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MsMer Kriegsgefangener nach 21 Zähren zvrSSgekehrt. Er war bereits für tot erklärt worden. Ein in russischer Kriegsgefangenschaft gewesener Schlesier, Hans Barutzki aus Wreski im Kreise Op peln, der bereits vor vielen Jahren gesetzlich für tot erklärt wurde, ist jetzt in seine oberschlesische Heimat und zu seiner hier lebenden Frau zurückgekehrt. Barutzki war gleich zu Beginn des Krieges in Tarnawka, als er einen Beinbruch erlitten hatte, in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Während der russischen Revolution kam er nach Sibirien, und seit dieser Zeit riß die Verbindung mit der Heimat ab. Seiner Frau wurde inzwischen eine Kriegshinterbliebenenrente zu gebilligt. Als Barutzki vor einiger Zeit einen Arbeitsplatz in der Nähe von Moskau erhielt, konnte er die Verbindung rnit der Heimat wiederausnehmen. Das deutsche Konsulat i« Moskau nahm sich seiner an und sorgte dafür, daß er wieder zurückkehren konnte. Role MAenausmSrsche am französischen Nationalfeiertag. Die Regierung befürchtet Zusammenstöße und Unruhen. Die innere Krise Frankreichs und das Vordringen der radikalen Elemente wird sich am Nationalfeiertag mit aller Schärfe offenbaren. Hatte der 14. Juli bisher den Charakter eines fröhlichen Volksfestes mit Tanz und lustigem Trubel auf der Straße, so wollen die Links parteien dem Tag in diesem Jahr einen ausge sprochen revolutionären Charakter geben, der in riesigen Massenaufmärschen und dem üblichen Drum und Drau sich ausdrücken soll. Natürlich wird den Höhepunkt des Nationalfeiertags wieder die große Parade bilden, die der Präsident der Republik wie üblich abnimmt. Dabei werden außer den Truppen des Standorts Paris Abteilungen des afrikanischen Heeres (Spahis, Zuaven und schwarze Schützen) und etwa 100 Militärflugzeuge teilnehmen. Die Regierung ist wegen dex roten Aufmärsche sehr in Sorge, denn sie weiß, daß für die radikalen Verbände der Tag eine Kraftprobe sein soll. Man befürchtet Unruhen und Zusammenstöße. Attentat auf MMonenerbm. Geheimnisvolle Explosion in einem Pariser Vorort. Einer geheimnisvollen Explosion fiel die Besitzerin einer Villa in dem Vorort Le Vesinet zwischen Paris und St. Germain zum Opfer. Nachmittags wurden die Bewohner einer vornehmen Villenstraße von einem entsetzlichen Krachen auf geschreckt und bemerkten zu ihrem Entsetzen, daß ein drei stöckiges, von einem großen Garten umgebenes Haus durch eine Explosion völlig zerstört worden war. Unter den Trümmern zog man die Besitzerin schwer verletzt hervor, die nur noch die Worte „Mörder, Mör der!" stammeln konute, bevor sie starb. Sie hatte die Villa erst vor drei Monaten erworben, und zwar von einem Druckereibesitzer, mit dessen Sohn sie verlobt war. Als sie jedoch merkte, daß Vater und Sohn lediglich nach ihrer drei Millionen Fran ken betragenden Erbschaft trachteten, löste sic die Ver lobung auf. Seitdem wurde sie, wie sie vor kurzem dem Polizeikommissar von Le Vösinet angegeben hatte, von beiden verfolgt und bedroht, so daß sie sogar gezögert hatte, in die Villa einzuziehen, die sie durch Zwangsverkauf erworben hatte, um die bei ihr gemachten Schulden des Druckereibesitzers einzutrei ben. In diesen Tagen war ihr Umzug vollendet. Kaum war sie selber eingezogen, als das Haus zerstört wurde. Ihren letzten Worten zufolge und nach den Angaben, die sie vorher der Polizei gemacht hatte, nimmt man an, daß ein Attentat auf das Haus verübt Worden ist. Vom NLLtz erschlagen. Ein 21jähriger Deutscher, namens Röttger, hatte seine in Enschede (Holland) wohnende Braut besucht und wurde des Abends von dem jungen Mädchen eine Strecke Weges fortgebracht. Auf der Hengeloschen Straße brach ein heftiges Gewitter aus, und das Brautpaar suchte gemeinsam mit noch drei anderen Leuten unter einer Kastanie vor dem Regen Schutz. Plötzlich schlug ein Blitz in den Baum und tötete die beiden jungen Leute auf der Stelle. Die drei anderen kamen mit dem Schrecken davon. Während eines Gewitters schlug der Blitz in das bei Wuppertal gelegene Anwesen des Bauern Otto Schäfer und setzte die Scheune in Brand. Das ganze Anwesen, Scheunen, Wohnhaus, landwirtschaftliches Mobiliar usw., ist restlos verbrannt. Weiter sind zwei Kühe, zehn Schweine und 120 Hühner in den Flammen umgekommen. Durch vrröorHeues Misch vergiftet. Drei Personen gestorben, zwei Personen noch in Lebensgefahr. Ein trauriges Geschick hat die Bewohner des Schwaderhofes vei Auchsesheim, unweit Donau wörths, ereilr. Innerhalb von drei Tagen sind drei Hofbewohner gestorben und fünf so schwer erkrankt, daß sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mußten. Die Ursache zu den Todesfällen und Erkrankungen ist in dem Genuß vergifteter Fleisch- und Wurst - waren zu suchen. Gerichtliche Untersuchungen ergaben, daß die Fleisch- und Wurstwaren auf dem Schwaderhof selbst hergestellt worden waren. Am 27. Juni erkrankte die bei dem Bauern Friedrich Löfflad auf dem Schwaderhof als Heuarbeiterin be schäftigte 17jährige Viktoria Ehrentreich aus Bayerdilling und mit ihr zugleich noch die 25jährige Bauerstochter Maria Löfflad sowie der gleichaltrige Dienstknecht Gott fried Wiedemann. Alle drei erlagen der noch nicht ein wandfrei festgestellten, unheimlichen Krankheit. Das Be finden des weiterhin in das Krankenhaus eingelieserten Jungbauern Friedrich Löfflad und des 16jährigen Schäferjungen Karl Rab gibt zu Befürchtungen Anlaß. Bei drei weiteren Familienangehörigen hat sich das Be finden so gebessert, daß keine Lebensgefahr besteht. Zwei Verräter hmgenckiet. Die Justizpresscstelle Berlin teilt mit: Der Volks gerichtshof hat am 29. November 1934 den 63 Jahre alten Bruno Lindenau aus Perleberg wegen Verrats militärischer Geheimnisse und am 1. Februar 1935 den 28 Jahre alten Egon Bresz aus Wilhelmshaven wegen Erforschung militärischer Geheimnisse znm Tode verurteilt. Die beiden Verurteilten sind Mittwoch morgen in Berlin hiugerichtct worden. Ferner ist durch Urteil des Volksgerichtshofs vom 28. Juni d. I. der 49 Jahre alte Wilhelm Batte sch aus Camminke wegen Verrats militärischer Geheimnisse und wegen versuchter landesverräterischer Fälschung und gewinnsüchtiger Privaturkundenfälschung zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt worden. Grauenhaftes Familienörama. Schornsteinfeger ermordet Frau und drei Kinder. In der kleinen Stadt Schlock bei Riga hat sich ein grauenhaftes Familiendrama ereignet. Ein Schorn- steinfeger erschien früh auf der Polizeiwache, übergab den Beamten ein großes, blutbeflecktes Messer und erklärte, daß er damit in der Nacht seine Frau und seine drei Kinder, zwei Mädchen und einen Knaben, im Alter von 7, 9 und 11 Jahren ermordet habe. Nach diesem Geständnis ergriff der Mörder über raschenderweise die Flucht und versuchte, sich in einem nahen Fluß zu ertränken. Es gelang aber den Polizei beamten, ihn rechtzeitig zu fassen, doch mußte festgestellt werden, daß er inzwischen ein schnell wirkendes Gift zu sich genommen hatte, an dessen Folgen er kurze Zeit später starb. 42 Eifenbahnangestettie verhaftet. Sie wucherten mit Eiscnbahnfahrkarten. In Odessa (Sowjetrußland) wurde eine Gruppe von Eisenbahnangestellten entdeckt, die mit Fahrkarten spekulierten. An den Fahrkartenschaltern des Bahnhofs waren fast keine Karten zu erhalten. Von den Spekulanten wurden dann diese Karten mit ent sprechenden .Aufschlägen vertrieben. Bisher sind 4 2 Personell v e r h a f t e t worden. Großseuer in einer rumänischen SM. 36 Häuser eingeäschert. Wie aus Botoschani in Rumänien ge meldet wird, brach in der Nähe ein schweres Schaden feuer aus. In dem benachbarten kleinen Städtchen Harlan entstand aus bisher noch ungeklärter Ursache in einem Haus ein Brand. Die Feuerwehr, die sofort herbeigerufen wurde, konnte jedoch trotz aller Be mühungen des Feuers nicht Herr werden, so daß die Feuersbrunst schnell um sich griff. Iw kurzer Zeit standen 26 Häuser in Flammen, die Us auf den Grund niederbrannten. Klei« MOMtsn. Verhaftungen in Danzig wegen staatsfeindlicher Umtriebe. Die Pressestelle des Danziger Senats teilt mit: Durch die Politische Polizei sind folgende Personen in Hast ge nommen worden: Kriminalsekretär auf Wartegeld Chall, Oberregierungsrat im Ruhestand Weber, Staatsanwalt schaftsrat Dr. Hülff, Krimiualsekretär auf Wartegeld Rompza, Laudgerichtsdirektor Kühn, Zollassistcnt Putt- kammer, Landgerichtsdirektor Zähle und Polizeihaupt- wachtmeistcr Felske. Bei einem Teil der Festgenommenen ist eine staats feindliche Betätigung bereits nachgcwiesen, während bei einem anderen Teil dringender Verdacht besteht; weitere Festnahmen stehen bevor. Felsstürze beim letzten Erdbeben in den Allgäuer Alpen. - den: letzten Erdbeben stürzten, wie erst jetzt fcstgestellt wurde, am Hochvogel im Osten der Allgäuer Alpen bis zu 100 Kubikmeter Luisen ab. Die Abstürze erfolgten besonders an der die jetzt ein völlig verändertes Aussehen hat. ^ie ^elsmassen, die stellenweise bis zu 600 Meter weder- prasselten, stauten sich im oberen Tal des Weittales, wo ein gewaltiges Geröllfeld entstanden ist. Selbstmord in der partnachklamm. Wie aus Garmisch-Partenkirchen gemeldet wird, wurden ein junges Mädchen und ein junger Mann in der Partnach tot aufgefunden. Die jungen Leute stammen, wie man feststellen konnte, aus Kre feld. Sie hatten in Partenkirchen in einem Gasthof Wohnung genommen. Am 27. Juni entfernten sie sich von dort und kehrten nicht mehr zurück. Es wird an- genommen, daß sich das Liebespaar von der Partnach klamm in selbstmörderischer Absicht in die Partnach gestürzt hat. Ausbruch des Vesuv. In der Nacht zum Mittwoch hat der Vesuv, der schon seit einiger Zeit in Tätigkeit war, plötzlich einen starken Ausbruch gemacht, bei dem sich durch die Explosion von Kratergasen eine Höhlung in der Kraterwand bildete. Die Ausbrüche waren von einem starken inneren Grollen be gleitet. Großes Glück hatte eine italienisch-amerikanische Rundfunkgescllschaft, die schon seit Monaten daran arbei tete, eine H ö r s e N d U N g aus dem Innern des Kraters zustande zu bringen. Bei der ersten Ueber- tragung hat sich somit der Hauptbeteiligte, in diesem Fall der Vesuv, von seiner besten Seite hören lassen. " Mei»., mmen «KM «io M!" KEQ/r VON Urbsberreobt8cbutr: kirnt Türme-Verlag, Halls (Lsale). f12 „Du lügst nicht? So, das ist ja schön! So ist B also wahr, daß du jeden Nachmittag bei mir gewesen bist und mir beim Aussortieren von Büchern geholfen hast? Nur interessant, daß ich davon nichts weiß, Hanne Mertens!" „Herr Lehrer!" Ein unterdrückter Schrei waren die Worte. „Sage mir, Hanne, was dich z« dieser Lüge bewogen hat? Und sage mir, wo du an diesen Nachmittagen ge wesen bist? Vielleicht kommen wir dann der Sache näher!" Aber die Lippen, zwischen denen sich eben noch der angstvolle Schrei hindurchgepreßt hatte, blieben ver schlossen. Lehrer Braunsdorf wartete und wartete. Hannett regte sich nicht. „Antworte mir doch, Hanne! Ich meine es wirklich gut mit dir!" versuchte er es. Das Kind schwieg. Wenn ich spreche, wenn ich ihm alles sage, dann trau' ich mich nicht mehr nach Haus'...dann schlägt sie mich... dann schlägt sie mich tot!, dachte es in unheimlicher Angst. „Ich bin sehr traurig, Hanne, daß ich mich so lange in dir getäuscht habe. Ich hielt dich immer für ein braves, gutes Kind, und jetzt sehe ich, daß deine Stiefmutter recht hat, wenn sie sagt, daß du störrisch und lügenhaft bist." Lehrer Braunsdorf stand noch immer abwartend da; aber als Hannett auch hierzu nichts verlauten ließ, fuhr er fort: „Deine Stiefmutter sagt, daß du ihr das Leben zu Hause so schwer machst, daß sie es nicht ertragen kann. Wenn du dort so bist wie hier, muß ich das glauben, und ich werde Schritte in die Wege leiten, daß man dich in eine Korrektionsanstalt bringt. Vielleicht kommst du da eher zum Reden. Zudem wird dich der Herr Pfarrer von der Konfirmation unter diesen Umständen zurückstellen müssen!" Jetzt kam mit einem Male Leben in das Mädchen. Hannelis Körper schüttelte wildes Schluchzen, während sie hervorstieß: „Ich kann doch nichts sagen...ich kann doch nicht..." Und plötzlich sank sie nieder und umklammerte so heftig des Lehrers Knie, daß dieser sich am Katheder stützen mußte: „Nicht in eine Korrektionsaustalt, Herr Lehrer! Ach... bitte lassen Sie mich hier...ich hatte doch nur Hunger, solchen Hunger...da hab' ich gesungen in einem Hof, und... da hat man das Geld heruntergeworfen... ein mal... ein einziges Mal nur!" „Und sonst...lügst du auch jetzt nicht, Hanne? Wo warst du an den Nachmittagen, wo du angegeben hast, zu mir zu gehen?" Das Kind stöhnte auf und quälte sich, ehe es imstande war, von Vera Reinhardt und Fräulein Luise zu er zählen. „Ach, ich hab' nichts Schlechtes getan ... nur aus Hunger...es war so schlimm...aber nichts sagen, meiner Stiefmutter nichts sagen...sonst schlägt sie mich wieder so sehr!" Lehrer Braunsdorf lauschte stumm und erschüttert. Jetzt sah er klarer. So also lagen die Dinge. „Aber Hanne, du warst vielleicht nicht immer ganz lieb und gut zu ihr? Auch zu einer Stiefmutter muß man lieb und gut sein. Sie sagt mir, daß du sie nicht ein einziges Mal Mutter genannt hast!" „Ach, ich konnte nicht... ich hab' doch mein Mutterle... mein liebes, totes Mutterle. Und dann, dann könnt ich auch nicht mehr, dann schon gar nicht mehr..." Wieder fragte Lehrer Braunsdorf behutsam weiter. Und so erfuhr er auch die Geschichte mit den Möbeln. Gewaltsam verbarg er sein tiefes Mitgefühl mit dem Scbickial des armen Kindes. Furchtbar waren die häus lichen Verhältnisse hier. Vielleicht konnte er es doch er wirken, daß da eine Aenderung eintrat. Für jetzt entließ er Hanneli und ging zum Rektor, um mit ihm diese Angelegenheit durchzusprechcn. Als Hanneli am Mittag nach Hause ging, trug sie in ihrer Büchertasche einen blauen Brief, der an den Vater adressiert war, und in dem dieser dringend um eins Rücksprache gebeten wurde, da Hanneli infolge schlechter Ernährung und körperlicher und seelischer Mißhandlung beinah unfähig sei, dem Schulunterricht noch mit der nötigen Aufmerksamkeit zu folgen. Das ahnungslose Kind wußte nicht, was der Brief ent hielt, den die Stiefmutter begierig öffnete. Als sie die wenigen Zeilen überflogen hatte, geriet sie vor Wut außer sich. Sie ergriff den Handbesen, der gerade da lag, und schlug mit verzerrtem Gesicht so grimmig aus das Hannett ein, daß das Kind entsetzt flüchtete. „Schrei nicht — sei ja still! Wehe, wenn dich jemand hört!" schrie sie drohend und lief hinter Hanne her, die vor Angst die Kammertür aufriß; aber da es auch da keinen Ausweg gab, tat das Kind etwas ganz Furcht bares. Ohne sich zu besinnen, sprang es auf das niedrige Fensterbrett, und ehe Frau Mertens es noch erreichen konnte, gab es unten einen dumpfen Schlag. Viertes Kapitel. Vera Reinhardt saß am Fenster ihres schönen Jung mädchenstübchens und schaute versonnen in den Tanz der Schneeflocken draußen. Die feine Handarbeit ruhte in den geschicktkn, fleißigen Händen, und offenbar schien das junge Mädchen etwas recht Ernstes zu beschäftigen, denn in dem klugen Gesicht zeigte sich ein sorgenvoller Ausdruck. Aus der Tiefe des Zimmers klang die milde, warme Stimme der Erzieherin: „Nun, mein Herzenskind, was schaust du denn so be kümmert in den lustigen Flockentanz? Bedrückt dich etwas, Verachen?" (Fortsetzung folgt.)