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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Oos »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werklagen nachmittags e Ubr. Bezugspreis monallich 2,— 2iM. <rei Haus, bei Poftbestellung l.80 SiM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern Iv Rpfg. Alle Bostanstullen und Post- bolcn, unsere Austräger». », ,» Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeN0lat1 fllk WllsdrUfs U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks bi^mmL W°"°°'s^ n7ch ^lögttchdrtt" ' - A^r.7. d°Ä^'h m" Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.206 erlischt, wenn dcr Betrag durch Klage cingezogen werden mutz oder der Llutttaggeber^in"'Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadl rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 115 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 18. Mai 1935 Schafzucht einst „die perle der Viehzucht". Die überseeische Konkurrenz verdrängt die deutsche Schaf- wolle — Auf dem Wege zur Rehabilitierung des deutschen Schafes. „Die Entwicklung der Außenhandelsziffern spricht zu beredt dafür, daß wir ohne eigene Rohstofferzeugung nicht auskommen, und auf die Dauer die Leistungsüberschüsse der Wirtschaft für die Rohstoffeinfuhr zu verwenden, ist Verschwendung." So schrieb in diesen Tagen der „Völ kische Beobachter" in einem „Initiative" überschriebenen Beitrag. In derselben Richtung liegen die Bemühungen der nationalsozialistischen Regierung, die deutsche Schafzucht wieder in Gang zu bringen. Das Mißverhältnis zwischen dem bestehenden deutschen Bedarf an Wolle und der Wollerzeugung im eigenen Lande ist derartig groß, daß es vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus nicht länger tragbar ist. Es gilt, mit aller Kraft wieder aus der eigenen deutschen Schafzucht so viel Wolle zu erzielen, daß wenigstens ein gut Teil des Inlandsbedarfs an Wolle aus der heimischen Erzeugung gedeckt werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Reichsfinanzminister neuerdings acht Millionen Mark für die Erweiterung der deutschen Schafhaltung ausgesetzt. Die Nachfrage nach den Krediten für die Schafhaltung ist so rege, daß man dar aus schließen darf, daß Wohl schon in kurzer Zeit eine Wandlung zum Guten in der Wollerzeugung einsetzen Heute werden nur 8 bisst Prozentunseres Inlandsbedarfs an Wolle durch das deutsche Schaf gedeckt. Nur 3,5 Millionen Schafe sind unser Bestand, Und doch galt einst das Schaf allgemein in deutschen Landen als die „Perle der Viehzucht". Sprichwörtlich sagte man von ihm: „Das Schaf hat einen güldenen Huf, vergoldet das Land, welches dasselbe betritt". Viel hatte der Umstand, daß die Schafzucht mit verhältnismäßig geringem Risiko verbunden ist, dazu beigetragen, das Schaf volkstümlich zu machen. Denn fast alle seine Bestandteile, Fleisch, Milch, Wolle und Haut, konnten nutzbar gemacht werden. Die eigentliche Wollzucht begann Mit der Einführung des spanischen Schafes, das eine ganz besonders edle Wolle hergab, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Etwa um 1748 wurde es in Preußen eingeführt, und Friedrich der Große machte Jahre später den ersten Versuch mit zehn spanischen Böcken. Er gründete damals die Stammschäferei Stahnsdorf und legte damit den Grund zur preußischen Feinwollzucht. Seinem Beispiel folgten bald alle maßgebenden Persönlichkeiten des Landes, und so wurde die Schafzucht bald zur Passion aller Großen jener Zeit. Eine entscheidende Wendung trat mit dem Jahre 1848 ein, in dem durch die rechtliche Umgestaltung auch der Schafzucht Erschwernisse durch Aufhebung der Trift- srejheit in den Weg gelegt wurden. Aber trotzdem gab es immer noch beachtliche Bestände an Schafen. 1861 zählte man 28 Millionen, 1870 25 Millionen. Dann frei lich begann die Zeit des großen Niederganges. Die Konkurrenz der billigen überseewolle, die vor allem aus Australien, Südafrika und Argentinien mm, und die europäischen Märkte überschwemmte, ver drängte mit einem Schlag das deutsche Schaf, verminderte seine Bestände von Jahr zu Jahr, so daß 1914 nur ^och 5^ Millionen Schafe gezählt wurden, ^iach einer vorübergehenden Vermehrung der Schaf haltung während der Kriegszeil ist in den folgenden fahren der Schafbestand weiter zurückgegangen. Wäh lend 1861 auf je 100 Einwohner 73,7 Schafe kamen, ent- mhen heute nur noch 5,2 auf 100 Einwohner. Diese Ent wicklung ist um so bedauerlicher, als nach fachmännischer Ansicht gerade der deutsche Boden, so weit er für Wert dalle Feldfrüchte nicht mehr geeignet ist, für die deutsche Schafzucht immer noch günstig ist. Vor allem das ost- eutsche und nordostdeutsche Klima begünstigt die Schas- ltung, so daß wir in Deutschland durchaus die Mög- 'chkeit haben, eine hervorragende Qualitätswove zu Achten. Diese Erkenntnis ist dem nationalsozialistischen 7 Anlaß gewesen, sich im Interesse unserer eigenen ZWoffgewinnung für die Ausweitung der deutschen Schafzucht finanziell einzusetzen. Die Frage ist um so ä Inender, als wir im Durchschnitt Jahr um Jahr rund 00 Millionen Mark für die Rohwoll- 'vfuhr an das Ausland zahlen müssen. der Wollerzeugung spielt naturgemäß die Qualität der erzeugten Wolle eine große Rolle. Die sau- rigkeit der Wollerzeugung liegt in der mannig- Verschiedenheit des Materials. Klima, Witterung, ft,s^sung der Schafe, Bodenverhältnisse bedingen starke viü^Äuugen in der Wollart und Wollqualität. Um eine Muk - ! einwandfreie und wertvolle Ware herzustellen, , M daher in erster Linie eine züchterische Aus- M getroffen werden. Schwächliche Tiere, die nur einen Ertrag an Wolle abwerfen, müssen aus- SesäVK diejenigen dagegen, die gute Wolle ergeben, rdert und gepflegt werden. Je gründlicher der Aus- Jas Komm Vluturteil bestätigt. DaS litauische Obertribunal verkündete am Freitag seine Entscheidung über die Kassationsklage der Verur teilten im Memclprozetz. Danach werden mit Ausnahme des Urteils gegen Baron von dcr Ropp o'e Kassa- tionsllagen als unbegründet abgelehnt. Gegenüber Baron von der Ropp ist 8 3 (Vorbereitung eines bewaffneten Aufstandes) gestrichen worden, jedoch wurden die übrigen Beschuldigungen auch ihm gegen über aufrechterhalten. Ebenso ist die Zivilsorderung von Frau Jesuttis abgelehnt worden. * Damit sind alle Rechtsmittel nunmehr erschöpft und das Urteil des Kriegsgericht bleibt in vollem Umfange einschließlich der vier Todesur teile bestehen. Das Urteil ist mit der Entscheidung des Obersten Tribunals rechtsgültig geworden. Der Vollzug erfolgt innerhalb von 24 Stunden. Den Ver urteilten stehen nur noch die Gnadenmittel offen. * Ruhige Haltung -er Verurteilten. Die Entscheidung des Obersten Tribunals über das Urteil im Memelländerprozeß wurde den Verurteilten noch im Laufe des Freitagnachmittag zur Kenntnis gebracht. Den vier zum Tode Verurteilten, die die Entscheidung des Obersten Tribunals vollkommen gefaßt aufnahmen, wurde außerdem noch mitgeteilt, daß sie zwecks Vermeidung einer schnellen Vollstreckung des Urteils ein Gnadengesuch beim Staatspräsidenten einreichen können. Sie erklärten jedoch ihrem Verteidiger, daß sie im Bewußtsein ihrer Unschuld nicht den Gnadenweg in Änlvrucb ncbmen würden. Der Verteidiger setzt sich trotzdem für die Begnadigung weiter ein. Falls zum Tode Verurteilte kein Gnadengesuch an den Staatspräsidenten einreichen, so kann in diesem Fall auch der Kriegsminister um Begnadigung intervenieren. Eben so kann der Staatspräsident von sich aus die Vollstrek- kung des Todesurteils aussetzen. Es ist bemerkenswert, daß über den Zeitpunkt des endgültigen Vollstreckungs termins auch in juristischen Kreisen die verschiedensten An sichten herrschen. Es heißt einerseits, daß ein Todesurteil 24 Stunden nach Bekanntgabe der Entscheidung der letzten Instanz vollstreckbar wird, andererseits heißt es jedoch, daß die Bekanntgabe in diesem Fall den Weg über das Kriegsgericht, von da über die Staatsanwaltschaft des Kriegsgerichts zum Zivilstaatsanwalt, der die Vollstrek- kung durchführen würde, passieren müßte, was einige Tage in Anspruch nehmen würde. Kundgebungen in Königsberg. Nach dem Bckanntwerden der Bestätigung des Blnt- urteils bemächtigte sich der Königsberger Bevölkerung eine starke Erregung. Aus allen Häusern strömten die Menschen, und wieder bildeten sich Demonstrationszüge, die zum litauischen Generalkonsulat zogen. Hier hatte die Polizei in weitem Umkreis das in völliger Finsternis lie gende Konsulaisgebäude abgesperrt. Immer mehr Demon stranten zogen heran, so daß bald die Zahl der erregten Menschen vor dem Haus nach Zehntausenden zahlte. Immer wieder schwangen sich die Empörungsrufe zu dem verdunkelten Fenstern empor, mit denen die Menge rhrcr Erregung über das unerhörte Urteil Luft machte. Im übrigen vollzog sich die Kundgebung in völliger Disziplin. * Berliner Preffestimmen. Berlin, 18. Mai. Die gesamte Berliner Presse wen det sich in einhelliger Empörung gegen die Bestätigung des Kownoer Blutgerichtsurteils durch das litauische Obertribunal. leseprozeß vorgenommen wird, um so wertvoller wird das Wollerzeugnis. Das ist um so wichtiger, als endlich einmal mit dem Grundsatz aufgeräumt werden muß, daß die deutschen Wollqualitäten ohnehin den englischen unterlegen seien. England hat ebensowenig wie Deutschland gegen wärtig eine Schafzucht, sondern hat genau so wie wir auf den internationalen Märkten die Rohwolle aus den über seeischen Ländern aufgekauft. Beide Länder kauften an denselben Märkten. Beide Länder haben, seitdem in den Spinnereien künstliche Sprühanlagen bestehen, dieselbe wertvolle Qualitätswolle Herstellen können und tatsächlich hergestellt. Heute gilt es für unsere Industrie, alle An strengungen zu machen, um auch das aus deutscher Schaf wolle hcrgestellte Tertilerzeugnis dem englischen gleich wertig zu gestalten, gilt es vor allem, so viel Wolle wie möglich im Inland zu erzeugen, nm -die eigenen schwachen Devisenbestände nicht weiter als dringend erforderlich für Wolleinkubr zu beanspruchen. Der „Völkische Beobachter" schreibt: Das litauische Ober tribunal hat mit der Bestätigung des Kownoer Kriegsgerichts urteils ein Verbrechen sanktioniert, das nicht etwa die tod geweihten und zu schwerem Kerker verurteilten deutschen Volksgenossen begangen haben, sondern das Kownoer Kriegs gericht, das mit seinem Haßurteil über die unschuldigen Me melländer, jawohl, über die unschuldigen Memelländer, weil Liebe zum eigenen Volkstum die Abwehr fremdnationaler Willkür und die Notwehr niemals ein Verbrechen sein kann, in der schamlosesten Weise die Gerechtigkeit vergewaltigt hat. Einen solchen Rechtsbruch und ein solches Haßurteil hatte man nicht erwartet. Dieses Urteil hat nichts mehr mit Ge rechtigkeit oder Sühne einer Schuld zu tun, sondern ist die Ausgeburt eines abgrundtiefen Hasses, gegen das Deutschtum. Es ist ein politisches Mvrdurteil, das die ganze zivilisierte Welt als Ankläger gegen seine Verkünder auf den Plan rufen müßte. Die „DAZ." sagt: Diese litauischen Bluturteile sind nicht vom Recht, sondern vom gemeinen Haß diktiert. Haß gegen alles Deutsche, Haß besonders gegen die 126 Mitglieder der Parteien von Saß und Neumann. Die wvchenlangen Ver handlungen sprachen jeder zivilisierten Rechtsprechung Hohn. Es kann und darf nicht zum Vollzug der Todesurteile kom men, die sich als schlimmster Justizmord darstellcn würden. Die „Kreuzzeitung" erklärt: Die politischen Stellen in Kowno werden sich darüber klar sein, daß dieser Unrechts-, spruch nicht vollstreckt werden darf. Das Blut der Märtyrc^ unseres Volkstums würde auf Ewigkeiten als breiter Strom zwischen dem deutschen und dem litauischen Volke fliehen. Es ist genug geschehen, um das Schuldkonto Litauen auf Jahre und Jahrzehnte zu belasten. Wollte man jetzt auch noch das Leben von Menschen antasten, deren Unschuld durch neutrale Sachverständige hinreichend bezeugt ist, so würde der litau ische Staat seine Existenzberechtigung vor aller Welt mora lisch vernichten. Die „Germania" nimmt wie folgt Stellung: Ebensowenig wie das Kriegsgericht hat sich jetzt das Oberste Tribunal durch den klar erwiesenen völligen Zusammenbruch der Anklage zu einem Urteil nach Recht und Gerechtigkeit bewegen lassen, sondern hat erneut ein unglaubliches Bluturteil bestätigt, das nirgends woanders möglich gewesen wäre. Das letzte Fünkchen Hoffnung knüpft sich an die Entscheidung, die der litauische Staatspräsident auf die Gnadengesuche des Vertei digers der zum Tode Verurteilten fällen wird. Wirb das li tauische Staatsoberhaupt es wagen, dem Rechtsempfinden der ganzen Welt ins Gesicht zu schlagen? Kabmettsrai irr Paris. Tadel für die gesamte Besatzung der „Champlain". Am Freitag fand in Paris ein Kabinettsrat statt, bei dem Ministerpräsident Flandin den Vorsitz führte. Innenminister Regnier erstattete Bericht über das Ergebnis der Stadt- und G em e i n d e r ät s - Wahlen. Handelsmarineminister Bertrand be richtete über den Streik der Handelsmarine Le Havre. Der Kabinettsrat sprach der Besatzung des Dampfers „Cham- plain", die in Streik getreten ist, einstimmig einen Tadel aus, weil sie ihren Posten verlassen habe und auf diese Weise einen Druck auf den Schlichtungsspruch des Handelsmarineministers ausüben wollte. Der Kabinetts rat beauftragte den Handclsmarineminister, alle erforder lichen Maßnahmen einschließlich der im Gesetz vor gesehenen Strasmaßnahmen zu treffen. Der Landwirtschaftsminister berichtete über die Durch führung desSanierungsplanesder Getreide bewirtschaftung. Der Kabinettsrat beschloß, Vor kehrungen gegen Fälle verabredeter Arbeitseinstellung von Mühlenbetrieben zu treffen und gegen Müller einzu schreiten, die gegen die Bestimmungen über die Vermah lung von Getreide aus früheren Ernten verstoßen. Nach dem Kabinettsrat gab » Finanzminister Germain Martin einigen Journalisten, die ihn über die Finanzlage und die umlaufenden Gerüchte befragten, eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt: über unsere Finanzlage und die Absichten der Regie rung setzt man die tendenziösesten Gerüchte in Umlauf. Man hat sogar das Gerücht einer Abwertung des Franc verbreitet. Die Regierung dementiert aufs schärfste diese von gewisser interessierter Seite aufgebrachten Gerüchte. Im übrigen rechtfertigt nichts an der augenblicklichen Finanzlage irgendeine Beunruhigung, die man von gewisser Seite aus allzu durchsichtigen Gründen schaffen wollte, und gegen die der gesunde Sinn der Öffentlichkeit sich zur Wehr setzen wird.