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Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— AM. frei Heus, bei Poftbestcllung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. e» Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNvlat1 sUt WlLSdrUsf U. UMflkgeNd gegen. 7m Falle höherer Gewalt od.sonstiger . , Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Oft stehen bis tief in den Ostermond hinein die Bäume kahl in dem grellen, blendenden, heißen Sonnenlicht. Der eisige Oflwind, der arktische Nordwest, wehen todeskalt über das ansgedörrte, fahle Land, nur im geschützten Bachgrund beginnt es sacht zu grünen und unterm welken Laub zu blühen. Aber dann, nach einem glasklaren, eiskalten Abend, ans dessen Helle der Weiße Abendstern winterklar blitzt, ziehen mit seinem stillen Sinken Weiche Nachtwolken auf, es tropft der erste mildere Frühlingsregen gleichmäßig und durchdringend nieder — und wenn dann am nächsten Tage die Sonne wieder vor kommt, ist auf einmal alles begrünt, hängen weiche Kastanienblättchen von den glänzenden Zweigen, steht der Ahorn strahlend in lichtgrüner Blüte. Wie ein Wunder gehts dann weiter mit dem Sprießen und Grünen bis wir in ein paar glühenden Maitagen das Blühen nicht nur jenseits der Weichsel, sondern auch den sanften, fachte ge kommenen Frühling Süddeutschlands eingeholt haben mit dem überschwänglichen Blühen unserer Bäume und Wiesen. Hier ist der Mai noch ganz der Monat der Mutter, der er immer war: ans allen Türen in Stadt und -and kommen sie jetzt getrost in den warmen Tag, ersten Blätterschatten, nm ihre Kleinen auszufuhren, sie zum erstenmal in die holde Luft zu bringen, die vom jungen Gras wie Wein duftet, überall sehen sie sich und ihr Glück gespiegelt in einer anderen Mutter, sieht noch die Großmutter, die ihre Enkel hütet, ihr eigenes Ebenbild. Sehen sie es nicht nur im Menfchen- gesicht und in dem Mntterglück der grünen West, sie er- blicken es überall in den grünen Wiesen bei der Herde, bei den braunen Mutterstuten, die ihre wildfarbenen Fohlen neben sich haben, in all dem Kleinen, Weichen, Hellen was jetzt in Hof und Stall hcrumschiept, alles noch so weich und hilflos zart, noch nach Mutterwärme und — Obhut verlangend. . _ . _ , „ , Auch der natnrentfrcmdete, durch em langes Leben in die Stadt Gebannte, fühlt cs in diesen Frühlingstagen so deutlich wie die wieder mit Land und Landleben ver bundene Jugend, daß dieses die hohe Zeit nicht nur des kleinen und jungen Lebens ist, sondern daß es der Mond der Mütter ist! Nie hätte unser Volk, hätten gerade die Kinder sich so frohen Herzens zu dem Muttertag bekannt, wenn nicht dieses Gefühl — lange überdeckt, aber nie er loschen — in uns allen gelebt hätte, um nun ganz kindhaft wieder in uns zu erwachen. Noch immer werden die meisten deutschen Kinder mit den ersten Monden des neuen Jahres geboren. Für die meisten von uns ist dieser Mond noch mit dem Traum erlebnis jenss allerersten Ausgangs verbunden, und stehen die Wunder jener Stunde — feuchte Süße sprießenden Grüns in den kleinen Lungen, Wärme der Maisonne, Vogelrnf und -schatten, lichtflimmcrnde Himmelsbläue — als Strahlcnglanz um das lächelnde, liebestrahlende Ant litz, das sich da über uns neigte. Jeder von uns weiß, wie beim ersten milden Tag aus der Tiefe des Unbewußten, Dank und Liebe noch des selbst Altgewordenen zu erster Kindheit, zu Mutter und Großmutter zurückwandern. Und so waren es die nicht mehr Jungen, die zuerst mit den Kleinen zusammen so dankbar den Tag der Mutter bejahten und mit dem Gemüt begingen. Es ist kein Geburtstag — trotz der Fest freude: denn weit über den Ehrentag der eigenen Mutter, so sehr sic jedem von uns an diesem Morgen der Mittelpunkt ist — bleibt es der Tag, an dem wir mit all unsern deutschen Geschwistern auch threMutter feiern und lieben! Das ist es wohl, neben lenem Urgefühl, was gerade uns heute dabei so bewegt, die G e m e i n s a m k e i 1! Dies, daß wir uns an diesem Maimorgen einig wissen mit allen von uns in dem be glückenden, die eigene Lebensfreude und Kraft wie Früh- ungssonne weckenden und steigernden Gefühl verehrender Hiebe. Für etwas Ewiges, das der Urgrund unseres Sems, seine schirmende Hüterin war, was unser erster und letzter Anruf war und sein wird, sür eine Liebe, die keme Trennung kennt und die auch der Tod nicht scheidet. „Mutter!" — Das Unvergängliche bist du, Wort, das wir heute in unsern Herzen bewegen, bist geliebte Gestalt, vergängliche Hülle, die wir noch umarmen oder die nur unser Erinnern sucht, das Bild aller Mütter unseres Volkes. Bist das Gleichnis der Erde, aus der deine und uniere irdische Hülle Nahrung empfängt, zu der du und ich wieder eingehcn. Bist an diesem Tag, dem Tag der deut- Ichen Mutter, darüber hinaus das Gleichnis auch für die größere, für die diese Heimat auch nur ein Kind ist wie wir: für unsere große Mutter, die Vi"lleidende, die durch chwere Winter Wandernde, die aus aller Rot immer wieder zu neuem Frühling erblühende Mutter Deutschland! ZiMMlWWg statt Mssrge Ein neuer Erlaß des Reichserziehnngsministers Der Reichs- und preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung hat einen längeren Erlaß herausgegeben, der die staatliche Jugcndführung auf eine neue Grundlage stellt. Die bisherige staatliche Jugendpflege erblickte ihre Aufgabe darin, die vorhandenen zahllosen Jugendvereine pflegerisch zu betreuen. Zu diesem Zwecke wurde in Preußen in der Vorkriegszeit eine staatliche Jugendpflege eingerichtet, die in den Händen der Regierungspräsidenten lag, denen als Hilfskräfte die Bezirksjugendpfleger bei gegeben waren. Nachdem durch den nationalsozialistischen Umbruch die zahlreichen verschiedenen Jugendvereine durch die Hitler-Jugend abgelöst und deren Mitglieder zum größten Teil ihr einverleibt waren, mußte die vom Fürsorgegedanken der früheren Wohlfahrts staaten ausgehende staatliche Jugendpflege auf eine völlig neue Grundlage gestellt werden. In den dem Erlaß beigegebenen Grundsätzen wird als die Hauptaufgabe der staatlichen Jugendpolitik die Förderung der Hitler-Jugend und ihrer Gliederungen bezeichnet. Da aber die Hitler-Jugend aus nationalsozia listischen Erwägungen heraus den Grundsatz des freiwilligen Beitritts nicht ausgeben kann, muß der Staat seine vornehmste Ausgabe darin erblicken, die von der Hitler-Jugend nichwerfaßte Jugend im Sinne des Nationalsozialismus zu erziehen. Im S t a a t s j u g e n d t a g ist die Grundlage für eine derartige Erziehung gegeben. Der organisatorische Ausbau des Staatsjugendtages wird daher den Regie rungspräsidenten zur besonderen Pflicht gemacht. Starkes Gewicht wird dabei auf die Erziehung durch den Körper gelegt und die gemeinschaftsbildende Kraft, dir im Geländesport und in den Leibesübungen liegt, aufs eindringlichste ge fordert. Die ungeheure Bedeutung, die dieser Erziehungs arbeit zugrunde liegt, ist auch dadurch unterstrichen, daß im Haushaltsplan Preußens 1935/36 die bisherigen Bezirksjugendpfleger bei den Regierungen durch Sachbearbeiter ersetzt werden, die im Einvernehmen mi! den Gauleitern und Gebietsführern der Hitler-Jugend aus den ältesten und bewährtesten Hitler- Jugend-Führern berufen und unter den Regie rungspräsidenten als selbständige Sachbearbeiter wirken werden. Die Ausdehnung dieser bisher nur für Preußen geltenden Regelung auf die übrigen deutschen Länder ist vorgesehen, so daß mit diesem Erlaß des Reichserziehungsministers ein weiterer Schritt zur Er ziehung der gesamten deutschen Jugend im Sinne nationalsozialistischer Forderungen getan ist. Das Ausland erwartet eine Hitler-Rede. Wilde Kombinationen, die die Ratlosigkeit der Rüfiungs- staaten kennzeichnen. Der Londoner „Daily Herald", wie auch andere aus ländische Blätter, teilen mit, daß man in diplomatischen Kreisen erwartet, daß Hitler demnächst auf die Aufforde rung, die der Unterstaatssekretär im britischen Außenamt, Lord Stanhope, im Oberhaus gemacht hat, ant- w'orten und neue Vorschläge zur Abrüstung machen werde, die als Grundlage für weitere Verhand lungen dienen sollen. -i- In der englischen Öffentlichkeit scheint der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein. Solche Ver mutungen tauchen immer dann auf, wenn die interalliierte Diplomatie nicht mehr weiter kann. Dann ruft man nach der rettenden Tat Deutschlands. Mit der Hoffnung auf die Erlösung verbindet die Weltpresse dann stets eine rege Phantasie. Sie erfindet die wildesten Gerüchte und versucht mit allerlei haltlosen Kombinationen den deutschen Entschlüssen vorzugreifen. Die deutsche Negierung wird sich durch diese Taktik in ihrer außenpolitischen Linie nicht beirren lassen. Sie wird auch die Spielerei der anderen mit allerlei Plänen und Vermutungen nicht mitmachen. Unsere Forde rungen sind eindeutig und klar. Bei den anderen liegt es, zu handeln! Wilhelm Furtwängler Bayreuther Festspieldirigent. Die Leitung der Bayreuther Bühnense st - spiele gibt bekannt, daß bei den Festspielen 1938 Wilhelm Furtwängler als Hauptdirigent mitwirkt. Dir der ErWog der erste« MMMWeM Am 19. Mai: Reichsautobahn Frankfurt a. M. — Darmstadt. Generalinspektor Dr. Todt über die verkehrsgeschichtliche Bedeutung dieses Ereignisses. Die erste Strecke des Reichsautobahn netzes zwischen Frankfurt a. M. und Darmstadt — ein Teilstück der großen Zulunftsstratze Hamburg—Frankfurt am Main—Basel — wird am 19. Mai dem Verkehr über geben. Dieses für die deutsche Kraftfahrt und den deutschen Straßenbau außerordentlich bedeutungsvolle Ereignis gab dem Gcneralinspektor sür das deutsche Strahcnwefen, Dr.-Jng. Todt, Veranlassung, vor einer großen Zahl von in- und ausländischen Pressevertretern über das Strastcnwcsen im nationalsozialistischen Deutschland und insbesondere über das Werden der Rcichsautobahnen zu sprechen. Der Gedanke der Reichsautobahn stammt vom Führer selbst, der sich mit dem großzügigen Plan schon während seiner Festungshaft in Landsberg beschäftigte. Bereits elf Tage nach der Machtübernahme bei der Er öffnung der Automobilausstellung gab der Führer zum erstenmal öffentlich diesem Gedanken Ausdruck. Am 23. September 1933 tat der Führer den ersten Spatenstich zur Reichsaulobahn bei Frankfurt a. M. Damals wurden 700 Arbeiter eingesetzt, heute stchcn auf den Baustellen der verschiedenen Autobahnstrecken 93 000 Arbeiter, deren Zahl im Laufe dieses Jahres auf 120 000 anwachsen wird, und in den Steinbrüchcn und Lieferungswcrken arbeiten weitere 150 000 Volksgenossen. 1500 Kilometer Reichsautobahnen sind in Bau, weitere 1200 Kilometer für den Bau freigegeben, und für 2000 Kilometer werden die Pläne zur Zeit bearbeitet. 18 Millionen Tagewerke wurden bisher geleistet, 60 Mil lionen Kubikmeter Erdmassen in Bewegung gesetzt, 800 000 Kubikmeter Beton, 90 000 Kubikmeter Eisenbeton und 72 000 Tonnen Stahl und Eisen verarbeitet. Die Anfn. Presse-Illustration Hoffmann. Der Führer besichtigt sein Werk. Hitler besichtigt die Reichsautobahn Darmstadt—Frankfurt a. M.