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Lagesspruch Die Welt ist nicht aus Brei und Mus geschaffen, deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen. Harte Bissen gibt es zu lauen; wir müssen erwürgen oder verdauen. Goethe. kommen Samm- Tür zu Kirche zugute soll. Tausende von lern gehen von Tür, um Gaben zu sam- moln. Zehntausende wer ¬ den am 13. und 14. April auf den Straßen und Plätzen die Sammelbüch sen bereithalten. Alle Spender erhalten als Dank ein Abzeichen. Es ist das Zeichen der Inneren Mission, in dem die Buchstaben I und M zu Kreuz und Krone ver einigt sind, und trägt die Inschrift: „Volkstag, Palmsonn tag 1935. Dank der Inneren Mission". In etwa 20 Groß städten Deutschlands wird die Öffentlichkeit durch einen Sonderstempel der Post auf den Volkstag hingewiesen werden. Neben dem Abzeichen bieten die Sammler eine illustrierte Werbeschrift an, die all den Spendern in die Hand gegeben werden soll, die von dem Wesen und Wirken der Inneren Mission näheres erfahren wollen. In allen Gemeinden stehen die Gottesdienste des Sonntags Palmarum im Zeichen der Inneren Mission, auch die Kirchenkollekten dieses Sonntags kommen der Liebesarbeit der Kirche zugute. An dem Volkstag der Inneren Mission werden die Kindergottesdienste sich in besonderer Weise beteiligen. Es wird eine „K i n d e rs p e n d e des deutschen evangelischen Gottesdienstes" gesammelt werden, deren Ertrag der Kinderfürsorge zugute kommt. Jedes Kind erhält im Kindergottesdienst am 14. April eine Spendenkarte, in der darauffolgenden Woche sollen die Kinder bei ihren Ver wandten und Bekannten kleine Spenden, die für jede Karte einen Gesamtbetrag von 50 Pfennig ausmachen, sammeln. Da der Volkstag in diesem Jahr auf den Sonntag Palmarum fällt, der in sehr vielen Gemeinden der Sonn tag der Konfirmation ist, ist eine Beteiligung der Kon firmanden an der Sammlung angeregt worden. Bei den häuslichen Konfirmationsfeiern soll eine Spenden- tüte herumgereicht werden, die nach Abschluß der Samm lung verschlossen und dem Pfarrer übergeben wird. -i- Der Reichs- und preußische Kultusminister Rust hat in einem Erlaß an die ihm unterstellten Schulbehörden VoLksiag ösr Inneren Mission. Haussammlung vom 8. bis 14. April — Straßensamm lung am 13. und 14. April. Die Innere Mission der Deutschen Evange lischen Kirche hat vom Reichs- und preußischen Minister des Innern auf Grund des Sammlungs gesetzes die Genehmigung erhalten, im ganzen Reich vom 8. bis 14. April eine Haussamm lung und am 1 3. und 14. AprileineStra- ßensammlung zu veranstalten, deren Er trag der Liebesarbeit der MW Mmtiiis M MimWMms. Die Wahlen zum Danziger Volkstag haben den er warteten überlegenen Sieg der Nationalsozia listen gebracht. Die Opposition, die sechs Gegen parteien bzw. Grüppchen aufgestellt hatte, ist ge schlagen. Die NSDAP, kann gegenüber der letzten Volkstagswahl am 28. Mai 1933 einen Stimmen zuwachs von rund 30 200 Stimmen, und damit eine Vermehrung der Bolkstagssitzeumb verzeichnen. — Die Wahlen hatten das folgende Ergebnis: Stimmen Stimmen am W. 5 33 Mandate NSDAP.. . . 439043 (409029) 44(38) SPD 38015 ( 37882) 42(43) Kommunisten. 7 990 ( 44 566) 2 (5) Zentrum ... 31525 ( 34 336) 9(40) Lifte Weise. . 9 694 ( 13 596) 3 (4) („Nationale Front") Liste pietsch. . 332 < - ) 0 (0) Polen 8 310 ( 6 743) 2 (2) Nationalsozialistische Mehrheit auch in den Danziaer Kommunarwahren. In den Landkreisen Danziger Höhe sowie Stadl Zoppot fanden gleichzeitig mir den Volkstagswahlen auch Neuwahlen zum Kreistage und zu den Gemeindevertretungen statt. Nach dem Ergebnis dieser Wahlen Hal die NSDAP, ebenso wie es bereits im November vorigen Jahres in den beiden anderen Danziger Landkreisen der Fall war, nunmehr auch im Kreise Danziger Höhe sowie in der Sadt Zoppot über all die absolute Mehrheit, im Kreistag Danziger Höhe sogar eine überwältigende Mehrheit erzielt. Noch in der Nacht zum Montag erließ der Danziger Gauleiter der NSDAP., Albert Forster, einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: Der Sieg der national sozialistischen Bewegung ist überwältigend. Von rund 230 000 abgegebenen Stimmen Hal die Nationalsozia listische Deutsche Arbeiterpartei allein 140 000 Stimmen erhalten. Damit ist vor aller Welt der Beweis geliefert, daß durch das Bekenntnis der übergroßen Mehrheit der Danziger Bevölkerung zum Nationalsozialismus Danzig eine urdentsche Stadt ist. Die anständigen Deutschen in Danzig haben durch ihren Einsatz für die nationalsozialistische Weltanschauung dem Führer Adolf Hitler ihren Dank abgestattel. Wir Nationalsozialisten wollen an diesem historischen Tage unser Gelöbnis er neuern, auch in Zukunft dem Führer treu und gehorsam zu folgen zum Wohle unserer herrlichen Be wegung und zum Segen Deutschlands. Euch allen, meine Parteigenossen und Anhänger der Bewegung, gebührt für diesen Sieg allein der Dank. Wir wollen uns' gegenseitig den Schwur leisten, genau so treu, fleißig und ehrlich Weiterz ukämpfen wie bisher. Der Kampf ging nicht für irgendeinen einzelnen Menschen, er geht in Danzig allein für die deutsche Sache, allein für den Mann, den Wir verehren und dem wir folgen, solange wir leben für Adolf Hitler! angcoronel, saß im evangelischen Religionsunterricht die Kinder auf das Werk der Inneren Mission hingewiesen werden sollen. — Der Führer der Reichsarbeitsgemein schaft der freien Wohlfahrtspflege, Rcichsleiter Hilgen- feldt, hat zum Volkstag der Inneren Mission folgen des Grußwort erlassen: „Der in der Zeit vom 8. bis 14. April stattfindende Volkstag der Inneren Mission möge im Sinne volksgemeinschaftlichen Handelns einen wertvollen Grundstein zur Förderung der freien Wohlfahrtspflege bilden." Aufbauarbeit in Danzig geht weiter! Aufruf des Senatspräsidenten Greiser an die Danziger Bevölkerung. Der Präsident der Freien Stadt Danzig, Arthur Greiser, hat einen Aufruf an die Bevölkerung der Freien Stadt Danzig erlassen, in dem es heißt: Der vom Senat der Freien Stadt Danzig ge wünschte und von der nationalsozialistischen Bewegung parlamentarisch herbeigeführte Appell an die Danziger Bevölkerung hat den Beweis erbracht, daß noch mehr als bisher die übergroße Mehrheit der Danzi ger Bevölkerung hinter der nationalsozialistischen Partei und Regierung steht. Die Oppositions par t e ien haben dadurch ein für allemal das Recht ver wirkt, im Namen der Danziger Bevölkerung Schriften und Beschwerden an irgendeine Stelle zu richten. Durch den eindeutigen Vertrauensbeweis der Dan ziger Bevölkerung, der durch die Abgabe von 30 000 Stimmen mehr als in den Volkstagswahlen im Mai 1933 zum Ausdruck gekommen ist, wird die Regierung nach der Neubildung ihre schwere und verant wort unsvolle Aufbauarbeit mmmehr mit gestärkter Kraft fortsetzen und, vom Vertrauen des Volkes getragen, vollenden. Das Volk hat gesprochen. Die Arbeit geht weiter! Für ein deutsches Danzig in nationalsozialistischem Geist! * Der Reichs- und preußische Minister des Innern, D r. Frick, hat an Gauleiter Forster in Danzig folgen des Telegramm gerichtet: „Das neue Bekenntnis Danzigs zu seinem Deutschtum wird im Reich begeisterten Wider hall finden. Dem treuen Danzig und Ihnen herzlichen Glückwunsch zu dem großartigen Wahlerfolg. Heil Hitler! Dr. Frick, Reichs- und preußischer Minister des Innern." Emmüiige Zusammenarbeit. Dr. Ley spricht zu den Webern des Eulengebirges über Betriebsgemeinschaft. Von Köln kommend traf Reichsorganisationsleiter Dr. Ley am Montag auf dem Breslauer Flugplatz ein. Zum Empfang war der Landesleiter der DAF., Partei genosse Kulisch, mit seinem Stabe anwesend. Dr. Ley begab sich mit den Herren sofort im Auto nach Langen biel au, wo er bei der Firma Christian Dierig einen Betriebsappcll besuchte und zu den bevorstehenden Ver- trauensratswahlen das Wort ergriff. Von großem Beifall mehrfach unterbrochen, forderte Dr. Ley die einmütige Zusammenarbeit zwischen Betriebsführer und Gefolgschaft und brachte in beredten Worten die Friedensliebe des deutschen Volkes zum Ausdruck. Dr. Ley beschäftigte sich dann mit der marxistischen Ideologie und dem, was sie Gewerkschaft nannte. Er führte aus, daß auch hier sich die Geschichte nicht mehr zurückdrehen lasse. Dafür sei die Revolution von 1933 zu tief gewesen. Der ausschlaggebende Erfolg der Gewerk schaften und Arbeitgeberverbände und der Parteien habe schließlich doch nur in den 7 Millionen Arbeitslosen be standen, die am Ende der Systemzeit die national sozialistische Regierung vorgefunden habe. Wenn jetzt Deutschland nur noch 214 Millionen Arbeitslose zähle, ein Jahr früher als der Führer 1933 es verlangt habe, dann sei das ein überwältigender Erfolg Unter dem begeisterten Beifall sämtlicher Beleg schaftsmitglieder schloß Dr. Ley seine Rede mit dem Kommando: „Stillgestanden! Fahnen hoch! Adolf Hitler ist Deutschland und Deutschland ist Adolf Hitler! Adolf Hitler, unser Führer, Sieg Heil!" 1. Der harte Atem des Spätherbstes stieß durch die Luft, wirbelte den Staub der Chaussee aus und trieb ihn den dreien in das Gesicht. „Dreck!" knurrten zwei von ihnen und beugten den Kopf tiefer. Schritten unwilliger und lascher voran. Der dritte, der in der Mitte, wohl der jüngste von ihnen, lachte. Ein wenig frech, aber ehrlich. Steifte den Nacken zu einer harten, eigenwilligen Linie. „Bestimmt Dreck. Nehmt ihn ohne Murren. So, da kommt eine neue Ladung! Damit ihr euch daran gewöhnt. Versteht ihr? Und nicht zu üppig werdet . . . Was sagst du, Steinke? Ich soll keinen Blödsinn reden?" Die Bekanntschaft der drei Wanöergenossen war einen knappen Tag alt. Ein Gutspächter in der Uckermark, Nähe Prenzlaus, suchte Arbeitskräfte für die Rübenernte. Einen Schub von acht Mann hatte der Arbeitsnach weis Berlin-Nord gestern nach Greifenhagen auf den Weg geschickt. Heute morgen waren noch drei Nachzügler dazu- gekommen. Der Metalldreher Franz Steinke, augenblicklich arbeitslos, der Student der Medizin Jürgen Asmussen, dem die Kolleggelder knapp waren und der keine Mög lichkeit gefunden hatte, sie anderweitig zusammenzu kratzen und der Gärtner Karl Boldt aus Hinter pommern, seit drei Monaten auf der Walze. Ein nach Beruf, Landsmannschaft, Lebensauffassung Und Charakterveranlagung völlig verschiedenes Trio. Auf dem Arbeitsnachweis am Wedding hatten sie sich noch etwas mißtrauisch gemustert, als sie sich als Men schen mit demselben Ziel kennenlernten. Aber schon im Luge nach Prenzlau, gleich hinter Gesundbrunnen, waren sie näher aneinandergerückt, nicht nur körperlich, auch innerlich, von der seelischen Seite her. Das kame- kadschaftliche Du, die vom Schicksal derselben Art er baute Brücke, war wie etwas Selbstverständliches Zwischen ihnen gebraucht worden, ohne daran zu denken, daß sie vor vierundzwanzig Stunden noch nichts von einander gewußt. Nun marschierten sie feit einer guten Stunde auf der Kreischaussee von Prenzlau nach Greifenhagen zu. Ein trüber Spätoktobertag. Der graue Himmel tief, wie zum Greifen nahe. Eine drückende Last zu Häupten. Geschorene Wiesen manchmal. Meist leere, kahle Aecker. Wenn die junge, blaßgrüne Saat nicht gewesen, hätte einem das Herz noch mehr weh getan. Denn dieses Wandern auf unbekannter Straße, dem Abend und einem fehnsuchtsfremden Ziel entgegen, war wie das Suchen nach der verlorenen Heimat. Die Chaussee stieg über eine bescheiden sich höhende Bodenwelle, lieh eine kleine Weile einem langgestreckten See Gemeinschaft und schlüpfte dann in einen Buchen wald mit fahlem Laube und nebliger Nässe, die zwischen den Stämmen hing. Als der zurücktretende Wald den Blick wieder frei gab, fand er, wie von einer harten Plötzlichkeit über rumpelt, die Siedlung eines Dorfes. Ein unbehelmter Kirchturm in massigem Feldsteinrechteck und ein paar Schornsteine von Brennereien oder Zuckerfabriken überragten eine mäßige Anzahl von Gebäuden und halbentlaubten Baumgruppen. . Karl Boldt wies hinüber. „Das wird das Nest sein. Nach dem getippelten Ende stimmt's. Also rem ins ge lobte Land!" , . Franz Steinke kniff den Mund cm. Sagte dann spöttisch: „Beinahe wie Berlin." Fühlte, daß etwas wie Sehnsucht, Furcht über ihn kam. Ntußte an das Hinter haus von Scestraße 18 in Reinickendorf denken, an seine Frau. Ein unruhiges, flackerndes Licht kam in seine Äugen. „So ein Lauscucst!" sagte sw halblaut, mit sich selbst nicht im klaren, ob die abfällige Bezeichnung ans Berlin oder auf Greifenhagen gehen sollte. Jürgen Asmussen schwieg Er hatte einen müden Blick. Ein kleines, mattes Lächeln lief über sein schmales Gesicht. „Und wo mögen nun die Rübenfelder sein?" dachte er ... Wie schwer das Leben war! Und wenn ... Gitt das alles gewußt hatte! * » * August Krusemark, der Verwalter, hakte den Stock über den Arm und rückte die Mütze aus der Stirn. „So, drei Mann noch? Na, dann gebt mal eure Papiere her." Während er auf das Hervorsuchen wartete, musterte er die Angclommenen. Hoffentlich rein Aufsässiger und Dickfelliger drunter, den man heute annahm und mor* gen 'rausschmeitzen mußte. Hatte man alles schon gehabt. Krusemark schob den Priem tiefer in die Backentaschs hinein und spie einen dünnen gelblichen Strahl zur Seite. Na, Rüben hatte von den dreien sicher noch kein ein ziger gesehen. Ganz gewiß der mit dem schmalen Ge« sicht nicht, der ihm nun als erster die Papiere reichte. „Na, mal her 'mit!" ... Da war's ja schon richtig: „Student der Medizin Jürgen Asmussen, geboren am 14. September 1908 zu Helmerslinaen, Kreis Bremer vörde," las er halblaut. „Hm, im Sommer hatten wir Stücker drei von der Gelehrsamkeit hrer. Waren tipp toppe Jungs. Immer obenauf und gearbeitet wie die Türken. Einer hat sich fogar in Amtmanns Jutta ver lebt, was mit einem Rausschmiß endete, als die Sache wr den Herrn kam. Also Vorsicht mit der Jutta!" Krusemark griente. Eine Hupe erklang. Kurz und herrisch. „Weg! Zur Seite!" befahl der Verwalter. „Das ist sie. Sie fährt wie der Satan. Es gibt Dreckspritzer." Im nächsten Augenblick sauste eine graugrüne Limousine durch die Hofeinsahrt, bog hart hinter der Gruppe nach rechts ab und fuhr zur Garage hinüber. Jurgen hatte einen musternden, wie es ihm schien, hochmütigen Blick ans zwei dunklen Mädchenaugen auf gefangen. „Und mit den Rüben, Herr Doitor? Wird das gehen?" Sollte das Hohn sein? „Doktor?" Oder nur etwas platte Gutmütigkeit? Eine leise Röte lief über Jürgens Stirn. „Ich denke, es wird gehen," sagte er nun. „So. Na, nun werter. Und Sie?" Franz Steinke machte ein finsteres Gesicht. War das ein langes und breites Gequatsche wn allem möglichen Her und Hin. Dachte dieser Berz nicht daran, daß man müde und hungrig sein müsse und sich danach sehnte unter Dach und Fach zu kommen? Er stieß dem Frager die Papiere unwirsch zu. „Hier. Metalldreher aus Berlin. Steinke heiße ich. Rüben habe ich schon als Junge auf dem Hundewagen nach Hause gezogen. In Lüdekehme bei Luckau. Mit mir wird's also auch gehen." Krusemark blies die Nase auf. Sein Priem wechselte von rechts nach links. Oha! Der Junge war keß. Das war einer von der waschechten Sorte, der man auf die Finger sehen mußte. "-orts, folgt.),