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Lagesjpruch Kein Mensch ist unersetzbar. Wie hoch man ihn auch stellt; Doch jeder ist unschätzbar. Der so für uns gelebt, Daß, wird er uns entrissen, Wir schmerzlich ihn vermissen. Bodenstein. Äch, eine Brust, die innen blutet, Erschrecken äußere Wunden nicht! Wer stürzt vom höchsten Glück herab, Der fragt nicht viel, in welches Grab. Lord Byron. Zlaube dem Leben, es lehrt bester als Reden und Buch. Immanuel Kant. Sieben Flaggentage im Jahr. Ein Erlaß über das Beflaggen der amtlichen Gebäude. Im Reichsministerialülatt ist ein E r l a tz ü b e r d i e Beflaggung der Dienstgebäude erschienen. Danach sind alle Gebäude und Gebäudeteile, die von staat lichen und kommunalen Verwaltungen, Anstalten und Be trieben, sonstigen Körperschaften, Anstalten und Stif tungen des öffentlichen Rechts sowie von öffentlichen Schulen benutzt werden, von jetzt an ohne besondere An ordnung anfolgendensiebenTagenzu beflaggen: Am Neujahrstag, am Reichsgründungs tag (18. Januar), am Tage der Nationalen Er- hebung (30. Januar), am Heldengedenktag (fünfter Sonntag vor Ostern) — Halbmast —, am Ge burtstag des Führers und Reichskanzlers (20. April), am Nationalen Feiertag des deut schen Volkes (1. Mai), am Erntedanktag. Die Anordnung der Beflaggung der genannten Gebäude an anderen Tagen behält sich der Innenminister im Einver nehmen mit dem Reichspropagandaminister vor. Sie wird in der Regel nur durch Rundfunk und Presse bekannt gegeben. Außerhalb der Reichshaupfftadt sind ferner zur An ordnung einer Beflaggung für den Bereich ihres Amtsbezirks befugt die Reichsstatthaller, in Preußen die Oberpräsidenten und für örtliche Beflaggungen in Preußen die Regierungspräsidenten, in den anderen Ländern die ihnen entsprechenden Behörden. Die Anord nungen sind auf Fälle zu beschränken, die eine amtliche Anteilnahme rechtfertigen. Die Landesstelle des Propa- gandamisteriums ist zu hören. Die Beflaggung der deutschen Dienstgebäude im Ausland regelt das Auswärtige Amt. Ausklang des Reichshandwerkertages. Charakter, WiliiW M Kmen. Die große Volksverbundenheit des deutschen Handwerks. Der Aufmarsch des deutschen Hand werks in Frankfurt am Main, in dessen Mauern alljährlich der Deutsche Handwerkertag stattfinden soll, liegt hinter uns. Die große Demonstration des deut schen Handwerks hat uns gezeigt, wie volksverbunden das Handwerk im nationalsozialistischen Staat ist. Noch finden einige Arbeitstagungen statt. Dann aber geht es zurück in die Tage der Arbeit, die für Volk und Vaterland er sprießlich sein mögen und sollen. Die große Volksverbundenheit des Handwerks ging aus den vielen Grußtelegrammen hervor, die Reichshandwerksmeister Schmidt aus Anlaß des Reichshandwerkertages erhalten hat. In dem Tele gramm des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heß, hieß es: „Den aus Anlaß des Reichshandwerkertages 1935 in Frankfurt am Main versammelten deutschen Hand werkern sende ich meine besten Wünsche für das Ge deihen handwerklicher Arbeit im national sozialistischen Reich. Rudolf Heß." Reichsbauernführer und Reichsminister Darrö hatte folgendes Telegramm gesandt: „Dem von Ihnen geführ ten geeinten Handwerk entbiete ich anläßlich seiner macht vollen Tagung meine und des gesamten Bauerntums herz liche Grüße und Wünsche für einen erfolgreichen Verlauf ihrer Arbeit. Bauerntum und Handwerk als bewährt in Vätervrauch, Sitte und Leistung bauen Schulter an Schulter an unserem ewigen Deutschland." Das Telegramm des Reichskriegsopferführers Oberlind ober lautete: „Frontsoldaten und Kriegsopfer des Gaues Weser-Ems senden den Männern des deutschen Hand werks, besonders den im Kriege bewährten Handwerks meistern, ihre soldatischen Grüße. Heil Hitler." Die VerbundenheitderdeutschenPresse mit dem Handwerk kam darin zum Ausdruck, daß auf dem Reichshandwerkertag Hauptschriftleiter Walter Schulz im Auftrage des Leiters des Reichsverbandes der deutschen Presse, Gruppenführer Weiß, dem Reichs- Handwerksmeister die Grüße der deutschen Presse für den Rcichshandwerkertag überbrachte. Die kulturellen und volkswirtschaftlichen Leistungen des deutschen Handwerks, so betonte Pg. Schulz, hätten besonders in der national sozialistischen Presse stets eine gerechte Würdigung ge sunden. Nach der großen Umformung, die sowohl die deutsche Presse als auch das deutsche Handwerk hinter sich hätten, sei das Verständnis für die handwerkerliche Quali tätsarbeit durch ein reges Aufklärungswirken der Zei tungen und Zeitschriften Allgemeingnt aller Volksgenossen geworden. Charakter, Gesinnung und Kön nen seien heute nicht nur die Voraussetzungen für den Schriftleiterberuf — auch die Auslese der deutschen Hanb- werkmeister gehe nach denselben Grundsätzen vor sich. „Wege und Aufgaben -er Preisüberwachung." Im Rahmen des Reichshandwerkertages in Frank furt fand am Montag die Arbeitstagung des deut schen Handwerks statt, bei der Reichshandwerks meister Schmidt den Reichskommissar für Preisüber wachung, Dr. Goerdelcr, den Obmann des Reichs nährstandes, Staatsrat Meinberg, und Ministerial direktor Dr. Wienbeck als Gäste begrüßen konnte. Als erster Redner sprach Dr. Goerdeler über „Wege und Aufgaben der Preisüberwachung". Dabei führte er u. a. aus: Es ist wiederholt die Frage aufgetaucht, weshalb ist überhaupt eine Preisüberwachung notwendig? Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß die zur Arbeitsbeschaffung gegebenen Mittel sich nicht in höheren Preisen auswirken, sondern in mög lichst viel Aufträgen, um dadurch in der Wirtschaft viele neue Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Während von feiten der Verbraucher Höchstpreise gefordert werden, verlangt die Erzeugerseite von mir Min destpreise. Das Ideal ist und bleibt nicht der Höchst-, Mindest- oder Festpreis, sondern der gerechte Preis. Dieser muß alle Unkosten enthalten, die bei der handwerk lichen Leistung entstehen. Eine Erziehung zur richtigen Kalkulation ist dabei von höchster Wichtigkeit. Das Entscheidende ist und bleibt: Es gilt unserem Volke immer wieder einen großen Lebensraum zu bereiten. Anschließend sprach Reichsobmann Staatsrat Mein berg. In seinen Ausführungen brachte er die Verbundenheit des deutschen Handwerks und des Bauerntums zum Ausdruck und betonte, daß es für die nationalsozia listische Marktpolitik keine Vorbilder gegeben habe. Es sei aber der einzig mögliche Weg beschritten worden, unsere Landwirtschaft so zu starken, daß sic unabhängig vom Aus land wird, und daß unsere Industrie ebenfalls lebens kräftig bleibt. In seinem Rechenschaftsbericht äußerte sich Neichshandwerksmeister Schmidt u. a. zur Frage der Abgrenzung zwischen Handwerk und Industrie und führte weiter aus: Der neue Staat habe die Organisation des Handwerks nach Zweckmäßigkeitsgründen vereinfacht; so habe man hente an Stelle von 19 000 freien und Zwangs- innungen, die nur 60 Prozent des Handwerks erfaßt hätten, nur noch 16 000 Innungen, die jedoch das Hand werk 100prozentig umschließen würden. Aus dem großen Handwerkerfestzug, der im Rahmen der Festlichkeiten zum Rcichshandwerkertag durch Frankfurt am Main zog: (von links) die Fensterputzer, die Schmiede und der Festwagen der Deutschen Arbeitsfront. (Weltbild — Scherl — M.) (Scherl — M.) begrüßt. Der Reichshandwerksmeister aus dem Fronkjurter Handwerler- tog. 1000 Handwerksmeister, -gesellen und -lehrlinge trafen in einer Sternfahrt aus allen deutschen Gauen auf dem Fahr rad zum Reichshandwerkertag in der Feststadt Frankfurt am Main ein und wurden vom Reichshandwerksmeister Schmidt Oer Koman einer jagend .'. von Ummy von WiiUerkelä-IVsrno« -lackdruck verboten. -Ule Kecbte Vorbehalten. Lopxrlkbt dx Verlag Neue8 Metren, Layr. Omein. Hier war es ganz sauber. Eben legte die Wirtin ein, wenn auch nicht allzu reines Tischtuch auf den Mahagoni tisch. Das alte Rohhaarsofa war bequem und sogar mit zwei gehäkelten Deckchen belegt. Als die Alte verschwunden war, warf sich Tine auf das Sofa, sah ihn neckend von unten auf an und fragte: „Na? Nun zufrieden, du feines Herrchen?" Bei ihm wühlte noch die Ernüchterung, die ihm das alles hervorgerufen hatte. „Na," fragte sie noch einmal, „ist's so recht?" „Ach, Tine!" seufzte er. „Großer, dummer, lieber Junge, komm her! Hast mich ja doch lieb!" Und sie zog ihn neben sich auf das harte Rpßhaarsofa mit den gehäkelten Schonerdecken. * * * s „Ein Greifer!" flüsterte und raunte es nebenan in der igrohen Wirtsstube. Einer blickte den andern mißtrauisch an. „Bist du's, den er sucht? Bin ich es?" Die beiden im kleinen Zimmer merkten nichts davon. > Der Kriminalbeamte setzte sich an einen Tisch und ließ feine Blicke rundum gehen. Das, was ihm gemeldet Woc hen war, war hier nicht: ein hübsches Mädel mit Bubikopf und braunen Augen, in bunter Bluse und breiter Pelzstola, und mit ihr ein feiner, großer, blonder, junger Mensch. i Hm, was hier hcrumsaß, das sah alles nicht danach aus. f Nicht mal das Mädel hatte hier seine Personifizierung, geschweige denn der junge Herr. Da trat einer an den Tisch des Kriminalisten heran, der -sich lieb Kind machen wollte, hoffte auch wohl auf eine Be lohnung und zeigte mit gekrümmtem Finger nach jener schmalen Tapetentür. Die Wirtin tat ganz unbeteiligt, klapperte mit ihren Tellern und Gläsern und reckte den Hals nicht aus der fettigen roten Bluse. Nun trat der Beamte an sie heran. „Ist da jemand drin, Frau Koschky?" Sie zuckte die Achseln. „Wer soll da drin sein? Weiß ich's? Mich gehen meine Gäste nichts an. Ich such sie mir nicht aus! Berappen müssen sie, sonst ist mir alles eins. Und daß du's weißt, einen Verbrecherkeller habe ich nicht! Lasse mir auch mein Haus nicht verschimpfieren!" Nun sah sie auf und ein giftiger Blick traf den Kriminal beamten. „Das fehlte mir gerade! Nachher kommt ja woll nie wieder jemand in meine Wirtschaft!" „Na, seien Sie nur still," begütigte er. „Ich werde keinen Aufstand machen. Ihr habt ja eine Hintertür, die kann ich benutzen. Und in das Zimmer gibt's auch wohl noch einm anderen Eingang. Also machen Sie mir die Sache nicht unnötig schwer, sonst muß ich Beistand ranpfeifen." „Och noch," brummte sie. „Nee, dann kommen Sie schon lieber mit mir." Sie verschwand mit dem Kriminalbeamten in der Dunkelheit des Küchenganges, schob ihn dann zu einer Tür, die ihm bezeichnet, und verschwand. Er ließ seine elektrische Lampe aufflammen und trat dann brüsk ein. Ein leiser Schrei von Mädchenlippen ertönte. Tine war aufgesprungen und stand kampfbereit vor ihrem Freunde. Vasmer Hilliges war auch aufgestanden. Er war toten bleich. Wieder wollte Tine sich vor ihn stellen, da schob seine Hand sie fest zur Seite. Indem er vortrat, sagte er ruhig und ernst: „Was suchen Sie und weshalb kommen Sie hier ungerufen herein?" Der Kriminalbeamte zog seine Legitimationskarte aus der Tasche. „Sind Sie Vasmer Hilliges?" „Der bin ich." Fast ein wenig verblüfft von der Ruhe des jungen Menschen, nickte der Beamte. „So muß ich Sie bitten, mit mir zu kommen." Er wollte seine Hand auf den Arm des Gesuchten legen, da sagte dieser wieder ernst: „Lassen Sie nur! Ich komme mit Ihnen. Ich laufe Ihnen nicht weg." „Aber ich will's nicht, Hilli! Was hast du denn began gen? Hast du Schulden? Ich hab' noch Geld, ich " Der Beamte lächelte. Vasmer aber sagte: „Nein, Tins! Ich danke dir! Laß mich ruhig gehen. Und . . ." als sie laut aufweinen wollte, „mache kein Aufsehen! Lebewohl!"' Er streckte ihr die Hand hin. „Aber, Hilli, was will man denn von dir? Es ist doch schrecklich, daß der da dich holt." Sie klammerte sich an seine Hand. „Ja, kleines Fräulein, das hilft nun nichts. Der junge Herr wird wohl wissen, weshalb ich ihn hole. Und nun machen Sie keinen Lärm! Sie gestatten," wandte er sich zu Hilliges, „ich möchte sehen, ob Sie keine Waffen bei sich haben." Vasmer lächelte ein wenig. „Wer so harmlos wie ich heute abend hierher gekommen ist, der stattet sich nicht mit Feuerwaffen aus. Aber es ist Ihre Pflicht, bitte!" Er duldete die untersuchenden Hände des Beamten an seinem Körper. Daß ein Beben dabei durch seine Glieder lief, konnte er nicht hindern. Er biß die Zahne zusammen und hielt still. Tine verkroch sich scheu in einer Ecke des Zimmers. Sie verstand ihren Freund nicht mehr. War das ein anderer Mensch? Wo war der leichtherzige, froh-, sinnige Hilli, den sie geliebt? War dies hier ein Mann geworden in einem Augenblick? Die Untersuchung war beendet. „Darf ich jetzt bitten? Der Wagen hält an der Hinter tür." „Der grüne Wagen!" schrie Tine auf. Wieder lächelte der Beamte ein bißchen. „Nein, Fräu lein, es ist ein Auto." Er wollte Vasmers Arm ergreifen, aber dieser wehrte: „Ich komme auch so mit Ihnen." „Verzeihung, mein Herr! Ich handele nur nach Vor schrift." „Also gut, auch das! Nun aber darf ich wohl bitten, daß diese Fahrt bald vor sich geht." „Aber, Hilli, so wehre dich doch! Ich weiß nicht, wie du bist! Was will der Mensch denn von dir?" (Fortsetzung folgt.)