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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung tue Landwirtschaft und ^)as ^Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werklagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Frei Haus, bei Postbestellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post- jederzeit Bestellungen ent- U. gegen. Im Falle höherer Eewalt, od. sonstiger ' Betriebsstörungen besteht tein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Sie wollen «nd müssen etwas lernen, sollen ganze Menschen werden, fallen etwas leisten. Von der Obhut der Eltern gehen Oe in die Obhnt der Lehrherren über. Oft hört man die Klage, daß der Lehrherr dem Lehr ling nicht die gebührende Aufmerksamkeit und Fürsorge widmet, deren er bedarf. Der Lehrling als Laufjunge, wie oft ist das so. Ist dann das Lehrjahr um, dann hat der junge Mensch nichts gelernt, hat Zeit verloren und findet nicht den Anschluß an seine Vernfskameraden. Das mutz verhütet lverden. Deshalb hat unter Mitwirkung der Hitler-Jugend und der Deutschen Arbeitsfront die Reichs wirtschaftskammer zwei Musterlehrverträge herausgegeben, die das Lehrverhältnis der kaufmän nischen Lehrlinge und der gewerblichen Lehrlinge in den nicht-handwerksmäßigen Betrieben regeln. In diesen Musterverträgen sind zum erstenmal bewußt die Folgerungen gezogen aus der Erkenntnis, daß der Lehr ling nicht die billigste Arbeitskraft sein soll, sondern als A r b e i t s s ch ü l e r dem Lehrherrn znr Erziehung, Aus bildung und Ertüchtigung anvertraut ist. Die wesentlichsten Neuerungen betreffen die Fragen der Vergütung, der Beschäftigung, der Auslösung des Lehrverhältnisses. Die Vergütung ist einheitlich bei gewerblichen Lehrlingen als Wochenvergütunq, bei kaufmännischen Lehrlingen als Mon'atsver- gütung festgelegt. Bei den gewerblichen Lehrlingen rönnen also keine Stuudenlöhne mehr vereinbart werden; damit entfällt die Möglichkeit, daß der Lehrherr durch vorübergehende Arbeitseinstellung den schon knappen Lohn des Lehrlings einseitig kürzt. Aus demselben Grund wird der Besuch der Berufsschule als Arbeitszeit gewertet und bezahlt. Auch der nicht mehr berufsschulpflichtige Lehrling soll, soweit das zu seiner Ausbildung erforderlich ist, die Möglichkeit zum Schulbesuch erhalten. Neben lei st ungen, die nichts mit dem Wesen der Ausbildung zu tun haben oder nicht in dem Gedanken der Arbeitskameradschaft begründet sind, sind verboten. Das kaufmännische Muster enthält außerdem eine Urlaubsregelung, die für den Lehrling bis zum vollendeten 16. Lebensjahr 20 Arbeitstage, bis zum 17. Lebensjahr 18 Arbeitstage, bis zum 18. Lebensjahr 15 Arbeitstage, bis zum 20. Lebensjahr 12 Arbeitstage Urlaub gcwäbrt. Besonderen Anlaß zu Streitigkeiten gab und gibt immer die vorzeitige Auflösung des Lehr- verbältnisses. Bisher hatte gewöhnlich nur der Lehrherr aus dem Lehrvertrag eine firierte Schadens ersatzforderung für den Fall der unberechtigten Auf lösung durch den Lehrling. Das neue Muster gewährt dem Lehrling den gleichen Anspruch gegen den Lehrherrn. Falls der Lehrling also durch Schuld des Lehrherrn seine Stelle verliert, kann er ohne weiteres im ersten Lehrjahr 50 Mark, im zweiten 100 Mark, im dritten 150 Mark ein klagen. Bei Aufgabe des Geschäfts, Stillegung usw. wurde bisher der Lehrherr vom Lehrvertrag frei. Auch hier schafft der neue Lehrvertrag Wandlung. Das „Betriebsrisiko" hat jetzt grundsätzlich der Lehrherr zu tragen, erst durch Beschaffung einer neuen Lehrstelle wird er von seinen Verpflichtungen frei. Ganz neu ist auch die Bestimmung, daß das Lehrver hältnis automatisch in ein Gehilfen- oder Fach arbeiterverhältnis übergeht, wenn nicht der Lehrherr bei kaufmännischen Lehrlingen drei Monate, bei gewerblichen Lehrlingen einen Monat vor Ablauf der Lehrzeit erklärt, daß er den Lehrling nicht weiter beschäftigen will. So weiß der Lehrling rechtzeitig Be scheid, ob er sich nach einer, anderen Arbeitsstelle umsehen muß. Unterläßt der Lehrhcrr diese Anzeige, so ist der Lehrling nach Ablauf der Lehrzeit mit den gesetzlichen Kündigungsfristen fest angestellt. Diese Bestimmungen sind sestgelegt worden in Über einstimmung aller irgendwie maßgebenden und inter essierten Stellen, wie Reichswirtschastskammcr, Jndustrie- und Handelskammern, Deutscher Ausschuß für Technisches Schulwesen, Deutsche Arbeitsfront und Hitler-Jugend. Es besteht also nicht der geringste Grund zn der Annahme, in diesen Mustern würde die eine oder die andere Partei Ungerecht bevorzugt oder benachteiligt. Es ist die Über zeugung aller verantwortlichen Stellen, daß in diesen Lehr verträgen nur das sestgelegt und vorgcschlagen ist, was ein Nationalsozialistischer Lehrherr un- ein nationalsozialistischer Lehrling in Deutsch land henke von einander verlangen können und sollen. Wer den Wirtschafts- und Arbeitsfrieden wirklich fest be gründen will, der wird zu seinen Lehrverträgen sofort nnr noch die neuen Musterlehrverträge der Reichswirtschafts- kammcr oder die nach diesem Vorbild von den Jndustrie- Und Handelskammern der einzelnen Wirtschaftsbczirke her ausgegebenen Muster benutzen. Auskunft und Beratung vanrig dal (kutsch gewählt. Danzig hat gewählt. Nach einer Woche jubelnder Hochstimmung, einer Woche, die der Danziger Bevölkerung den langcrwartetcn Besuch mehrerer rcichs- dcutscher Minister gebracht und die ihren Höhepunkt mit der gewaltigen Feierstunde auf dem Heumarkt gesunden hatte, auf der Dr. Goebbels das Wort z >,n letzte» Appell ergriff, hat Danzig die Entscheidung getroffen, die selbstverständlich war: es hat d e u t s ch g e w ählt. Schon am frühen Morgen begann der Wahlbctrieb in den 188 Wahllokalen. Kurz nach Eröffnung standen vor den meisten Lokalen schon Menschcnschlangen. Die Wahl beteiligung war für Danzig sehr stark, was schon daraus hervorgeht, daß vielfach bis zum Mittag bis zu 70 v. H. aller Stimmen abgegeben waren. Die Wahlhandlung wurde um 6 Uhr abends ge schlossen. Zwischenfälle haben sich nicht ereig net. Die ersten aus dem Landgcbict vorliegenden Einzel ergebnisse ließen schon erkennen, daß die NSDAP, aus dem flachen Lande offenbar einen Erfolg erzielt hat, der selbst den überwältigenden Wahlsieg bei den Kreistags- Wahlen im November vorigen Jahres noch übertrifft. Das Wahlergebnis in Danzig Das erste Gesamtergebnis lag aus dem Wahlkreis Danziger Werder vor: in sämtlichen 102 Bezirken des Landkreises Danziger Werder wurden zusammen 26 344 Stimmen abgegeben. Davon waren gültig 26 126, ungültig 218 Stimmen. Es erhielten: Nationalsozialisten 21 016 (am 28. Mai 1933: 15 194), Sozialdemokraten 1635, (3303), Zentrum 2022 (2783), Kommnnisten 711 (1202), Liste Weise 413 (682), Liste Pietsch 57 (—), Polen 271 (171). Nach dieser Aufstellung hat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei im Wahlkreis Danziger Werder also 80,5 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. Die Ergebnisse aus allen 61 Bezirken des Wahlkreises Danziger Niederung lauten: Wahlberechtigt 16 290, abgegebene Stimmen 15 947, davon gültig 15 826, ungültig 121, davon erhielten: NSDAP 12 918 (11 277), Sozialdemokraten 1561 (2899), Zentrum 384 (787), Kom munisten 475 (1500), Liste Weise 412 (752), Liste Pietsch 39 (—), Polen 28 (69). Danach hat die NSDAP in diesem Landwahlkreis 81-62 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. Gauleiter Forster über -as Wahlergebnis Danzig, 8. April. Vor der Bekanntgabe des Er gebnisses der Wahlen im Danziger Rundfunk hielt der Danziger Gauleiter der NSDAP., Albert Forster, eine kurze Ansprache, in der er u. a. sagte: Der Sieg der na tionalsozialistischen Bewegung ist überwältigend. Von rund 230 000 abgegebenen Stimmen hat die Nationalso zialistische Deutsche Arbeiterpartei allein 140 000 Stimmen erhalten. Damit ist vor aller Welt der Beweis geliefert, daß durch das Bekenntnis der übergroßen Mehrheit der Danziger Bevölkerung zum Nationalsozialismus Danzig eine urdcutschc Stadt ist. Die anständigen Deutschen in Danzig haben durch ihren Einsatz für die nationalsoziali stische Weltanschauung dem Führer Adolf Hitler ihren Dank abgcstattct. Wir Nationalsozialisten wollen an diesem historischen Tage unser Gelöbnis erneuern, auch iu Zukunft dem Führer treu und gehorsam zu folgen zum Wohle un- sercr herrlichen Bewegung und zum Segen Deutschlands. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses im Danziger Rundfunk fuhr Gauleiter Forster fort: Meine national- soizalistischen Parteigenossen! SA.- und SS.-Männer, Po litische Leiter nnd sonstige Mitkämpfer im Wahlkampf! Ihr habt jetzt das Ergebnis des Wahltages gehört. Ihr könnt alle stolz sein aus das, was die nationalsozialistische Bewegung heute erreicht hat. Euch alle«, meine Parteige nossen und Anhänger der Bewegung, gebührt für diesen Sieg allein der Dank. Ohne eure aufopferungsvolle Tätig keit wäre es nie möglich gewesen, diesen Sieg in so über wältigender Weise erfechten zu löuncn. Wir wollen das, was ich bereits vorhin erwähnt habe, uns auch jetzt wie derum ins Gedächtnis zurückrnfcn und uns gegenseitig den Schwur leisten, genau so treu, fleißig und ehrlich weitcrzU» kämpfen Wie bisher. Der Kampf geht nicht für irgend einen einzelnen Mensche», er geht hier in Danzig allein für die deutsche Sache, allein für den Mann, den wir verehren und dem wir folgen, solange wir leben, für Adolf Hitler! Dr. Rauschning im Ausland. Der frühere Danziger Scnatspräsident Dr. Rausch- ning, der wegen schwerer Vertrauensbrüche aus der NSDAP, ausgeschlossen wurde, hat nach einer Meldung des „Danziger Vorposten" in der Nacht vor der Wahl Danzig verlassen nnd sich ins Ans land be geben. Die auf diese Meldung hin angestellten Ermitt lungen haben ergeben, daß Dr. Rauschning in seiner Dan ziger Wohnung tatsächlich nicht mehr aufzufinden war. Rach zuverlässigen Nachrichten soll Dr. Rauschning sich bereits im Auslande befinden. Dr. Rauschning hatte noch am Sonnabend früh in der Presse der Sozialdemokratie nnd des Zentrums einen offenen Brief an den Danziger Gauleiter Forster veröffentlicht, der nach Form und In halt den Tatbestand des Landesverrats erfüllt und sich in keiner Weise von den übelsten Erzeugnissen der Sepa- ratisten und Emigranten unterschied. Es ist bezeichnend, daß er noch vor Beendigung der Danziger Wahlen durch Flucht ins Ausland die Folgerung aus seinem Handeln gezogen hat. England rechnet mit Urompro- mihlölung in Strela/^L« In London finden jetzt die Vorbereitungen zur Kon ferenz in Strcsa statt. Lordficgclbewahrcr E d c n hat vorläufig nur dem Außenminister Simon kurz Bericht über seine Rundreise erstatten können. Dem Kabinettsaus schuß für auswärtige Angelegenheiten konnte er den vor gesehenen Bericht noch nicht geben, da er infolge der Luft krankheit, unter der er auf dem Sturmflug Prag—Köln schwer zu leiden hatte und infolge einer Hcrzattacke sehr angegriffen ist. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Tele graph", der den Lordsiegclbcwahrer auf seiner ganzen Reise begleitet hatte, faßt das Ergebnis in einem auf fallend optimistischen Ausblick zusammen. Die Lage sei zwar beunruhigend, aber nirgends drohe eine Ge fahr. Es bestehe die Hoffnung, in der O st p a k t f r a g e noch zu einem Kompromiß zu kommen. Keines der besuchten Länder habe kriegerische Absichten. Für Strcsa seien Vcrmittlungsvorschlägc geplant, die offenbar weitgehend auf den Vorschlägen Hitlers fußen sollen. in allen Fragen des Lehrvertrages erteilen die Rechts beratungsstellen der Deutschen Arbeitsfront; allen Mit gliedern der HI., des DJ. nnd des BDM. stehen außerdem die Berufs- und Rcchtsreferentcn auf den Sozialen Ämtern der Banne zur Verfügung. Zu dem Zweck soll der Artikel 16 der Völkcrbunds- satzungcn über die Bestimmungen betreffend wirtschaft lichen Boykott und militärische Sanktionen gegen einen Angreifer eine entsprechend« Umänderung er- fahren. Vorläufig habe aber entsprechend den Prager Be- fprechnngen die Möglichkeit einer Allianz Paris- Prag-Moskau im Vordergrund gestanden, für die offenbar bereits praktische Vorbereitungen getroffen seien. Der aus Amerika zurückgckehrte diplomatische Mitarbeiter des „News Chronicle", Vernon Bartlett, erwartet eben falls eine Kompromißlösung ,m SEnne Hillers, wobei er hervorhebt, daß England nicht ge willt sei, den europäischen Status guo zu garantieren. Der Versuch aber, zu einer gewaltsamen Änderung des Status quo durch militärische Angriffe zu kommen, würde Eng land in gemeinsamer Front mit den angegriffenen Staaten finden. pariser Denkschrift für den Völkerbund. Frankreich hat, wie aus ziemlich zuverlässiger Quelle verlautet, eine Denkschrift für den Völkerbund vorbereitet, die dem Ministerpräsidenten nnd den für die Landes verteidigung zuständigen Ministern Vorgelegen hat. Der französischen Denkschrift soll ein Entschließnngscntwnrf bcigefügt werden, der gegebenenfalls vom Völkerbunds rat angenommen werden müßte. In Pariser Kreisen scheint man zu hoffen, daß der Lutschliebunasentwurf in