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Taaessvruch Bei bösen Menschen Und bei bösen Hunden Scheue ihr Schweigen mehr . Als ihr Geschrei. (Ludwig Uhland.) Die Kieler Woche eröffnet. Im festlich geschmückten Saale des Hotels „Bellevue" in Kiel wurde die Kieler Woche feierlich eröffnet. Gleichzeitig wurde die Eröffnung des Olympia- Seglerheims festlich begangen. Unter den Klängen des Badenweiler Marsches betrat der Oberbürgermeister von Kiel, Behrens, mit den Ehrengästen den Saal. In seiner Ansprache gedachte er des furchtbaren Reinsdorfer Unglücks, dem fast 50 Kame raden der Arbeit zum Opfer gefallen seien, Kameraden am gemeinsamen Werk zum Wiederaufbau Deutschlands. Der Oberbürgermeister ging dann auf die Kieler Woche 1934 ein, die bewiesen habe, daß Kiel als Segelsportplatz seinen alten internationalen Ruf wiedererlangt habe. Heute gelte sein besonderer Gruß den aktiven Seglern aller ausländi schen Nationen, die aus dem großen Gedanken der Kame radschaft, der Völker- und volksverbindenden Idee des Segelsports hier zusammengekommen seien. Die Zukunft der internationalen Sportkämpfe werde nicht auf staatspolitischer, sondern aus völkischer Grundlage stehen, da diese Wettkämpfe nicht Prüfstein für Staatsangehörige eines Landes sein dürfen, sondern sportgerechter Kampf und Prüfungen für die Völker. Die diesjährige Kieler Woche möge sein ein Fest des Friedens, der Ritterlichkeit und der Freude. . Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehr macht Generaloberst von Blümberg wird in der Zeit vom 17. bis 20. Juni der! Kieler Woche beiwohnen. Ser Abschluß oer Mrine-Vollswoche. Den Höhepunkt der Abschlußveranstal- tungender so erfolgreich zu Ende gehenden Marine volkswoche bildete am Sonntagvormittag die Parade der L a n d m a r i n et e i l e und der Abordnungen der Seestreitkräfte vor dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Dr. e. h. Raeder. Der Stadtteil Kiel-Wik bot bereits in den frühen Morgenstunden ein außergewöhnliches Bild. Jung und alt, groß und klein hatten sich auf den Weg gemacht, um Zeuge des herrlichen Schauspiels zu sein. Auf dem Kasernenhof nahmen die in Kiel stationierten Land- marineteile und Abteilungen der Flotte Aufstellung. Vor der mit Fahnentuch geschmückten Tribüne erwarteten die ausländischen Offiziere, die an der ersten internationalen Marinepokalwettfahrt beteiligt waren, den Ablauf der Parade. Plötzlich ertönten kurze Kommandos: der Ober befehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Dr. e. h. Raeder, erschien in Begleitung des Chefs der Marine station der Ostsee, Vizeadmirals Albrecht, des Flotten chefs, Vizeadmirals Foerster, und des Kommandanten von Kiel, Kapitäns zur See Mewis. Die angetretenen Truppenteile präsentierten das Gewehr, und der Ober befehlshaber schritt nach Begrüßung des Offizierkorps unter den Klängen schneidiger Parademärsche die Front ab. Die Marineteile nahmen dann zur Parade Auf stellung. Eine Abteilung nach der anderen zog darauf in strammem Paradeschritt an dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine vorbei. Tausende von Zuschauern folgten begeistert dem Geschehen. Der auf den Sonntagnachmittag gelegte Beginn der Wettfahrt hatte ungeheure Menschenmassen an und auf die Forde hmausgelockt. Kampf gegen ckie Wohnungsnot Vom 28. Deutschen Mietertag in Berlin Da Millionen deutscher Volksgenossen während ihres ganzen Lebens in gemieteten Räumen wohnen wollten und wohnen müßten, bedeute die Mietwohnung und ihre Ge staltung für die Masse unseres Volkes jetzt und auch in absehbarer Zukunft die Lösung des Wohnproblems. Wenn auch die besondere Not bei unserem neuen deutschen Mietrecht Pate gestanden habe, so sei es doch die feste Absicht der Reichsregicrung, dem Mieter auch in besseren Zeiten den ausreichenden Schutz zu gewähren, der für die Gestaltung der Mietwohnung zum Heim nun einmal un umgänglich sei. Neben allgemeinen Mitteln des Haus halts, neben einer Abzweigung von Mitteln, die für Ehe standsdarlehen zur Verfügung stehen, werden durch ein Gesetz vom 30. Juni 1935 auch die Mittel, die aus der Senkung der Hauszinssteuer bei dem Althausbesitz frei werden, dem Reich als Anleihe für seine Wohnungs- und Siedlungspolitik zur Verfügung gestellt. das letzte Ziel der Wohnungs- und Siedlungspolitil der Reichsregierung, allen deutschen Menschen, namentlich allen schaffenden deutschen Menschen, ein Wohnen zu ermöglichen, das menschlicher Würde und menschlichem Werte entspreche In der Kroll-Oper in B e r l i n fand unter Teilnahme von etwa 1000 Vertretern aus allen Teilen des Reiches der vom Bund deutscher Mietervereine E. V. einberufene 2 8. Deutsche Mietertag statt. Staatssekretär Dr. Krohn überbrachte die Grütze und Wünsche der Reichsregierung. In seiner Ansprache wies der Staatssekretär darauf hin, es sei ' Bundespräsident Herrmann entwickelte ein auf schlußreiches Bild von der Lage der deutschen Wohnungs wirtschaft. Der Redner erklärte, daß Hausbesitzer und Mieter ein gemeinsames Arbeitsgebiet gegeben sei, eine „Hausgemeinschaft", deren Geist der Geist der Volksgemeinschaft sei nach dem Grundsatz „Gemeinnutz geht vor Eigennutz". Freilich könne auch der beste Wille einen Dauernotstand der alten Zeit, den Wohnungs mangel und die Wohnungsnot, nicht in kurzer Zeit be seitigen. Das gelte auch von dem Wohnungselend, dem wir cs hauptsächlich verdanken, daß uns heute 1414 Millionen Jugendlicher und Kinder fehlen, und daß damit die Leistungsfähigkeit des deutschen Volkes um 20 Jahre zurückgeworfen worden ist. Allgemein be völkerungspolitische, volkswirtschaftliche, soziale, kulturelle Gesichtspunkte und nicht zuletzt solche der Landesverteidi gung im Luftschutz müßten die tragenden Gesichtspunkte beim künftigen Wohnungsbau fein. Grundlage jeder Wohnungswirtschaft und Wohnungspolitik sei das Bodenrecht. Die hohen Bodenpreise müssen systematisch abgebaut werden. Völlig unzulänglich seien seiner die geltenden Enteign u n gsgesetze, die ebenfalls durchaus noch von dem Gedanken beherrscht seien, daß die Rechte des einzelnen höher stehen als die Belange des Staates und der Volksgemeinschaft. Alle diese Maßnahmen haben aber eine planmäßige Entschuldung des Hausbesitzes zur Voraussetzung. In enger Verbindung mit diesen Plänen stehe das Problem der H a u s z i n s st e u e r, das hinsichtlich der noch verbliebenen 60 Prozent der ur sprünglichen Steuer noch ungelöst sei. Vordringlich sei serner eine Neuordnung der Finanzierung s- grundlagen des Wohnungsbaues. Hier stehe im Vordergründe die Organisation des Realkredits. Das Statistische Reichsamt habe seinerzeit errechnet, daß bis zum Jahre 1940 3,4 Millionen Wohnungen geschaffen werden müßten, um die größte Wohnungsnot zu beseitigen. Allein 200 000 bis 300 000 junge Paare jährlich, die die Ehestandsbei hilfe erhalten, träten als neue Anwärter auf Woh nungen auf. Die Wohnung sei für die deutsche Familie das lebenswichtigste Gut. Die deutsche Familie dürfe daher nicht genötigt sein, mehr als die gerechte Miete für ihr Heim bezahlen zu müssen. Hand in Hand mit der Sen kung der Baukosten und Hand in Hand mit Finanzmatz nahmen zur Gesundung des nach 1924 errichteten Neu baues müßten die Neubaumieten den Altbaumieten an geglichen werden. Im weiteren Verlauf der Tagung hob Stadtrat S p i e w o k - Berlin, M. d. R. und Gauamtsleiter der NSV., in seinem Vortrag „Volk und Wohnung" beson ders die sozialen Gesichtspunkte dieses Problems hervor. — über „Wohnung und Siedlung" sprach Stadtrat Schmidt-Altona. — Rechtsanwalt Dr. Scherer- Augsburg erörterte eingehend das Thema: „Das Miet recht der Zukunft." — Generaloberst a. D. Grimme, Präsident des Rcichsluftschutzbundes, betonte das Inter esse von Hausbesitzern und Mietern an der Durch führung von Luftschutzmaßnahmen. Er gab dabei dem Wunsch nach einer engen Zusammenarbeit zwischen Reichsluftschutzbund und Bund deutscher Mietervereine Ausdruck. Die Nennen der Olympiaklasse mit ihren starken Startfeldern standen im Mittelpunkt des Interesses, besonders das achtzehn Masten starke Feld der Sechs-Meter-Boote sowie die 32 Starboote wurden auf merksam verfolgt. Bei den Sechsern schien es zunächst, als wenn Deutschland endlich einmal einen großen Erfolg mit der Hamburger Jacht „Marianne" erzielen sollte. Als je doch die Klasse sich dem Ziel näherte, stellte es sich heraus, daß die Hamburgerin infolge von Schwierigkeiten mit dem Vorsegel stark zurückgefallen war. Nur „Sleipnir" und „Jrmr" folgten als zweite und dritte Preisträger hinter der Norwegerin „White Lady". Bei den Star booten zeigte v. Hütschle ? H ambura seine Über legenheit über die Gegner, wahrend Dr. Bischöff-Derlin ebenso sicher den zweiten Platz vor „Bremen", „Besar", „Sagitta", „Polaris", dem holländischen Boot „Bem" und vor „Hilda" bewies. In der Acht-Meter-Klasse siegte der Ber lin e r A ch t e r „Olympia" in sehr schönem Stil über „Germania" und die neue „Vaterland", und bei den Schärendreißigern fiel der erste Preis an die Ber liner „Nirvana", der der Berliner „Darling" als zweiter Preisträger folgte. Zwei Drittel aller Waldbrände werden durch Zündhölzer und Zigaretten verursacht! Seid vorsichtig — schützet den Wald! 40 Lahre Kaiser-Wilhelm-Kanal. Es war ein Ereignis von Weltbedeutung, als am 18. Juni 1 895, vor nunmehr 40 Jahren, der Kaiser- Wilhelm-Kanal, zu dessen Bau noch der greise Kaiser Wilhelm l. am 3. Juni 1887 den Grundstein gelegt hatte, durch seinen Enkel Wilhelm II. dem Weltverkehr über geben wurde. Waren es auch hauptsächlich militärische Interessen, die letzten Endes den Ausschlag zum Bau des Kanals gegeben hatten — und der Weltkrieg hat es zur Genüge bewiesen, wie lebenswichtig es für die deutsche Flotte war, unter Benutzung dieses Wasserweges un bemerkt in die Ost-oder Nordsee auszulaufen—, so ist der Kaiser-Wilhelm-Kanal immer mehr eine h o ch - bj^dentsame Wasserstraße für die Han- delsschiffahrt geworden, kürzt er doch die so gefahrvolle Umschiffung von Kap Skagen für Dampfer um über 20 Stunden ab, für Segler um mindestens das Doppelte oder sogar das Dreifache. So hat der Kanal eine von Jahr zu Jahr steigende Bedeutung erhalten. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal ist trotz der Fesseln, die auch ihm Versailles angelegt hat — er ist insofern inter national geworden, als er unbeschränkt der internatio nalen Schiffahrt zur Verfügung zu stehen hat und die Kanalgebühren nur so hoch sein dürfen, daß hierdurch die Betriebsausgaben gedeckt werden —, für den Weltverkehr von größter Bedeutung. Er hat die Hoffnungen und Erwartungen, die man an seinen Bau knüpfte, voll und ganz erfüllt. Oer komsn einer sugenä .'. von Lmmx von WinterkeM-Wsrnovv UsH<iru<L verboten. -Ule Necbte vorbebnlten. Lop^oxbl bv Verlag kteues l.eben, 8s>r. Omeia. „Na ja, jetzt kommt das Examen, dann ist's sowieso er! Dann komme ich nach Heidelberg. Gott, Hansen, Heidel berg! Wie ich mich freue! Himmlisch ist's, göttlich! Da geht mir das Leben so lieblich ein, da wächst mir so feurig der Mut! Aber heute, heute kommst du noch einmal, ja? Mir zuliebe!" „Nein, Vasmer! Laß mich! Ich kann nicht. Der letzte Abend gehört meinem Vater. Und nun Lebewohl!" Es wurde ihm schwer, sich loszureißen. Er hatte Angst um den Freund, den er zurückließ. „Meine Kwannon wird mich beschützen." „Nein, Vasmer, Gott beschütze dich!" „Gott? Wissen wir beide noch, was Gott ist?" „Nein! Aber ich will es wieder lernen! Allein auf wei tem Meer lerne ich wieder, was Gott ist. Könnte ich dich mitnehmen!" Hilliges schüttelte den Kopf. „Geht nicht, John! Lebewohl!" * * * So fuhr Hansen allein, nach kurzem Abschied von seinem Vater, der alle Weichheit vermeiden wollte. Stand allein aus dem Deck des großen Frachtdampfers und blickte hin- Lber auf das Land. Das Land, das er schon einige Jahre früher hätte verlassen sollen, um ein ehrlicher Mensch zu bleiben. Wann durfte er zurückkommen? Jemals? / Ach, das war die Geschichte seiner Jugend! Und der Dreund, was wurde aus dem? Er hatte ihn doch wirklich 'lieb gehabt, und hätte ihn so gern mit hinausgenommen um ihn jenen unseligen Einflüßen Zu entziehen, in die er chn zuerst gedrängt hatte. Zu spät! Dort versank das Land allmählich. Die Weite nahm ihn auf. Jetzt kam die Arbeit. Und er wollte arbeiten. XIII. Hansen war fort. Der Klassenlehrer hatte es ihnen noch besonders mitgeteilt. „Sie werden es ja alle schon wissen, daß unsere Zahl in der Prima sich um eine vermindert hat. John Hansen hat mit Wissen und Willen seines Vaters, des Kapitäns Hansen, der Schule Valet gesagt und ist See mann geworden. Wir müssen doch sagen, es ist bedauer lich, daß er so kurz vor Toresschluß die Flinte ins Korn geworfen hat! Und ich kann nur die .Hoffnung aussprechen, daß sein Entschluß keine Nachahmung finden möchte. Es wäre schade um den bisher so festen Verband unserer Prima. Als Kamerad werden Sie ihm ja alle ein gutes Andenken bewahren, denn ein guter Kamerad ist er für Sie alle gewesen." „Amen," sagte Hilliges halblaut, „fehlte bloß noch, daß er sagte: Wir erheben uns zu seinem Gedächtnis von un seren Sitzen! Er ist doch nicht tot, sondern nur in die Ferne gezogen." Grimmiger Humor klang aus seinen Worten. Und doch war ihm weh und wund zumute. Nach ^ge schlossener Gymnasialzeit hätten sie sich ja auch trennen müssen, der eine wäre hierhin, der andere dorthin ge gangen. Aber das war ein Abschluß, der alle gleichmäßig betraf, und vor allen Dingen ging man dann selbst auch in ein neues Leben hinein. Jetzt war es anders. Hansen ging dem Neuen, dem Unbekannten entgegen. Er war hier geblieben, und die alten Verhältnisse drückten ihn. Ein heißer Neid auf den Freund lebte in seiner Seele. Hätte er nicht besser getan, doch mitzugehen? Hinaus in ein neues, in ein reines Leben! Ach! Nicht denken, sondern lernen, schuften, arbeiten, damit auch er dann endlich aus dieser Enge herauskäme in reine Luft! Vasmer hatte wirklich fleißig gearbeitet, hatte sich be müht, an weiter nichts zu denken als an seine Arbeit, jetzt legte er die Bücher beiseite und stützte den Kopf in die Hand. Es ging nicht weiter. Sehnsucht hatte er, ganz unvernünftige Sehnsucht nach den Genossen seiner Abende, nach Hansen, nach Len Aufregungen Ler Abenteuer, nach — Tine! Ja, nach Tine! Und diese Sehnsucht wenigstens konnte er befriedigen. Tine! Er wollte sie sich suchen. Sie wartete sicher auf, ihn. Schnell packte er die Bücher fort, zog sich altes Zeug, an und öffnete das Fenster. Er mußte den alten Weg gehen, denn das Haus war schon geschlossen. Rasch öffnete er das Fenster. Er ließ sich nicht Zeit, erst seine Zimmertür von innen abzrlschließen, wie er es sonst getan hatte, und schwang sich auf das Fensterbrett. Nicht einmal das Licht hatte er ausgeknipst. So hörte er auch nicht, daß sich die Tür leise geöffnet hatte und Florry auf der Schwelle stand. „Teufel!" entfuhr es ihm. Wollte sie ihn wieder halten? Wollte sie sich wieder an ihn hängen? Heute sollte sie ihn nicht zurückhalten! Es sollte ja das letzte Mal sein, der Abschied von diesen Abenden. „Ich hörte dich doch, Vasmer! Mir war so unruhig! Was tust du dort oben in dem offenen Fenster?" hinaus will ich, meine liebe Florry, hinaus ins Leben!" lachte er und schwang sich herunter auf Las Dach des Por tikus. Nun stand er neben den Säulen. Das Mädchen schrie laut auf, stürzte ans Fenster und beugte sich hinaus., Da sah sie gerade, wie er das letzte Ende der Säule ab sprang. Er lachte noch zu ihr hinauf und schwenkte den Hut. Beide Hände drückte sie vor das Gesicht und stöhntet „Der Traum der Mutter!" Wurde dann auch der andere Traum wahr, der Vasmer vor den Richtern gezeigt hatte? Verstört blickte sie sich im Zimmer um, das sie noch nie in seiner Gegenwart betreten hatte. Dort vor seinem Bett stand ein kleiner Bilderrahmen. War es ihr Bild? Er besaß es doch. . . , . Fortsetzung folgt.)