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Oer Gauiag -es Gaues Mecklenburg- Lübeck. Der Gautagdes Gaues Mecklenburg-Lübeck der NSDAP., der aus Anlaß seines zehnjährigen Be stehens in Schwerin veranstaltet wurde, erreichte nach einer eindrucksvollen Erinnerungsstunde der Alten Garde, bei der der Stellvertreter des Führers, Rudolf H e ß, und Gauleiter und Reichsstatthalter Friedrich Hildebrandt sprachen, und nach dem Kultur- und Heimatabend, bei dem nach einer Rede des Bevölkerungspolitikers Dr. Groß das „Spiel von der Heimat" von Friedrich Griese urauf geführt wurde, am Sonntag seinen Höhepunkt mit einem Appell der Politischen Leiter auf dem Alten Garten, dem historischen Aufmarschplatz Schwerins. Zehntausende waren aus dem gesamten Gaugebiet Mecklenburg-Lübeck gekommen, um diesen Aufmarsch der braunen Kolonnen mitzuerleben. Weithin leuchtete das Rot der Hunderte von Fahnen, die auf der breitausladenden Museumstreppe auf gestellt waren. Für den verhinderten Reichsorganisations- leiter Dr. Leh sprach Pg. Selzner. In einer großen grundlegenden Rede zeichnete er ein Bild des neuen Deutschlands der Arbeit und der Ehre und forderte die Angetretenen auf, auch fernerhin im Gau Mecklenburg- Lübeck treu und leidenschaftlich für Führer und Volk zu arbeiten. Sodann formierten sich die Kolonnen und zogen in schneidigem Marsch an Reichsstatthalter und Gauleiter Hildebrandt und den zahlreichen Gästen, darunter auch Vertretern der Wehrmacht, vorbei. In einer geschlossenen Festtagung der Politischen Leiter hatte am Sonntagvor mittag Reichsleiter Alfred Rosenberg gesprochen. Am Sonntagabend sand als Abschlußveranstaltung auf der neugeschasfenen Freilichtbühne Schwerins, auf dem Alten Garten, die Erstausführung „Deutsche Heimkehr" von W. Geyer statt. Hiiler-Zugen- und Religiosität. Der Deutschlandsender veranstaltete am Sonniagvor- mittag eine Deutsche Morgenfeier der Hitler- Jugend, mit der die Reihe der sonntäglichen Weihe stunden, die die HI. im Rundfunk gestaltet, eröffnet wurde. Die erste Feier erhielt ihre besondere Bedeutung durch eine richtungweisende Rede des Reichsjugend führers über Hitler-Jugend und Religiosität, die von allen deutschen Sendern übertragen wurde. Baldur vonSchirach wandte sich in seiner Rede zunächst gegen die Kreise, die die Hitler-Jugend als gottlose Bilder stürmer und Ketzer verleumdet hätten. Wir haben zu liefen Anteil am wahren religiösen Erlebnis dieser Zeit, so fuhr Baldur von Schirach fort, als daß wir von Men schen beleidigt werden könnten, die trotz aller Vorgabe außerhalb dieses Erlebnisses stehen. Wir alle glauben an einen allmächtigen Gott. Denn wir alle, auch die Jüngsten von uns, sind Zeugen der wunderbaren Wandlung, die unserVolt durch seine Hilfe erfahren hat, der Wandlung von der Ohnmacht und Zerrissenheit zur Kraft und Eintracht. Die Hitler-Jugend will nichts anderes, als diese Kraft und Eintracht für alle Zukunft sicherzustellen. Das Erlebnis der Kameradschaft und der Einigkeit ist für uns nicht nur ein politisches, sondern auch ein religiöses. Wir meinen, dem Allmächtigen zu dienen, wenn wir mit unseren jungen Kräften versuchen, Deutschland wieder einig und groß zu machen. Uns erscheint dieser Dienst am ewigen Deutsch land als ein wahrer treuer Gottesdienst. Baldur von Schirach wandte sich sodann der Frage derkon^essionellenJugendverbändezu und erklärte, die Jugend habe ein Recht, zu fragen, warum die katholische Jugendführung ein Sonderrecht für sich in An spruch nehmen wolle, das kein anderer Jugendbund in Deutschland mehr haben wolle. Selbstlos hätten Tausende von Bünden ihr Eigendasein aufgegeben, um so die Vor aussetzungen für das Gelingen des Einigungswerkes der HI. zu schaffen. Der Reichsjugendsührer appellierte an das Pflichtgefühl jener konfessionellen Jugendführer, die noch abseits ständen, und schloß mit dem Gelöbnis, daß die Hitler-Jugend gottverbunden sei wie keine zweite Jugend, daß sie ihre religiöse Haltung von niemand an zweifeln lasse, und daß sie in ihrer Treue zu Gott, zum Führer und zu Deutschland sich von niemand beschämen lasten werde. II 8«kick8sl88trur<1« 46 Koman von NeöiviZ leickmann »Urheberrechtsschuß durch Lit. Büro „Das Neue Leben", Bayr. Gmain. (Nachdruck verboten.) „Famos!" lobte Baron Balten. „Und seine hübsche Schwester wird seine Hausdame, nicht?" „Nein, mit Marianne habe ich andere Pläne. Inspek tor Silier gestand mir vorhin, daß er das Mädchen liebe, und sein sehnlichster Wunsch ist es, sie zu heiraten. Er will sich ein kleines Gut kaufen — und da Edgar nun so weit hergestcllt ist . . Sie wandte sich liebreich dem Sohne zu. Da sah sie, daß eine tiefe Blässe seine Wangen deckte und Trauer die Augen verschleierte. Um Gott — er würde doch nicht wieder krank werden? Still in sich zusammengesunken saß er da und starrte zu Boden. In seinem Kopfe arbeiteten sichtlich verworrene Gedanken. Plötzlich sprang er auf und stotterte: „Ich muß ein wenig hinaus — es ist so schwül hier —- die frische Luft — ich sehne mich —" Baron Balten schlug vor: „Henni kann dich ja be gleiten!" Edgar wehrte heftig ab: „Laßt mich, bitte, allein." Henni sah ihm lächelnd nach. Ein tiefer, befreiter Atem zug hob ihre Brust. Edgar durchstürmte suchend die Wege des spätherbstlichen Parkes, den eine milde Sonne durchleuchtete. Die Bäume standen noch in kargem Blätterschmuck, doch die meisten der stammenden Blätter bedeckten schon die breiten gewundenen Pfade. Er konnte sich so genau erinnern, wie er hier zur Maienzeit mit Marianne geschritten war. Diese Zeit lebte in seiner Seele wie ein reines, lichtes Paradies, aus dem ihn dann die finsteren Schatten getrieben hatten. An die folgenden Wochen vermochte er sich nicht mehr zu erinnern. Sie lagen halb vergessen hinter ihm. Nur daß da immer jemand gewesen war, der ihn ständig umsorgt und behütet hatte, Und das war Marianne gewesen. Und Neue GozialaufgaSen -er HZ. In Potsdam fand eine Reichstagung sämtlicher Sozialreferenten und Sozialreferentinnen der Hitler- Jugend statt, auf der Obergebietsführer Axmann, der Leiter des Sozialamtes der Reichsjugendführung, einen Überblick über den bisherigen Stand der sozialen Jugendarbeit und gleichzeitig eingehende Richtlinien über die nunmehr beginnende neue Etappe dieser Arbeit gab. Besondere Bedeutung gewannen seine mehr als zweistündigen Ausführungen im Hinblick auf den ge planten neuen Arbeitseinsatz der Jugend. Diese Aktion will die organische Verteilung jugend licher Arbeitskräfte in Angriff nehmen. Aus gangspunkt ist der Überfluß an jungen Arbeitskräften in den Großstädten, dem ein Mangel qualifizierter Jugend licher in den Klein- und Mittelstädten gegenübersteht. Obergebietsführer Axmann erklärte dazu, es sei eine um fangreiche Errichtung von Lehrlings Heimen an den Orten geplant, an denen ein Bedarf an jugendlichen Arbeitskräften besteht. Das Soziale Amt der Reichs jugendführung sei von der Neichsanstalt mit der Durch führung dieser Aktion und mit der Betreuung der ent stehenden Lehrlingsheime beauftragt worden. Die Reichstagung der Sozialreferenten wurde be schlossen durch eine Ansprache des Stabsführers der Reichsjugendführung, Hartmann Lauterbacher, der insbesondere auf die Bedeutung der sozialen Jugendarbeit hinwies. Diese Arbeit bilde zusammen mit der welt anschaulichen Schulung das Herzstück der gesamten Hitler- Jugcnd-Arbeit. Die NS-Volkswohlfahrt leistet stille Aufbauarbeit für die Gesunderhaltung unseres deutschen Volkes. Ihre Arbeit ist freiwilliger Dienst am Voll. Werde auch Du Mitglied der NSV! Vereinfachung -er Organisaü'onen im Handwerk. 350 Landes- und Bezirks-Fachverbände hören auf zu bestehen. Die Anordnung des Reichswirtschaftsministers über die bezirkliche und fachliche Gliederung der Reichsgruppe Handwerk innerhalb des organischen Aufbaues der gewerblichen Wirtschaft (vom 23. März 1935) hatte grundsätzlich den Schlußstein auf den vorläufigen Aufbau des deutschen Handwerks gesetzt. Die Anordnung hatte die Richtlinien gegeben, um dem Handwerk auch in fach licher Hinsicht einen klaren Aufbau zu schaffen. Diefe Richtlinien sind jetzt in der Neuordnung des Reichswirt schaftsministers in die Praxis um gesetzt. Es han delt sich dabei um zweierlei: einmal um die Verminderung der handwerklichen Rsichsverbände: statt der früheren Zahl von über 70 handwerklichen Reichsverbänden haben wir künftig nur 50 Reichs innungsverbände, zweitens um die Beseitigung der alten Lan desfachverbände. Durch die Vielzahl der Landes fachverbände, ihre große Mannigfaltigkeit öffentlich- und privatrechtlicher Organisationsformen, die Verschieden heit der bezirklichen Abgrenzung und die Unübersichtlich keit der Finanzgebarung war bisher eine starke, weit sichtige Berufspolitik zur fachlichen Förderung des Hand werks gehemmt. Man hat daher die Landesfachver bände zum größeren Teil mit den Reichsinnungsoerbän den vereinigt, zum kleineren Teil aufgelöst. Soweit künftig noch bezirkliche Dienststellen der Reichsinnungs verbände nötig sind, werden in den Wirtschaftsbezirken „Bezirksstellen" mit „Bezirksinnungsmeistern" errichtet; diese haben kein eigenes Haushaltsrecht und keine eigene Rechtspersönlichkeit. Im ganzen hören rund 3 50 Lan des- oder Bezirksfachverbände auf zu be stehen. Nm de« Neid«« der WeliMsW. Tagung der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft. Die Deutsche Weltwirtschaftliche Ge- sellfchaft hat ihre diesjährige vom 31. Mai bis 4. Juni in Stuttgart stattfindende Tagung unter das Motto „Neubau der Weltwirtschaft" gestellt. Der Präsi dent der Gesellschaft, Gouverneur i. R. Schnee, M. d. R., hob in seiner Eröffnungsansprache die Wichtig keit der Wirtschaft Württembergs für die Stellung Deutschlands in der Weltwirtschaft hervor und betonte, daß Deutschland, wenn es zu einer strafferen Regelung der Außenwirtschaft schreiten mußte, dies aus bitterer Not wendigkeit getan habe. Deutschland bedürfe einer ausreichenden Ausfuhr, um die für die Beschaffung ausländischer Rohstoffe erforderlichen Devisen zu erlangen. Der württembergische Wirtschaftsminister Pros. Lehnich hob hervor, daß das Thema „Nationalwirtschaft und Weltwirtschaft" in vollem Einklang mit der Wirtschafts struktur Württembergs stehe, in der die Verknüpfung von Industrie und Landwirtschaft, die gleichmäßige Pflege des Binnenmarktes wie der weltwirtschaftlichen Be ziehungen in besonderem Maße ausgeprägt seien. Das erste Referat der Tagung mit dem Thema „Der Neubau der Weltwirtschaft" hielt der Präsident der Inter nationalen Handelskammer, Fentener van Vlis- singen. Er wies darauf hin, daß der Hauptfehler der heutigen Weltwirtschaft bei der Warenverteilung liege, so daß das Problem des Reubaues der Weltwirtschaft in erster Linie ein Problem des internationalen Waren austausches ist. Somit müßten zunächst die Fundamente für einen besseren Warenaustausch gelegt werden, und die Voraus setzungen dafür seien 1. stabile international brauchbare Währungen, 2. ein möglichst freier Weg vom Erzeuger zum Verbraucher, 3. die Möglichkeit einer elastischen An ¬ passung des Angebotes an die Nachfrage, ein Gleich gewicht zwischen den Kaufkräften der verschiedenen Völker und 5. ein brauchbares und zuverlässiges internationales Kreditsystem. Anfängen könnten wir nur mit der Stabili sierung der Währungen, weil die Regelung der Währungs frage zweifellos eine Rückkehr des Vertrauens mit sich bringen würde. über das Thema „Die Bedeutung des Kredits für den Neuaufbau der Weltwirtschaft" sprach der Direktor der Reichs-Kredit-Gesellschaft A.-G., Dr. Fischer. Das Gesetz des Handelns, so erklärte er, namentlich soweit eine Gewährung von Krediten, insbesondere an die indu striell fortgeschrittenen Länder, erforderlich sei, liege bei den Gläubigcrländern. Für Deutschland stehen aber, wie Dr. Fischer betonte, die Erfordernisse des inneren Kapitalmarktes im Vordergründe. Das Thema „Werbe regelung in der Weltwirtschaft" behandelte der Präsident des Werberats der deutschen Wirtschaft, Ministerial direktor i. e. R. Reichard. Begrüßungstelegramme des Führers und Or. Schachts. Der Führer und Reichskanzler hat in einem Tele gramm an die Gesellschaft die Hoffnung und den Wunsch ausgesprochen, daß ihre Beratungen zu einer Lösung der wirtschaftlichen Probleme und zur Förderung eines für das Gedeihen eines wahren weltwirtschaftlich unerläß lichen gegenseitigen wirtschaftlichen Verständnisses unter den Völkern erfolgreich beitragen werden. Reichsbankpräsident Dr. Schacht spricht in seinem Telegramm die Hoffnung aus, daß es in nicht allzu ferner Zeit wieder möglich werden wird, die wirtschaft lichen und finanziellen Beziehungen zwischen den einzel nen Völkern auf der Grundlage gesunder Währungs verhältnisse zum Wohle aller Völker zu erweitern und zu, vertiefen. sie sollte die Frau eines anderen werden? Wie ja auch er eine andere freien sollte? Als er sie heute M sehen, wußte er, daß nur ihr Bild im Untergründe seiner Seele gestrahlt hatte, daß allein sie ihn durch die Finsternis und Verlassen heit der letzten langen Monate begleitet hatte. Sie lagen ja nun wie verdämmerndes Land hinter ihm, und vor ihm ging die Sonne auf. Diese Sonne aber trug das liebe Ant litz Mariannes. Henni — nein, die war ihm fern und fremd. Und lieber würde er wieder in die Nacht zurücksinken, als auf Marianne verzichten, um eine ungeliebte Frau zu hei raten. Henni war die Liebe seiner Jugend gewesen. Er hatte sie abgestreift, wie man ein zu enges Gewand, aus dem nmn herauswuchs, abstreift, wie man eine unreife Gesinnung ändert. Jede Zeit hat ihre Gefühle, die man nicht aus fal scher Anhänglichkeit mit in das folgende Lebensalter mit schleppen darf. Bei einer Wegbiegung traten ihm plötzlich die beiden Geschwister entgegen. Hastig rief Edgar: „Gut, daß ich Sie hier treffe, lieber Doktor! Rian will Sie drin nen sprechen — mir scheint — Mama hat verschieden« Zu kunftspläne mit Ihnen vor." „Mit mir?" wunderte sich Leo. »Ja, ja", bekräftigte Edgar ungeduldig, „mit Ihnen. Gehen Sie nur! Es ist auch Besuch gekommen. Henni mit ihrem Vater. Fräulein Marianne — auch mit Ihnen hat man Zukunstspläne . . ." „Soll ich auch Hineinkommen?" fragte sie und wollte dem vorauseilenden Bruder nach. Doch Edgar hielt sie zurück. „Diese Pläne kann auch ich Ihnen sagen. Inspektor Silier begehrt Sie zur Frau. Er will ein Gut kaufen — wollen Sie ihn heiraten? Vielleicht haben Sie ihn lieb? Was weiß denn ich, was sich hier abgespielt hat, während ich —" Marianne blickte ihn verwundert an. Als sie den tiefen Ernst auf seinem Gesicht sah, schüttelte sie den Kopf, und auch ihre Züge waren sehr ernst. „Nein, ich liebe Inspektor Ciller nicht, wenn ich ihn auch achten und schätzen gelernt habe. Heiraten möchte ich nur den Mann, den ich aus vollster Seele liebe." „Ader er ist eine gute Partie hat viel geerbt, sich viel erspart . . „Sie reden mir zu? Sie haben vielleicht Mitleid mit mir und meiner dienenden Stellung. Und doch kann ichs nicht. Ich werde wieder neue, gute Menschen finden, die ein« ehrliche Arbeit zu Mätzen wissen." .Wollen Sie nicht hierbleiben? Bei Mama — wenn ich — mich verheiratete?" Flammende Röte übergoß ihr Gesicht, ihre Lippen zit terten, doch nahm sie sich zusammen, um so ruhig als mög-! lich zu sagen: „Nein — ich möchte dann fort. Ich bin hier; überflüssig geworden. Schon in den nächsten Tagen verlasse! ich das Haus — soeben besprach ich es mit meinem Bruder."! Da hielt Edgar nicht länger an sich. Er nahm beide! Hände Mariannes und legte seinen Kopf mit einer unbe schreiblich erlösten Bewegung auf ihr volles, braunes Haar,! das in Zöpfen um den Kopf gewunden und nicht bubenhaft verschnitten wie das Hennis. „Marianne, mein Lieb — hier bist du zu Hause, hier in meinem Herzen. Und mein Daheim ruht in deinem Her zen. Wir beide gehören zusammen — immer und unlöslich. Niemand darf uns trennen. Fühlst du wie ich, mein Lieb? Oder Hobe ich mich getäuscht?" Marianne schüttelte in zitternder Seligkeit schweigend« den Kopf. Sie ließ sich willig küssen und auf die Bank zie hen, die unweit im Gebüsch stand. Es war die gleiche Bank, auf der sie am ersten Tage ihres Hierseins gesessen. Einmal flüsterte Marianne: „Aber deine Mutter — wird sie wohl mit deiner Wahl zufrieden sein?" „Sie will nichts anderes als mein Glück. Und das allein bist du, Marianne." Ein armes Mädchen aus der Nachbarschaft war gestor ben, und seine Mutter kam zu Frau Weymont, um für sie ein paar Blumen auszubitten. Frau Anna hörte mitleidig die weinende Mutter an und tiefes Weg zog durch ihr Herz. Wie bitter schwer mußte es sein, ein liebes Kind herzugeben! Ihr war bis jetzt dies harte Los erspart geblieben. Sie dachte an ihre drei Töchter. Helgards, die zarte, jüngste, hatte einen Herzensbund mit einem schlichten, jun gen'Mann geschlossen, der sich durch seine Tüchtigkeit empor- urbeiten würde. Die zweite war wie ein glänzender Kolibri davon geflattert und in das bunte Leben untergetaucht. Zeitungen brachten Notizen über sie und Bilder aus ihrem Leben. Sie stank den Decher des Ruhmes und der Freude in vollen Zügen. (Fortsetzung folgt.)