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MMsserAMM Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werklogen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— BW. -rei Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern IN Rpsg. Alle Postanstatten und Post- ^oten, unsere Austräger». , ...... er Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt fUt Wilsdruff U. UM^kfleNd gegen. Im Falle höherer -Gewalt, od.sonstiger ' ' Betriebsstörungen besteht Kern AniprUch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung ^s^Dczugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis, laul austtegendcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpsg. — Dorgcschriebene Erscheinungsiagc und Piagvorschrisien werden nach Mögiichkci! berücksichtig«. - Anzeigen - Annahme bis rwrmitlogs 10 Uhr. . an ^^^Für d,e Richtigkeit der durch Fern-Us üdermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.ZOömit-n Anzeigen üd-eneh. mcn wir Kerne Gewahr. — - Feder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage cingczogcn werden muh oder der Austraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 106 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 8. Mai 1935 Kampf dem Lärm! Zur Lärmbckämpfungswoche vom 6. bis 12. Mai. „Sorgen Sie dafür, daß das deutsche Volk starke Nerven hat", lautete der Auftrag des Führers an den Reichsorganisationsleiter Dr. Ley, denn Sieger im Kampf um das Dasein wird immer das Volk sein, das die stärk sten Nerven besitzt. Volksgesundheit, Menschenwürde und wirtschaftliche Forderungen verlangen gleichzeitig ein Vorgehen gegen den vermeidbaren Lärm. Den Anfang hierzu soll die „Lärmüekämpfungswochc" vom 6. bis 12. Mai machen, die von der NS.-Volkswohlfahrt, dem Amt für Schönheit der Arbeit der Deutschen Arbeitsfront und der Reichs- gemeinschaft der technisch-wissenschaftlichen Arbeit dunh- geführt wird. Es ist kein Zufall, daß die Bestrebungen, eine erfolg reiche Bekämpfung des Lärms durchzuführen, in den letzten Jahren immer stärker und nachhaltiger geworden sind. Die fortschreitende Entwicklung der Technik brachte eine solche Steigerung der Geränscherzeugung mit sich, daß derLärm, der den heutigen Menschen dauernd umgibt, eine ernste Gefahr für die Gesundheit und Schaffenskraft unseres Volkes geworden ist. Arbeitsfreude und Arbeitskraft werden durch dauernde Geräuschbelüstigung gelähmt, vor allem, wenn an strengende Geistesarbeit zu leisten ist. In erster Linie erwartet die Bevölkerung ein Vor gehen gegen den Verkehrslärm, weil dieser am unangenehmsten empfunden wird. Die einzelnen Lärm arten rm Verkehr sind bekannt und brauchen deshalb nicht besonders aufgezählt zn werden, über die zweckmäßigsten Maßnahmen der Lärmabwehr härt man jedoch die ver schiedensten Meinungen: Während die meisten strenge Ge setze und eine noch strengere Polizeiaufsicht fordern, sehen andere ein, daß auch wissenschaftliche Forschungen und technische Neuerungen nötig sind, um all den verwickelten Getriebe- und Motorenlärm zn beseitigen oder zu min dern Alle diese Maßnahmen sind nötig, vor allem aber kann das persönliche Verhalten jedes einzelnen im Verkehr sehr wesentlich dazu beitragen, den Lärm merklich zu verringern. An Lärmgesetzen und Verordnungen mangelt es nicht, nur werden diese zu wenig beachtet, weil die öffentliche Lärmdisziplin oder Lärmmoral vorerst noch sehr schlecht ist. Die wissenschaftlichen Forschungen und technischen Neuerungen mit dem Ziel der Lärmminderung sind auf vielen Gebieten der Verkehrstechnik im Gange und werden mit aller Gründlichkeit bearbeitet. Weniger gut steht es jedoch mit der Erziehung der Bevölkerung zu einer notwendigen Lärmdifziplin oder Lärmmoral. Denn was nützen schließlich alle Gesetze und das schärfste Vor gehen der Polizei nnd alle technischen Neuerungen, wenn die einfachsten Regeln des Lärmanstandes nicht beachtet Werden. In dieser Beziehung bringt dieLürmbekämpsungs- woche hoffentlich viele zu der Einsicht, daß auch jeder im Verkehr schon viel zu der gewünschten Lärmminderung beitragen kann, ganz gleich, ob er Fahrgast oder Fahrer, Fußgänger, Radfahrer oder Fahrzeugbesitzer ist. Diese erforderliche Erziehungs- und Aufklärungsarbeit mutz auch über die Lärmbekämpfungswoche hinaus programm mäßig au-fgebaut und weitergeführt werden. Eine besonders wichtige Aufgabe der Lärm forschung ist der Schutz der Wohn- und Arbeitsstätten der Menschen gegen den von außen hereindringenden Lärm und die LärmqueIlen im Hanse. Ruhe bei der Ar beit und ungestörte Erholung in den Mußestunden sollen die geschlossenen Räume ihren Bewohnern bieten. Die Trennung der Wohnbezirke von den Verkehrs-, Fabrik» und Geschäftsgegenden ist städtebaulich als bestes Mittel zur Schaffung ruhiger Wohnmöglichkeiten anzustreben. Ausreichend lärmdümmende Ausbildung der Decken, Wände, Türen und Fenster müssen jeder Einzelwohnung einen genügenden Abschluß gegen von außen kommende Geräusche geben. Richtige Anordnung des Bauplans und geeignete Bauart der Installationen sollen die Geräusche der haustechnischen Einrichtungen verhindern oder zum wenigsten von den Wohn-, Schlaf- oder Arbeitsrämuen fernhalten. Am schwierigsten ist die Bekämpfung desBetriebs- lärms, da dieser vielfach untrennbar mit gewissen ge werblichen Arbeitsverrichtungen verbunden ist. Doch auch hier ist es bereits gelungen und wird weiterhin in ver mehrtem Maße möglich sein, eine weitgehende Ver ringerung der Geränscherzeugung zu erreichen. Mittel dazu sind: Ersatz der starken Lärm erzeugenden Maschinen und Arbeitsverfahren durch lärmschwache, lärmverminderndc Maßnahmen an den einzelnen Maschinen selbst und bau technische Konstruktionen, die eine Geräuschvermehrnng durch Widerhall vermeiden und gleichzeitig das Heraus- dringen des Lärms nach außen verhindern. Im nationalsozialistischen Deutschland muß Rücksicht nähme auf die Mitmenschen zur Selbstverständlichkeit werden. Diesem großen Erziehungswerk am ganzen Volke wird die Lärmbekämpfunas Woche dienen. „Gerechtigkeit siir MWM!" Londoner Oberhaus gegen Baisentschließung Äerständnis für Deutschlands Haltung. Im Englischen Oberhaus fand am Dienstag eine durch einen Antrag Lord Dickinsons cingeleitete Aus sprache über die gegen Deutschland gerichtete Entschließung des Völkerbundsrates vom 16. April statt. Der Antrag lautete: Das Oberhaus bedauert die An nahme der dritten Schlußfolgerung der Ratsentschlietzung, da sie geeignet ist, die Meinungsverschiedenheiten zwischen den europäischen Nationen in einem Augenblick zu unter streichen, wo alles getan werden sollte, nm eine freund schaftliche Znsamemnarbeit zustande zn bringen. Das Ober haus ersucht die Regierung, im Benehmen mit den an deren Mächten die Verhandlungen mit Deutschland aus einer Linie wieder ansznnehmen, die für das deutsche Volk annehmbar ist nnd einen dancrhaftcn Frieden in Europa sichern wird. Lord Dickinson erklärte zur Begründung seines An trages, daß er nicht notwendigerweise eine Abstimmung hier herbeizusühren wünsche, sondern er suche hauptsäch lich eine Gelegenheit zu einer Erörertnng über einen Ab schnitt der laufenden Verhandlungen, der unter Umständen ihren Erfolg in Frage stellen könne. Die Lage in Europa sei ernst. Wenn auch vielleicht nicht von einer unmittelbaren Kriegsdrohung gesprochen werden könne, so kehre Europa doch zu einer Vorkriegsatmosphäre zurück, die unvermeid lich zum Konflikt führen müsse, wenn sich nicht alle Völker der zivilisierten Welt zu einer Abwehrmatznahme zusam menschlössen. Im Laufe der Zeit habe sich herausgestellt, daß der Völkerbund die ihm gestellten Ziele nicht alle er reichen könne. Deshalb müßten bei der Arbeit für den Frieden neue Methoden angewandt und an neue Gesinnungen appelliert werden. Das beziehe sich besonders ans Deutschland, wo die neue Generation rapide ihre Rechte geltend mache. Sie fühle sich für den Krieg nicht verantwortlich und wisse nicht, warum sie für die Handlungen einer Regierung leiden solle, von der sie sich seit langem selbst befreit habe. Diese Neberlegung müsse angestellt werden, wenn man sich mit Deutschland beschäftige. Das sei bisher nicht ausreichend geschehen. Nach den Erfahrungen, die Deutschland im Völker bund und aus der Abrüstungskouferenz gemacht habe, sei es nicht überraschend, daß das deutsche Volk im Völkerbund eine Einrichtung sehe, die sich seinen Wünschen in jeder Beziehung widersetze. Aus diesem Grund habe man Hitler Beifall gespendet, als er den Austritt Deutschlands erklärte. Wenn die an deren europäischen Mächte Deutschland in Versailles so behandelt hätten wie die Engländer die Buren in Veree- nignig, würde Europa wahrscheinlich schon wieder auf dem Weg zum Wohlstand sein. Es scheine ihm, dem Redner, als ob man heute wieder in denselben Fehler verfalle. Auf allen Seiten höre man sagen, daß man den Deut schen nicht trauen könne. Er wage zu sagen, daß man zwar nicht allen Deutsche« vertragen könne, aber es sei absurd, zu sagen, daß die gesamte deutsche Nation nicht ihr Wort halte» werde, und es sei närrisch, bei der Eröffnung von Verhandlungen gleich zu sagen, daß man nicht beabsichtige, sich auf etwaige Versprechungen zn verlassen. Die Deutschen sähen den Ver sailler Vertrag in einem ganz anderen Licht als die Eng länder, und er pflichte der „Times" bei, wenn sie sage, daß der Vertrag ohne Befragung der unterlegenen Machte ausgestellt worden sei. . Der Teil V dieses Vertrages sei in Durchführung der 14 Punkte Wilsons, auf die hin die deutschen Truppen die Waffen niedergclegt hätten, eingefügt worden. Es sei vorgesehen worden, daß die nationalen Rüstungen ver mindert werden sollten, und das sei von beiden Seiten als eine grundlegende Friedensbedingung angenommen worden. 16 Jahre seien seitdem vergangen, und keine all gemeine Verminderung oder Begrenzung der Rü stungen sei erzielt. Die deutsche Regierung vertrete die Ansicht, daß die an deren Mächte ihr Wort nicht gehalten hätten und daß daher- dieser Teil des Vertrages -für Deutschland nicht - länger bindend sei. Diese Auffassung sei nicht unvernünftig. Alles das zeige, wie vorsichtig man bei der Meinungs bildung über diese Fragen sein mülle. Lord Dickinson befaßte sich dann im einzelnen mit der Entschließung des Völkerbundsrates vom 16. April, die er als unglücklich bezeichnete. Hitler habe klar und deut lich seinen Wunsch nach Frieden zum Ausdruck gebracht. Die Massen des deutschen Volkes wünschten den Frieden.. England habe keinen Grund, sich vor Deutschland zu fürch ten. Es müsse gewillt sein, reinen Tisch zu machen und man dürfe es nicht zugeben, daß persönliche und nationale Vor urteile den Weg zu einer wahren Brüderschaft der Na tionen blockierten. Der frühere britische Botschafter in Rom, Lord Ren nell, tadelte ebenfalls das Vorgehen des Völkerbun des. — Der oppositionelle Liberale Lord Mottistone schloß sich dem Antrag Dickinsons „im Interesse der Wahr heit und GcreH igkeit" an. Er protestierte dagegen, daß Deutschland für die Notwendigkeit einer Wiederaufrüstung in der Luft verantwortlich zu machen sei. Lord Motti stone, der zu den britischen Abgeordneten in Versailles gehörte, schilderte hierauf den Vorgang der von Deutsch land erzwungenen Unterschrift. Die Geschichte werde zei- aen. dasi n'era Mriebts ihr im Teil V abgegebenes Versprechen nicht erfüllt hätten. Er sei davon überzeugt, daß es auch nicht einen einzigen! Deutschen gebe, der Streitigkeiten mit England wünsche.' Es sei seltsam, daß alles, was deutscherseits getan würde, besonders in England als Feindseligkeit gegen alle anderen ausgelegt werde, daß aber keine Notiz davon genommen werde, wenn andere genau das Gleiche täten. Während der vielen Wochen, die er kürzlich in Deutschland zugebracht habe, sei er zu dem Schluß gekommen, daß die Deutschen ein sehr anständiges, freundliches Volk seien. Die Vorstellung, daß sie Englands natürliche Feinde seien, sei ihnen ebenso fremd wie ihm. Der Leiter eines Reisebüros habe ihm erzählt, daß von 2000 Personen, dis in Sonderzügen Reisen durch Deutschland machten, eiw großer Teil Briefe der Anerkennung geschrieben habe über die Gastfreundschaft, mit der sie von den Deutschen emp fangen worden seien. Andere Schreiben lauteten: „Wie verrückt wir doch sind, die Deutschen und ihre Regierung zur Feindseligkeit zu treiben." — „Während die Pazifi sten den Krieg vorbereiten, arbeiten die Frontkämpfer für den Frieden." Lord Allan befaßte sich mit den deutschen Luft plänen und fragte, was an ihnen als moralisch anfecht bar ausgesetzt werden könne. Was die Landstreitkräfte be treffe, so fordere Deutschland eine Höchststärke von 550 000 Mann. Wenn man Deutschland mißtraue, warum nehme man dan nicht die gleiche Haltung gegenüber Sowjetrutz- land ein, das bereits 950 000 Mann besitze? In der Luft frage sei Deutschland znm Abschluß eines westeuropäischen Paktes bereit, und was den örtlichen Luftpakt angehe, so nehme Deutschland lediglich dieselbe Haltung wie Groß britannien ein, das heiße, es könne sich nicht zur Teil nahme an irgeneiner Aktion verpflichten, deren nähere Umstünde noch nicht festgelegt seien. Lord Noel Buxton sprach von seinem kürzliche« Besuch in Deutschland und erklärte, das tiefe Gefühl der Ungerechtigkeit, das in Deutschland empfunden werde, habe auf ihn ebensolchen Eindruck gemacht wie die echte Furcht vor dem Kommunismus. Der grundlegende Fehler in der bisherigen britischen Politik sei auf den über wiegenden Wunsch zurückzuführen, Frankreich gegenüber loyal zu sein. In Fraükreich erhoffe man eine Politik der Einkreisung, die aber England nicht milmachen dürfe. Wir müssen erkennen, daß es ein Glück ist, daß Hitler sehr cnglandfremidlich ist. Er ist der Ansicht, daß Englands Ausgabe darin besteht, ein Mittler zwischen Deutschland und Frankreich zu sein. Er hat einige seiner staatsmänni schen Fähigkeiten bewiesen. Er hat sich mit Polen in einer Weise befaßt, die niemand für möglich gehalten hat. Er hat das gelöst, was die unlöslichste Aufgabe in Europa zu sein schien. Nach einer Rede Lord Newtons, der sich im Sinn der Vorredner äußerte, nahm Lord Cecil das Wort zn einer Rede, die in die Behauptung gipfelte, daß die junge Generation in Deutschland in den letzten zwei Jahren in militärischem Sinne erzogen worden sei, was Lord Mottistone zu der Zwischenfrage veranlaßte, ob Lord Cecil kürzlich in Deutschland gewesen fei. Cecil mußte diese Frage verneinen, was Mottistone zu dem entrüsten ten Ruf veranlaßte: „Wie kann man es wagen, über ei« Land zu sprechen, das man nicht gesehen hat!" Nachdem noch Lord Lothian und Lord Ponsonby ge-^ sprochen hatten, antwortete der Untcrstaatssekretär im Auswärtigen Amt, Lord Stanhope, sür die Regie rung: Er erinnere an die Acußernng Simons, daß Deutsch land durch seine kürzlichen Handlungen das Gefühl der Sicherheit in Europa ernstlich erschüttert hätte und daß es dieses Gefühl nicht durch Worte sondern durch Hand-s lunacn wieder berstelten könne.