wellen. Wir liegen an Bord der „Pellwvrn". Immer weiter entfernen wir uns von unserem Ausgangshafen „Husum". Bald rauscht um uns nur grüngraues, gischtiges Wasser, die See! Im Dunst heben sich die Umrisse kleiner Zn- seln ab, die Halligen. Mitten im Meer trotzten kleine Häus chen Sturm und Wogen. Ganz vorn steht der Wächter, der Leuchtturm von Pellworm! Hier haben wir unser Lager auf- gefchlagen, hier atmen wir frische Seeluft und sind zu einer festen Lagergemeinschaft zusammengewachsen. Des Morgens, wenn die Sonn' aufgeht. „Raus!" gähnend kriechen wir aus den Schlafdecken. Die Langschläfer werden höchst persönlich von „Bus" an die Luft gesetzt, stm kühlen Morgenwind treiben wir Frühsport. „Ze ment" torkelt wie ein Sandsatz umher und bringt die Erde zum Leben. Kaltes Seewasser treibt den letzten Schlaf aus den Bugen. Wehe dem, der sich nicht mit nacktem Oberkörper wäscht! Furchtbar wird er von einem „gewissen" Meier, dem Lägerfchreck, mit allerlei niedlichen Ausdrücken belegt und von A bis Z kleingemacht. Nach einem erfrischenden Bad gehts im Lauf zurück in die Zelte, die nun in Ordnung gebracht werden müssen. „Gut'n Hunger! Eut'n Durst! Haut ein!" Gierig schlagen wir die Zähne in die Butterbrote und Semmeln. Reine schlcswig-holstein'sche Butter, auf Kommiß brot, so dick wie die Schnitten selbst! Prima! Dazu ein fabel hafter Kakao! (allerdings mit etwas Seegeschmack!) „Will" zermalmt einen Riescnbrocken Butterbrot und zieht aus sei nem Schlund einen noch größeren Strohhalm, der sich auf die Schnitte verirrt hat. Bald fängt es im Magen der größten Nimmersatte an zu rumoren. Die gute Verpflegung beginnt, sich zu rächen. Schweigemarsch. Nur noch ein blasser Schein der Sonne liegt über der In sel. In langer Reihe marschieren wir. Stumm, nur der Gleich schritt dröhnt. Wir marschieren durch Felder, aus dem Deich. Unser Haar flattert zerzaust im Wind, unsere Kragen fliegen, schwer treten wir gegen die Wucht des Sturmes an. Unter uns liegt das Watt. Endlos, grau! In einzelnen Wasser lachen spiegelt sich das letzte Sonnenlicht. Wir stehen am Strand, schauen hinaus auf die endlose Meeresfläche und ge denken unserer Seehelden, der Helden beim Skagerak und den Falklandinseln. — Auch Kartoffel schälen muß ein Hitlerjunge können. Zn den Sommerlagern unserer Hitler-Jugend darf jeder ein mal Küchendienst tun und kommt auch zum Kartoffelschälen ran. (HZ.-Bewegung — M.) Gedenkfeier für clie Gefallenen äer Bewegung im tz^.-Zommer- ^ager. Die Nacht senkt sich über unseren Lagerplatz, stm Viereck stehen wir um die Lagersahne. Ein kurzes Kommando: „Holt nieder Flagge!" Langsam steigt die Fahne am Mast herab. Der Lagerfuhrer gibt bekannt: „stn zehn Minuten abrücken zur Gedenkfeier!" stm Schweigemarsch ziehen wir zu unserem Lagertor hin aus. lieber Wiesen und Felder geht unser Marsch. Endlich erreichen wir die Landstraße. Obgleich wir viele sind, klingt unser Schritt wie ein einziger Schlag. Hart und schwer dröhnt der Asphalt. Es fällt kein Laut. Keiner wagt zu sprechen. Kein Lied wird gesungen. Sogar der Spielmannzug schweigt. Fast endlos scheint unser Marsch durch die Nacht. Kein Licht ist weit und breit sichtbar. Eine undurchdringliche Finsternis liegt über dem Land. Wir verlassen die Landstraße. Ein Feld weg führt uns nach dem Platz unserer Feier, stn Linie zu drei Gliedern stellen wir uns um den Holzstoß auf. Wir entzünden dcn Holzstoß. Die Flamme züngelt am Boden, frißt sich höher, greift, um sich, erhebt sich siegreich zur Spitze des Holzstoßes. Leise beginnen die Landsknechttrommeln zu summen. Immer mehr schwellen sie an. Ein Lied ertönt: Der Himmel grau und die Erde braun . . ." Dann spricht der Rufer. Der Chor der Toten spricht vom Kamps und Tod. Sie sprechen vom 24. Ja nuar 1932. Einer berichtet: „Es ist am 24. Januar 1932. Vier Zungen schleichen durch die morgendlicheren Gassen Berlins. Sie verteilen Flugblätter. Da werden sie von zehnfacher Uebermacht angegriffen — ein Schreckschuß kracht — die Zun gen fliehen, von Kommunisten verfolgt. Herbert Norkus wird besonders hart angegriffen. Bürger versperren ihm dcn Zu tritt zur rettenden Ladentür. Da holt ihn die Meute ein. Sie stechen den Zungen solange, bis er blutüberströmt zusammcn- bricht. stn einem Hauseingang wird er zerstampft und getreten. Hilflos verblutet ein junger Kämpfer — Herbert Nor kus!" Der Sprecher hat geendet. Ein Trommelwirbel erhebt sich und verklingt langsam. Und wieder singen wir ein Lied: „Wir ziehn auf stillen Wegen . . ." Da tritt der Bannführer vor das Feuer. Er mahnt uns, unsere Toten nie zu vergessen. Sie waren Kämpfer wie die grauen Soldaten des Weltkrieges. Durch unsere Haltung müssen wir uns ihrer würdig zeigen. Nur dann ist ihr Gedenken unsterblich. Wir stehen stramm. Die Trommeln wirbeln leise. Der Bannfükrer verliest dir Namen der 21 gefallenen Kameraden. Die Fahnen senken sich. Wie ein Schwur klingt das Lied der Hitlerjugend durch die schwarze Nacht. Einer stimmt es an, und hundert fallen ein: Führer, dir gehören wir, wie Kameraden dir! Weit über dis stillen Täler hallt unser Ruf, der den Führer grüßt. Ein kalter Nachtwind ist aufgekommen. Schweigend mar kieren wir ab. Wir haben unserer toten Kameraden gedacht. Mr sekalen im Sommerlager. Wir versammeln uns täglich ein oder zwei Stunden um den Lägermast, leiten die Schulung mit einem Lied ein und folgen den Ausführungen unseres Schulungsleiters. Abends singen wir in einem riesigen Steinbruch, der mit ten im Walde liegt, um das lodernde Feuer unsere Lieder. Ueberhaupt gehört zu der Schulung im Sommerlager un bedingt das Singen. Außer auf dem Marsch singen wir stets bei der Schulung einige Lieder. Die Zungen sitzen im Kreis um den Schulungsleiter, der zugleich unser Singmeister ist. Im Anfang schien Hopfen und Malz verloren zu sein. Jetzt klappt es aber schon ganz gut. Die Lieder sind meistens dem Inhalt der Schulung angepaßt. Auch bei den Märschen und Fahrten, die wir durchfüh ren, wird stets gesungen. Singend marschieren die Kolonnen aus dem Lager und singend marschieren sie wieder ein. So dient das Singen der Sammlung bei der Schulung, der Straffheit beim Marschieren und der guten Stimmung, wenn es draußen Bindfäden regnet. Vormittags hält unser Schulungsleiter mit uns Sprech chorübungen ab. Zur Zeit rüsten wir für einen feierlichen Schlußappell. Die Harzfahrt der gestaltete sich zu einem großen Erfolg. Die Mannschaft Keil, Stall und Bachmann des Gebietes West-Ruhr-Niederrhein er hielt kür Können und musterhafte Disziplin nicht nur den Wan derpreis des Korpssührers Hühnlein, sondern auch den Preis Hitler-Jugend des Reichsjugendführers (rechts). — Links ein Bild von der Fahrt, das eine Vorstellung von den Schwierigkeiten des Ge ländes gibt: auf Sandwegen abwärts durch das Schlüsseltal. (Schirner — M.) Ein Schläfchen auf dem Benzinesel. Bei der Harzfahrt der Hitler-Jugend hat der Photograph diesen netten Schnappschuß gemacht: Teilnehmer ruhen in einer Fahrpause auf dem Motorrad aus. (Schirner — M.)