Volltext Seite (XML)
MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Ahr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. frei Haus, bei Postbestcllung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postonstalten und Post boten, unsere Austräger u. n e" LL ^rschästsstclle, nehmen zu j-derzei! D-stcllunscn cu>- Wochenblatt fUk Wilsdruff U. Umgegend «csen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od. sonstiger — Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilieg». olle anderen Stände des M'lsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpfg. — Dorgeschriebene Erschcinunystage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen -Annahme bis vormittags 10 Uhr. . der durch Fernruf übermit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.806 »eilen Anzeigen überneh.' men wir keine Gewähr. — - - — ^scder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden muh oder der Auftraggeber jn Konkurs Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 154 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 5. Juli 1935 Me Soldaten im wehrhaften Reich Zum fünften Deutschen Reichskricgertag in Kassel vom 6. bis 8. Juli. Ernst Jünger, einer der stärksten Wortführer der deutschen Fröntgeneration, hat einmal über das Schicksal seiner Kameraden geschrieben: „Wir stehen noch mitten im Gefecht!" Ein Wort, das damals, als es ausgezeichnet wurde, vielen unverständlich erschien, auch vielen von denen, die draußen in den Trichtern und Gräben gelegen haben. Aber man konnte nicht die Uniform ausziehen wie einen alten Rock und wieder „zivil" werden. Sie hatten die Monturen abgegeben, als sie heimkehrten von den Fronten des großen Krieges, die Ehrenzeichen, in Seidenpapier eingewickelt, in die Schublade des Schrankes in der guten Stube gelegt, dazu das vergilbte Soldbuch und den fleckigen Militärpatz mit den Namen: Somme — Verdun — Toter Mann — Wolhynien — Jfonzo. Aber sie kamen nicht los von dem Erlebnis der Front, die Gedanken gingen immer wieder zurück zu den hölzernen Kreuzen, Zu den Tagen und Wochen im Sappenkopf und in der Batteriestellung, die ihnen zum Schicksal geworden waren, die sie getroffen hatten in der Wurzel ihres ganzen Seins. Oft wollten sie nichts mehr davon wissen, wollten sich freimachen von der Vergangenheit, besonders als Menschen auftauchten, die ihr Tun in vier langen Jahren, in denen der Tod ihnen der treueste Begleiter war, als sinnlos und vergeblich hinstellten. Aber die große Kameradschaft der Front ließ sie nicht frei, sie war auch in ihrem bürgerlichen Dasein mitten unter ihnen, sie standen im Bann des Soldatentums auch am Pflug, hinter der Maschine und im Büro. Die Besten unter ihnen suchten nach dem Sinn der großen Erschütte rung, die der Krieg über die Welt gebracht hatte, und erkannten, daß er die „totale Mobilmachung" be deute, daß eine Generation angetreten sei, die durch das gleiche Denken und Fühlen, durch das gleiche Er leben, berufen war, der aus den Fugen ge ratenen Welt eine neue Ordnung zu ge ben. Jn den Staaten unseres zerrissenen, unbefriedeten Erdteils warteten sie aus ihre Stunde, die ihnen die Führung ihrer Völker übergab, die sie zu Trägern des öffentlichen Lebens machte. Jn Deutschland hat die Frontgeneration die Durchbruchsschlacht gewonnen. An der Spitze der deutschen Nation stehen die Männer der Front, der unbekannte Soldat des großen Krieges ist der Führer und Kanzler des deutschen Volkes. Dem deutschen Soldaten ist seine Ehre, die ihm landfremde Elemente besudeln wollten, wiedergegeben worden, und die Schmach von Versailles, die ihn vor der Welt diffa mieren wollte, ist gelöscht durch die Verkündigung der allgemeinen Wehrpflicht. Das deutsche Soldatentum hat seinen Platz erhalten im Leben unseres Volkes, höchste Ehre des deutschen Mannes ist es, den grauen Rock tragen zu dürfen. Der Kampf der deutschen Soldaten, oft verlästert und mißverstanden, hat seine Krönung in dem tapferen Entschluß des Führers, Deutschland die Wehrhoheit zurückzugeben, gefunden. Deshalb steht der 5. Deutsche Reichskrieger tag in Kassel vom 6. bis 8. Juli im Zeichen des wieder erstandenen wehrhaften Deutschlands. Im Herzen des Hessenlandes, in der alten Garnisonstadt Kassel, treffen sich die deutschen Frontsoldaten. Dieses Reichstreffen foll nach dem Willen des Bundesführers des deutschen Reichs- kriegerbundes „Kyffhäuser", Oberst a. D. Reinhard, die Geschlossenheit des deutschen Front soldatentums bezeugen. Der Neichskriegertag ist be rufen, die Brücke aus der stolzen Geschichte und der ruhm reichen Vergangenheit de<deutschen Soldatentums in die ehrenvolle Zukunft wiedererstandener deutscher Wehrhaf tigkeit zu schlagen. Der in der Welt einzig dastehende Sol datenbund „Kyffhäuser" mit seinen mehr als drei Millionen Frontsoldaten wird mehr als 200 000 Kameraden auf der Karlswiese aufmarschiercn lassen. Nicht um der Welt ein säbelrasselndes Schauspiel zu liefern, sondern als ein Bekenntnis ehemaliger Front soldaten für Führer, Volk und Vaterland und darüber hinaus zum Friedender Welt. Das nationalsoziali stische Deutschland hat den Ruf zur Verständigung durch den Mund seiner Frontsoldaten ergehen lassen. Deutsche Soldaten haben Fühlung mit fremden Frontkämpferver bänden genommen, um eine Befriedung der Welt vorzu bereiten, denn nur die alten Soldaten, die in den Stahl gewittern des Weltkrieges die Verwüstungen erlebt haben, wissen, was Krieg und was Frieden bedeutet. Für diesen Friedenswillen der deutschen Soldaten wird ebenfalls der Reichskriegertag Zeugnis ablegen. Alte Soldaten marschieren im wehrhaften Reich als Träger ruhmreicher Vergangenheit, als Vermächtnis an die Kom menden, und mit ihnen marschieren im Geiste die toten Kameraden, die sie draußen lassen mußten in fremder Erde. Trommeln Wirbeln, Pfeifen jubeln, Fahnen wehen, alte Soldaten halten einen stolzen, friedlichen Appell ab für die Ehre und Größe deutschen Soldatentums! Eberhard Hannah. IeuWM Utz PM SWm ill kM Willig. Die amtliche Verlautbarung über den Besuch des polnischen Außenministers. Amtlich wird mitgeteilt: „Der zweitägige Besuch des polnischenAußenministers in Berlin hat Gelegenheit zu einer eingehenden Aus sprache des Führers und Reichskanzlers und der deutschen Reichsregierung mit Herrn Beck gegeben. Jn dieser Aussprache, die in freimütiger Weise geführt wurde, sind die speziell Deutschland und Polen interessierenden Fragen und auch die Probleme der allgemeinen europäischen Politik zur Erörterung gekommen. Es ergab sich eine weitgehende Übereinstimmung der Anschauungen. Mit Befriedigung konnte festgestellt werden, daß die deutsch-polnische Erklärung vom 28. Januar 1934 sich in jeder Hinsicht voll bewährt hat, und zwar nicht nur im Verhältnis der beiden Staaten zueinander, sondern auch als konstruktives Element bei der Sicherung des Friedens in Europa. Herr Beck betonte in diesem Zusammenhang, daß die Erklärung des Führers und Reichskanzlers über Polen in seiner Rede vom 21. Mai, insbesondere sein Wunsch nach Dauerhaftigkeit des deutsch-polnischen Abkommens, in Polen starken Widerhall gefunden habe, und daß auch polnischerseits der aufrichtige Wunsch nach immer größerer Vertiefung der freundschaftlich nachbarlichen Beziehungen zu Deutsch land besteht. Die beiden Negierungen werden entsprechend der benachbarten Lage der beiden Völker auch in Zukunft in enger Fühlung bleiben und alle ihre Kräfte dem Werk des europäischen Friedens widmen." OHsrA Beck über seine Aussprache mii dem Führer. Der polnische Außenminister dankt der deutschen Presse. Der polnische Außenminister Beck empfing am Donnerstagnachmittag in der polnischen Botschaft die Vertreter der deutschen und der ausländischen Presse. „Wir sind uns alle vollauf bewußt", betonte er zu den deutschen Pressevertretern gewendet, „daß ohne ein verständnisvolles Zusammenwirken auf dem Gebiete der öffentlichen Meinungsbildung schwerlich die durchaus positiven Resultate zu erreichen Wären, die in den letzten zwei Jahren zwischen Polen und Deutschland erzielt worden sind. Zu diesem Zwecke haben wir seinerzeit besondere Vereinbarungen zwischen unseren beiden Ländern geschlossen. Ich kann mit Genugtuung feststellen, daß wir feit dem Abschluß der deutsch-polnischen Erklärung vom 26. Januar 1934 auf dem Wege des gegenseitigen Sichkenncnlernens und Verstehens ein großes Stück zurückgelegt haben. Was mich anbelangt, so lege ich großen Wert auf die gegenseitige persönliche Fühlungnahme der Pressever treter unserer Länder." Der Minister dankte den deutschen Pressevertretern für das, was bis jetzt getan worden sei. „Es war für mich", fuhr er fort, „eine beson dere Freude, der schon vor längerer Zeit ergange ¬ nen Einladung der deutschen Reichs regierung folgen zu können. Leider wurde der frühere Termin meiner Reise durch unsere National trauer hinausgeschoben. Dis überaus herzliche Anteilnahme, die der Herr Reichskanzler und mit ihm das ganze deutsche Volk in diesen schweren Tagen uns erwiesen, ist in Polen tief empfunden worden. Ich hatte Gelegenheit, dem Herrn Reichskanzler im Namen des Herrn Polnischen Staatspräsidenten hierfür persönlich danken zu können. Mein langer und eingehender Meinungsaustausch mit dem Herrn Reichskanzler erstreckte sich sowohl aus die deutsch-polnischen Beziehungen als auch auf die allgemeinen politischen, beide Regierungen inter essierenden Fragen. Diese Unterredung, die ich auch mit den zuständigen Reichsministern ergänzt habe, wird sicherlich ein positiver Beitrag auf dem Wege sein, den die beiden Regierungen durch die Er klärung vom 26. Januar 1934 beschritten haben. Der Rückblick auf unsere gegenseitigen Beziehungen seit Abschluß dieser Erklärung ergibt, daß die Aus wirkungen dieser Vereinbarung nicht nur zur posi tiven Gestaltung unserer Beziehungen beigetrage» haben, sondern darüber hinaus auch ein ganz wesent licher Faktor zur Aufrechterhaltung und Festigung des Friedens im allgemeinen sind. Jn dieser Hinsicht dürfte man annehmen, daß selbst diejenigen, die unseren Abmachungen kritisch gegenüberstanden, auf Grund der allgemeinen Entwick lung sich doch davon überzeugt haben dürften, daß der zufolge der Erklärung vom 26. Januar 1934 ge schaffene Zustand als ein bedeutender Bestand teil desallgemeinen Friedenswerkes von Europa gewürdigt und als solcher nicht mit H»itik, sondern vielmehr mit Dankbarkeit entgegen genommen werden muß." Zum Schluß bat der Minister noch, der deutschen öffentlichen Meinung zum Ausdruck zu bringen, wie angenehm seine Frau und er den herzlichen Empfang in Berlin empfunden hätten. Er betonte auch noch seine Freude, seinen Minister- kollegen Freiherrn von Neurath sowie Minister präsident Göring und Reichsminister Dr. Goebbels, „die beide in Polen keine Unbekannten sind", in Berlin begegnet zu sein, und wünschte der deutschen Presse eine erfolgreiche Arbeit im Sinne einer weiteren gegen seitigen Annäherung des deutschen und des polnischen Volkes. Beck bei Göring. Außenminister Beck mit Gemahlin und Tochter, der polnische Botschafter in Berlin, Lipski, und die Begleitung des Ministers folgten einer Einladung des Ministerpräsi denten General Göring und seiner Gattin in die Schorf-, Heide. Unter Führung General Görings besichtigten die polnischen Gäste die Wildgehege um Hubertusstock. Nach einem Abendessen im kleinen Kreis im Jagdhaus Karin- Hall, an dem von deutscher Seite u. a. Reichs- und Staats minister Kerrl, Botschafter von Ribbentrop, der deutsche Botschafter in Warschau, Graf Moltke, Staatssekretär Kör ner und Generalforstmeister von Keudell teilnahmen, be gaben sich die Gäste zum Anhalter Bahnhof, um Berlin mit dem Ziel Bad Reichenhall zu verlassen. EmMe ZlWW M MWei. Spannung zwischen London «. Rom - Die englischen Versuche, den Abessinienkonflikt un bedingt friedlich beizulegen, gegebenenfalls durch wirt schaftlichen Druck auf Italien, hat eine Spannung zwischen London und Rom hervorgerufen, da Mussolini ganz entschieden sich eine Einmischung in die Abessinicnfrage verbittet. Jn Italien ist sogar eine aus gesprochen feindselige Stimmung gegen England fest- zustcllen. Wie die Londoner Blätter melden, hat das britische Kabinett beschlossen, kein Mittel unversucht zu lassen, um Abessiniens Selbständigkeit zu erhalten und andererseits Italien wirtschaftliche Vorteile im Reiche des Negus zu verschaffen. In einigen Kreisen des Kabinetts soll die Neigung bestanden haben, den Völker bund zu wirtschaftlichen Sanktionen gegen Italien aufzurufcn. Die Gesamtheit der Minister habe sich aber dieser Ansicht nicht anschließcn können. Vielmehr sei beschlossen worden, zunächst einmal wieder eine enge Fühlungnahme mit Frankreich herzustellen. England soll angeblich bereit sein, Frankreich in den euroväikcken Fraaen weitestgehend entaegenrukommen. Englische Fühlungnahme mit Frankreich um seine Mitwirkung zur Beilegung des abessinischen Falles zu erhalten, die aus gewissen innerpolitischen Rück sichten dringend notwendig für England ist. Der britische Botschafter in Paris soll angewiesen worden sein, die französische Negierung nach ihren An sichten über die Schritte zu fragen, die angesichts der Ab lehnung aller Kompromißvorschläge durch Mussolini getan werden sollten. Falls nach einem Meinungsaus tausch die britische und die französische Regierung sich über die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der Autorität der Völkerbundssatzung einig sein sollten, dann werde voraussichtlich eine gemein same Beratung der anderen Mitglieder des Völkerbundes folgen. Man erwarte, daß der Völkerbundsrat gemein same, von Frankreich und Großbritannien vorgeschlagene Maßnahmen sicher einstimmig annehmcn würde. Der britische Botschafter in Paris hatte bereits eine Unterredung mit dem französischen Ministerpräsi denten Laval, in der der englische Standpunkt erörtert wurde.