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„Do:- rommr es nun, ganz auger der Reihe, von drüben. „Matt! I hob Di ja g'soagt: Nergern wirst Di, scheißli wirst Di ärgern!" - -— -- „Uno woher soll i mi denn ärgern?" bricht es sich jetzt doch endlich beim Dicken Bahn. „I hob Di ja glei g'soagt: I wer' mi net ärgern — da hast den Kini!" und er legt seinen König um. „Alsdann — machen wir noch an Spuil!" meint der Dünne und baut auf. „Scheißli wirst Di ärgern!" „Ja, woher soll i..." will gerade der Dicke anheben, da halt ich es auch nicht mehr zurück: „Ja, warum sollen sich die Herren auch ärgern?" Die beiden Spieler schauen ungnädig hoch. „Aergern? Ja... wer redt't denn hier eigentlich Himmikreizteifinoamal vom Aergern?" Und immer noch brummend spielen sie (siehe oben) weiter. Dev Sejbsttyövöev. Skizze von Ralph Urban. Einmal hielt ich mich für vierundzwauzig Stunden in Monte Carlo aus. Ich hatte damals knapp jene Altersstufe erreicht, die für den Eintritt in das Kasino erforderlich ist, Und fühlte mich stolz wie ein Pfau. Es ist ein erhebendes Ge fühl für einen jungen Mann, seinen Bekannten aus Monaco Karten zu schreiben. Zum Spielen langte meine Barschaft Nicht, aber trotzdem ging ich des Abends ins Kasino, schon um später damit großtun zu können. Ich bezahlte den Ein tritt, setzte ein blasiertes Gesicht aus und begab mich in das böse Märchenschloß. Ich saugte die ganze Atmosphäre und die tausenderlei Eindrücke in mich auf, bis ich damit angefüllt war wie ein Schwamm. Leicht benommen trat ich schließlich an einen der Roulette-Tische und betrachtete die starren oder verzerrten Masken, hinter denen die Spieler das Fieber ihrer Leidenschaft verbargen. Da ich selber nicht spielen konnte, setzte ich im Geiste mit jenem Mann, hinter dem ich gerade stand. Vor ihm lag ein Haufen Jetons auf dem Tisch, der Mensch schien groß im Gewinnst zu sein. Von dem Augen blick an, da ich im Geiste mit ihm setzte, begann er aber zu verlieren, und er verlor unausgesetzt, daß es eine Schande war. Es wirkte geradezu unheimlich, wie der Haufen von Spielmarken vor meinem stillen Partner zusammenschmolz. Dann kam mir plötzlich die Erkenntnis, daß ich diesem Spieler Unglück brachte. Ich fühlte aber keine Gewissensbisse, sondern Weidete mich an meiner diabolischen Macht. Der Mann mußte meine häßlichen Gedanken erraten haben, denn plötzlich drehte er sich halb um, sah mich mit starrem Blick an und sagte auf gut deutsch: „Ich glaube, verehrter Jüng ling, Sie sind ein Klabautermann!" In diesem Augenblick verlor er seinen letzten Einsatz, es befand sich kein einziger Jeton mehr in seinem Besitz. Der Herr zog sein Taschentuch, wischte sich den Schweiß von der Stirn, erhob sich unvermittelt und verließ den Spieltisch. Jetzt erst sah ich, wie fahl er im Gesicht war. Aufmerksam verfolgte ich ihn mit den Blicken. Der Mann begab sich in eine Ecke des Saales, kehrte uns allen den Rücken zu, griff in die Tasche und brachte eine sehr kleine Schachtel zum Vorschein. Aus seinen Bewegungen konnte ich nun vermuten, daß er die Schachtel öffnete. Und Wann öffnet ein Spieler, der alles verloren hat, eine kleine Schachtel? Wenn er sich vergiften will! Der Gedanke schoß mir durch den Kopf, dann stieß ich auch schon die Umher stehenden beiseite und jagte jener Ecke zu. Als ich den Mann ^erreichte, leckte er gerade aus der hohlen Hand ein weißes Pulver auf. „Er hat sich vergiftet!" brüllte ich und schlug dem Selbstmörder die Schachtel aus der Hand. Im nächsten Augen blick befanden sich schon einige Angestellte und Detektive des Kasinos bei uns, ergriffen den Mann und zerrten ihn nach dem Ausgang. Ein unbeschreiblicher Wirbel entstand im Saal. Die Spieler waren von ihren Sitzen gesprungen, Frauen überkreischten die Stimmen der Croupiers, die mit ihrer stoischen Ruhe den Zwischenfall zu übergehen suchten. Der Selbstmörder schlug wie wahnsinnig um sich, hustete dabei und wurde ganz blau im Augesicht; entweder hatte er sich verschluckt, oder das Gift wirkte schon. Schließlich packten ihn vier Männer an Händen und Füßen und schleppten ihn hin aus. Ich folgte, denn ich fühlte mich für meinen Schützling mitverantwortlich, zumal ich ja an seinem Unglück schuld war. Ich begab mich zu Fuß nach der Klinik, in die mein Mann mit einem Auto gebracht worden war. Dort auge- kommen, arbeitete ich mich vor bis zum Wartezimmer neben dem Operationssaal. In schlechtem Französisch sprach ich einen Herrn an, der eben herauskam, und fragte ihn naöf dem Befinden des Patienten. „Ach so, Sie sind Wohl ein Verwandter von ihm" meinte der Arzt, „der Arme kam erst zu Wort, nachdem wir ihm den! Magen ausgepumpt hatten. Er leidet an Sodbrennen und hat im Kasino nur Natron eingenommen. Irgend so ein Lümmel erlaubte sich da einen schlechten Witz und schrie, daß' der Mann sich vergiften wollte. Wenn Sie ein wenig warten! — der arme Kerl wird gleich herauskommen..." Ich wartete nicht und reiste mit dem nächsten Zug ab. Schön sind die Männer von Valencia.. Man liest nicht selten, daß zerlumpte Bettler unter Hinter lassung eines stattlichen Vermögens das Zeitliche segnen. Diese Biedermänner sind eben nie in Valencia gewesen. Dort widmet sich die Polizei mit besonderer Sorgfalt dieser Art von Tage dieben. Bei einem gaüz zerlumpten Fechtbruder fand man näm lich kürzlich in der spanischen Stadt eine wohlgefüllte Brieftasche. An die tausend Mark. Die nahm man ihm zunächst ab. Trotz seines jämerlichen Zeterns. Und dann zog man ihn aus bis aufs Hemd. In einer Badewanne mußte der Mann eine wirkungsvolle Reinigung von nicht allzu zarter Hand über sich ergehen lassen. Dann wurden ihm Bart und Kopfhaare ge schoren. Man kaufte ihm ein schönes neues Hemd, Strümpfe,. Wäsche und was so zu der Ausstattung eines Mannes gehört, auch einen Anzug, Stiefel und andere zweckmäßige Dinge. Der Bettler war zunächst durchaus nicht mit dieser Behandlung ein verstanden gewesen. Daun beruhigte er sich, und schließlich strahlte er gar über das ganze Gesicht. Das änderte sich erst, als er sich in seiner neuen „Aufmachung" wieder in dem Polizei büro einfand und sein Geld zurückforderte. Daran fehlte nämlich allerlei. Aber die gewissenhafte Behörde konnte über jede Aus gabe einen Kassenbeleg vorweisen, für das Bad, für das Werk des Barbiers von Valencia, für den Anzug und die anderen Kleidungsstücke. Es stimmte alles. Und als letztes kam eine Fahrkarte in den Heimatsort des Bettlers, der nun gehalten ist, sich durch ehrliche Arbeit zu ernähren und sauber zu halten. Daß Valencia eine so schöne Stadt ist, kann also niemand verwundern, der dieses Geschichlchen erfährt. Der Schwimmer in der eisernen Rüstung. . Japan hat sich zwar mit Riesenschritten zu moderner Zivilisation heransgearbeitet, aber man trifft doch immer noch Fälle, die zeigen, wie fest manche Japaner am Alther gebrachten hängen. Dazu gehört auch der kürzlich zu Kobe verstorbene Jtschiro Tada. Er zählte zu den letzten Vertretern des „Nodschima Ryu", des klassischen Stils der japanischen Schwimmkunst. Und als solcher hatte er es zu seiner Spe zialität gemacht, in einer eisernen Rüstung zu schwimmen. Eine Hand hielt dabei einen Fächer, mit dem nach den Be stimmungen des Nodschima Ryu ganz bestimmte Bewegungen ou-- '">l'rcu waren. Ein Bmuiqeschcnk bringt Glück. Der dänische Bezirksarzt Or. Sörensen in Krogby erfreut sich großer Beliebtheit bei seinen Patienten. Eines Abends nach der Sprechstunde fällt ihm plötzlich ein, daß er um 8 Uhr zu einer Hochzeit bei Konsul Snoghoi geladen ist. Die älteste Tochter des Hauses tritt in den Stand der Ehe. Als Sörensen endlich da heim ist, bemerkt er, daß er ganz vergessen hat, der jungen Braut ein Geschenk zu besorgen. Die Läden sind bereits ge schlossen. Da erinnert sich Sörensen seines Silberschränkleins, in dem sich allerlei Widmungen dankbarer Patienten befinden. Er mustert die Geschmke, und seine Wahl fällt auf ein hübsches Lederetui, das eine vergoldete Tortengabel beherbergt. Mit diesem Angebinde versehen, erscheint der Doktor beim Konsul und überreicht es in Anwesenheit zahlreicher Gäste der hold selig errötenden Bra^t. Sw öffnet das Etui, freut sich über die funkelnde Gabel und will gerade dem Arzt dis Hand zum Danke reichen, als sie plötzlich einen heillosen Schreck Wkommt und ganz unvermittelt davon läuft. Das Geschenk wandert von Hand zu Hand. Um Oc Sörensen ist eisiges Schweigen. Schließlich rettet der Konsul die Lage, indem er die auf der Rückseite der Gabel eingravierte Widmung verliest: „In Erwartung weiterer ge deihlicher Zusammenarbeit gewidmet von den dankbaren Heb ammen von Krogby und Umgegend." Nun, Sörensens Antlitz ist dabei nicht gerade sehr geistreich. Doch hat er ein Jahr später die Freude, dem Konsul zur Geburt gesunder, strammer Enkel- Zwillinge zu gratulieren. Sein Brautgeschenk hat Glück gebracht!