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Im Stammlande Des Geräteturnens. Ein Olympia-Hest, in Gemeinschaft mit dem Reichssport- tührer herausyeaeben, vom Propaganva-Äusschu^ für tue Olympischen Spiele Berlin 19b6, Amt für Sporrwerbung. Bei den Olympischen Spielen des Jahres 1936 in Berlin werden die Wettkämpfe im Geräteturnen eine ganz andere Beachtung finden, als das bei den anderen Olympischen Spielen der Nachkriegszeit der Fall gewe sen ist, weil an ihnen zum erstenmal in der Geschichte der Spiele überhaupt Deutsche Turner in der zulässigen Höchstzahl teilnehmen werden. Es ist ein eigenartiger Gedanke, der die Aufmerk samkeit der Deutschen Oeffentlichkeit verdient, daß mit den Olympischen Spielen des Jahres 1936 zum erstenmal in der mehr als hundert Jahre alten Geschichte des Ge räteturnens Turner aus allen Teilen der Welt in das Mutterland dieses Zweiges der Leibesübungen kommen. Ueberall in der Welt haben schon internationale Wett kämpfe im Geräteturnen stattgefunden, nur in Deutschland noch nicht, dem Lande, in dem ein Guths Muths und ein Friedrich Ludwig Jahn lebten, die wir als die Vater des Turnens bezeichnen. Das Turnen an den Geräten ist eine ureigene Erfindung Jahns. Der Iahnsche Turn gedanke, aufgebaut auf der harten Schule des Gerätetur nens, hat vor über 130 Jahren Wurzeln in Deutschland geschlagen, um bald mit seiner völkischen Eigenart überzu greifen auf die Länder der Umwelt. Von dort aus ist er in die weite Welt gegangen, und 1 36 werden es 24 Nationen sein, die als Mitglieder des Internationalen Turnerbundes, der Federation Internationale Gymnastique (kI6) Berlin besuchen. Es kommen Turner aus Aegyp ten, Belgien, Thile, Dänemark, Finnland, Frankreich, Groß britannien, Holland, Italien, Japan, Jugoslawien, Luxem burg, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechoslowakei, Ungarn, Uruguay, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Deutsch land. Alle diese Turner, die sich zum schärfsten internatio nalen Wettkampf stellen, werden mit ganz besonderen Ge fühlen nach Berlin kommen. Sie werden die Hasenheide, den ersten Turnplatz der Welt, mit denselben Gefühlen be treten, mit denen einst Griechenjünglinge zum erstenmal den Boden von Olympia betreten haben. Man darf nur wünschen, daß das Verständnis im deutschen Volke für diese besondere Bedeutung des Tur nens bei den Olympischen Spielen recht allgemein und recht lebhaft sein möge,- eine andere Haltung würde von unsern Besuchern aus der ganzen Welt kaum verstanden werden. So muß bis 1936 alles getan werden, um auch den Deutschen selbst alles nahezubringen, was das Drum und Dran des Turnens bei den Olympischen Spielen aus macht. Vorzüglich geeignet sind die vom Propaganda- Ausschuß für die Olympischen Spiele „Amt für Sport- wecbung" gemeinsam mit dem Reichssporlführer heraus- gegebenen und in 26 Einzelheften sämtliche wichtigen Sport arten behandelnden Olympia-Hefte, deren Nr. 17 sich mit dem Turnen an Reck, Barren, Pferd und Ringen beschäf tigt, während Bodenturnen, Klettern und Freiübungen in einem weitern Heft (Nr. 19) behandelt werden. Nach ei ner Einführung in die Besonderheit der Lage und in die Eigenart der Turngeräte, die wissenswert und unbedingt zuverlässig ist, wird über alle Einzelheiten der Olympischen Turnmeisterschaften Auskunft gegeben. Wir erfahren da u. a. das folgende: Bei den Olympischen Turnmeister schaften gibt es einen Mannschaftskampf und Einzelkämpfe. Der Mannschastskampf ist ein Länderkampf im Elfkampf. Ausschlaggebend sind die Leistungen der sechs besten Turner jedes Landes. Es werden gefordert je eine Pflicht- und eine Kürübung am Reck, am Barren, am seitgestellten Pferd mit Pauschen, am langgestellten Pferd ohne Pau schen für die Sprünge und an den stillhängenden Ringen. Das sind zehn Geräteübungen, zu denen eine Kürübung kommt. Außerdem gibt es in den gleichen Uebungen ins gesamt 5 Weltmeisterschaften an Reck, Barren, seitgestell- tem Pferd für Geschwünge, langgestelltem Pferd für Sprünge und an den stillhängenden Ringen. Weltmeisterschaften in den Freiübungen gibt es nicht. Da die deutschen Turner in den Kämpfen der Olympischen Spiele 1936 infolge des Hochlandes der deutschen Leistungen recht gute Aussichten haben, darf bei der Oeffentlichkeit ein besonderes Interesse sür alle Ein zelheiten des Olympiaheftes Nr. 17 vorausgesetzt werden, die über „das schwierige Kapitel der Wertung", die Grund lage der Leistung, den Wert des Geräteturnens, die „Kampfstärke der Nmion", den „Werdegang der deutschen Anwärter", und anderes Auskunft geben. Für Leser, die tiefer eindringen wollen, wird der Literaturnachweis am Schluß des Heftes wertvoll sein. Zusammenfasfend darf man sagen, daß das mit Bil dern und drucktechnisch vorzüglich ausgestattete Heftchen für den unglaublich niedrigen Preis von 10Pfg. nicht nur seinen eigentlichen Zweck der Olympischen Werbung, son dern darüber hinaus den Zweck einer volkstümlichen Ein führung und Werbung für das Geräteturnen zu erfüllen heivoragend geeignet ist. Es ist in allen NS-Gliederungen, Arbeitsstätten und Sportvereinen erhältlich. Strafpunktfrei bei der Ostpreußenfahrt. Major Sander-Berlin erhielt als einziger Teilnehmer bei der Ostpreußenfahrt die Goldene Medaille. Wagenborg-Bildmaterndienst Sie Mmane mit dem glücklichen Ende. Ratsch von Eschstruth zum 75. Geburtstag am 15. Mai. Rataly von Eschstruth wird 75 Jahre alt. Fern vom Getriebe der Welt verlebt diese Frau, die in jungen Jcchren unerhörte Erfolge mit ihren Gesellschafts romanen hatte, im Kreise ihrer Kinder einen friedlichen und ruhigen Lebensabend. Ihre Romane aber, die um die Jahrhundertwende besonders die Jungmädchenherzen Häher schlagen ließen und ihrem Namen unbeschreibliche 'Volkstümlichkeit verliehen, sind schon vor ihr dahin- -egangen. In irgendeinem Winkel des Bücherschrankes führen sie ein verstaubtes Dasein, und wenn zufällig ein junger Mensch von heute sie aufschlägt, so schlägt er sie Mit geringschätzigem Lächeln bestimmt wieder zu und Lenkt: „Daß es so etwas vor 30 Jahren noch gegeben hat!" ! Aber die Welt, die sich in den Romanen der Eschstruth -spiegelt, hat es ja tatsächlich nie gegeben. Mögen Äußer- lichkeiten wie das glanzvolle Leben in Hofkreisen auch der Wirklichkeit nahekommen, die menschlichen Schicksale und Charaktere aber sind reines Erzeugnis der unerschöpflichen Phantasie dieser Frau. In ihrer erträumten Welt gibt es Krauen von wunderbarer Schönheit, Güte und Tugend, Lie einen ganzen Roman hindurch um ihre Liebe qualvoll Heiden müssen, um dann schließlich ein märchenhaftes Glück an der Seite eines edlen, schönen und — reichen Grasen oder Barons zu finden. Bösewichter in Gestalt von adels- stolzen alten Damen und schönen, aber falschen jungen chornehmen Fräuleins oder ruchlosen, gemeinen Männern .suchen die beiden füreinander Bestimmten ins Unglück zu Mrzen. Immer ist es das reine Herz des Mädchens und Die starke Liebe des Mannes, die es dann schließlich doch noch zum kapp^ enck kommen lassen. Diese Vorwürfe, die heute ein ernsthafter Kritiker gegen diese Art der Darstellung wahrscheinlich erheben Würde, waren in den Augen ihres früheren Leser publikums aber ihr größter Vorzug. Den Frauen, die nicht Weit über ihre vier Wände hinauskamen — und das waren damals mehr als heute — gaukelte sie ein herrliches Leben vor, ein Leben voller Glanz und Vergnügen, ein Leben ohne Alltag, in dem die Tugend belohnt und die Bosheit pflichtschuldigst bestraft wurde, ein Leben jedenfalls, das mit der grauen Wirklichkeit nichts gemein hatte. Für sie alle bedeutete es ungetrübtes Glück, sich von der Phantasie der Eschstruth in schönere Gefilde entführen zu lassen, los gelöst von der Armseligkeit oder Eintönigkeit des eigenen Daseins. Solche Leser wird es, besonders unter dem großen Heer derer, die weder Zeit noch Möglichkeit haben, ihren Geschmack an wirklicher Dichtung zu bilden, und derer, die viel und schwer arbeiten müssen, und dann zu abgespannt und müde sind, um sich mit schwerer Lektüre zu be schäftigen, immer geben, und darum werden wir auch Schriftsteller wie die Eschstruth, wenn auch in moderni siertem Gewände, immer haben. Es wäre daher unrecht und überheblich, über diejenige zu lächeln, die einer großen Menge etwas gegeben hat, was sie ebenso notwendig braucht wie Speise und Trank: nämlich Nahrung für ihre Phantasie und das Glück ungetrübter Feierstunden. Agnes Gorma. Zur 70. Wiederkehr ihres Geburtstages am 17. Mai. Vor kurzem jährte sich schon zum achten Male der Tag, an dem sie von uns schied, die Frau, über die all gemein nur das Urteil ging und geht, daß sie eine der reifsten und vollendetsten Schau spielerinnen darstellt, die je auf deutschen Bühnen ausgetreten sind. Ihre Kunst sichert ihr ein bleibendes Blatt im Buche der Theatergeschichte. Die Sorma gehört zu jenen Schauspielerinnen, die aus dem Leben scheiden, ohne vergessen zu werden, und am treffendsten umreißt ihre ganze Art sicherlich das Wort, das Zeitgenossen von ihr prägten: wer diese einzig artige Künstlerin einmal auf der Bühne gesehen hatte, mußte sie verehren — aber gar der, der das Glück gehabt hatte, sie persönlich kennenzulernen, war ihrer Anmut, ihrer unbeschreiblichen Liebenswürdigkeit und Herzlichkeit verfallen. Unendlich hingerissen von ihr war Hans von Bülow, der bekannte Klaviervirtuose, der ja über haupt alles Gute und Schöne in der Kunst mit leiden schaftlicher Begeisterung aufnahm. Als er Agnes Sorma zum ersten Male auf der Bühne gesehen hatte, schrieb er an seine Gattin, die Sorma sei geradezu anbetungs würdig gewesen. 18 Jahre war sie all, als Adolf l'Arronge, der da mals recht bekannte Theaterdichter, dieses Breslauer Kind aus dem Volke in Weimar entdeckte. Er nahm sie nach Berlin mit, und auf l'Arronges „Deutschem Theater" hat sie dann vom Jahre 1883 bis zum Jahre 1898 gestanden — mit einer Zwischenzeit am „Berliner Theater", die sich auf die Jahre 1890 bis 1894 erstreckte. Nach Gastspielreisen kam sie^901 an das LeMna-TLeater. zpierre 1U»4 vts 1VV8 häufig an Reinhardts Bühnen, danach als Gast an verschiedenen Theatern. Sie hat vor allem in ihren Rollen das deutsche Mädchen, die deutsche Frau verkörpert: in ganz jungen Jahren in Kleists Heil bronner „Kätchen" — mit dem sie auch am „Deutsche» Theater" ihren ersten durchschlagenden Erfolg erzielte -v im reiferen Lebensalter mit Lessings frohbeherzter „Minna von Barnhelm". Dazwischen liegen Shakespeares „Widerspenstige", Ibsens „Nora", Hauptmanns „Rau tendelein", doch auch Sardous „Chprienne". Ihre Glanz leistung war die Jbsensche „Nora". Die ganze Kraft ihrer Empfindungen spielte sich in ihren Augen wiever, die jeden Ausdruckes fähig waren, von spielender Heiterkeit bis zu tiefstem menschlichem Leid, — „samtene Augen", wie besonders entzückte Verehrer sich auszudrücken wußten-f Im Jahre 1899 war die Sorma übrigens als erste deutsche Schauspielerin seit dem Kriege 1870/71 in Paris aufgetreten und entfesselte bei diesem Pariser Gastspiel gerade mit ihrer Wiedergabe der „Nora" Stürme be geisterten Beifalles; am unwiderleglichsten beweist dies wohl gerade die damalige Kritik des großen Pariser Blattes „Le Matin", die dahin ging: „Zum ersten Male haben wir gestern ,NorM verstanden und das in einer Sprache, die wir so gut wie gar nicht verstehen!" — Der Sorma Abgang von der Bühne war ein ver hältnismäßig frühzeitiger und allerseits bedauerter, da, man gerade von ihrem Übergänge ins ältere Fach noch reichste Ausbeute erhoffte. In festem Engagcmentsverhän- nis war die Sorma seit etwa dem Jahre 1898 nicht mem- Der bereits im Jahre 1890 mit dem italienische" Grafen Mito von Minotto geschlossenen Ehe entstamm'^ ein Sohn, an dem die Künstlerin mit schwärmerischer Liebe hing, der sich zu einem tüchtigen Geschäftsman" entwickelte und sich im Südwesten der Vereinigst" Staaten, im Lande Arizona, niedergelassen hatte. Ihm m sie gegen Schluß ihres Lebens über den großen gefolgt und dort, fern der Heimat, im Orte Crownsena (Arizona), nach einer Reihe von Jahren, am 10. FebrE 1927, im Alter von 62 Jahren, gestorben. Lebend hat l> also die deutsche Erde nicht mehr betreten, trotzdem Hst sie heimgefunden, denn ihr Sohn, der Graf Minotto, „ast' ihr in kindlicher Liebe ihren letzten Wunsch erfüllt, naM lich den, in deutscher Erde zu ruhen. Auf einem kleine idyllischen Friedhöfe in Wannsee hat man sie an a Seite ihres Gatten zum ewigen Schlafe gebettet. Das st^ denken aber an sie, diese gottbegnadete Künstlerin, blei lebendig in ihrem Volke!