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I Wilsdruffer Tageblatt 1 I 2. Blatt zu Nr. 82 — Sonnabend, den 6. April 1935 D Lagesfpruch Sagt einer, er hege Menschenhaß, das glaubt ihm nicht; es ist sein Spaß, oder es liegt im dicken Blut, im schlechten Wetter, im üblen Mut. Wenn das Herz sich ausgeweint, wenn die Sonne wieder scheint, wird die Welt auch schön und rein und der Haß verschwunden sein. Bauernfeld. Oer Feldherr Erich Ludendorff. Avm 7b. Geburtstag des verdienten Generals am 9. Avril. In den Jah ren der deutschen Ohnmacht, in der Zeit der seeli schen Zerrüttung, hat das deutsche Volk, vernebelt von der Ideolo gie art-und volks- fremderElemente, seine eigene Größe gering geachtet und seine Ehre verludern lassen. Die heroische Lei stung der Nation in ihrem größten Kriege wurde verlästert, und die Männer, die sie vier Jahre in diesem giganti schen Ringen ge führt hatten, gal ten in ihrem eig nenVolkbeivielen (Wagcnborg-Bildarchw.) „Kriegsver brecher", wie ein haßerfüllter Gegner deutsches Führertum im großen Kriege zu entehren wagte. Auf den Feldherrn Ludendorff konzentrierten sich die Angriffe von diesseits und jenseits unserer Grenzen. Da s nationalsozialistische Deutschland senkt seine Banner und Standarten in Ehrfurcht vor dem großen Soldaten an dessen 70. Geburtstag. Das neue Reich ehrt den Feldherrn Ludendorff und gibt ihm den Platz zurück, den ein kleines Geschlecht rauben wollte und doch nicht konnte, weil die Größe einer Persönlichkeit immer über den Niederungen einer Alltagskritik mit ihren fragwürdigen Wertmeffnngen steht. Erich Ludendorff stammt ans dem Osten, aus Posen, jener Landschaft, die in ihrer Strenge und Herbheit das Gesicht ihrer Menschen mitbestimmt und Willen und Tem perament zeugt. Die breite Öffentlichkeit weiß wenig von seiner Jugend, und er selbst schreibt nichts von seinem Werden und Reifen in seinen Erinnerungen. Es ist, als ob sein Leben erst mit dem Soldatentum beginnt. Die übliche Laufbahn eines preußischen Offiziers an der Front und im Generalstab. Von 1904 bis 1913 sitzt er im Generalstab, zwischendurch für kurze Zeit in der Auf marschabteilung, deren Chef er dann wurde. Im Herbst 1912 entwirft er den Plan einer Heeresverstärkung, weil es Tausende gab, die nicht ihrer Wehrpflicht genügten. Kurzsichtigkeit verhindert die Aufstellung von drei neuen Armeekorps. Sie haben zu Beginn des Krieges gefehlt... Ludendorff wird als Regimentskommandeur nach Düssel dorf versetzt. August 1914. Europa steht in Flammen. Das Volk in Waffen marschiert zum Schutz seiner Grenzen. Di« belgische Festung Lüttichist das erste Bollwerk. In der Nacht vom K. zum 7. August schlägt der Degenknauf eines preußischen Generals an das Tor der Zitadelle von Lüttich. An -er Spitze einer Brigade hat Ludendorff durch einen Handstreich die erste feindliche Festung be zwungen. „Der Sturm auf die Festung ist mir die liebste Erinncmmg meines Soldatenlebens. Es war eine frische Tat, be» der ich kämpfen konnte, wie der Soldat in Reih und Gliob, der im Kampf seinen Mann steht." Am 2 2. August 1914 fährt ein Auto durch das Maastal in Richtung Koblenz. Der Offizier mit den roten Streifen an den Hosen, der drinnen sitzt, rrägt einen Brief vom Chef des Großen Generalstabes in der Tasche: „Ich weiß keinen anderen Mann, zu dem ich so unbe dingtes Vertrauen hätte, wie zu Ihnen. Vielleicht retten Sie im Osten noch die Lage." Abends verläßt ein Sonder zug die Rheinstadt. In Hannover steigt der pensionierte General von Hindenburg zu. Das Feldherrnpaar des Weltkrieges, das sich nie vorder gesehen hatte, hat sich gefunden. „Vier Jahre haben wir in tiefster Harmonie wie ein Mann zusammengearbeitct, der Generalseld- marschall und ich. Ich sah es mit tiefinnerer Genug tuung, daß er die Jdealgestalt dieses Krieges für das deutsche Volk, die Verkörperung des Sieges für jeden Deutschen wurde. Der Generalfcldmarschall ließ mich teilnehmen an seinem Ruhm... Ich habe ihn hoch ge ehrt und ihm treu gedient..." Wir preisen die Vor sehung, die uns ein solches Feldherrnpaar schenkte, das Tannenberg und Masuren schlug, den weiten Raum des Ostens gegen den Ansturm Asiens dämmte. 2 2. August 19 16. Hindenburg ist zum Chef der Obersten Heeresleitung ernannt worden und Luden dorff zu seinem Ersten Generalquartiermcister. Roch einmal lodert der Witte zum Sieg auf. Der deutsche Soldat an der Somme, vor Verdun, in den Kar pathen und am Jsonzo siebt gläubig auf seine Führung, auf die seit Tannenberg die Verehrung und Hoffnung der Nation vereinigt ist. Zwei Jahre leitet Ludendorff die Operationen an den Riesenfronten der Erde. Eine gigan tische Leistung an Energie und Rervenkraft, die ein deut sches Wunder war und bleibt. Es ist die Tragik des Feld- Herrn Ludendorff, daß ihm im großen Kriege die Ergän zung durch einen genialen Staatsmann fehlte, wie sie Moltke in Bismarck besaß. Als das erbitterte Ende nahte, als Wilson seine vierzehn Punkte schickte, da fordert die Oberste Heeresleitung Abbruch der Verhandlungen. Ludendorff oder der Kanzlerprinz Max von Baden, einer von ihnen muß gehen. Der Feldherr wird dem Herauf zietzenden Parlamentarismus aeovfert. Am 26. Oktober General Ludendorff während des Krieges im Hauptquartier mit dem späteren Generalmajor Hoffmann. MA genehmigt dsr Käufer "das Abschiedsgesuch' dr5 Generals. Nach Ausbruch der Revolution stellt sich Ludendorff, ebenso wie Feldmarschall von Hindenburg, den neuen Machthabern zur Verfügung; die Regierung legt ihm jedoch nahe, Deutschland zeitweilig zu verlassen, da sie ihn nicht vor Mordanschlägen schützen könne. Ludendorff geht nach Schweden, wo er seine Kriegserinne rungen schrieb, und kehrt im Frühjahr 1919 nach Deutschland zurück. Hier wird gegen ihn als den „Kriegs- Verlängerer" ein Kesseltreiben der Links- nnd Mittel parteien veranstaltet. Ludendorff und Hindenburg weisen aber bei ihrer Vernehmung vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuß am 18. November 1919 die Anwürfe zurück, daß frühere Fricdcnsmöglichkeiten gegeben gewesen wären, die von ihnen durchkreuzt wor den seien. Als der Kapp-Putsch, der erste Angriff gegen Weimar, zusammenbricht, geht er nach München. Hier finden sich die Kräfte gegen die Berliner Judenregierung. Am 8. November 1923 wird der General in den Bürgerbräukeller gerufen. Ludendorff entläßt Lossow, Kahr und Seitzer gegen ihr Offiziersehrenwort, die zur Kaserne der 19er Kaserne eilen und durch Funkspruch den Aufbruch der nationalen Revolution verraten. Der 'General aber marschiert mit Adolf Hitler an der Spitze der Sturmkolonnen durch München. An der Feldherrnhalle peitschen die Schüsse der Landespolizisten. Menschen stürzen auf das Pflaster. Das Maschinengewehr des Panzer- autos knattert. Einer schreitet weiter, geht durch die Kette der Feuernden: Ludendorff. Der General wird im Hitler-Prozeß freigesprochen. Auf der Reichswahlliste der Nationalsozialistischen Freiheits bewegung wird Ludendorff im Mai und Dezember 1924 in den Reichstag gewählt. Nach dem Tode Friedrich Eberts tritt er im ersten Wahlgang als Präsidentschaftskandidat auf, kandidiert im zweiten Wahlgang (gegen Hindenburg) jedoch nicht mehr. Ludendorff zieht sich in die Nähe Münchens zurück und schriftstellert, über sein Fachgebiet nnd über religiöse Fragen. Sein Kampf mit der Feder gilt den Jesuiten und dem Freimaurertum. Viele treten binter ihn, viele verstehen ibn nicht. Er gerät in den Streit der Meinungen. Aber unbestritten bleibt der Ruhm des Feldherrn Ludendorff, des Mannes, „dessen Kraft wie Atlas eine Welt auf seinen Schultern trug". So ehrte der Reichswehrminister Generaloberst von Blomberg am Tage der Wiedergewinnung der deutschen Wehrhoheit den großen Feldherrn Ludendorff und mit ihm das ganze deutsche Volk, das seine Fahnen vor dem militärischen Genie Erich Ludendorff in Ehrfurcht senkt. E-ens schriftlicher Bericht. Stress nur Fortsetzung des europäischen Meinungs austausches. Nach der Ankunft Edens in London er- stattete er einem Kabinettsausschnß einen Bericht über seine Besprechungen in Moskau, Warschau und Prag. Die Vollsitzung des englischen Kabinetts findet am Montag statt. Für diese Sitzung wird Eden einen schriftlichen Bericht ausarbeiten. Bei der Beurteilung der Verhandlungen Edens i« den östlichen Hauptstädten stellt die englische Presse fast übereinstimmend fest, daß das Londoner Programm vom 3. Februar nicht in der geplanten Form habe durch geführt Werden können, nnd daß besonders der Ost pakt als erledigt gellen müsse. Unter deutlichem Hinweis auf die Vorschläge Hitlers besteht in England überwiegend die Anschauung, daß nunmehr andere Mög lichkeiten gefunden werden müßten. Dabei nehmen einige Blätter, wie „Daily Mai l", sehr entschieden Stellung gegen Pläne, die angeblich auch im britischen Kabinett er örtert worden seien, betreffs eines Militärpaktes zwischen England, Frankreich, Italien und Rußland. In diesem Zusammenhang verweist die „Times" auf die Enttäuschung, die in französischen, italienischen und Sowjetkreisen über das Ergebnis der Warschauer Verhandlungen herrscht. Ein unbedingtes „Nein" wäre dort lieber gesehen worden. Die „Time s" weisen nachdrücklich darauf hin, daß nach Ansicht MacDonalds und Simons die Beratungen von Stresa lediglich als Fortsetzung und Ab schluß des mit Edens Reise begonnenen europäischen Meinungsaustausches gedacht seien. V« No» von Sirte»»» kfn/^bsnfsusrromsn sie« 6sm nSrckffoksn 3ofi«s«isn 73j „Gut, ich bis dabei! Und Stifjäte« auch, sobald er kommt!" „Nyndal, Sie werden im Zimmer OHtennas wachen, zusammen mit Stifjäten. Ich werde mit Tärgade im Winkel vor der Tür Hannas verborgen sem. Bon dort könne« wir die Tür übersehen." „Rnd wenn der Wotfdea Weg durchs Fenster nimmt? Sie wissen doch, daß Olstenmos Schwester auf diese Weife «ms Leben kam." „Ja, aber im Sommer, wo das Fenster offen starck. Die Feerer werden mit den festen Läden verschlossen sein, die auch ei« Wolf nicht mit einem Ruck zerbrechen kann. Der Weg wird ihm also verschlossen sei»." „Gut, ich sehe das ein." „So, «nd jetzt will ich mich ein wenig mit Bärilak unter- hEn" Bentham gibt sich aüe Müh«, Bärilak recht Herpich will kommen zu heißen, aber innerlich schaudert ihn, als er dem blutrünstigen Verbrecher gegenübersitzt, dem auch der Tod 'Märtjas nicht na-hegegangen zn fein scheint. „Es tut mir weh, Bärilak, daß du einen so furchtbaren "Schmerz erfahren mußtest." „Es ist Schicksal, daß sie der Woff getötet Hot", entgegnet 'Bärilak düster. „Der Herr van Otstenna hätte dich gern als fröhlichen Gast gesehen bei seinem Ehrentage." „Bärilak war nie fröhlich in seinem Leben, Herr!" ent gegnet der große Jäger, und in den ruhigen Worten liegt her Schmerz. „Warum konnte Bärilak nie fröhlich fein? M« haben Gnats den großen Jäger geachtet und gechrt. Jeder soch ihn lieber kommen denn gehen. Drückt dich eine Schuld, daß du nicht froh sein kannst?" „Bärilak hat nie eine Schuld gedrückt, Herr!" entgegnet der Jäger ruhig. „Schuld ließ ihn auf die Erde kommen. Eine Mutter, di« die heilige Ehe brach, gebar ihn. Bärilak hat es ihr nie verziehen." „Kennt Bärilak seinen Vater?" Benthams Stimme zittert bei den Worten leise. „Nein! Bärilak mag ihn nicht kennen!" Das kommt so überzeugungsvoll heraus, daß Bentham stutzt. Er denkt an die Worte Nyndals: „Bärilak lügt nicht!" Am liebsten möchte er ihm jetzt auf den Kopf zufagen, daß er der große Wolf ist, aber er hält klugerweise zurück. „Bärilak, du hast Tärgade gesagt, daß der groß« Wolf im Schlosse ist?" „Ich habe die Wahrheit gesprochen!" Klar und fest kommt es heraus. „Und der große Wolf wird sterben, das sagt Bärilak!" Benthams Staunen vergrößert sich. „Will mir Bärilak nicht sagen, wo der große Wolf ist?" „Nein! Du wirst ihn sehen, Herr, wenn er liegt!" „Und wenn er ein neues Opfer gefordert hat?" „Nein, Herr! Er wird kein neues Opfer'finden! Herr, hier steh' dir mein« Hände an, sie werden den Wolf würgen ... würgen, bis er zu Tode gekommen ist." Bentham kann das alles nicht begreifen. Was meint Bärilak nur? Er spricht von einem anderen. Sollte Bärilak doch nicht schuldig sein? Nein, nein ... er ist schuldig. Es kann nicht anders sein! Er hämmert sich den Gedanken förmlich ein, als er wieder dem Schlosse zustrebt. Die Stimmung ist gedrückt. Als die Männer sich zu einem Spiel« niedersetzen, da begibt sich Hanna zur Ruhe, und die weiblichen Gäste schließen sich an, sie lassen die Männer beim Spiel allem. Bentham winkt Tärgade. Der Jagdmeister ist in Auf regung. „Herr, Kuoni hat mir eben gemeldet, daß Bärilak nirgends zu finde« ist. Er ist spurlos verschwunden»" Bentham zuckt zusammen. - - Ah ... der groß« Wolf ist an der Arbeit. Das Jagd fieber ergreift ihn. Er wirft noch einen Mick auf di« spielende Gesellschaft, sein Auge gleitet über Stifjäten, Nyndal, geht weiter auf Markollen, der ganz in das Spiel vertieft scheint. Dann verläßt er mit Tärgade das Zimmer. * Hanna ist müde. Als sie das Zimmer beiritt, schrickt fl« zusammen, denn am Fenster sieht sie Bärilak stehen. Sie stößt einen kleinen Schrei aus, aber sie berrrh'rgf sich sofort wieder, denn Bärilaks Mienen künden nichts Schlimmes. Er legt den Finger auf den Mund, j Sie schließt die Tür. „Die weihe Taube soll ohne Sorge sein! Bärilak ist ge kommen, um sie vor dem großen Wolf zu schützen." Hanna schrickt zusammen. „Der große Wolf ... soll hier zu mir kommen?" „Ja, Bärilak weiß es! Er wird ihn hier erwarten, und mit seinen Händen wird er ihn erwürgen. Die weiße Taube soll sich nicht sorgen. Wenn sie tapser ist und den Dämon schauen will, der das Geschlecht der OGenna fast vernichtet hat ... dann mag sie dort am Fenster stehen." „Bärilak ... wir wollen uns Helfer holen!" „Damit es der Wolf spürt! Bärilak braucht keinen Helfer! Er meistert den Wolf und wird ihn erwürgen. Die weiße Taube soll stark sein, dann wird der Dämon ver schwinden, und sehr viel Glück wird sie im Leben finden." „Wie soll ich dir danken, Bärilak!" spricht sie herzlich. „Du Haft das Schlimmste erfahren. Der Wolf nahm dir Märtjä, die du liebtest!" „Ich habe sie nicht geliebt ... nicht mehr geliebt, denn ich sah, wie falsch sie war und daß ihr Herz einem Stein glich. Schicksal ist Schicksal." .Warum tM du das für mich?" ' (Fortsetzung folgt.)