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Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt «und des Finanzamts Nossen behörd? Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Vas .Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 4* Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Frei Haus, bei Postbestellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npsg. Alle Postanstalten und Post- voten, unsere Austräger u. n e Geschäftsstelle, nehmen zu Aerzen Bestellunge^ Wochenblatt fUk Wilsdruff UMflksteNd ^den^Im^Falle höherer alle anderen W Anzeigenpreise laut ausliegendl s M Erscheinungstoge und Platzvorschi V H bis vormittags 10 Uhr. V durch Fernruf überm,»- k k men wir keine Gewähr. - < erlischt, wenn der Betrag duiQ>^ Nr. 98 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: „Tageblatt« Bezirks '' F Dorgeschriebene IA,e n - Annahme Nichtigkeit der Anzeigen überneh- ^oer Nodattonspruch ^geder i» Konkurs des Stadt- ^latt Ravend, den 27. April 1935 Aus falscher Fährte. Ler englische Premierminister MacDonald hat als Parlamentsmitglied im Wochenblatt der nationalen Arbeiterpartei einen Artikel veröffentlicht, der die Über schrift trägt: Friede, Deutschland und Stresa. Da es sich hier nm einen wohlüberlegten und gut durch dachten Artikel handelt, hat er Anspruch darauf, besonders ernst genommen und beachtet zu werden. Herr MacDonald fühlt sich in der Rolle des Friedens stifters. Wir möchten behaupten, daß er mit seinem Artikel dem Frieden einen schlechten Dienst erwiesen hat. Außer dem werden wir das Gefühl nicht los, als wenn der eng lische Ministerpräsident die Ereignisse der letzten sechzehn Jahre gar nicht durchschaut oder vieles wissentlich über sehen hat. Anders können wir uns seine einseitige Stellungnahme gegen Deutschland nicht erklären. Seine Vermittlerrolle, die MacDonald bisher gespielt hat, hat er jedenfalls aufgegeben, und wenn er in die französische Presse schaut, dann wird er vielleicht selbst über den Ein druck seiner Rede erstaunt sein, denn in Paris legt man seinen Artikel so aus, als wolle MacDonald, den man als Sprecher des englischen Gesamtkabinetts ansiebt, nunmehr mit vollen Segeln zur Lutsut« eorckisls zurückkehren. Einige Blätter, bei denen der Wunsch der Vater des Ge dankens ist, wollen in MacDonalds Ausführungen sogar die Bereitwilligkeit zum Abschluß eines englisch-französi schen Militärbündnisses sehen. Es ist fraglich, ob MacDonald mit seinen Ausführun gen das beabsichtigt hat. Wenn er seine eigene Presse kennt, dann müßte ihm ausgefallen sein, daß die britische Öffentlichkeit England aus den europäischen Konflikten möglichst herausgehalten wissen will. Nach MacDonalds Ausführungen aber würde sich England sehr stark enga gieren und d c n Mächten Europas neuen Auftrieb ver schaffen, die nur noch auf das Einfangen Englands Warten, um Europa nach ihren Plänen zu gestalten. Und diese Pläne sind wahrlich sicher anders, als die Gedanken gänge MacDonalds. Der englische Premierminister macht Deutschland den schweren Vorwurf, daß es mit seiner Handlung vom 16. März „das gegenseitige Vertrauen in Europa zerstörte und ein Maß bewaffneter Macht beanspruche, das die meisten Nationen Europas seiner Gnade preisgibt«. Herr MacDonald glaubt doch Wohl selbst nicht an diese Worte, oder, wie gesagt, er weiß nicht, was in Europa vorgeht. Diede uischeWehrpflicht sieht 36 Divisionen vor. Und dies Heer will er als die bewaffnete Macht bezeichnen, die die meisten Nationen Europas seiner Gnade preisgibt? Wenn wir nur eine Ungefährzahl nennen wollen, so müßten wir etwa 100Di Visionen den deutschen 36 gegenüber st ellen, denn so stark ungefähr muß man die Heere der europäischen Rüstungsstaaten zur Zeit berechnen. Diese Gegenüberstellung widerlegt zur Genüge die völlig ungerechtfertigte Behauptung MacDonalds von einer „kolossalen Rüstung« Deutschlands. Merkwürdig viel beschäftigt sich Herr MacDonald mit dem europäischen Sicherheitsgefühl. Er hat damit den Franzosen das Stichwort gegeben, denn schon lexen sie ihm das so aus, als sei die englische Regierung aus dem Lager der Abrüstung in das Lager der Sicherheit binübergewcchselt. In Frankreich begrüßt man bereits jubelnd den Abtrünnigen, der zu seinen lieben Freunden zurückgefunden habe. Wir betrachten die europäische Sicherheit unter einem anderen Gesichtspunkt wie Mac Donald. Wir stellen fest, daß das Sicherheitsgefühl in dem Augenblick schwand, in dem die sogenannten Rüstungsstaaten, allen voran Frankreich und Sowjetruß- land, Milliarden hinauswarfen, um ihre Heere auf einen Rüstungsstand zu bringen, der einer Kriegsvorbereitung alle Ehre macht. Herr MacDonald meint, das deutsche Volk verlange zuviel von seinen Nachbarn, wenn es hoffe, als Friedens helfer angesehen zu werden. Wir möchten dem erwidern: Der englische Ministerpräsident verlangt zuviel, wenn er erwartet, daß Deutschland wehrlos inmitten einer Welt von Waffen bleibt und seine Ehre und seine Freiheit aufs Spiel setzt. Wir können mit gutem Gewissen dem Vor wurf begegnen, daß wir mit unseren Maßnahmen vom 16. März, wie Herr MacDonald es ausdrückt, „den Weg des Militarismus« wieder beschritten und „das gegen seitige Vertrauen in Europa zerstört« hätten. Abgesehen davon, daß die Wehrpflichterklärung vom 16. März mit Militarismus nichts zu tun hat, verwahren wir uns da gegen um so entschiedener, als die deutsche Maßnahme nur die Folge der Entwicklung in Europa war. Wenn man schon von Militarismus sprechen will, dann müßte Herr MacDonald das, was Frankreich, was Sowjetrußland, was Italien und die Kleine Entente betreiben, Militaris mus nennen. Und d-r Aufbau aller dieser Militärmächte geschah unter den Augen des Völkerbundes und trotz derBindungen anAbsatz Vdes Versailler Vertrages, der die Abrüstung der anderen als Folge der deutschen Abrüstung festsetzte. Auch der englische Premierminister wird mit seinem Artikel die Wahrheit nicht verwischen oder auf den Kopf stellen können. Auch ihm müssen wir wie allen ähnlichen Vorwürfen mit der kühlen Antwort begegnen: Was wir getan haben, ist nur die Folge eures Handelns. und was dem Ehre rer Weit -- Ehre des Mes! Ein Aufruf von Dr. Goebbels zvm 1. Mai. Reichspropagandaminister Dr. Goebbels hat zum 1. Mai folgenden Aufruf erlassen: An das ganze deutsche Volk Zum dritten Male seiern wir im Zeichen des Natio nalsozialismus den Tag der deutschen Arbeit. Während der 1. Mai 1933 noch im Schatten der innerpolitischen Auseinandersetzung stand, konnten wir den 1. Mai 1934 bereits zu einer großen, alle Stände und Berufe vereini genden Demonstration des nationalsozialistischen Aufbau- Werkes machen. Der 1. Mai 1935 soll nunmehr Symbol und Ausdruck der wiedererrungenen deut schen Freiheit und nationalen Souveränität sein. An ihm schließt sich das ganze deutsche Volk zu einer einzigartigen Manifestation seines nationalen Lebens willens zusammen und stattet in nie dagewesenen Millionenkundgebungen dem Führer seinen großen und tiefgefühlten Dank ab für die Proklamation des deutschen Wchrgesetzes vom 16. März, durch die Deutschland seine nationale Gleichstellung unter den anderen Mächten festgelegt hat. Die Welt soll sehen, daß dieser Entschluß des Führers der Entschluß des Volkes ist: Arbeiter, Bauern und Soldaten wollen an diesem Tage das einmütige Gelöbnis ablegen, sich wie ein Mann hinter die Politik Adolf Hitlers zu stellen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Ehre und die Sicherheit der deutschen Nation zur festen und unerschütterlichen Grund lage des gesamten deutschen Aufbauwerkes zu machen. Gerade der deutsche Arbeiter hat allen Grund, dem Führer für seinen mutigen Entschluß zu danken; denn was nützt der großzügige Versuch der Wiederaufrichtung unserer Wirtschaft, dem das ganze deutsche Volk mit all seinen Kräften dient, wenn dahinter nicht die wahrhafte Kraft der Ration steht, die entschlossen ist, die Sicherheit und den Frieden der deutschen Arbeit zu verteidigen. Der Pflug, der durch die Ackerschollen geht, und die Maschine, die das Lied der Arbeit singt, sind wieder geschützt durch den nationalen Verteidigungswillcn des ganzen Volkes. Damit erhält der 1. Mai des Jahres 1935 seine tiefe und symbolhafte Bedeutung. Eben deshalb auch feiert ihn das deutsche Volk dies mal mit besonderer Hingabe. Er soll der Gruß der N a ti o n a n d en F üh r s'r sein; er soll einen spontanen Akt des Dankes für seine auf die Sicherheit und Ehre der Nation, aber auch auf den Frieden Europas gerichtete Politik darstellen. Er soll der Welt zeigen, daß das ganze deutsche Volk seine nationale Einigkeit wiedergefunden hat und keine Hoffnung mehr besteht, in Deutschland Bundes genossen gegen Deutschland selbst zu finden. Adolf Hitler repräsentiert dieses neue Volk. In seiner Stimme sprechen die Stimmen von 66 Millionen Deut schen mit. Er ist der beglaubigte Wortführer einer Nation, die wie jedes andere Volk ihre Ehre und gleiche Berechtigung sichert, darüber hinaus aber gewillt ist, mit allen Kräften am Wiederaufbau Europas tat- und opferbereit mitzuarbeiten. > Diese Nation steht heute wieder lebensent schlossen, aber auch fr i e d e n s g e w i l lt vor den Augen der Welt. Aber ihr ist aufs neue die Fahne der Ehre hochgegangen. Arbeiter, Bauern und Soldaten tragen auf ihren Schultern das Reich. Es liegt in sicherer Hut in Adolf Hitlers Hand. Dem Lebenswillen des Volkes tausend- und millionen fach Ausdruck zu geben und ihn dabei zu verbinden mit dem nationalen Ausbauwerk, dem die schaffenden deut schen Menschen aus allen Ständen und Berufen sich mit tiefer, sittlicher Begeisterung hingegeben haben, ist Sinn und Parole des nationalen Feiertags, den wir am 1. Mai festlich begehen wollen. Darum ergeht aufs neue an die ganze deutsche Nation zum Feiertag des Volkes der Ruf: Ehret die Arbeit und achtet den Arbeiter! Die nationale Ehre und die Freiheit unseres Volkes ist die Grundlage aller Wohlfahrt und jeden sozialen Glückes. Ihrer sollen in gleicher Weise Arbeiter, Bauern und Sol daten teilhaftig werden. Wieder stehen für einen Tag die Räder still und ruhen die Maschinen. Wieder ehrt Deutschland die Arbeit, von deren Segen das Volk ein ganzes Jahr leben soll. Der 1. Mai ist Feiertag für arm und reich und hoch und niedrig. Bekränzt eure Häuser und die Straßen der Städte und Dörfer mit frischem Grün und den Fahnen des Reiches! Von allen Last- und Perfonenautos, aus allen Fen stern sollen die Wimpel und Fahnen der nationalsozia listischen Erhebung flattern! Züge und Straßenbahnen sind mit Blumen und Grün geschmückt! Auf den Fabrik-^ türmen und Bürohäusern werden feierlich die Fahnen des Reiches gehißt! Kein Kind ohne Hakenkreuz wimpel. Die öffentlichen Gebäude, Bahnhöfe, Post- und Telegraphenämter sollen in frischem Grün stehen! Die Verkehrsmittel tragen Fahnenschmuck! In der Ehre der Arbeit liegt die Ehre des Volkes! Die Ehre des Volkes aber ist die Bürgschaft für den Frieden und die Sicherung der Nation! Deutsche aller Stände. Stämme, Berufe und Kon fessionen, reicht euch die Hände! Für Arbeit, Frieden, nationale Ehre und Sicherheit! Es lebe der Führer! . Es lebe Deutschland, sein Volk und kem Reich! einen recht ist, muß dem anderen billig sein. Noch ein kleines Wort zu dem Vorwurf MacDonalds, daß Deutschland den Völkerbund verlassen habe „aus Gründen, die er niemals als gewichtig ein schätzen konnte«. — Hier scheint MacDonald die Geschichte der Völkerbundsentscheidungen in den letzten anderthalb Jahrzehnten schlecht zu beherrschen. Aber er braucht sein Gedächtnis gar nicht so sehr anzustrengen, er braucht nur den letzten Entschluß von Genf mit seinem Vorwurf gegen Deutschland zu vergleichen. Diese Ent schließung in der letzten Völkerbundsratssitzung scheint uns einer der größten Rückfälle in eine Zeit, in der man Deutschland als Sklaven aller europäischen Rüstungs staaten ansah und als willenloses Objekt, an dem man alle Maßnahmen der Unterdrückung und Erniedrigung austoben lassen konnte. MacDonald scheint noch nicht be griffen zu haben, daß das Deutschland von heute nicht mehr das Deutschland von gestern ist, denn hätte er das erfaßt, dann würde er sich nicht über unsere Stellungnahme zum Völkerbund Wundern können. Wir lassen es uns einfach nicht mehr bieten, daß man Deutschland als zweitklassigen Staat be handelt. Wir fordern die Gleichberechtigung, wie sie uns als 66-Millionen-Volk zukommt, aber der Völker bund hat uns nicht so behandeln wollen. Folglich mußten wir ihm den Rücken kehren. Das einzige Positive in dem Artikel MacDonalds scheint seine Hoffnung zu sein, daß „die Tür für eine ehrenvolle Vereinbarung nach wie vor offen stehe«. — Deutschland und sein Führer haben oft genug betont, daß sie zu jedem Abkommen bereit sind, das den Frieden Europas sichert. Wir brauchen also aus diese Hoffnung des englischen Premierministers nicht noch ein mal zu erwidern, daß uns gar nichts daran liegt, etwa die Tür zuzuschlagen. Nur fragen wir uns, ob Herr MacDonald die Politik der offenen Tür mit seinem Artikel gefördert hat. Oer italienische Aufmarsch an -er abessinischen Grenze. Londoner Blatt meldet: Bisher 60 800 Truppen und 1000 Flugzeuge. Der Korrespondent des Londoner Blattes „Daily Telegraph", der sich in der abessinischen Hauptstadt Addis Abeba aufhält, will zuverlässige Meldungen über den italienischen Aufmarsch in der Kolonie Eritrea haben. Er meldet seinem Blatte, daß bisher bereits mehr als 60 000 Soldaten und tausend Flugzeuge aus Italien in Eritrea gelandet worden seien. In Addis Abeba glaubt man allgemein, daß die Italiener beabsichtigen, die jetzigen Verhandlungen bis Ende Mai, d. h. bis zum Anfang der Regenzeir, in die Länge zu ziehen, weil dann irgendwelche Bewegungen der Äthiopier auf der abessinischen Hochebene beinahe un möglich seien. Der Korrespondent bemerkt zum Schluß, daß der abessinischen Regierung über die aus Rom ge meldeten Angriffe von Räubern auf italienische Kara wanen in der Nähe der Grenze nichts bekannr sei. Nach einer Pariser Meldung ans Addis Abeba hat der Kaiser von Abessinien in einer Botschaft erneut die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht für die Frauen vorgeschlagen, die besonders im Sanitätsdienst Verwen dung findL» sollen.