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vergrotze^Iugüberveuttchlanä Viel junger Nachwuchs — „Alte Knochen" gehen mit autem Vorbild voran. Sonderbericht für unsere Zeitung / Von Karlheinz Christiansen Am Dienstagmorgcn um 8 Uhr erfolgte im Berliner Flughafen Tempelhof der Start zum größten fliegerischen Ereignis des Jahres, dem „Deutschlandflug 1935". 154 S P o r t m a s ch i n e n, die aus allen Teilen des deut schen Vaterlandes herbeigclommcn waren, um an dieser großen Prüfung teilznnehmcn, verließen in Verbänden von drei bis neun Flugzeugen den Platz. Der Präsident des Deutschen Luftsportvcrbandes, Oberst Bruno Locr - zer, schickte die Flugzeuge auf die lange Reise, von der sie erst Sonnabend abend zurückkehren werden, über ganz Deutschland werden nun in diesen Tagen die Propeller dröhnen. 7 Uhr morgens. Auf dem Flughafen Tempel hof, dem Herzen der deutschen Luftfahrt, herrscht ein seltsames Bild. Wo sonst um diese Zeit höchstens eine schwere Verkehrsmaschine donnernd in die Lüfte steigt, herrscht Hochbetrieb. Man glaubt in ein Heerlager hin- eingeschneit zu sein, über hundert kleine Sportmaschincn aller Typen stehen sauber ausgerichtet auf dem Platz, hier und da knattert schon ein Propeller. Monteure geben ihren Pflegebefohlenen noch einmal den „letzten Schliff", hier wird noch schnell eine Schraube nachgezogen, da Be triebsstoff nachgefüllt. Ein Lautsprecher gibt die letzten Wetternachrichten durch, die ziemlich günstig lauten. Nach und nach kommen auch die Piloten mit ihren Ortern auf den Platz, und jetzt kommt Leben in die Bude, überall heulen die Motors auf, es wird allmählich ein Höllen lärm. Inzwischen haben sich auch zahlreiche Zuschauer eingcfunden; alles, was in der Fliegerei einen Namen hat, ist natürlich draußen. Immer weiter rückt der Zei ger der Uhr. , Punkt 8 Uhr rollt der erste Verband, drei Klemm- Maschinen aus Bremen, an den Startplatz. Oberst Loerzer senkt die Flagge, die kleinen Maschinen erheben sich nach kurzem Start in die Luft und verschwin den bald. Nun geht es Schlag auf Schlag. Ein Ver band nach dem anderen startet in Richtung Dresden, schon ausgerichtet brausen sie über uns hinweg. — Eine er freuliche Tatsache ist in diesem Jahre besonders festzu stellen: Der Nachwuchs, der im vorigen Jahr noch nicht dabei sein konnte, ist diesmal in stärkstem Matze beteiligt. Viele Namen, die man noch nicht kennt, stehen auf der Teilnehmerliste. Besonderes Interesse erwecken natürlich die beiden Staffeln, die das Reichsluftfahrtministerium gestellt hat. Hier haben sich die besten deutschen Kriegsflieger zusam mengefunden, um zu zeigen, daß sie das Fliegen immer noch nicht verlernt haben. Sie wollen den jungen Flie gern mit gutem Vorbild vorangehen. „Wenn die Jungs sehen, daß wir alten Knochen diese Anstrengungen durch halten können, dann werden sie sich um so mehr anstren- gen, UM uns zu Übertreffen," meint Fliegeroberst Christiansen, der Führer der einen Staffel, und wirft den „allerletzten" Zigarettenstummel weg, bevor er die Maschine besteigt. Auch der kour-Ie-msrito-Flieger Osterkamp ist mit dabei. Zum tausendsten Male läßt er sich von seiner jungen Frau ermahnen, hübsch vorsichtig zu fein; keine Miene verzieht er dabei. Gegenüber steht die „Konkurrenzstaffel" unter Führung von Hauptmann Bieneck. Hier gibt es beim Start noch einen Zwi schenfall. Der Motor des Führerflugzeuges will nicht anspringen, eine halbe Stunde reden sie ihm schon gut zu, er will einfach nicht. In letzter Minute wird noch die Maschine ausgewechselt. Flieger sind abergläubisch, genau wie die Seeleute! Da sehe ich gerade, wie ein Pilot unter wilden Flüchen einen Blumenstrauß aus dem Sitz herauspfeffert, den ihm irgendeine zarte Hand hineingelegt hat. Denn Blumenim Flugzeug bringenUnglück! Das ist eine alte Sache. Sagen die Flieger. Und es fehlt nickt der leuchtende Schal des „Roten Teufels" Seidemann und auch nicht das alte zerbrochene Hufeisen, das „Kri - schon" (lies: Fliegeroberst Christiansen) immer in der rechten Tasche seiner Jacke trägt. Man sagt auch nicht zu ihnen „gute Reise" oder „Komm glücklich wieder zurück", man sagt vielmehr „Hals- und Beinbruch" und schüttelt ihnen kräftig die Hand. So sind die Flieger! Während eine Staffel nach der anderen über un seren Köpfen dröhnt, betrachten wir uns noch schnell einmal di« Maschine, die mit einem Kurzwellensender den ganzen Flug begleitet. Jeden Abend werden wir im Rundfunk einefpan- nende Reportage direkt aus der Luft hören können. Der bekannte Kunstflieger Kropf rast mit einem Film apparat auf dem Platz herum. Auch er wird den Flug begleiten und einen Film drehen, der schon am Sonntagabend bei der Preisverteilung „uraufgeführt" wird. Mit bewundernswerter Genauigkeit legten die Staffeln der ersten Gruppe ihren Flugweg nach Dresden zurück. Bald nach der Landung der ersten Formation trafen kurz hintereinander, nur im Abstand von wenigen Minuten, 16 weitere Staffeln in Dresden ein und setzten dann den Flug fort. Gegen 12 Uhr mittags befand sich die Spitzengruppe schon über Oberschlesien. Der erste Flugtag endete in Guben. * Oer erste Tag des Oeutschlandfluges beendet Der erste Tag des Deutschlandfluges 1935 ist beendet. Auf der ganzen Flugstrecke, die von Berlin in einer wei ten Schleife über das Schlesierland zum ersten Tagesziel Guben führte, hatten die Flieger herrliches Wetter. In Neiße, das um 12.24 Uhr z-u erst von der Dres dener Dreierkette angeflogen wurde, hatte sich der Abstand der einzelnen Verbände schon etwas vergrößert. Ueber die Wendemarke Kosel und Ratibor ging es dann zum nächsten Landeplatz Gleiwitz. Hier wie überall buntes Leben und Treiben. Die ganze Bevölke rung war auf den Beinen, um die Flieger begeistert zu begrüßen. In Gleiwitz hatte sich wieder Nordhausen nach vorn geschoben, die Dresdener folgten mit geringem Ab stand. Die Verbände der schweren Maschinen, die eine Das Flugfeld vor dem Start. (Weltbild.) Ausländische Militärattaches besichtigen die Maschinen. höhere Geschwindigkeit emzühalten haben, Höften von den zwei Stunden Vorgabe schon einen großen Teil aufgeholt. Bei Sandowitz (Gleiwitz) mußte eine Maschine not landen, die dem Karlsruher Siebener-Verband angehört; eine zweite Maschine diefes Verbandes erlitt in Guben, dem ersten Tagesziel, Fahrgestellbruch. Die Besatzungen beider Flugzeuge blieben unverletzt. Der letzte Zwangs landeplatz vor dem Tagesziel War Breslau. Schon um 15.01 Uhr überflog hier die Nordhausener Kette die Linie; drei Minuten später folgten die Dresdener. Han nover und Danzig waren die nächsten. Um 16.53 Uhr trafen die ersten Flieger in Guben ein; bis 10.30 Uhr hatten 153 Maschinen das erste Tages ziel erreicht. Nacheinander gingen die Dresdener, Nordhausener, Hannoveraner, Danziger und Breslauer Flugzeuge nieder. Reichssender Leipzig. Donnerstag, 30. Mai. Leipzig: Welle382,2. — Dresden:Welle233,L. Himmelfahrt. 6.00: Aus Hamburg: Hafenkouzert. -1- 8.00: Aus Berlin: Funkgymnastik. * 8.20: Sendepause. * 8.30: Aus Dresden: Morgenfeier. * 9.00: Liederstunde: „Der Maien kommt mit Freuden." * 9.30: Himmelfahrt. Geistliche Gedichte. * 9.50: Sendepause. 4- 10.20: Marienberger Dreiecks-Rennen. Funk bericht. * 10.45: Unterhaltungsmusik. — Dazwischen: Funk berichte vom Marienberger Dreiecks-Rennen. 4- 12.00: Aus Dresden: Mittagskonzert. 4- 14.00: Zeit und Wetter. 4- 14.05: Sudetendcutsche .Komponisten. 4c 14.30: Sendepause. 4- 14.40: Aus unserer Heimat: Heimat um Elbe und Saale. 4- 15.40: Fronterlebnis. 4- 16.00: Vom Hundertsten ins Tausendste. 4- 17.40: Ans Hamburg: Handball-Länderspiel zwischen Deutsch land und Schweden in Hannover. 4- 18.10: Aus Dresden: Horch auf den Klang der Zither. 4- 18.55: Der Zeitfunk sendet: Funkccho vom Marienberger Dreiecks-Rennen. 4c 19.15: Aus Frankfurt: Das neue Marschpotponrri. Das Rundfunkorchester. 4- 20.00: Eine fidele Hcrrcnpartic mit Gesang, Scherz und zünftiger Kurzweil. 4- 21.00: Das EmDe-Orchefter spielt zum Tanz auf! 4- 22.00: Nachrichten und Sportfunk. 4- 22.20: „Der ist der Herr der Erde, der ihre Tiefen mißt!" Friedrich von Hardenberg-Novalis, ein mitteldeutscher Dichter. 4- 23.00 bis 24.00: Aus Berlin: Zur Unterhaltung. Deutschlandfeni>er. Donnerstag, 30. Mai. Deutschlandsender: Welle 1570,7. 6.00: Aus Hamburg: Hafenkonzert. 4- 8.00: „Was blasen die Trompeten..." 4- 9.30: Deutsche Feierstunde. Die Zeit ist edler als tausend Ewigkeiten. * 10.30: Aus dem Ufapalast am Zoo: Phantasien auf der Wurlitzer Orgel. 4c 11.00: Wil helm Albrecht: „Spiel und Singsang". 4- 11.15: Deutscher See wetterbericht. 4c 11.30: Klassische Kammermusik. 4- 12.00: Mit lagskonzert der Kapelle Otto Dobrindt. — Dazwischen 12.55: Zeitzeichen der Deutschen Seewarte. 4- 13.00: Glückwünsche. 4c 14.00: „Gezupfte Klänge". Es spielt der Mandolinenklub „Napoli". 4- 14.30: Blinde Künstler musizieren. 4- 15.15: Aus Breslau: Kammermusikalische Klänge. 4- 16.00: Adalbert Letter spielt zu Unterhaltung und Tanz. 4- 17.30: Eine 700jährige Stadt — Funkbericht aus Guben. 4- 18.00: Fürs deutsche Mädel. Was wir auf der Laute spielen können. 4- 18.30: Wir sind heut so froh — 4- 19.30: Deutsche Olympiakämpfer sprechen. 4c 19.50: Funkbericht von der Zweiten Reichsnährstandsschau in Hamburg. Aus der Aufbauarbeit des deutschen Bauern. 4c 20.00: Maitanz im Volksgarten. Ein bunter Abend mit Musik, Gesang und guter Laune. 4- 22.00: Wetter-, Tages- und Sport nachrichten. 4- 22 20: Dcutschlandflug 1935: Uber der Wasser kante. 4- 22.45: Deutscher Seewetterbericht. 4- 23.00—24.00: Aus London: Tanzmusik. VüÄerschau. Münchner Illustrierte Presse Nr. 21. Trauer in Polen 'Erschütternd waren die Berichte, die wir in den Blättern über die Trauerfeierlichkeiten in Warschau und Krakau lasen, er greifender sind die Bilder, die uns die Trauer des polnischen Volkes an der Bahre des toten Marschalls und beim letzten Weg des polnischen Nationalhelden zeigen. Wir sehen diese Bilder in der neuesten Nummer der Münchner Illustrierten Presse. An eine andere Stelle der Welt, wo sich wichtiges Ge schehen vorbereitet, führt uns der Bildbericht „Abessinien in Erwartung", der uns die Gegenrüstungen Abessiniens vor Auaen führt. Der Beginn des Unsere Bilder, die kurz vor dem Start ausgenommen wurden, zeigen die verschiedenen Flugzeugtypen, die von den einzelnen Mannschaften geflogen wurden. Oben: Heinkel- „Kadett" und Focke-Wulf-„Stieglitz", unten: Fieseler „F5R". Kinks unten: Ministerialrat Christiansen, der frühere Deutschlandfluges. Wagenborg-Bildmaterndienst (2) Kapitän des berühmten Flugschisfes „Do. X" und Pour-le- merite-Flieger aus dem Weltkriege, nahm ebenfalls an dem großen Wettbewerb teil. Das Bild zeigt ihn kurz vor dem Abflug im Gespräch mit dem SA. - Gruppenführer Prinz August Wilhelm. Zur Luftfahrt-Werbewoche, die gemeinsam mit der Reichssportwerbewoche vom 26. Mai bis 2. Juni durchgeführt wird, zeigt unsere Bilderzusammen stellung Ausschnitt aus dem Sportfliegerbetrieb. In der Mitte Reichsluftfahrtminsster General Göring, dessen Wirken der Wiederaufbau der deutschen Fliegerei zu verdanken ist-