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die totale Mobilmachung dieses Wort Lier Vein« HeimatMtnng da» Wilrdrnfte» Tageblatt Wenn die Arbeitsfront heute mit diesen großen Auf gaben betraut wird, und wenn in ihr auch jetzt die Wirt schaft ihren Platz gefunden hat, so ist das ein Beweis für die Richtigkeit unseres bisherigen Handelns und Wirkens. Wir wollen aber nickt erlahmen, dieses einzig artig in der Welt dastehende Gebilde mit dem Geist des wahren Sozialismus der nationalsozialistischen Gemein schaft zu erfüllen und alle Menschen so zu ordnen, daß sie zur höchsten Leistung im Interesse und zum Wohle des Volkes befähigt sind! entgegen oem Verbot des Kriegskommandanten seine« Radioapparat einstellt. Staatsfeindlich handeln die jungen Leute, die am Biertisch zusammenkommen und dort dis politische Lage besprechen. Staatsfeindlich handelt jeder, der nicht Mitglied der litauischen Parteien ist, der über einen Tesching verfügt, mit dem die Jungen nach Spatzen schießen, staatsfeindlich handelt jeder, der Bismarcks „Er innerungen", die Werke von Ernst Moritz Arndt, oder Bücher von Hermann Löns liest, und diese Staatsfeind lichkeit wird mit monatclangen Zuchthaus- und Gefäng nisstrafen geahndet. Staatsfeindlich handelten nach litauischer Auffassung sogar ganze Klassen acht- nnd neun jähriger Kinder, in deren Schülerzeitschrift „Hänsel und Gretel" einmal ein Hitlerbild gewesen sein soll. Angesichts dieser Unglaublichkeiten erst kann man an nähernd ermessen, welche Fehlurteile mit der vierfachen Todesstrafe und der Unzahl von Zuchthausstrafen neuer dings verhängt worden sind. Das Urteil des Kownoer Militärgerichts ist ausschließlich von Haß und W i l l k tt r d i kt i c r t. Es ist ein politisches Urteil, das in Wirklichkeit durch Befehl der Regierung schon gefällt war, als der Prozeß begann. Litauen wollte durch diese» Prozeß die Signatarmächte der Memelkonvention, näm lich England, Frankreich, Italien und Japan, von deut schen Gewalttaten im Memelland überzeugen. Aber der Beweis ist trotz des Schreckensurteils nicht geglückt. Man kann die Garantiemächte nicht von der Schuld freisprechen, daß sie durch ihre Passivität alle diese Akte der Roheit und der Brutalität, die in Kowno schon zu einem System ausgebildet worden sind, ermöglicht haben. Darum könne« in diesem Augenblick die Außenämter der Signatarmächte nicht erwarten, daß man ihnen ein Uninteressiertsein zu billigt. Sie haben durch ihr Schweigen die litauische Ne uerung ermutigt. Jetzt ist es ihr Pflicht, endlich ein zugreifen, soll sich die Welt nicht daran gewöhnen, daß Garantiepflichten nach kurzer Zeit von einem Garanten verleugnet werden. Dieses Schreckensurteil kann Deutschland keinesfalls ruhig hinnchmen. Die Erregung des deutschen Volkes ist allgemein und wird sich heute überall in großen Kundgebungen Luft ma chen. Sie werden in schärfster Form protestieren gegen die Kul turschande und mit allem Nachdruck fordern, daß dieses po litische Fehlurteil revidiert wird. Tastesspruch Ein Grab, v Mutter, ist gegraben dir An einer stillen, dir bekannten Stelle; Ein heimatlicher Schatten wehet hier, Auch fehlen Blumen nicht an seiner Schwelle. Drin liegst du, wie du starbest, unversehrt, Mit jedem Zug des Friedens und der Schmerzen; Auch aufzuleben ist dir nicht verwehrt, Ich grub dir dieses Grab in meinem Herzen. Ludwig Uhland. oen Anfloß «nv Anlaß gibt, vor dem dann eine neue ! Welt ersteht. So ist sein letztes leidenschaftlich be- j sprochenes Werk „Der Arbeiter" ebenfalls nur vor > diesem Hintergrund zu denken. Wenn das 19. Jahr hundert von der Gestalt des B ü r gers geformt wurde, so wird das 20. vom Arbeiter (im Jüngerschen Sinn der arbeitende Mensch überhaupt) geprägt. Der Arbeiter ist — nach Jüngers Auffassung — der Träger aller künf tigen Entscheidung und Geschichte. Der Weltkrieg hat den Schlußstrich unter die bürgerliche Zeit gezogen. Der Typus unserer Zeit tritt seine Herrschaft an. Ein heroi scher Realismus wird hier verkündet. In großartiger Einseitigkeit, gemischt von viel Hypothetischem und Uto pischem — über deren Intellektualismus manches zu sagen wäre — wird hier das Bild und die Gestatt des neuen Menschen entworfen, der das Gesicht unseres Jahrhunderts bestimmen wird. Ein gewichtiges Buch, das Forderung und Anspruch ist, in vielem gewiß wider spruchsvoll und Widerspruch herausfordernd, aber ein Beitrag zur Zeitwende, der vieles aus ähnlichem Anlaß Geschriebenes aufwiegt. Das Buch eines kriegerischen Friedens und darum typisch für Jünger. Der Weltkrieg und Nietzsches „Wille zur Macht" sind die Wurzeln seines Lebensgefühls. So hat er einmal für sich und seine Generation das Nietzsche-Wort ab gewandelt: „Wir Deutsche sind noch nichts, aber wir werden etwas. Wir sind noch nichts: das heißt, wir sind allerlei. Wir werden etwas: das heißt, wir hören einmal auf, allerlei zu sein." Daß wir etwas werden, dafür kämpft Ernst Jünger und dafür dankt ihm und liebt ihn nicht zuletzt die Jugend, der er sich verbunden fühlt. Er schlägt die Brücke von den Besten der Front zu den Jungen, auf denen einmal die Zukunft ruhen muß. stammt ebenfalls von Ernst Jünger — vorzubereiten und zu verkünden. Ihr persönliches und gemeinsames Erlebnis war der Krieg, der für sie heute noch nicht beendet ist. Sie stehen noch mitten im Gefecht. Der Krieg ist für sie der Vater aller Dinge. Ihr Leben beginnt im Kriege, hier erwacht es erst zum Bewußtsein. Am stärksten natürlich bei denen, die von der Schulbank oder aus dem Hörsaal in die Gräben gingen. Wie es Ernst Jünger tat, der als I9jähriger Student (geb. am 29. März 1895 in Heidel berg) sich kriegsfreiwillig meldete, bald zum Leutnant be fördert, 14mal verwundet wurde, mit 23 Jahren den kour Is mörite als Stoßtruppführer erhielt, nach dem Kriege in der Reichswehr war, 1925 infolge feiner Ver wundungen seinen Abschied nehmen mußte, und nach einigen Studienjahren sich als Schriftsteller betätigte. Ein paar Daten, die weniger entscheidend sind aks das innere Erlebnis, das aus Kampf geboren ist und den Kampf sucht. In seinen Büchern kreist er immer wieder um diefes Erlebnis. Am bekanntesten ist wohl sein Kriegsbuch „In S t a h l g e w i t t c r n" geworden. Als „Träger des deutschen Idealismus der nach siebziger Jahre, ausgewachsen im Geiste einer materia listischen Zeit, wob in uns allen die Sehnsucht nach dem Ungewöhnlichen, nach dem großen Erleben." Irgendwie ist für Jünger der Krieg immer das große Ahenteuer geblieben, auch in den wilden Materialschlachten, aber gleichsam vertieft und vergeistigt. „Man war müde ge worden und an das Gesicht des Krieges gewöhnt, aber gerade aus dieser Gewöhnung heraus sah man das Ge schehen in einem gedämpften und vergeistigten Licht. Man wurde nicht mehr so durch das Äußerliche geblendet. Der Krieg warf seine tieferen Rätsel. Es war eine selt same Zeit." Diesen tieferen Rätseln nachzuspüren, war für Jünger das Lockende. Wo andere nur grauenvolle Vernichtung und anklagendcs Chaos sahen, versuchte er den „Kampf als inneres Erlehnis" (der Titel eines weiteren Buches) zu deuten. In seiner Selbstbiographie „Das abenteuer liche Herz" gibt er nicht Stationen seiner Existenz, sondern Malsteine der geistigen Begegnungen. Das Ge dankliche, das Nachdenken, das aus dem Erlebnis in die Zukunft weisende, ist immer bei Jünger das Entschei dende. Er ist darum viel mehr als Kriegsdichter, der nur Kmnpfhandlung und Erinnerungen verzeichnet. Das alles gibt nur den Rahmen ab, den Hinter grund. vor dem sich aber nun alles abspielt, der immer Über alles die Gemeinschaft! Ein Ausruf Dr. Leys. Der Reichsorganisationsleiter Dr. Ley hat einen Aufruf an die gewerbliche Wirtschaft erlasse«, in dem es u. a. heißt: Mit der großen Kundgebung in Leipzig ist die ge werbliche Wirtschaft unter der Führung des Reichswirtschaftsministers Dr. Schacht in die Arbeitsfront eingegliedert worden. Deutschland bekundet damit, daß ihm die Gemeinschaft über alles geht und daß innerhalb Vieser Gemeinschaft die berechtigten Interessen aller ge recht vertreten werden sollen. Damit dürfte der soziale Aufbau des neuen Deutschland zu einem gewissen Ab schluß gekommen sein. Drei Ergebnisse sind es, die dieser Kundgebung zugrunde lieaen: 1. Wirtschaft und Sozialpolitik geboren zusammen? Man kann nicht eines ohne das andere tun 2. Man gibt dem Volke eine aus sozialpolitischem Gebiete größtmögliche Selbstverwaltung aus der Er kenntnis, daß das, was sich unter den Menschen ordnen läßt, von diesen Menschen selber geordnet werden soll, und daß der Staat nur dann cinschreitet, wenn eine Eini gung unter den Menschen nicht zustande kommt. 3. Damit bekundet der Staat, daß er der höchste Richter auch auf diesem Gebiete sein will. Und Recht ist das, was dem Volke nützt! mWArMer TagevIM 2. Blatt zu Nr. 73 — Mittwoch, den 27. März 1935 KimSsr Ses herrischen Lebens. Hum 40. Geburtstage Ernst Jüngers am 29. März. Schon heute wird deutlich, was ein kleiner Kreis von deutschen Menschen für die Neuformung des deutschen Menschen getan hat. In einer Epoche der Zerstörung haben sie ihren Weckruf hörbar gemacht mit eindring licher Zustimmung und Ablehnung auslösender Stimme. Auf jeden Fall aöer Entscheidungen fordernd. Gemeint ist jener Kreis, dessen gemeinsames Band das Erlebnis der Front in seiner ganzen erschütternden Tiefe war und die die geweckten Kräfte fruchtbar machen wollten für eine Revolutionierung des Lebens der Nation. Sie wollten nnd wollen ein neues Lebensgefühl prägen, ge boren aus dem „Kampf als inneres Erle'b- «is" — um gleich eine Formulierung Ernst Jün gers, der zu diesem Kreis gehört, zu gebrauchen. Diese Menschen haben noch als Jünglinge den schwindelnden Glanz des Kaiserreiches erlebt, dessen Fundamente aber bereits unterhöhlt waren und haben an der Schwelle des Mannestums den Zusammenbruch ihrer Väterwelt im Fegefeuer des großen Krieges erlebt, das den Menschen in seiner Nacktheit zeigte und ihn zu einer Neuformung feines Weltbildes und Lebensgefühls von Grund auf zwang. An der Zeitenwende, die wir erleben, beginnen wir das Gesetz dieser Männer zu erkennen, die mithalfen, M Aesurteile im Memelprszetz. Schwere Zuchthausstrafen für 25 Angeklagte — Milde Strafen und Gnade«, gesuche für die beide« Spitzel. Das Kownoer Kriegsgericht verkündete jetzt das Urteil gegen die Mcmcldeutschc». Bier Angeklagte wurden zum Tode ver urteilt, vier weitere zu lebenslänglichem Zuchthaus. Zwei Angeklagte erhielten je 12 Jahre Zuchthaus, acht Angeklagte zehn Jahre Zuchthaus. Der Führer der Christ lichsozialistischen Volksgemeinschaft und 14 andere An geklagte wurden zu je ächt Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Vermögen der Verurteilte« wird be schlagnahmt. Die beiden Spitzel und Kronzeugen erhielten bezeichnenderweise nur 1V- Jahre Gefängnis. Für sie wurde gleichzeitig ein Gnadengesuch eingereicht. Der Gerichtssaal machte am Dienstag den Eindruck eines großen Tages. Die militärische Bewachung war ver stärkt, die Diplomatenlogc überfüllt mit Vertretern aus ländischer Staaten, hohen litauischen Richtern und Beamten. Auf den Pressetribünen herrschte ein Andrang, der erheblich stärker als bei Eröffnung des Prozesses war. Die Angeklagten nahmen das Urteil ohne jede große Be wegung und sehr ruhig hin. Man hatte aber allgemein den Eindruck, daß dieses entsetzliche Urteil von niemand erwartet worden war. Bezeichnend für die Methode der Urteilsfindung ist, daß gerade die beiden Spitzel mit so milden Strafen davonkamen. Nur ganz wenige An geklagte, bei denen es sich in der Hauptsache um Namens- verwechfelungen handelt, also um solche Männer, die überhaupt gar nicht auf die Angklagebank gehörten oder um junge Leute von 16 und 17 Jahren, wurden frei- gesprochen. Metmntte der WiMr. Mit diesem Schreckensurteil erweitert Litauen die Reihe politischer Ungeheuerlichkeiten und Ungerechtig keiten gegen die unterdrückten Memeldeutschcn. Dabei sind die im Prozeß vorgebrachten Anklagen ebenso schal und nichtig, wie die Unzahl anderer Anklagen gegenüber den Memeldeutschen, dis durch nichts weiter hervorgerufen sind, als durch die Tatsache, daß Deutsche deutsch empfin den und nicht litauisch. Ein Heer von Spitzeln umgibt Tag um Tag unsere deutschen Brüder im Memel land, verdächtigt und belauscht sie, und all ihren Taten wird von vornherein der Stempel der Staatsfeindlichkeit aufgedrückt. Staatsfeindlich bandelt der Radiobörer. der Der Führer in der englischen Botschaft. Der englische Botschafter in Berlin, Sir Eric Phipps, gab aus Anlaß der Anwesenheit -der englischen Minister in der Reichs hauptstadt ein Frühstück in der Botschaft, an dem auch der Füh Sämtliche Bilder: Wagenborg-Bildmaterndienst rer und Reichskanzler Adolf Hitler teilnahm. Links neben dem Wagen sicht man den Adjutanten des Führers, Obergruppen führer Brückner, rechts den Sonderbeauftragten für Abrüstungs- fragen, von Ribbentrop. Rach dem Schrecksiumrtdil im Memel-Prozeß. Mick in den Berhandlungsraum im Memel-Prozeß, der jetzt mit der Berkünduna der drakonischen Urteile geendet bat.