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. Blockwärterhaus am Rhein ,ibt sich dem sahrgast der Züge >ald hinter Trier, wenn der Zug längs der Saar, vorüber am altertümlichen Saarburg, rollt und die zu Beginn 1935 beseitigte einstige Wer mit flinkem Herzen durch Deutschland fährt, der wird der vielfältigen Reize dieses Herzlandes Europas, dieses Landes, das sich zwischen dem machtvoll aufgetürm- ten Alpenwall und der breiten Flut zweier Meere aus breitet, so recht inne — zumal wenn er dazu die Eisen bahn benutzt. Denn er empfindet dort gerade auf lan gen Strecken die unbedingte Behaglichkeit wohltuend und verspürt im Abteil, selbst der „Holzklasse", wenig Er müdung Der Speisewagen und der Schlafwagen vollends können jeden Wunsch des Reisenden nach Bequemlichkeit und Erholung während langer Fahrten restlos erfüllen. Sobald die Näder des Zuges im Takt erklingen und die Fenster des Abteils dem Blick die Weite der Land schaft freigeben, beginnt der starke Reiz des Erlebens der Eisenbahnreise. Das bekannte Eoethewort „Ich für mein Teil freue mich, so entzückend unterwegs zu sein," hat in unserem „Reisezeitalter" für jeden Reisenden letzte Er füllung gefunden. Heute bedeutet es einen Genuß, zu rei sen und zu schauen und das Land, das der Zug durcheilt, zutiefst vom Abteilfenster aus bereits erleben zu können. Oder ist es kein Erlebnis, wenn der Zug Hamburg — oder Kiel — Flensburg, der durch die Weite der norddeut schen Landschaft rollt, zwischen Knick und Geest dann un vermittelt auf einer steilen Rampe hinauffährt zu der langen, kühnen Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Rendsburg, wenn der Blick dort die mächtige Wasserrinne und auf ihr große Seedampfer oder Kriegsschiffe findet und bei der Weiterfahrt eines der kühnsten und eigen artigsten Eisenbauwerke der Welt entdeckt: die große, kreisrunde Bahndammkehre zum Bahnhof Rendsburg hinab. Diese große Freiluftspirale des Bahndammes und die fast zwei Kilometer lange Brücke, unter der die höch sten Mastspitzen der Schiffe bindurchfabren können, wir ken in der norddeutschen Flachlandschaft überwältigend als Zeugen einer hochentwickelten Technik. Die Ueber- raschung wird aber noch einmal beansprucht, wenn der Zug Richtung Westerland hinter Klangxbüll ins Meer hinaufzufahren beginnt. Tatsächlich täuscht die Fahrt über den viele Kilometer langen Hindenburgdamm bei diesigem Wetter eine Fahrt inmitten des Wasserschwalls der Nord see zwischen dem Festland und der Insel Sylt vor und bietet eines der eigenartigsten und eindruckvollsten Reiseerleb nisse in Deutschland. Während auf dieser Fahrt durch die nur 2 bis 10 Meter über den Meeresspiegel liegenden Holsteinischen Marschen die Ueberraschungen der Eisenbahnreise unvermittelt mit einigen neuzeitlichen Riesenbauten auf den Reisenden ein dringen. bietet eine Fahrt am Rhein entlang pausenlos eine Fülle einprägsamster Bilder. Die 150 Kilometer Strecke Zwischen Vonn und Mainz ist die große Prunk- fahrstrage der deutschen Reichsbahn; dort rollt zwischen der Unzahl von Schnell-, Eil- und Personenzügen auch in behendem Satz der eleganteste deutsche Eisenbahnzug, der Rheingoldexpreß und führt dem Reisenden eindringlich das in der ganzen Welt berühmte Stromtal mit seinen Wald- und Nebenhügeln, mit Burgen und Ruinen, eng- gescharten Stäütlein, Brücken und Flußgetriebe mit Dampfern, Lastkähnen und Booten vor. Biegung um Bie gung gibt es die schönsten Ausblicke über das heroisch- heitere Strombild zu den sieben Bergen rund um den Drachenfels, zum trutzigen Felsbollwerk Loreley, zum Denkmal der Germania auf dem Niederwald; die deutsche Sage und die deutsche Geschichte wird aus dieser Fahrt in ihrem großen Reichtum lebendig, und die wohlabgestimmte deutsche Landschaft spricht den Reisenden an. Innigere Bilder bietet die Fahrt über die blinkenden Schienenpfade längs der Mosel von Koblenz bis Trier; man fährt dort im ersten Teil mitten in die anspruchvollste "x. Weinkarte und in < ) eine Landschaft, —k ' s ? die mit dem viel- geschnörkelten . Flußlauf, mit steilen Waldberg- - ' flanken und Weinhängen, mit Burgen und Rui- nen und eng- gedrängt am Ufer- WM: säum sich ausrei- henden. schiefer- gedeckten Dörfern von starkem Reiz bleibt. Das Land an der Saar er- ern den sein und ein Narr gerädert worden, weil er unser» Deutschland geworden, erkannt i" Garmisch-Partenkirchen unter den Mähnen von «DmMlanö/ sagte zu seinem East: „Und da soll nun vor 500 Jahren ' ^euer gebrannt haben und Jan Hus verbrannt wor Fünfhundert Jahre nachher. 1935, glitten an den Ufern des Bodensees große Wagen ohne Pferde durch blühende Städte, einzeln und in langen Reihen. Das kleine Buchhorn war eine große Stadt geworden: Frie drichshafen, und in lauten Rhythmen hallte und brauste es aus ihren Hgllen: Maybach Luftschiff, Dornier, Zeppe lin, Eckener. Lindau die Jnselstadt lag in einem grünen Garten im blauen See, Meersburg funkelte von Rebber gen und blühenden Halden, und Konstanz war der Dreh» und Blickpunkt des Bodensees geworden; denn der Ueber- linger und der Untersee reckten sich in ihr zusammen mit den Früchten ihrer Obstbäume und Weinberge: es war wie ein einziges Paradies. lieber dem Bodensee in der Luft aber schwebte wi» ein großer Vogel ein Flugzeug, und der Mann am Steuer Nach SSV Jahren Von Ludwig Finckh. Man zählte das Jahr 1417. — Zu Konstanz am Bo densee war die halbe Erde zusammengeströmt, schon im 3. Jahr, um die tiefe Erregung zu bannen, welche die Menschheit ergriffen hatte; um den wahren Gott ging es. Diese Frage war so brennend geworden im Wirrsal der Gemüter, daß Kaiser und Päpste, Fürsten und Volk sie nicht mehr zu löschen verstanden, sondern nun, in menschlicher Unvollkommenheit, sie erst recht zum Lodern brachten mit Scheiterhaufen, auf denen die Ketzer brannten. Der Bodensee war der Nabel der Welt geworden. Prachtschifse waren gebaut mit 20 und mehr Rude rern, Masten und Segeln, auf denen die Herren fuhren in festlichen Zelten, und die kleinen Städte am See wa ren mächtige Heerlager geworden. Ueberall in den Lan den hatte sich die Kunde vom Konstanzer Konzil verbrei tet, und so kamen Botschafter zu Pferd und zu Wagen herbei, von Norden wie von Süden, um zur rechten Zeil teilzuhaben an diesem Weltereignis. — Manche Woche wurde ausgenutzt zu ritterlichem Schaustück, denn die adligen Burgen der Ritter in Hegau und an den Usern des Bodensees beherbergten glänzende Gesellschaften. .Und es waren nicht nur religiöse Fragen, Lie hier behandelt wurden, sondern die Schlösser hallten oft wider von Musik und Tanz und Waffenlärm. Mancher stolze Reiterschwarm eines hohen Herrn un ternahm einen Ritt um den Bodensee, auf Lie hohe Meersburg, ins Städtchen Buchhorn, zur Jnselstadt Lin dau, — ja selbst das entfernte Bregenz erhielt Quartier und Ritterleben, daß es kaum mehr zu erkennen war. Der Bodensee schien der Mittelpunkt des großen deutschen Reichs, von Sizilien bis zum Nordland. Einmal trat zu Konstanz ein Mann auf, ein Gaukler und Hansnarr, der sammelte rasch Volk um sich. „Was streitet ihr euch um des Kaisers Bart?" rief er. „Ich sehe tausend Schwerter über euch wie Blitze, — und eine Zeit tbird kommen, da werden an Liesen Ufern Eeisterwagen fahren ohne Rosse, von innerer Gewalt ge trieben. in weiße Wolken gehüllt, und ein Wagen wird sich heben in die Lüfte wie ein Vogel, und über euern Häuptern schwirren, die schon lange ist den Gräbern mo dern. Dann werdet ihr —" „Schlagt ihn tot, den Narren, brennt ihn, er will uns Wind vormachen, daß wir von unseren Fragen ablassen," rief das Volk und griff ihn und stäupte ihn. — Zielpunkt von ganz tn seiner uner schöpflichen Herr lichkeit: der deut sche See." — — „Wahrlich," — sagte der East,— „ich hätte es mir nicht gedacht im hohen Norden, als man mir da von sagte, — und es reut mich nun nicht, soweit her gefahren zu sein: einmal im Leben am Bodensee ge wesen zu sein ist Geschichte und unauslöschliches Erlebnis!" — Der Motor schwieg, und sanft, doch mit Wasserschäumen wie Rosien ging das Flugzeug vor Konstanz nieder. Kölner Dom Schnelltriebwagen der Reichsbahn schwarzwaldes klettert und nach Donaueschingen, ins Quellbereich der Donau, strebt. Die von direkten Eilzügen Freiburg—Ulm—München befahrene anschließende Strecke entlang der jungen Donau, führt ins Schwabenland und ins Zollersche, wo an kurios geschlungenem Ufersaum Burgen auf steilen Felsen stehen und wo heiteres, frucht bares Land, wie im übrigen Schwaben, eine frohstim mende deutsche Landschaft kündet. In den deutschen Alpen versieht die Mittenwaldbahn die Beförderung der Reisenden nach Oberammergau und nach Garmisch-Partenkirchen. Ueber die elektrisch befah rene, 118 Kilometer lange Strecke rollen die hocheleganten blauweißen „Karwendel-Expreßzüge" mit erster bis dritter Klassewagen. Werkfrohes Schaffen vom Abteilfenster aus zu er blicken, bietet nicht nur das Ruhrland die Arbeitsschmieds Deutschlands, gute Gelegenheit! Die Züge, die von Mün chen oder Berchtesgaden kommen und nach Dresden und Breslau rollen, durcheilen das sächsische Industrieland in seiner gesamten Ausdehnung. Dort spannen sich im bergi gen Hochland des Vogtlandes kühngemauerte Riesenvia dukte über Schluchten. Schornsteine recken sich aus den Tal furchen, Städte liegen da gedrängt in welligem Hügelland, von Plauen, über Zwickau bis Chemnitz und Dresden. Die Gebirgsbahnen, zumal die Linie hinauf in Deutsch lands höchste Stadt Oberwiesenthal und nach Johanngeor genstadt erschließen die Reize des Erzgebirges, die Strecke Dresden-Schandau eine der heroischen Felslandschaften Deutschlands: die Sächsische Schweiz. Im deutschen Osten stellt die Strecke Hirschberg-Schrei- berhau die kräftig gezeichnete Riesengebirgslandschaft vom 345 Meter hochliegenden Hirschberg und vom bekannten Schwerrheumatikerbad Bad Warmbrunn bis Schreiberhau hinauf, bei der Fahrt über die weitgeschlungenon Schlei fen der Bahnlinie, zur Schau. Die Bäderbahn im Glatzer Bergland, die von Glatz, über Bad Altheide und Bad Reinerz nach Kudowa fährt, läuft durch ein süddeutsch heiteres Eebirgsland mit hübscher Waldlandschaft und Zwiebeltürmen und hat als Hauptüberraschung orei Rie sentreppen hinabzufahren, die als Riesenspielzeug wirken und die Fahrgäste jedes Zuges zu einhelliger Begeisterung veranlassen. Da draußen im Osten sowohl wie im Westen, in Ober bayern wie in Thüringen, überall steht vor den Abteil fenstern gesegnetes, reiches und vielgestaltiges deutsches Land. Und es ist schwer, zu sagen, welches die bevorzugteste Fahrt in Deutschland ist. Denn jede Fahrt ist irgendwie schön, lohnend und lehrreich, da jede uns Einblick gewährt in Las schöne Deutschland. Karl Lütge. Zeit im Geiste vorausgesagt hatte. Sehen Sie auf den Grund des Sees? — Da liegt es wie ein altes Prunk schiff, das niemand heben kann und vergleichen Sie dort sie schmucken großen Dieselschiffe und schlanken Dampst boote, die bekränzt unter Wimpeln als sommerliche Fest schiffe die Wasserfläche überqueren. Dazu die Tausends von Segel- und Paddelbooten, m denen Deutschland heute sich sonnt. Von jenem Steg dort springen dreihundert Schwimmer ins Wasser, und hier am Horn lagern drei^ tausend braungebrannte Menschen. — So hätten es M 'die Herren nicht träumen lassen, denen einst der Bodensee als ein wildes Meer und der Rheinfall zu Schaffhausen als ein grausiges Spiel gefährlichster Natur erschien. —' Und dort an den Ufern rechts und links ziehen Eisenbahn züge wie blanke Schlangen mit weißen Wölkchen, Wagen eilen auf allen Straßen, — denn wieder ist der Bodensee u>eih^ Oer. Grenze passiert und in die feinabgestimmte Waldhügel landschaft dieses festlich wirkenden Landschaftsbildes be herzt hineinrollt. Die kleinen Gärten an den vielen Sied lungen und die mit Grün umschmeichelten Fabrik- und Zechenbetriebe, prägen das Bild des Saarlandes. Reich und gesegnet ist das deutsche Land! Wer erlebte dies nicht auf der Fahrt längs der Bergstraße, von Darm stadt nach Heidelberg, zu der lieblichsten und romantisch sten der deutschen Städte? Und dann die Schwarzwald bahn, die Ingenieur Gerwig 1866/73 erbaut hat und nach deren Muster später die berühmte Eotthardbahn in der Schweiz gebaut worden ist! Anfangs durchs trachten berühmte Kinzigtal (Gutachter Bollenhut!), vorüber an Burg Hornberg, wo das „Hornberger Schießen" sich begab, steigt die Bahnlinie zwischen mächtigen Waldbergen nach Triberg und setzt dort dann an zu großen Schleifen- und Tunnelfahrten, um die Höhe von 832 Meter zu gewinnen. Kraftvoll geformte Gebirgslandschaft durcheilen auch die zum württembergischen Schwarzwaldteil führende Murgtalbahn Rastatt/Freudenstadt und im badischen Süd schwarzwald die Höllentalbahn, die von Freiburg aus durch das wilde, enge Tal zu den Hochflächen des Hoch