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Alpdruck der Regierung Laval. Oie zu Hause bleiben. Wenn täglich jetzt in ganzen Serien Die Menschen strömen in die Ferien, Dann Pflegen sie an sich zu denken, Sich nicht in andre zu versenken. Toch manchem, wenn er zieht von hinnen, Kommt's hin und wieder mal zu Sinnen: „Wie mögen sich die Zeit vertreiben Die vielen, die zu Hause bleiben?" Man meint, man müsse um sie trauern, Sie seien schrecklich zu bedauern, Und sagt voll Mitleid und Erbarmen Mit ihrem Schicksal: „Ach, die Armen'" Gemach, gemach, o Neunmalweise! Geht nur beruhigt auf die Reise, Ten» Reize hat die Fericnpause Nicht selten auch für „die zu Hause'. Man muß es nur zu richten wissen, Dann wird man kein Vergnügen missen, Man muß vor allem sich bequemen, Mal Ferien sich vom Ich zu nehmen. Schalt' aus zum Beispiel dann als nichtig, Was sonst dir schien so furchtbar wichtig. Leb' einmal frei und ungebunden Und nicht als Sklave deiner Stunden! Lern' deine eng're Heimat kennen, Tas, was wir das Zuhause nennen, Sollst seh'n, du wirst an allen Ecken Tagtäglich Neues hier entdecken! Es brauchen wirklich deinetwegen Die andern sich nicht anfzuregen, „Schön ist auch", kannst du ihnen schreiben, „Ein gut genutzt Zuhausebleiben!" MMOuramtm derReichsjugendsührung Auf der Arbeitstagung der Führerschaft des Ober gaues Süd der HI. in Stuttgart, zu der auch der Reichsjugendführer Baldur von Schirach er schienen war, wurde bekanntgegeben, daß auf Anregung des Reichsjugendführers nunmehr ein Kulturamt der HI. in der Reichsjugendführung ge schaffen worden ist. Zweck dieses Kulturamtes ist es, die schöpferischen Kräfte auf dem Gebiet der Kulturarbeit in der HI. zu aktivieren. Die Schaffung dieses Kulturamtes wurde daher erst jetzt in Angriff genommen, da die Reichsjugendführung es für notwendig erachtete, zuerst einen überblick über die kulturschöpferischen Kräfte zu haben und dann erst eine Organisation aufzubanen. Jetzt kann festgestellt werden, daß innerhalb der HI. bereits Wertvolles ge leistet worden ist und wirklich gute Schöp fungen den Weg in die Öffentlichkeit gemacht haben. „Körperliche und charakterliche Erziehung der akademischen Jugend." Telegramm des Führers an die Tagung der Turnerschaften. Die Vertreter der Turnerschaften auf deut schen Hochschulen fanden sich in ihrem ständigen Tagungsort Bad Blankenburg (Thüringer Wald) zu ihrer alljährlichen Tagung zusammen, über den Be ratungen standen als Leitworte die Wünsche, die der Führer und Reichskanzler sowie der Staats sekretär Lammers als Führer der Gemeinschaft der studentischen Verbände telegraphisch übermittelt hatten. Der Führer telegraphierte: „Dem zu seiner Jahrestagung versammelten Verband der Turnerschaften aus deutschen Hochschulen spreche ich meinen Dank aus für Vas rote vrlpenlt über prankreieb. Radikalisierung der Wählermafien infolge Kommunistenhetze. Frankreich hat sich in der Sowjetunion einen seltsamen Freund ausgesucht, dessen es nicht recht froh wird. Vor allem verstärkt sich infolge des Bündnisses mit Sowjetrußland die kommunistische Propa ganda in Frankreich von Tag zu Tag, und die Zersetzung des französischen Volkes macht Fortschritte. Auf einer Sitzung des Politischen Büros der Kom munistischen Partei wurde sogar eine Verstärkung der kommunistischen Propaganda b e - schlossen. Eine besonders lebhafte Agitation soll unter den ehemaligen Kriegsteilnehmern und unter den not leidenden Bauern entfaltet werden. Auch die weitere Betreibung der gewerkschaftlichen Ein heitsfrontbestrebungen soll verstärkt werden. Von den Kommunisten ist zu diesem Zweck die Aufstellung eines neuen Einheitsfrontprogramms vorgeschlagen worden. In welchem Matze die Radikalisierung der französischen Wählermassen infolge der ständig zunehmenden bolschewistischen Propaganda fort schreitet, das zeigt die Nachwahl für den Sitz des vor einigen Monaten verstorbenen Abgeordneten Renaudel, der einer der Führer der Nensozialistischen Partei war, nachdem er bei den Altsozialisten immer das gemäßigte Element der Partei vertreten hatte. Dir Wahl endete mit einem Sieg der Kommunisten. Bereits im ersten Wahlgang wurde der kommunistische Kandidat Bartolini mit 7559 Stimmen und absoluter Mehrheit vor dem Kandidaten der antikommuniftischen Einheitsfront gewählt, der es nur auf 3239 Stimmen gebracht hat. Die bürgerliche Presse Frankreichs zeigt starke Erregung über einen Kampsaufruf der Links- verbändc, den 14. Juli 1935, der französischer Nationalfeiertag ist, durch die Zusammenziehung aller Kräfte, die entschlossen sind, die Freiheit zu verteidigen, zu begehen. Den Äufruf haben 48 verschiedene Verbände unterzeichnet, darunter das Gelöbnis der Gefolgschaft und das Versprechen zur unbedingten Weiterarbeit an der körper lichen und charakteristischen Erziehung der akademischen Jugend." In dem Telegramm von Dr. Lammers heißt es: „Für das übermittelte Gelöbnis zur kameradschaftlichen Mitarbeit bei der Errin gung der Ziele der Gemeinschaft studentischer Verbände danke ich aufrichtig. Helfen Sie weiterhin mit, insbeson dere durch den unbedingten Einsatz Ihres Turnbetriebes." Hundertjahrfeier in Bad Nauheim. Reichsminister Dr. Frick überbrachte die Glückwünsche des Führers. Das hessische Staatsbad Nauheim, das berühmte Herz-, Rheuma- und Nervenbad, beging am Montag die Jubelfeier seines hundertjährigen Bestehens als Heilbad. Aus einer uralten Salzsiederstätte hat sich der Kurort zu einem Weltbad entwickelt, das den Ruf deutscher Heilschätze in alle Länder der Erde verbreitete. Nach der Ouvertüre zu Beethovens „Egmont" be grüßte der Reichsstatthalter Sprenger den Reichs minister Dr. Frick und die Gäste. In der großen Ge schichte des Bades sei, so führte der Reichsstatthalter aus, ein Höhepunkt erreicht. Aufgabe für das weitere Auf blühen sei, den erkrankten Männern der Arbeit ohne Unter schied des Standes ihre Gesundheit wiederzugeben. Aber auch die Bedeutung des Bades für die leidende Mensch heit der ganzen Welt sei weiter zu Pflegen. So habe das Bad für unser Volk und für die gesamte Menschheit zu wirken. Reichsminister Dr. Frick übermittelte die Grütze und die Radikalsoziale Partei, die französische Liga für Menschenrechte, eine Anzahl marxistischer und kommu nistischer Parteien und Gewerkschaften, sozialistische Splittergruppen, linksstehende Frontkämpferverbände, antifaschistische Gruppen usw. Das Blatt Herriots, „Ere Nouvelle", gibt offen zu, daß sich die Radikalsozialistische Partei in einer ernsten Krise ' befindet. Beispielsweise erhebe sich die Frage, ob die Partei in der Regierungsmehrheit bleiben oder Anschluß an die anderen linksstehenden Gruppen suchen soll. Dieser Krisenzustand wird nicht zuletzt verschärft durch die Hal tung des linken Parteiflügels unter Daladier, der in einer Versammlung nach einem Sozialisten und einem Kommunisten gegen eine Diktatur von rechts und für die Diktatur von links gesprochen hat. Die politisch rechtsstehenden Kreise und Blätter sind darüber sehr aufgebracht. Rote WWmsuse auch in Spanien. Ebenso wie in Frankreich sind auch in Spanien dis roten Wühlmäuse wieder eifrig an der Arbeit. Die stärkste Partei Spaniens, die vom Kriegsminister Gil Robles ge leitete Katholische Volksaktion, veranstaltete am Sonntag mehrere große Massenkundgebungen. Der Kriegsminister sp-ach in Barcelona vor 125 900 Anhängern, in der Stier- kampfarcna von Valencia und dem großen Sportplatz Mestalla vor im ganzen 200 000. Von radikalen Elementen wurden aus Anlaß dieser Kundgebungen in Valencia mehrere Bombcnattentate verübt und Sabotageakte begangen. Außerdem wurde in Valencia ein 24stündiger Proteststreik veranstaltet. Die Stromversor gung zweier Dörfer wurde dadurch abgeschnitten. Vor dem Gefängnis in Valencia brachten die Radikalen drei Bom ben zur Explosion. Ferner streuten sie auf den Straßen, die nach Valencia führen, in großer Menge Nägel aus, wodurch die Reifen vieler nach Valencia fahrender Auto mobile vlatzten. — — —'S Glückwünsche des Führers und Reichskanzlers. In seiner Rede hob der Minister hervor, daß die Voraussetzung für das Gedeihen eines Volkes die Volksgesundheit sei. Die Reichsregierung werde alles daransetzeu, um die Ge sundheit des Volksganzen zu fördern r-nd es auch rassisch gesund zu machen. Die Bewegung sehe ihren Stolz darin, ohne Unterschied des Standes die heil kräftigen Kurmittel allen Volksgenossen zugänglich zu machen. Darin mitzuhelfen, sei Aufbauarbeit im Sinne des Führers. 750-Iahr-?eier der Stadt Weißenfels. Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Göring. In Weißenfels begann mit dem Geheul der Sirenen aller Fabriken und dem Festgeläut aller Glocken die 750- Jahr-Feier der alten Saalestadt. Nach Kranzniederlegun gen an allen Kriegergedenkstätten eröffnete der Ober bürgermeister Dr. Zeitler mehrere Sonderschauen des Museums, der Photogesellschaft usw. Im „Geleitshaus", in dem Gustav Adolf nach seinem Tode aufgebahrt war, wurde eine Ausstellung von Erinnerungsstücken, Bildern usw. um Gustav Adolf und Karl XII. von Schweden zu sammengetragen. In einer feierlichen Sitzung der Ge meinderäte, an der zahlreiche Vertreter von Partei, Wehr macht und Behörden teilnahmen, wurde die Ver- leihungdesEhrenbürgerre chts an den Schirm herr» der 750-Jahr-Feier, den preußischen Minister präsidenten Göring, beschlossen. Bei einem Imbiß, der sich an den Staatsakt der Hundertjahrfeier des hessischen Staatsbades Nauheim im Sprudelhof anschloß, betonte Dr. Frick, welch außer ordentliche Bedeutuna er dem zahlreichen Aus- " Mep-.v«»« ükbl «di mÄ!" KcTT-rQ/L TM AA/rs Orbeborreebtscbutr: Türck Türme-Verlag, Halls (Laste-). l5 Als das letzte Wort verklungen war, schien auch die seltsame Kraft zu Ende zu sein. Frau Mertens sank zurück in die Kissen. Ihre Augen wurden starr, erloschen. Schwester Elisabeth führte die Kinder hinüber in die kleine Schlafkammer. Sie wußten noch nicht, was geschehen war. Erst am nächsten Morgen, als sie die Tote in ihrem Kirchenkleid und mit gefalteten Händen liegen fahen, be griffen sie. „Mutterte, Mutterle — wach doch auf! Liebes gutes Mutterle, wach doch wieder auf!" schluchzte Hanneli. Dem billigen Sarg folgten fast alle Anwohner der Blumengasse, deren Gärten an Blumen hatten hergeben müssen, was nur möglich war. Blumen überdeckten den einfachen Sarg, mit Blumen hatte man das Grab aus gebettet, und Blumen warf man als letzten stillen Gruß hinab. Es war vom Vater beschlossen, daß Hanneli zunächst bei ihm bleiben sollte, während der Knabe vorläufig bei Verwandten untergebracht wurde. Bruder und Schwester, die so innig zusammen aus gewachsen waren — jetzt kam das Leben und riß sie un barmherzig auseinander. Lange sprach man in der , Mumengasse darüber, wie der kleine Knabe neben dem Onkel, mit seinem Köfferchen an der Hand, aus dem Hause gegangen war. Er schaute noch einmal verstohlen zu den Fenstern hinauf, hinter denen Hanneli eben unter Tränen von ihm Abschied genommen hatte. In seiner Kehle würgte es, aber det kleine Heinz biß tapfer die Zähne zusammen. Nicht heuleü! Er war doch ein Junge, Zweites Kapitel. „Raus mit dem Trödel! Ich habe dir gesagt, Karl, daß entweder eine neue Einrichtung angeschasft wird, oder ich bleibe, wo ich bin!" Scharf fielen die Worte aus dem hübschen Munde einer stattlichen, dunkelhaarigen Frau, Ende der Dreißig. „Ja doch — ja doch, Olly. Aber immer langsam — eins nach dem anderen. Jetzt habe ich erst wieder das Buntseidene bezahlen müssen, auf das du so versessen warst", versuchte Karl Mertens die Erregung seiner zweiten Frau zu dämpfen. „Na, da schlägt's aber dreizehn! Was hast du mir vorgemacht von deinem großen Verdienst — und mutzt ich's nicht glauben, wenn ich in der Barcelona-Diele deine Zechen sah? Ei, da warst du immer der großspurige Kavalier. Erst später kam ich dahinter, daß meistens alles auf Kreide ging. Aber ich sage dir, jetzt hast du mich hierher gelockt — nun trägst du auch die Verantwortung. Aber entweder bist du ein ganz knickriger Geizhals oder ein Herr von Habenichts, der immer bloß große Reden im Munde führt." Der Redefluß der jungen Frau war nicht zu bändigen. Bei solchen Auseinandersetzungen schwieg Mertens meistens. Ja, das war nun so eine Frau, wie er sie sich früher immer gewünscht hatte, kräftig und resolut, und er wagte ihr auch wirklich nicht ernstlich oder mit einem Donnerwetter entgegenzutreten. Denn sie war imstande, augenblicklich ihre Sachen zu packen und ihm auf und davon zu gehen. „Na, mach nur, was du willst, Olly! Meinetwegen verkaufe, was du denkst, und schaff' dafür andere Sachen an! Ich muß jetzt auf Tour." „Ja, das mach ich schon. Darauf kannst du dich ver lassen. Ich habe das alte Gerümpel hier nämlich schon annonciert in der Zeitung. Soll ja immer noch Liebhaber für solche Sachen geben", erwiderte Frau Olly. Mertens nickte nur, schob seine dicke Zigarre aus einem Mundwinkel in den anderen und drückte sich zur Tür hinaus, um einem weiteren Wortwechsel zu entgehen. „Reiß dich zusammen, damit du ordentlichen Umsatz machst!" Seine Frau war mit wenigen Schritten hinten ihm. „Sonst mache ich das Jammerleben hier nicht lange mit." Mertens war froh, als die Haustür hinter ihm zufiel. Draußen schlug ihm kalter Novembernebel ins Gesicht. Fast wäre er mit jemandem zusammengeprallt. Er sagte schon „Pardon!" und schaute auf. Da sah er, daß es seine Tochter war, die mit der Büchertasche unterm Arm aus der Schule kam. Beim Anblick des schmalen, blassen Gesichts, das dem seiner früheren Frau noch ähnlicher geworden war, kochte die Wut in ihm auf, die er Frau Olly gegenüber hatte unterdrücken müssen. „Na, du wirst ja immer spitznäfiger. Siehst wirklich aus, als ob du bei uns nicht satt zu essen hättest. Aber ich weiß ja, was dir mal wieder fehlt — eine ordentliche Tracht Prügel. Weiter nichts. Ich gehe jetzt auf Tour, sonst wäre ich noch mal umgekehrt. Aber ich sage dir, nimm dich ja zusammen und häng deiner Stiefmutter nicht immer so ein mürrisches Gesicht hin. Wenn ich nach Hause komme und wieder nichts Gutes über dich höre, dann kannst du dir schon heute gratulieren..." Mertens packte seine Tochter am Arm und preßte sie so heftig, daß sie leise aufschrie. „Ab!" Mit bösem Lachen versetzte er ihr noch einen Stoß, dann ging er davon. Hanneli stand zitternd, mit Tränen in den Augen, und war nicht imstande, sich von der Stelle zu bewegen. Er schütterndes Leid zeichnete sich in dem schmalen Kinder gesicht. Wohin soll ich gehen?, dachte das Kind. Gehe ich nach oben, dann gibt's auch nur Schläge und Schelte — aber ich muß schon hinauf — wo soll ich sonst hin? Mutterle, warum bist du von uns gegangen? Warum ist das alles so? Warum haben andere Kinder ihren Vater und ihre Mutter, die gut zu ihnen sind — nur wir nicht... Ach, wenn ich wenigstens wüßte, ob es dem armen Heinzel männchen besser geht! — < (Fortsetzung folgt.)