Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt mutz oder Freitag, den 7. Juni 1935 Postscheck: Dresden 2640 Nr. 131 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt Lml die RegiermBildW gelWen reu ist es gelungen, die Voraussetzungen für den plan mäßigen Wiederaufbau zu schaffen und das vielfältige Räderwerk der Wirtschaft neu in Gang zu setzen. Die unbestreitbaren Erfolge dieser ersten Etappe sind in dem Versiegendes in früheren Jahren starken Abwan der u n g s st ro m es aus der Provinz und einem all- . gemeinen, den Reichsdurchschnitt weit übertreffenden Wirtschaftsaufschwung zutage getreten. sich im Innern so ein, daß die Arbeitslosigkeit beseitigt werde und Ruhe und Ordnung in der Wirtschaft herrsche. Die Rcichsregierung wünsche die deutsche Wirtschaft, ihre Konsumkraft und das deutsche kaufmännische Emp finden für eine bessere Zukunft intakt zu halten und den Wert internationaler kaufmännischer Beziehungen zu demonstrieren. Denn ewig würden die Fehler der bis herigen Politik nicht dauern, die Völker verlangten zuruck zum normalen Austausch von Waren und Leistungen, auf dem allein die Zivilisation beruhe. Dieser Wille der Volker zu fruchtbringender Arbeit fei es, der ihn, so fuhr Dr. Schacht fort, mit einem unzerstörbaren Optimismus Die elfte Internationale Wollkonferenz, die am 6. und 7. Juni in Berlin tagt, wurde in Anwesenheit zahlreicher in- und ausländischer Delegierter von dem Vorsitzenden der Internationalen Wollvereinigung, Maurice Dubrulle, eröffnet. Reichsbankpräsident Dr. Schacht überbrachte dann auftragsgemäß die Grüße des Führers und Reichskanz lers, der infolge seiner Abwesenheit von Berlin zu sei nem Bedauern verhindert sei, die Delegation der Inter nationalen Wollvereinigung zu empfangen. Ramens des Führers und der Reichsregierung wünschte Dr. Schacht der Konferenz einen erfolgreichen Verlauf. Dr. Schacht fuhr fort: Es sei üblich, bei Gelegenheiten wie der vor liegenden, eine wohlvorbereitete und wohltemperierte Be grüßungsansprache zu halten. Er möchte heute hiervon absehen und einmal als ehemaliger Kaufmann zu den Teilnehmern der Konferenz sprechen. Denn die erfolg reiche Führung der privaten Wirtschaft sei die Vorbedin gung jeder Volkswirtschaft. Politik und Politiker könnten nur leben, wenn die Wirtschaft gesund sei. Dr. Schacht verwies auf die ungeheure Verwirrung und Unsicherheit, die in allen Ländern in die Wirtschaft hin- eingetragen worden sei durch die politischen Fehler der Ver gangenheit. Jntornationalc politische Konferenzen hätten ebenso abgewirtschaftet wie die internationalen volkswirt schaftlichen Konferenzen. Deshalb seien Tagungen der Privatwirtschaftler, die an der Aufrechterhaltung und Wiederbelebung der internationalen wirtschaftlichen Be- ziehmrgen direkt interessiert seien, vielleicht ein geeignetes Mittel, um wieder zur Vernunft zurückzuführen. Dr. Schacht wies dann darauf hin, daß die Teil nehmer der Konferenz sicherlich neben ihren beruflichen Fragen, die sie bei der Konferenz zu behandeln gedächten, auch den Wunsch hätten, das neue Deutschland kennenzu lernen. Sicherlich würden sie auch an dem neuen Deutsch land diese und jene Mängel bemerken, wie es auch vor dem Kriege hier und bei jedem anderen Staatswesen der Fall gewesen sei; aber eine große Wandlung sei in Deutschland zu bemerken: es herrsche ein einheitlicher Wille von der obersten bis zur untersten Stelle, und dieser Wille sei darauf gerichtet, durch die Störungen seitens der internationalen Politik nicht auch das innere Wirtschaftsgebäude zerstören zu lassen. Deutschland müsse sich mit dem Außenhandel so recht und so schlecht wie möglich abfinden, aber cs richte Lehrreicher Anschauungsunterricht. Die Ereignisse, die sich in den letzten Tagen in Frank reich abgespielt haben, sind für jeden, der sich mit dem Studium der Staatsformen befaßt, von interessanter Be deutung. Wahrend das französische Volk den dringenden Wunsch hat, daß mit raschen, klaren Maßnahmen der Franken spekulation entgegengetreten wird, hat es die parlamen tarische Organisation möglich gemacht, daß wertvolle Zeit nutzlos ver st reichen mußte. Denn die Sach lage ist eine außerordentlich einfache. Es gibt eine ganze Reihe von festumrissenen Maßnahmen, die gegenüber spekulativen Manövern, wie sie gegenwärtig mit dem Franken betrieben werden, unternommen werden können. Wesentlich für solche Maßnahmen ist an sich nicht die Persönlichkeit, die sie durchführt, sondern nnr die Frage, ob sie rasch und energisch in Angriff genommen werden. Aber was kümmert es den Parlämentsklüngel, ob Staat und Volk Not leiden. Hier werden nicht Volksinteressen vertreten, sondern Parteiinteressen. Die Partei über das Volk, so heißt im „demokratischsten aller Staaten" die Parole. Statt eine Beschleunigung zu unterstützen, wird Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Has »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld- Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. .. — Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent» W0MeNMat1 sUV WllsdrUfs U. UMflkfleNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od. sonstiger Betriebsstörungen besteht Lern Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfülle. Herzlicher Empfang für General Göring in Selgrad. Ministerpräsident General Göring traf mit seiner Begleitung am Donnerstagabend auf dem Flugfelde Vs« Semlin bei Belgrad ein. Der Ministerpräsident war am Vormittag im Kraftwagen von Dubrownik nach Mostar gefahren und hatte von dort aus die Reise nach Belgrad mit dem Flugzeug fortgesetzt. Zum Empfang des Ministerpräsidenten General Göring hatten sich mehrere hundert Personen ein- gesunden, an ihrer Spitze der deutsche Gesandte von Beeren und die Mitglieder der Gesandtschaft. Als Vertreter deL Königs, war dessen Adjutant Oberst Boschitz, als Ver treter des Ministerpräsidenten der Gehilfe des Außen- ,Ministers Jurischitz und als Vertreter des Außenamts der Protokollchef Nowakowitsch erschienen. Das gesamte- Fliegerkorps hatte unter Kommando des Obersten Mirkowitsch auf dem Flugfelde Aufstellung genommen. Auch die Deutsch-Südslawische Gesellschaft, die deutsche Kolonie und zahlreiche Schwaden erwarteten die Gäste, die nach der Landung von allen Seiten a «ßerordent- lich herzlich begrüßt wurden. Der Protokollchef überreichte Frau Göring einen Blumenstrauß. Nachmittags waren die Hakenkreuzsahne und die schwarzweiß rote Fahne gehißt. Ministerpräsident Göring begab sich vom Flugplatz im Kraftwagen in das Hofmarschallamt, wo er seinen Namen in dasHofbuch eintrug. Sodann fuhr er in die deutsche Gesandtschaft, wo er und seine Fra« wohnen werden. auf Grund parlamentarischer Arithmetik den Männern, die Willens und in der Lage sind, die erforderlichen Schritte zu unternehmen, die Möglichkeit dazu erschwert und das Volk in den Zustand der Bestürzung versetzt. Die Spekulation aber ist der lachende Dritte. Wir verfolgen solche Beispiele mit besonderem Inter esse, denn sie erinnern daran, daß noch nicht viel sieit vergangen ist, seit auch in Deutschland Regierungen zum Schaden des Volkes das Ergebnis endloser parlamen- tanscher Koalitionsverbandlungen und eines widerlichen^ Kuhhandels um A b g e o r d n e t e n st i m m e n.' waren. Beispiele, wie wir sie in den letzten Tagen bei unserem westlichen Nachbar vor Augen geführt erhielten, bestärken in uns den Tank an den Führer, der Deutschs land das Gesetz des Handelns wiedergegeben und uns aus der S ch a ch e r w i r t s ch a f t des Parlam.»., tarismus befreit hat. Auch Mri verzichtet. Am Donnerstagnachmittag hat auch Marineminister Piotri auf den Auftrag der Kabinettsbildung ver zichtet. Schon die ersten Besprechungen, die Pistri mit den Vertretern der einzelnen Parlamentarischen Gruppen zu Beginn des Nachmittags führte, hatten ihn davon s überzeugt, daß seine Aussichten, mit dem Kabinett zu stande zu kommen, verschwindend gering wären. Er begab sich daher zum Präsidenten der Republik ins Elysee und teilte ihm mit, daß er den Auftrag zur Regierungsbildung .nicht übernehmen könne. Pietri erklärte beim Ver lassen des Elysoes kurz und offensichtlich verstimmt, daß er eine libergangssormel für die Vollmachtsgcsctze ins Auge gefaßt hatte unv daß er alle Parteien an der Regierung habe beteiliacn wollen. Er habe sich aber davon über- Ostpreußen im neuen Reich. Von Dr. Hans Bethke, Vizepräsident des Oberpräsidiums, Königsberg i. P Ein Kapitel deutscher Geschichte zur Pfingsttagung des VDA. in Königsberg. ??v. In dem stolzen Bewußtsein einer erfüllten Mission in der deutschen Geschichte hat Ostpreußen vor wenigen Jahren erst die 700jührigc Wiederkehr des Tages begehen können, an dem der deutsche Ritterorden die Christianisierung und Kolonisation des Landes begann. Von diesem Zeitpunkt an hat sich die Geschichte dieses alten Grenzlandes, hart und schicksalsvoll in ihrem jahrhunderte langen Ablauf, in einem ständigen Wechsel angespanntester Aktivität und größter Zurückgezogenheit vollzogen. Perioden höchsten Glanzes, in denen der Blick der ge samten Nation nach Altpreußen gerichtet war, werden abgelöst von Zeiten, in denen Ostpreußen in das beschau liche Leben einer kleinen Verwaltungsprovinz zurücksank und — trotz seiner vielberufenen Stellung als Wiege der Nation — aus dem Bewußtsein des Volkes zu schwinden drohte. Immer in der Geschichte sind die entscheidenden Im pulse zu großen inneren Wandlungen unseres Volkes erst in Zeiten der größten Gefahr lebendig geworden. Was Wir jetzt hier sehen, war fast zn allen Zeiten Schicksal und Aufgabe des ostpreußischen Grenzlandes. Darum haben sich m dieser Landschaft feit der Ordenszeit jene geschicht lichen, politischen und geistigen Kräfte entwickelt, die Brandenburg und Preußen mitformten und von da ein gegangen sind in das Wesen und Gefüge des neuen Reiches. Es hat deshalb einen tiefen Sinn, daß gerade in Ostpreußen, der Stammprovinz des altpreußischen Staates, der Nationalsozialismus schon früh einen so starken Widerhall gefunden hat, wo ver Kampf an der Grenze gegen fremdes Volkstum und land fremde Zivilisation täglich Opferwilligkeit und Einsatz bereitschaft erforderte. In der Wahl vom 12.. November 1933 hat Ostpreußen sein hohes Bekenntnis zum National sozialismus klar zum Ausdruck gebracht und sich mit S 7,3 v. H. Nation also ziali st ischerWähler an die Spitze aller deutschen Wahlkreise gestellt. Als der Volksbund für das Deutschtum im Auslande im Jahre 1932 feine Pfingsttagung auf ostpreußischem Boden in der alten Hansestadt Elbing abhielt, galt Ost preußen noch allseitig als das Stiefkind der Nation. Wirt schaftlich stand es unter allen deutschen Landesteilen weit aus am tiefsten im Tale der Not. In dieser Hinsicht ist seit der Machtübernahme in der kurzen Zeitspanne zweier Jahre ein grundlegender Wandel eingetreten. Unter der starken und zielbewußten Führung des Nationalsozialis mus ist die ostpreußische Bevölkerung zu den QnellenihrerK raftzurückgekehrt und hat in Selbstvertrauen und straffer Disziplin ihr Schicksal selbst gemeistert. Mit sicherer Hand packte man das Übel bei der Wurzel und schuf binnen kurzem aus der scheinbar zu dauerndem Siechtum verurteilten Grenzprovinz das Kernstück nationalsozialistische ^Aufbau arbeit, „das erste Bataillon Garde der nationalsozia listischen Revolution Adolf Hitlers", wie unser Gauleiter einmal gesagt hat. Im neuen Reich fällt demOstendiehoheAuf- gabe zu, das deutsche Volk wieder zur Bo den st ändigkeit zur ückzu führen und durch Stärkung und planmäßige Förderung eines mit der Scholle fest verwurzelten Bauerngeschlechts die Verbin dung zum Boden im Volke dauernd aufrechtzuerhalten. In diesem Sinne und in der Erkenntnis, daß die großen Aufgaben Ostpreußens im neuen Reich die wirtschaftliche Stärkung des Landes und der Bevölkerung verlangen, ist Ostpreußen vor zwei Jahren darangegangen, ein groß zügiges Aktivierungsprogramm seiner Wirtschaft in die Tat umzusetzen. Es knüpft dabei bewußt an feine große historische Scndung an, die es auch im neuen Reiche dazu vorbestimmt, Schrittmacher nationälsoziali- fchen Wirtschaftsaufbaus und außenpolitischer Frie denspolitik zu sein. Das Ziel der praktischen Wirtschaftsförderung war von vornherein darin gegeben, das in der liberalistisch- marxistischen Epoche verelendete und ausgeblutete Wirt schaftsleben der Provinz zu stärken und durch eine fühl- ba re Verdichtung der Bevölkerungszahl und K a u fk r a s t st e i g e r u n g des Binnenmarktes der Absatznot im eigenen Lande zu steuern. Reichen doch allein die Prodüktionsreserven der ostpreußischen Land wirtschaft dazu aus, neben der einheimischen Bevölke rung von fast zweieinhalb Millionen auch die Ernäh rung von weiteren drei Millionen Men- s ch en in vollem Umfange s i ch e r z u st e l l e n. Da diese neue Konsumentenschicht allein durch Förderung der Agrarwirtschaft und insbesondere der ländlichen Sied lung nicht geschaffen werden kann, treten naturnotwendig die Maßnahmen zur Schaffung zusätzlicher Arbeits gelegenheiten in Industrie, Handel und Gewerbe in den Vordergrund, des Anfbmw'a,>s. Mit der erfolgreichen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den beiden vergangenen Jah- erfolgt nur. wenn Rückporto deiliegt. , . . Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen dor Amtshauptmannschaft es a « rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behordttchersetts bestimm . alle anderen Stände des Wilsdruffer Äezirks An».g,npr°.s- I°u. uuNirgrudrm Turi, Nr. 4. - Irsch'chuutz^r un» P>°yu°r,chrivrn wrrUrn noch M^-chd". brruchnchn».. bi» normUms» w Mr. rxp-nsvr-rft-r- Amt Wilsdruff Nr.MV'rl"" Amrigru übrrnrh.' durch Hrrurus udcrm«- k I N Z p l r M 4 .. — Irdrr Nudunachpruch 7^7" ^°Br.r°. durch Mu«. -,n,rz°-,ru^rrd.n mutz °»-r - AuUrug^»- iu Mudur. HM an die mrtslWWe Bermst. ReichsbankprSf. Dr. Schacht auf Ver Internationalen Wollkonssrevz in Berlin.