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WWdmfferAMM Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und «Das »Wilsdruffer Tayedlall- erscheint, an ollen Werklagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. Frei Haus, bei Postbestellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Doten, unsere Austräger u. e. —e. . ec E»eschästsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- TvOMeNvlUll fUk WllSdrUsf U. UlNffkAtNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od. sonstiger "— ' Betriebsstörungen besteht Ikein.Anspruch aut Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandtcr Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Fernsprecher: Amt Wilsdruff ' ' — Jeder Rabattanspruch Anzeigen « Annahme Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 151 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 2. Juli 1935 Ser Wal- als Kulimirsger Md Rohstoffquelle. Ei« mahnender Beitrag zum Aufklärungsfoldzug: „Verhütet Waldbrände!" Mit dem 1. Juli begann im ganzen Reich ein ge waltiger Auftlärungsfeldzug unter dem Leitwort: „Verhütet W a i d b r ä n d e". Durch diese ge schlossene Aktion sollen jung und alt aus die kultu relle und wirtschaftliche Bedeutung des deutschen Waldes aufmerksam gemacht und dazu angehalten werden, dieses kostbare deutsche Volksgut pfleglich zu behandeln. Das heißt in erster Linie, es vor Feuer schaden zu schlitzen. Alljährlich, wenn die Sonne warnt und sommerlich auf die Erde niederscheint, beginnt die große Gefahrenzeit für den deutschen Wald. Während naturfrohe Menschen das Lob des Waldes mit deutschen Liedern — „Wer hat dich, du schöner Wald . . „Wo die hohen Eichen rauschen..." — auf froher Wanderung besingen, ver gessen sie, daß das Feuer der ärgste Feind des Waldes ist. Viel gefährlicher als der tierische Schäd- Ilng, als Nonne und Forleule, die mit ihrer Gefräßigkeit oft kilometerweite Strecken Waldes zugrunde richten. Das »-ünkchen eines leichtsinnig weggeworfenen Streichholzes, einer ausgeklopften Pfeife ist oft genug die Ursache kata strophaler Waldbründe, die in wenigen Stunden die Arbeit von Jahrzehnten vernichten. Zwei Drittel aller Brände im Wald sind nach statistischen Er hebungen durch fahrlässige und leichtfertige Wald- besucher hervorgerufen. Ein Drittel geht auf bös willige Brandstiftung, auf Blitzschlag und Fuukenslug zu rück. 'Den Naturgewalten, Blitz und Ungewitter, ist der Wald auf Gedeih und Verderben ausgeliesert, der Un bedachtsamkeit der Menschen, die ihn durch Rauchen oder Abkochen gefährden, darf er es nicht länger sein. Darum haben sich die NSDAP. Reichsleitung, Hauptamt für Volkswohlfahrt, Abt. „Schadenvcrhütung", das Reichs forstamt und der Reichsnährstand zu dem großen Wald- braudbekämpfungsfeldzug zusammengetan, durch den es ge lingen muß, das deutsche Volk dahin zu erziehen, durch Verantwortungsbewutztfein an der Erhaltung des Wald bestandes mitzuarbeiten. Den Wald erhalten heißt ein kostbares deutsches Volksgut Kind und Kindeskindern sichern. 2 7 v. H. der deutschen Landesfläche oder rund 12,65 Mil- Lonen Hektar sind mit Wald bestanden. Der Wert dieser 12,65 Millionen Hektar mit dem darauf stehenden Holz beläuft sich auf etwa 19 Milliarden Mark. Er stellt damit ein Achtel des deutschen Volksver mögens dar. Non diesen 12,65 Millionen Hektar sind 5,5 Millionen Hektar oder 44 v. H. mit Kiefern, 3,1 Millionen Hektar oder 25 v. H. mit Fichten, 1,7 Millionen Hektar oder etwa über 12 o. H. mit Buchen und 9,7 Millionen Hektar oder 7 v. H. mit Eichen bewachsen. Dieses prächtige alte Waldgut, in dem über 300 000 Menschen hauptberuflich beschäftigt sind, hat über seinen materiellen und seinen Erholungswert für den deutschen Menschen hinaus grr>ße Volks kultu relle Aufgaben zu erfüllen. Klima und Luft bewegung werden stark durch den Wald beeinflußt. Er regelt vor allem den großen Wasserhaushalt der Natur. Dieser Kraftquell des deutschen Volkes erfährt heute nach den Jahren der liberalistischen Mißwirtschaft, die den Wald nicht zuletzt durch die Bezüge ausländischer Hölzer zu Schleuderkonkurrenzpreiscu entwertete, wieder staat lichen Schutz und staatliche Förderung. So wurden 1933 die Holzzölle erhöht, es wurde'ein Aufsorstungsgesetz, ein Gesetz znm Schutz vor Waldverwüstung erlassen, ein be sonderer Kreditplan für die Aufforstung von Sdländereien in Kraft gesetzt, ein besonderes Reichsforstgesetz herausge bracht, wonach der gesamtö deutsche Waldbesitz nach forst lichen Grundsätzen angebaut, gehegt und gepflegt wird, um auf diese Weise eine größere jährliche Holzernte zu garantieren und den Wald selbst wieder rentabel zu machen. Um dieses Ziel hundertprozentig zu erreichen, muß auch die Industrie mit den Waldbesitzern syste- matisch Hand in Hand arbeiten. Denn sie ist es, die den Werkstoff Holz — es gibt kaum einen Wirtschafts betrieb, der nicht in irgendeiner Form Holzverwerter ist — verarbeitet. Technik und Wissenschaft müssen, um den Werkstoff Holz dem deutschen Volke noch intensiver als bisher dienstbar zu machen, weiter nach neuen Verwen dungsmöglichkeiten für das Holz suchen. Zumal heute unter dem Gesichtspunkt unseres Rohstoffmangels und unserer Devisenknappheit. Im Bauwesen findet das Holz die hauptsächlichste Verwendung. In Jahren normaler Beschäftigung ver braucht die Bauwirtschaft allein 20 Millionen Kubikmeter. Schon aus nationalwirtschaftlichen Gründen wird Wohl in den nächsten Jahren den Holzbauten größere Aufmerk samkeit zugewandt werden, besonders ans all den Gebieten, auf denen das Holz dank feiner stofflichen Eigenarten anderen Werkstoffen überlegen ist. Die Papiererzeu - gung, eine der wichtigen deutschen Ausfuhrindustrien, die in der Welterzsngung an dritter Stelle hinter den USA. Ei« skm-itslittWr RiMserW? Die Heeresdemonstration des Duce in Südtirol. Der Besuch des französischen Generalstabschess Gamelin in Italien scheint seine Früchte zu tragen, nur reifen sie nicht am Friedcnsbaum Europas. Viel mehr gewinnt man Klarheit darüber, daß Frankreich und Italien gewillt sind, in Zukunft sich gegen seitig militärische Hilfe zu gewähren und enge militärische Zusammenarbeit anzustrebcn. Italien bekommt damit Hcereskräfte gegen Abessi nien frei, da Frankreich in Europa dem Duce den Rücken deckt. Daran vermögen auch die von Rom aus geflissentlich ausgcstreutcn Gerüchte nichts zu ändern, daß Italien den militärischen Schutz seiner europäischen Grenzen nicht vernachlässigen werde. Nach einer Meldung des römischen Korrespondenten der Londoner Zeitung „Daily Hera ld" sei Italien im Begriff, mit Frankreich einen Militär vertrag abzuschließen, wonach Frankreich den Schutz der italienischen Grenzen übernehmen soll, solange Italien in Afrika beschäftigt sei. Demgemäß würden an den demnächst beginnenden Manöver« um Bozen herum hohe französische Offiziere teilnehmen. Dieses Militärabkommen würde nach Meinung des „Daily Herald" auch d i p l o m a t i s ch e F o l g e r u n g e n nach sich ziehen. Bei den demonstrativen italienischen Manöver« von 7 bis 8 Divisionen in Südtirol, an denen Mussolini persönlich teilnchmcn wird, handelt es sich demnach um eine Geste des italienischen Staatschsfs, die ein beson deres Schlaglicht auf die Politik des Duce wirft. Verbotene MniLionsriesemngell nach Abessinien. Dor Kaiser von Abessinien erklärte einigen englischen Pressevertretern gegenüber, daß die Regierun gen der Tschechoslowakei, Dänemarks, Frankreichs und Belgiens den Verkauf von Munition nach Abessinien verboten hätten. In einigen Fällen seien sogar bezahlte Sendungen im Hafen festgehalten worden. Italien sei ei« großes Industrieland, das zur Zeit Tag und Nacht damit beschäftigt sei, seine Armee mit modernen Waffen und Maschinen auszurüsten. „Wir aber", so sagte der Kaiser, „sind ein Volk von Hirten und Bauern ohne Industrie und sind gezwungen, uns unsere wenigen Gewehre und Kanonen, die wir brauchen, von: Ausland zu kaufen, damit unsere Solda ten nicht gezwungen sind, nur mit Schwertern und Speeren bewaffnet in den Kampf zu gehen." Der Kaiser fragte dann, ob einer der Korrespondenten ihm nachweisen könne, worin Abessinien seine Völkerbundspflichten ver letzt habe. „Auf welche Werse haben wir", so erklärte er, „diesen bevorstehenden Krieg provoziert? Wenn wir im Recht sind und die zivilisierten Völker nicht in der Lage, den Kriegsausbruch zu verhindern, dann soll man uns doch wenigstens die Möglichkeit lassen, uns selbst zu verteidigen!" Wie aus Paris gemeldet wird, erklärte der abessinische Kriegs Minister dem Sonderbericht erstatter des „Matin", wenn Italien hoffe, ein Mandat über Abessinien zu erhalten, so täusche es sich. Selbst wenn Abessinien eines Tages unter Mandat kommen sollte, fo werde nicht Italien die Mandatar macht sein. Der Kriegsminister bezifferte die Stärke des unter den Fahnen stehenden Heeres auf 350000 Mann. Abessinien könne aber in zwei bis vier Wochen inertere 800 000 bis 900 000 Mann mobil machen. An die bevorstehenden Manöver knüpft das Mai länder Abendblatt „Sera" einige bemerkenswerte Aus führungen. Das Blatt schreibt u. a.: Während etwa 500000 Mann an den militärischen Übungen teil nehmen, werden die Verschiffungen der Truppen nach Ost afrika ihren Fortgang nehmen, die man zur Lösung einer nicht mehr erträglichen Lage für notwendig halte Es gebe nur noch eine radikale Lösung der abessi nischen Frage, und zu einer solchen Lösung sei Italien vorbereitet. Die großen militärischen Übungen hätten einen sehr klaren Sinn: Sie zeigen, daß die Vorbereitungen für Afrika in nichts die Kräfte des Mutterlandes geschwächt haben. Ferner seien sie eine Mahnung, daß alle diejenigen einen schweren Irrtum begehen würden, die sich Italien in den Weg stellen oder einen Handstreich versuchen sollten in der Meinung, daß es vollkommen von der abessinischen Angelegenheit in Anspruch genommen sei. Sie würden Italien nicht unvorbereitet finden. * Italienische Kriegsvorbereitungen. An die großen S o m m e r m a n ö v e r des ita lienischen Heeres, die bevorstehen, küupft das Mailänder Abendblatt „Sera" bemerkenswerte Ausführungen. Den Manöver«, fo heißt es darin, käme nicht nur wegen der großen Zahl der daran teilnehmenden Mannschaften und Offiziere sondern auch aus anderen Gründen große Be deutung zu. So sei auch die potitisch-militärische Seite da bei in Betracht zu ziehen; während etwa 500 000 Mann kriegsmäßig ausgerüstete Soldaten an den militärischen Hebungen in den verschiedensten Teilen Italiens teil nahmen, werden die Verschiffungen der Truppen nach Ostafrika ihren Fortgang nehmen, die nm« zur Lösung einer nicht mehr erträglichen Lage für notwendig halte. Man habe von Zugeständnissen, Vorschlägen und Ver einbarungen gesprochen. Es sei sicher, daß die Vorschläge, wenigstens jene, von denen man in der englischen Presse gesprochen habe, weit davon entfernt seien, eine Lösung der Schwierigkeiten herbeizuführcn. Es scheine sogar, als ob sie dadurch verewigt und noch vergrößert würden. Es gebe nur noch eine radikale Lösung der abes sinischen Frage, und zu einer solchen Lösung sei Italien vorbereitet. Die großen militärischen Hebungen hätten einen sehv klaren Sinn; sie zeigen, daß die Vorbereitungen für Afrika in nichts die Kräfte des Mutterlandes geschwächt haben; ferner seien sie eine Mahnung, daß alle die einen schweren Irrtum begehen würden, die sich Italien in den Weg stellen oder einen Handstreich versuchen sollten in der Meinung, daß es vollkommen von der abessinischen An gelegenheit in Anspruch genommen sei. Sie würden Ita lien nicht unvorbereitet finden. Nom lehnt Edens Vorschlag ab. Die Erklärungen Edens im Unterhaus zur abessi nischen Frage hat man in Rom mit einer gewissen Span nung erwartet. Sofort nach ihrem Bekanntwerden wurde in zuständigen Kreisen Roms darauf hingewiesen, daß sich der italienische Regierungschef gegenüber Eden amtlich ebenso freimütig wie bestimmt gegen einen Zu gang Abessiniens zum Meer über den Hafen von Zeila in British-Somali-Land ausgesprochen und eine Erörterung dieses Vorschlages abge lehnt hat. Man weiß, daß Italien ohnehin von einer Vermitt lung in der englischen italienisch-abessinischen Streitfrage und Kanada steht, hat sich bis 1933 nur zu 50 v. H. auf inländische Holzrohstoffe gestützt. Hier gilt es Wandel zu schaffen, zumal die wissenschaftlichen Versuche ergeben haben, daß nicht nur die bisher einseitig verwandte Fichte ein hervorragender Zellstofflieferant ist, sondern auch die Buche. — Auch den: übelstand, daß immer noch die Hälfte des Ertrages unserer Wälder, nämlich 25 Millionen Fest meter, als Brennholz verbraucht werden, soll zur Streckung unserer Holzvorräte abgeholfen werden. So wurde dank technischer Verbesserungen der Nutzeffekt der Ofen von 35 auf 85 v. H. gesteigert. — Neben diesen alten Perwendnngsgebieten des Holzes erschlossen sich ihm in den letzten Jahren immc-r neue Möglichkeiten, und man darf ohne Übertreibung sagen, daß die Holzverwendnngs- möalickkeiteu noch keineswegs alle erkannt und ausgenutzt sind! Holzgasverwendung, Holzverzucke rung, Holzspiritusfabriken sind alles Gebiete, die noch in den Anfängen stehen, aber ihre große Bedeu tung für unsere künftige Volkswirtschaft bereits ahnen lassen. Ausgezeichnet bewährt sich das Holz weiter in der Kunstseiden- und Faserstoffindustrie, wie jeder tatsächlich am eigenen Leibe erfahren hat, sowie weiter bei der Gerbstofferzeugung. Das alles sind gewiß Gründe genug, nicht nur den Wald in seiner Gesamtheitzulieben, sondern ihn auch als R o h st o f f v e r s o r g c r der deutschen Wirt schaft entsprechend zu wertschätzen und — zu schützen. Zu schützen vor Feuer und Brand nach der Losung: „Ver hütet Waldbrände, hütet deutsches Volksgut!" ' L. Hamel.